Krankheiten heilen?

Neu in der orthodoxen Kirche - Wie lebe ich als orthodoxer Christ? Alle allgemeinen Fragen rund um die Orthodoxie.
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Leax3
Beiträge: 6
Registriert: 29.05.2024, 12:05

Krankheiten heilen?

Beitrag von Leax3 »

Ist es laut der orthodoxen Lehre möglich alle Krankheiten heilen zu können?
Viele Dinge entstehen ja z.B. wie bei psychischen Krankheiten laut Wissenschaft aufgrund von Hormonen, Botenstoffen im Hirn oder weil z.B. schon im Mutterleib bei der Entwicklung etwas „schiefgelaufen“ ist.
Hier ist ja dann oft das Mittel der Wahl der Arzt oder Psychologe.
Aber ich habe von orthodoxen Christen auch schon gehört, dass das eigentlich alles Quatsch ist und wenn man fastet, betet und nach den Regeln der Kirche lebt alles geheilt werden kann/wird.
Es wäre wirklich schön, wenn das so möglich wäre. Andererseits würde das irgendwo ja auch im völligen Widerspruch zur Wissenschaft stehen…
Wie seht ihr das?
Alois
Beiträge: 44
Registriert: 30.03.2021, 12:43

Re: Krankheiten heilen?

Beitrag von Alois »

Krankheit und Leiden sind erst einmal Teil der gefallenen und sündigen Existenz des Menschen, der eben nicht mehr im Paradies lebt.
Schon im Alten Testament und später bei Jesus und den Aposteln erfolgen Heilungswunder immer nur punktuell und in der Regel um die damit verbundene Verkündigung oder die Macht Gottes zu demonstrieren.
In der Sozialdoktrin der Russisch Orthodoxen Kirche wird betont, dass die körperliche Gesundheit allein noch kein unbedingter Wert ist. Wenn Jesus jemanden geheilt hat, hat das immer auch eine seelisch-geistliche Dimension.
Auch kann Gott zuweilen eine Krankheit, ein körperliches Leiden oder Gebrechen für die gesitige Gesundung eines Menschen nutzen. Große Heilige - wie z.B. die heilige Matrona von Moskau - wurden von ihren körperlichen Leiden nicht erlöst, sondern sie waren Teil des Prozesses der Heiligung und im Tragen ihrer Gebrechen hat sie - wie viele andere Heilige - Menschen ein positives Vorbild gegeben und Mut gemacht im Umgang mit den eigenen Kranheiten.

Die Medizin wird von der Kirche als eine Gabe Gottes betrachtet. Schon von Anfang der Kirche an gab es immer heilige und uneigennützige Ärzte, die Menschen auf dem medizinischen Stand und den Möglichkeiten der jeweiligen Zeit geholfen haben. Die Heilkunst wurde vom Gebet (und dem Fasten) der Ärzte begleitet.
Bereits in der Bibel findet sich diese positvie Einstellung zur ärztlichen Heilkunst. So z.B. in einem Text aus dem Buch Jesus Sirach: Ehre einen Arzt wegen seiner nützlichen Dienste mit gebührenden Ehren, denn auch ihn hat der Herr erschaffen! Denn vom Höchsten stammt die Heilung ... Das Wissen des Arztes erhöht sein Haupt und bei Großen wird er bewundert. Der Herr hat aus Erde Heilmittel erschaffen, ein kluger Mann wird sie nicht ablehnen. (Sir 38 i.A.)

Zum Thema Krankheit und Heilung aus orthodoxer Sicht empfehle ich die Schriften des hl. Lukas, Erzbischof von Simferopol und Krim zu lesen. Er ist 1961 verstorben und war zuerst Arzt. Ist aber nach dem Tod seiner Frau Priester und später Bischof geworden und trotzdem sein Leben lang auch Arzt geblieben. (Übrigens hat auch er selbst immer wieder an verschiedenen Krankheiten gelitten, hatte einen Tumor und ist zum Ende seines Lebens erblindet.)
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