Taufe ohne untertauchen?

Neu in der orthodoxen Kirche - Wie lebe ich als orthodoxer Christ? Alle allgemeinen Fragen rund um die Orthodoxie.
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CalvinStein
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Taufe ohne untertauchen?

Beitrag von CalvinStein »

Hallo an alle.

Bei der Taufe wird der Täufling drei mal unter Wasser getaucht, habe ich recht?

In der Kirche die ich besuche wird das bei Erwachsenen nicht gemacht, da man kein passendes Becken hat. Die Erwachsenen werden beträufelt, soweit ich weis. Nun stelle ich mir die Frage wie ich das nun verstehen kann. Denn ich dachte das die Taufe mit dem untertauchen zusammenhängt.

Wie ist die orthodoxe Lehre dazu und wie ist sie entstanden? Gab es das beträufeln schon zu den Zeiten der Apostel?

Liebe Grüße.
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Igor
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Re: Taufe ohne untertauchen?

Beitrag von Igor »

Grüß Gott!

Im Forum wurde das Thema "Untertauchen" schon an verschiedener Stelle diskutiert, suche einfach mal nach dem Stichwort :arrow: http://www.orthodoxes-forum.de/search.p ... tertauchen

Weitere Informationsquellen dazu in der Orthpedia: :arrow: https://orthpedia.de/index.php/Taufe

Und bei DOM: :arrow: https://dom-hl-michael.de/domflyer-notw ... stentum-2/

Sehr ausführlich auch in der Wikipedia: :arrow: https://de.wikipedia.org/wiki/Taufe
Bis etwa zum 12. Jahrhundert war das Untertauchen durchaus eine übliche Taufform auch in der römisch-katholischen Kirche. Wo dies nicht möglich war, konnte jedoch bereits im ersten oder zweiten Jahrhundert durch Übergießen mit Wasser getauft werden.
In der orthodoxen Kirche bleibt es bis heute bei dem Verständnis der Taufe als des ersten Mysteriums, das den Empfang der folgenden Mysterien ermöglicht. Kyrill von Jerusalem beschreibt in seinen Katechesen an die Taufanwärter, wie der Täufling auf geheimnisvolle Weise Christi Leben und Sterben nachvollzieht. So symbolisiert das dreimalige Untertauchen die drei Tage Christi im Grab.
Wichtige Quelle ist die Didache (nachlesbar in der BKV):

:arrow: https://bkv.unifr.ch/de/works/cpg-1753/ ... ivisions/8
7. Kap. Anweisung über die Spendung der Taufe.

1. Bezüglich der Taufe haltet es so: Wenn ihr all das Vorhergehende gesagt habt, „taufet auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ in fließendem Wasser.
2. Wenn du aber kein fließendes Wasser hast, dann taufe in einem anderen Wasser; S. 11 wenn du es nicht in kaltem tun kannst, tue es im warmen.
3. Wenn du beides nicht hast, gieße dreimal Wasser auf den Kopf „auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“
4. Vor der Taufe soll fasten der Taufende, der Täufling und wer sonst kann; den Täufling lasse ein oder zwei Tage zuvor fasten.

Mt 28:19. ↩
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Als der Höchste hernieder fuhr, verwirrte Er die Sprachen, zerteilte Er die Völker, nun, da Er Feuerzungen ausgeteilt, ruft Er alle zur Einheit: Einmütig preisen wir deshalb den Heiligen Geist. (Pfingstkondakion im 8. Ton)
CalvinStein
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Re: Taufe ohne untertauchen?

Beitrag von CalvinStein »

Bei Wikipedia habe ich was interessantes gefunden. Nämlich was Tertullian über die Kindertaufe sagt:

„Die Kinder … sollen demnach auch kommen, wenn sie herangewachsen sind; sie sollen kommen, wenn sie gelernt haben, wenn sie darüber belehrt sind, wohin sie gehen sollen: sie mögen Christen werden, sobald sie imstande sind, Christum zu kennen. Aus welchem Grunde hat das Alter der Unschuld es so eilig mit der Nachlassung der Sünden?“[15]

Ist Tertullian nicht ein Kirchenvater? Wie kann ich das verstehen? Liegt er damit falsch?

Liebe Grüße
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Igor
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Re: Taufe ohne untertauchen?

Beitrag von Igor »

Grüß Gott!

Zitate aus dem Kontext zu reißen, ist gefährlich. Ein Satz vorher heißt es in dem Artikel:
Erste Erwähnungen der Kindertaufe finden sich um 215 in der Hippolytischen Kirchenordnung (Baptismus infantium). Offensichtlich war sie allgemein akzeptiert. Nur vereinzelt findet sich Kritik an der Kindertaufe. Tertullian argumentierte gegen diese Praxis: ...
Hier steht also anscheinend Tertullian gegen die allgemein übliche Praxis.

Ansonsten schau' mal hier im Forum, da gibt es mehr zu diesem Thema:
http://www.orthodoxes-forum.de/viewtopi ... 369#p31369

Empfehlenswert in diesem Zusammenhang ist auch das Buch von Erzpriester Sergius Heitz „Christus in euch: Hoffnung auf Herrlichkeit. Orthodoxes Glaubensbuch“, in dem in Frage 96 genau die Antwort formuliert ist.

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Re: Taufe ohne untertauchen?

Beitrag von Marian »

Servus,
Kirchenvater ja. Doch dass er deswegen alleiniger Besitzer der Wahrheit ist, nein. Und tatsächlich haben sie ihre Meinungen gegenseitig bekämpft und gestritten. Deswegen sollten wir ja nie abrücken von den Kanones der heiligen ökumenischen Konzile, wenn wir etwas orthodox nennen. Und doch ändern sich fortwärend grundlegend die Zeiten...
Daher ist sicher, dass die Errettung zum ewigen Leben im hier und jetzt stattfindet. Den Weg muss jeder gemeinsam mit dem Beichtvater und den Anordnungen des Bischofs gehen mittels der allerheiligsten Mysterien Gottes.
Der Rückblick auf das was damals war, kann uns zum besseren Verständnis dienen, nicht aber zur "Wahrheitsfindung".
Was orthodox ist weiß für dich dein Bischof, denn er muss die Verantwortung für dein Seelenheil tragen.

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holzi
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Re: Taufe ohne untertauchen?

Beitrag von holzi »

Genau! Tertullian ist zwar Kirchenvater, auch ein viel beachtet Schriftsteller, er wurde aber nie als Heiliger verehrt, weil er eben in einigen Sachen sehr extrem eingestellt war. Man sagte ihm auch Sympathien zu den montanistischen Häretikern nach.
Das Christentum nimmt den Menschen, wie er ist, und macht ihn zu dem, was er sein soll. (Adolph Kolping 1813-1865)
CalvinStein
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Re: Taufe ohne untertauchen?

Beitrag von CalvinStein »

Verstehe!

Danke allen :)
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