Vor kurzem fiel mir beim erneuten durchlesen folgendes auf:
Sergius Heitz und Susanne Hausammann in Zusammenarbeit mit der serb. orth. Mönchsskite in Geilnau hat geschrieben:[...]In der Orthodoxen Kirche kennt man inbezug auf den Kirchgang nicht die "Sonnatgspflicht" wie in der römisch katholischen Kirche.
*
Ich wollte an die hier schreibenden röm. Katholiken die Frage nach der Richtigkeit dieser Ausage richten. Gibt es in der RKK tatsächlich eine Sonntagspflicht und wenn ja, wie wird diese Pflicht bei euch begründet?
In der Hoffnung auf Aufklärung.
Euer Mod.
*Christus in Euch: Hoffnung auf Herrlichkeit, Seite 162
Na ja, zu den sog. fünf Geboten der Kirche gehört es, dass man an allen Sonn- und Feiertagen eine heilige Messe mit Andacht hören soll, sowie alle gebotenen Feiertage zu halten hat.
2180 Eines der Kirchengebote bestimmt das Gesetz des Herrn genauer: ?Am Sonntag und an den anderen gebotenen Feiertagen sind die Gläubigen zur Teilnahme an der Meßfeier verpflichtet" (⇒ CIC, can. 1247). ?Dem Gebot zur Teilnahme an der Meßfeier genügt, wer an einer Messe teilnimmt, wo immer sie in katholischem Ritus am Feiertag selbst oder am Vorabend gefeiert wird" (⇒ CIC, can. 1248, § 1).
2181 Die sonntägliche Eucharistie legt den Grund zum ganzen christlichen Leben und bestätigt es. Deshalb sind die Gläubigen verpflichtet, an den gebotenen Feiertagen an der Eucharistiefeier teilzunehmen, sofern sie nicht durch einen gewichtigen Grund (z. B. wegen Krankheit, Betreuung von Säuglingen) entschuldigt oder durch ihren Pfarrer dispensiert sind [Vgl. ⇒ CIC, can. 1245]. Wer diese Pflicht absichtlich versäumt, begeht eine schwere Sünde.
- bist Du sicher das es in der OK keine Gebote gibt mit ähnlicher Pflicht?
- findest Du es falsch wie es im zittierten Passus vom Walter beschrieben wird (Nr.2181)
?
80. Аще кто, епископ, или пресвитер, или диакон, или кто-либо из
сопричисленных к клиру, или мирянин, не имея никакой настоятельной
нужды, или препятствия, которым бы надолго устранен был от своея церк-
ви, но пребывая во граде, в три воскресные дни в продолжении трех сед-
миц, не придет в церковное собрание: то клирик да будет извержен из
клира, а мирянин да будет отлучен от общения.
deutsch in etwa:
Wenn einer, ob Bischof oder Priester oder Diakon, Kleriker oder Laie, ohne wichtigen Hinderungsgrund, obwohl er sich in der Stadt aufhält, an drei aufeinanderfolgenden Sonntagen der Gemeinde fernbleibt, so wird er, wenn er zum Klerus gehört, aus diesem ausgestoßen, als Laie hingegen exkommuniziert.
als mein bester Freund, der katholische Diakon mir sagte, dass diese Sonntagspflicht erfüllt wird mit dem Besuch einer orthodoxen Liturgie, im Falle, dass eine katholische Kirche sich nicht in der Nähe befindet :-)
Ich möchte auch sagen, dass die Gebete dieses lieben Freundes für mich viel bedeuetet haben und durch die Gnade des Herrn auch viel bewirkt haben.
An dieser Stelle einen lieben Gruß auch an die katholischen Freunde dieses Forums in diesem Jahr, in dem der Christus selbst unser Zentrum die Nähe zu einander schenkt durch den gemeinsamen Termin des Osterns, somit auch der Himmelfahr, somit auch dem freudigen nahekommendem Pfingsten.
Aleksandra
Zuletzt geändert von zoki am 19.05.2007, 09:16, insgesamt 1-mal geändert.
Mein Zuhause
Herr Gott mein Vater, (Psalm 61. V.5)
ich m?chte weilen in deinem Zelt in Ewigkeit, mich bergen im Schutz deiner Fl?gel.
Nun bin ich in der Tat ein wenig schlauer als vorher, möchte jedoch betonen, dass ich den "sonntäglichen Kirchgang" nie als Pflichterfüllung im Sinne eines Zwangs (!) empfinde. Die Göttliche Liturgie ist ein selbstverständlicher Teil meines Lebens geworden und ich partizipiere in ihr ganz unbefreit, zwanglos und ohne mir im Anschluß Striche im Büchlein zu machen:"So, hast du für heute wieder deine Pflicht erfüllt *Schulterklopf* , jetzt aber zurück in den Alltag".
Ich muss sagen, dass ich mich sehr wohl dabei fühle... Wohl ohne "ich hab kein Bock, aber ich muss ja" in das Haus Gottes in freien "Stücken" einzutreten.
Sicherlich ist das dauerhafte grundlose Vernbleiben von der Gegenwart des Heils, welche sich in der göttlichen Liturgie im besonderen Maße offenbart, eine Sünde!
Ich denke jedoch wir sollten mehr über den Begriff der Pflicht sprechen, da ich glaube der Autor des oben zitierten genau auf diesen Terminus zielte: Empfindet ihr den sonntäglichen Kirchgang als Pflichtabsolvierung?
Bin für eure Meinungen, aber auch Erklärungen stets dankbar !
Es stimmt natürlich - die "Sonntagspflicht" ist als solche in der Orthodoxen Kirche unbekannt; die von Br. Hans-Peter zitierten kirchenrechtlichen Bestimmungen (stammen im Übrigen aus der Kanonessammlung des Konzils "im Trullo" 692) sind auf dem Hintergrund staatskirchlicher Bestimmungen des Byzantinischen Reiches verfaßt - mit der Zugehörigkeit zur Orthodoxen Kirche wurde zugleich die Loyalität dem Staat gegenüber zum Ausdruck gebracht.
Selbst wenn man im orthodoxen Verständnis nicht von einer "gesetzlichen Verpflichtung" zum Kirchgang sprechen sollte (im Sinne einer rein formalen Erfüllung des Sonntagsgebotes), so erweist sich aber auch, daß die Teilnahme am gottesdienstlichen Leben der Kirche auf andere Weise ein essentieller Bestandteil des Glaubenslebens ist. Die Eingliederung in das gottmenschliche Mysterium der Kirche erfährt ihren vornehmsten und deutlichsten Ausdruck in der gottesdienstlichen (und hier insbesondere in der eucharistischen) Gemeinschaft. Wenn die Heiligen Väter den Begriff der geistlichen Nahrung hervorheben, so ist damit die umfassende Dimension spiritueller Existenz umfaßt - gekrönt durch die Einkehr der Kinder Gottes in das Haus ihres Vaters.
Anbei eine wunderschöne Predigt, die mich sehr berührt hat und die eventuell zu dem Thema passen könnte.
?Über den Besuch des Gottesdienstes
Aus der Predigt des hl. Ioannes Chrysostomos,
Patriarchen von Konstantinopel (? 407)
Ihr alle seid am heutigen Tage voll Freude, ich allein bin traurig. Denn wenn ich auf diese große Schar der Gläubigen hinschaue, muss ich zugleich daran denken, für wie lange Zeit sie wieder verschwunden sein wird, wenn das Fest vorüber ist. Und dieser Gedanke ist es, der mein Herz mit Wehmut und Trauer erfüllt. Warum denn kann sich die Kirche nur an wenigen Festtagen ihrer Kinder erfreuen und nicht bei jeder gottesdienstlichen Versammlung?
Wenn man es unterlässt, die Kirche, die gemeinsame Mutter aller Gläubigen, ständig und regelmäßig zu besuchen, ist das nicht ein überaus großes Unglück? Wie könntest du die Zeit denn besser verwenden? Und was hindert dich denn, hier zu verweilen? Sieben Tage hat die Woche, und diese sieben Tage hat Gott mit uns geteilt, Er hat aber nicht etwa für sich den größeren Teil behalten und uns den kleineren gegeben; nein, er hat dir sechs geschenkt und sich selber einen einzigen vorbehalten. Du aber kannst dich nicht dazu durchringen, an diesem einen Tage dich ganz von weltlichen Geschäften abzukehren. Doch was rede ich von einem ganzen Tag? Bring dem Herrn doch wenigsten zwei Stunden, so wirst du einen Gewinn mit nach Hause nehmen, der tausend Tage aufwiegt! Wenn du das nicht willst, dann sieh zu, dass du nicht die Früchte jahrelanger Arbeit verlierst, weil du dich weigerst, dich nur einmal in der Woche einen geringen Teil des Tages vom irdischen Gewinn abzuwenden. Denn wenn man Gott, den Herrn verachtet, dann wird er uns auch die schon gesammelten Güter wieder entziehen.
Wenn du dich nur einmal oder zweimal im Jahre bei uns sehen lässt, sag mit, was können wir dich dann lehren von jenen Wahrheiten, die man unbedingt wissen muss: Über die Seele, den Leib, die Unsterblichkeit, das Himmelreich, die Hölle, Die Langmut Gottes, die Verzeihung, die Buße, die Taufe, die Nachlassung der Sünden, die himmlische und irdische Schöpfung, die Natur des Menschen, die Engel, die Dämonen, den Teufel, das christliche Leben, die Gebote, den rechten Glauben, die Irrtümer der Andersgläubigen? Das und noch vieles andere muss der Christ wissen. Ihr aber, die ihr nur einmal im Jahr, und zwar ganz flüchtigen Sinnes, euch hier versammelt, nicht aus frommer Gesinnung, sondern weil eben das Fest es so mit sich bringt, ihr könnt jene Wahrheiten nicht einmal zum geringsten Teile kennen lernen.?
Sebastian hat geschrieben:
IEmpfindet ihr den sonntäglichen Kirchgang als Pflichtabsolvierung?
Bin für eure Meinungen, aber auch Erklärungen stets dankbar !
Euer Sebastian
Lieber Sebastian,
diese Diskussion ist zwar schon ein eine Weile her.. vielleicht liest Du dennoch gerne eine Antwort auf Deine Frage.
Vorab: Nein, ich empfinde den Kirchgang nicht als Pflichtabsolvierung.
Tatsächlich besteht die Pflicht zum Besuch der sonntäglichen Eucharistiefeier, das wurde ja schon dargelegt. Wer selbstverschuldet und ohne Dispens fernbleibt, sollte das in die Beichte bringen.
Landläufig ist es allerdings so, dass die wenigsten Katholiken jeden Sonntag die Messe mitfeiern und dass wohl keiner der Fernbleibenden dies als schwere Sünde sieht und beichtet. (wenn er denn überhaupt regelmässig beichtet)
Ich glaube, dass man mit Zwang niemanden zum Kirchbesuch bringen kann, und dass dies auch kein guter Ansatz ist.
Wenn meine Teenager mich fragen, was der Kirchgang soll, dann erzähle ich ihnen, dass es für mich ein Bedürfnis ist, Gott in der Messe in besonderer Weise nahe zu sein, Vergebung für meine Sünden zu erlangen, für die vergangene Woche zu danken, mich von Gottes Wort neu inspirieren zu lassen und - vor allem - in der Kommunion meinem Herrn ganz nah zu sein und immer mehr mich wandeln zu lassen. Und natürlich auch: Meine Glaubensgeschwister zu treffen, mich auszutauschen, Gemeinschaft zu erleben.
Ich selbst habe einige Zeit benötigt, um zu diesem Verständnis von sonntäglicher Messe zu kommen. Die Sonntagspflicht war mir insofern hilfreich, als dieses "eigentlich solltest Du doch" mich in trägen Zeiten hat anspornen können.
Es gibt eine römisch-katholische Sonntagspflicht, die aber je länger je weniger eingehalten wird.
Im übrigen ist es nicht allgemeiner rk-Konsens, dass man - bei fehlender rk. Kirche - einen orthodoxen Gottesdienst besuchen darf, vor allem dann nicht, wenn der orthodoxe Priester die Eucharistie wegen fehlender Mitgliedschaft zur Orthodoxie verweigert, wie es mir einmal passiert ist.
Sobald wird mir das nicht mehr passieren, weil ich bald einen orthodoxen Taufschein vorweisen kann.
Auch ich stimme Erzpriester Peter bei, dass wir nicht von einer Pflicht sprechen sollten, sondern von einem Sonntagsrecht.
Wir sollten soweit kommen, dass wir automatisch - ohne Pflichtdenken, sondern aus Freude - am orthodoxen Gottesdienst teilnehmen wollen, weil uns das tiefstes Glück und Vorwegnahme des Himmels auf Erden bringt.
Mit dem Pflichtdenken kommen wir in dieser Frage nicht weiter.
orthohans
Die senkrechte, himmelw?rts zielende Gottesverehrung lebe ewig.
Hallo. Mein Name ist Christopher. Ich bin 27 Jahre alt, röm.-katholisch, verheiratet und Vater eines kleinen Sohnes.
Ich interessiere mich schon seit längerem für die orthodoxe Kirche. Als Katholik kennt man eine "Messpflicht" an Sonn- u. Feiertagen. Wie sieht das in der Orthodoxie aus, im Speziellen in der Russischen Kirche.
Vielen Dank für die Infos.
Gruß Christopher
Grüß Gott, Christopher, und herzlich willkommen im Forum!
Christopher B. hat geschrieben:Hallo. Mein Name ist Christopher. Ich bin 27 Jahre alt, röm.-katholisch, verheiratet und Vater eines kleinen Sohnes.
Ich interessiere mich schon seit längerem für die orthodoxe Kirche. Als Katholik kennt man eine "Messpflicht" an Sonn- u. Feiertagen. Wie sieht das in der Orthodoxie aus, im Speziellen in der Russischen Kirche.
Vielen Dank für die Infos.
Gruß Christopher
Ich habe Deine Frage in den Strang verschoben, in dem das Thema schon diskutiert wurde und Du auch die Antwort[en] (insbesondere im Artikel von protopeter) findest.
In Christo
Igor
Als der Höchste hernieder fuhr, verwirrte Er die Sprachen, zerteilte Er die Völker, nun, da Er Feuerzungen ausgeteilt, ruft Er alle zur Einheit: Einmütig preisen wir deshalb den Heiligen Geist. (Pfingstkondakion im 8. Ton)