Orthodoxes Osterdatum in Verbindung mit jüdischem Pessach

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Luka Filipp Kiriak
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Re: Orthodoxes Osterdatum in Verbindung mit jüdischem Pessach

Beitrag von Luka Filipp Kiriak »

Liebe Forumsteilnehmer,

ich möchte nun anhand konkreter Quellen die Diskussion in diesem Strang weiterführen und zusammenfassen.

Konstantin schreibt über die Übereinstimmung bezüglich des Osterfestes; er spricht sich gegen die Juden aus (Eusebius von Cäsarea - Vier Bücher über das Leben des Kaisers Konstantin und des Kaisers Konstantin und die Rede an die Versammlung der Heiligen (Vita Constantini et Oratio ad coetum sanctorum), Buch III, https://www.unifr.ch/bkv/kapitel2027-17.htm):
Da dortselbst auch über das hochheilige Osterfest eine Untersuchung angestellt wurde, ist der einstimmige Beschluss gefasst worden, es sei gut, wenn alle dasselbe überall an einem Tage feierten; denn was könnte für uns besser, was ehrenvoller sein als dass dieses Fest, das uns die Hoffnung auf die Unsterblichkeit gegeben hat, in gleicher Ordnung und so, wie die Berechnung es offenbar verlangt, bei allen begangen werde, ohne dass ein Fehler mitunterlaufe? Zunächst schien es unwürdig zu sein, jenes hochheilige Fest nach dem Gebrauch der Juden zu feiern, die ihre Hände durch ihr gottloses Verbrechen befleckt haben und darum mit Recht als Menschen, auf denen Blutschuld lastet, mit Blindheit des Geistes geschlagen sind. Wir können ja, wenn wir deren Gewohnheit zurückweisen, in der richtigeren Ordnung, die wir seit dem ersten Tage des Leidens bis zur gegenwärtigen Stunde eingehalten haben, die Beobachtung dieses Gebrauches auch auf die Zukunft ausdehnen. Nichts soll uns also gemein sein mit dem verhassten Volke der Juden! Denn wir haben vom Erlöser einen andern Weg erhalten, vorgezeichnet ist unserer heiligsten Religion eine Bahn, die gesetzmäßig und gebührend ist, diese wollen wir einmütig einhalten und von jener schimpflichen Gemeinschaft uns trennen, geliebte Brüder! Denn es ist in der Tat ganz widersinnig, wenn jene sich rühmen könnten, dass wir ohne ihre Unterweisung nicht imstande wären, dieses Fest zu feiern. Wie werden aber die richtig denken können, die nach jenem Mord unseres Herrn und Vaters von Sinnen gekommen sind und sich von keiner Überlegung mehr leiten lassen, sondern von unwiderstehlichem Drange dorthin gerissen werden, wohin sie eben ihr angeborener Wahnsinn treibt? Darum sehen sie auch in dieser Frage nicht die Wahrheit, ja sie feiern sogar, so überaus weit gehen sie in ihrem Irrtum, statt sich entsprechend berichtigen zu lassen, in ein und demselben Jahre ein zweites Mal das Osterfest. Weshalb also folgen wir diesen, die doch anerkanntermaßen an schrecklichem Irrtum kranken? Denn ein zweites Mal Ostern in einem Jahre zu feiern, dies könnten wir doch nicht ertragen. Doch wenn auch dieses nicht vorläge, so müsste doch euer Scharfsinn durchaus seinen Eifer und sein Verlangen darauf richten, dass die Reinheit eurer Seele durch gar keine Ähnlichkeit die Gewohnheiten dieser ganz ruchlosen Menschen zu teilen scheine.

Dazu ist auch noch dieses zu bedenken, dass es ein Frevel wäre, wenn sich in einer so wichtigen Frage und bei einem Feste einer solchen Gottesverehrung ein Zwiespalt zeigte. Denn nur einen Tag unserer Befreiung, das ist den Tag seines hochheiligen Leidens, hat uns unser Heiland hinterlassen und eins sollte nach seinem Willen seine katholische Kirche sein, deren Glieder, mögen sie auch in noch so viele und noch so verschiedene Gegenden zerstreut sein, dennoch von einem Geist, das ist dem göttlichen Willen, belebt werden.

Es erwäge also der Scharfsinn eurer Heiligkeit, wie schrecklich und ungeziemend es wäre, wenn in denselben Tagen die einen dem Fasten oblägen, die andern Gastmähler veranstalteten, und wenn nach den Tagen des Osterfestes die einen sich Festlichkeiten und der Erholung überließen, die andern festgesetzten Fasten sich hingäben. Darum will, wie ihr doch wohl alle einsehen werdet, sicherlich die göttliche Vorsehung, dass in dieser Frage die nötige Berichtigung vorgenommen und eine einheitliche Ordnung geschaffen werde.
Das Heilige Ökumenische Erste Konzil hat also eindeutig klargestellt, wie wichtig es ist, dass die gesamte Kirche am selben Tag das Osterfest feiert. Dies war das Hauptanliegen der Kirche bezüglich der Frage des Osterdatums! Außerdem betonte das Konzil, dass Ostern nicht mit den Juden gefeiert werden soll. Und auch diese Forderung gilt meiner Meinung nach bis heute.
Darum sehen sie auch in dieser Frage nicht die Wahrheit, ja sie feiern sogar, so überaus weit gehen sie in ihrem Irrtum, statt sich entsprechend berichtigen zu lassen, in ein und demselben Jahre ein zweites Mal das Osterfest. Weshalb also folgen wir diesen, die doch anerkanntermaßen an schrecklichem Irrtum kranken?
Mit den am Irrtum Erkrankten sind hier die Juden gemeint. Von dieser Äußerung kann man indirekt ableiten, dass Ostern immer nach dem Äquinoktium gefeiert werden soll. Denn nach Konstantin wurde es als widersinnig hingestellt, in einem Jahr (beginnend mit dem Äquinoktium) das Osterfest nach dem Äquinoktium zu feiern und das darauffolgende Osterfest möglicherweise vor dem Äquinoktium, also zweimal innerhalb eines Jahres (betrachtet von Äquinoktium zu Äquinoktium). Dass die alexandrinische Osterberechnung dann für das Äquinoktium einfach den 21. März festgelegt hat, war der Unkenntnis über die Ungenauigkeit des julianischen Kalenders geschuldet. Glücklicherweise führt dieser Umstand jedoch auch heute zu keiner Verletzung der obigen Forderung. Vielmehr wird damit durch die Ungenauigkeit des julianischen Kalenders garantiert, dass Ostern mehr als ausreichend nach dem astronomischen Äquinoktium gefeiert wird.

Auch im Schreiben der Synode an die alexandrinischen Kirchen und an die libyschen Bischöfe wird die Durchsetzung der Forderung zur Einheit bezüglich des Osterdatums belegt. Dort heißt es, dass (Handbuch der mathematischen und technischen Chronologie - Das Zeitrechnungswesen der Völker, F. K. Ginzel, 1911):
die morgenländischen Brüder, die sich bisher nach den Juden richteten, von nun an das Osterfest mit den Römern, mit uns und allen feiern werden, die von alters her mit uns darin übereinstimmten.
Der genaue Wortlaut des synodalen Schreibens bezüglich Ostern war (englische Übersetzung, http://www.ccel.org/ccel/schaff/npnf214.vii.ix.html):
We further proclaim to you the good news of the agreement concerning the holy Easter, that this particular also has through your prayers been rightly settled; so that all our brethren in the East who formerly followed the custom of the Jews are henceforth to celebrate the said most sacred feast of Easter at the same time with the Romans and yourselves and all those who have observed Easter from the beginning.
Bezüglich der Distanzierung vom jüdischen Pessachfest schrieb Bischof Athanasius von Alexandrien, der dem Konzil beigewohnt hatte, in einem Brief (369) an die Bischöfe Afrikas (Handbuch der mathematischen und technischen Chronologie - Das Zeitrechnungswesen der Völker, F. K. Ginzel, 1911):
Die Synode versammelte sich wegen der Häresie der Arianer und wegen des Pessah, denn die Christen Syriens, Kilikiens und Mesopotamiens wichen von uns ab und begingen es zu derselben Zeit wie die Juden.
Ginzel stellt in dem Handbuch weiter richtig fest:
Eine Vorschrift, wann das Osterfest zu feiern sei, eine Regel oder einen Zyklus, nach welchen es zu bestimmen wäre, gab das Konzil ebenso wenig. Die Hauptsache war ihm, die Notwendigkeit der Einigkeit in der Osterfeier darzulegen: jeder Sondergebrauch sollte abgeschafft werden.
Die Frage, die man sich nun stellt, ist, wer denn für die Einhaltung der Osterberechnung verantwortlich ist. Dazu schreibt Ginzel weiter:
Aus einem Briefe vom 15. Juni 453 des Papstes Leo I. an den Kaiser Marcian will man schließen, dass angeblich die Väter des nikänischen Konzils (sancti patres) den alexandrinischen Bischof beauftragt haben, den Ostertag zu berechnen und ihn alljährlich dem Papste mitzuteilen, "damit durch diesen die übrigen Kirchen benachrichtigt werden, wann das Osterfest zu feiern sei".
Tatsächlich hatte sich die alexandrinische Osterregel im Laufe der Jahrhunderte auch durchgesetzt. Man kann aber bis heute nicht eindeutig belegen, dass nur die Alexandriner dazu beauftragt wurden und ihre Festlegungen (z. B. Äquinoktium am 21. März, 19-jähriger Osterzyklus, usw.) für die gesamte Kirche auch für die weite Zukunft bindend zu sein haben.

Ginzel schreibt weiter, dass auch das Konzil von Antiochia (341) die Forderungen des nikäanischen Konzils bekräftigte:
Der über das Osterfest angenommene Kanon bedrohte diejenigen, welche "das Passah mit den Juden halten", mit Ausschließung aus der Kirche, die zuwiderhandelnden Bischöfe und Priester mit der Absetzung.
Außerdem wurde bei den Apostolischen Konstitutionen, VIII. Buch, XLVII, Apostolischer Kanon VIII die Abhängigkeit vom Äquinoktium sowie das Verbot, mit den Juden zu feiern, weiter fixiert (Übersetzung von Dr. Ferdinand Boxler, Bibliothek der Kirchenväter, 1 Serie, Band 19, Kempten, 1874):
Wenn ein Bischof oder Priester oder Diakon den heiligen Paschatag vor dem Frühlings-Äquinoktium mit den Juden feiert, so soll er abgesetzt werden.
Dies wird dann sogar dahingehend konkretisiert, dass Ostern nicht vor dem 22. März gefeiert werden soll (Apostolische Konstitutionen, V. Buch, XVII, Übersetzung von Dr. Ferdinand Boxler, Bibliothek der Kirchenväter, 1 Serie, Band 19, Kempten, 1874):
Ihr, Brüder, die ihr durch das kostbare Blut Christi erlöset seid, sollet die Paschatage genau und mit allem Eifer begehen, nach dem Äquinoktium, damit ihr nicht zweimal in einem Jahre des einen Leidens Gedächtnis begeht, sondern einmal im Jahre euch des einmal Gestorbenen erinnert.

Haltet nicht mehr auf die Gewohnheit, mit den Juden das (Oster-)Fest zu begehen, denn wir haben keine Gemeinschaft mehr mit ihnen; selbst in der Zeitrechnung irren sie sich, welche sie als die richtige anzusetzen vermeinen, so dass sie nach allen Seiten in die Irre gegangen und von der Wahrheit abgefallen. Ihr aber beachtet genau das Frühlings-Äquinoktium, welches am zweiundzwanzigsten Tag des zwölften Monats d. i. des Dystros einfällt, abwartend bis zum einundzwanzigsten Tag des ersten Mondes, damit der vierzehnte Tag des Mondes nicht in eine andere Woche einfalle und wir aus Unkenntnis zweimal im Jahre Pascha halten oder an einem andern Tage den Auferstehungstag unseres Herrn Jesu feiern als am Tag des Herrn allein.
Mir fällt hier (und auch schon im Schreiben Konstantins) auf, dass sich relativ abfällig über die Zeitrechnung der Juden geäußert wird, da diese sich nicht konsequent an ihren eigenen Kalender hielten. Aus heutiger Sicht kann man jedoch sogar sagen, dass der jüdische lunare Mondkalender, sofern sich an diesen auch gehalten wird, mit den Schaltmonaten und einem 19-jährigen Zyklus genauer ist als der solare julianische Kalender. Naja, das konnte man im 5. Jahrhundert natürlich noch nicht wissen. :)

Ich möchte mich der Zusammenfassung Ginzels anschließen (Handbuch der mathematischen und technischen Chronologie - Das Zeitrechnungswesen der Völker, F. K. Ginzel, 1911, Seite 220):
Die ganze Entwicklungsgeschichte des Osterfestes führt zu zwei Sätzen, welche hervorgehoben werden müssen:

1. Das christliche Osterfest beruht unmittelbar auf dem jüdischen Passah und hat in den Satzungen der Kirche bis auf unsere Zeit den uralten Charakter eines lunaren und gleichzeitig an das Äquinoktium geknüpften Festes behalten.
2. Die jetzige Osterregel hat sich von selbst, ohne Eingreifen der Konzile und Päpste, ausgebildet, und die letzteren haben sich, um die Einheit der Kirche zu wahren, dabei nur dem Gebrauche angeschlossen, welcher bei der überwiegenden Mehrheit der Kirche in Aufnahme gekommen ist.
Der sogenannte "Gebrauch" stellt in der Orthodoxen Kirche bis heute die alexandrinische Berechnungsweise dar.

Mit all diesen Quellen kann ich meiner Meinung nach eindeutig belegen, dass die alexandrinische Berechnung im Zusammenhang mit dem julianischen Kalender bis heute konzilskonform ist!

Trotzdem stellt sich ja weiterhin die Frage, ob es nicht Sinn machen würde, anstelle des astronomisch ungenauen julianischen Kalenders den genauen neujulianischen Kalender inkl. Osterberechnung für die gesamte Orthodoxe Kirche einzuführen.

Die Vorteile dafür liegen auf der Hand. Wir hätten dann:
1. einen exakten astronomischen Kalender
2. der neujulianische Kalender würde mindestens bis zum Jahr 2800 mit dem momentanen, etwas ungenaueren, weltlichen Kalender identisch sein
3. alle Orthodoxen hätten den selben Kalender und würden somit alle (beweglichen und unbeweglichen) Feste zusammen feiern
4. womöglich würden sich auch die anderen christlichen Kirchen dem orthodoxen Datum für das Osterfest, welches dann auf Grundlage astronomischer Tatsachen berechnet werden würde, anschließen

Nachteile:
1. für viele Orthodoxe würde dies eine Umgewöhnung erfordern (derzeit ein Sprung von 13 Tagen nach vorn)
2. die Pessach-Regel müsste gestrichen bzw. dahingehend konkretisiert werden, dass diese nur symbolisch gilt

Um diese Frage zu beantworten, müssen wir uns mit den konkreten Entscheidungen der pan-orthodoxen Treffen seit 1923 auseinandersetzen. Die folgenden von mir zitierten Entscheidungen sind aus dem Buch "Towards the Holy and Great Synod of the Orthodox Church - The Decisions of the Pan-Orthodox Meetings since 1923 until 2009" von Viorel Ionita entnommen.


Zunächst die in der orthodoxen Welt bis heute alles verändernden Entscheidungen des Pan-Orthodoxen Kongresses in Konstantinopel 1923:
1. The 13 days of the Julian calendar, which make up the difference in solar years from the First Ecumenical Council in Nicaea up to the present, are to be removed. Therefore 1st October 1923 will be considered 14th October 1923.
2. The feasts of the removed days will be celebrated all together on the 14th October or as the bishop of the diocese will determine.
3. All the months of the year will keep the same number of days, as it was until now. In the leap years, the month of February shall have 29 days, as it was until now.
4.There shall be, as it is now, two types of years: the common year of 365 days and the leap year of 366 days. The leap years are those that can be divided by four and have no remainder, as it was until now. There is an exception for the secular years; for them the following rule will be applied:
5. Century years (i.e. those ending in two zeroes) will not be leap years except when the number of centuries divided by 9 gives as remainder 2 or 6. All the other secular years will be common years. Therefore, among the century years that are to follow, leap years are those underlined in the following table:

2000 2100 2200 2300 2400 2500 2600 2700 2800 2900 3000 3100 3200 3300 3400 3500 3600 3700.

According to this reckoning, the average duration of the civil year will be 365 days, 5 hours, 48 minutes and 48 seconds. This value agrees, except for one or two seconds, with the average duration of the civil year.
6. The immovable feasts will not change the dates they had until now.
7. The movable feasts will be determined in relation to Easter. According to the canonical decisions, which are observed inviolate, Easter will be celebrated on the Sunday that follows the full moon after the vernal equinox.
8. The determination of the Paschal full moon will be made with the help of the astronomical calculations, taking into account the progresses achieved by this science. The calculation of the Easter date will always be done according to the time of the Holy City of Jerusalem.
9. The Ecumenical Patriarch will request the astronomic observatory and the departments of astronomic physics in Athens, Belgrade, Bucharest and Pulkovo (Petrograd) to put together long term Paschal tables, and will bring them to the knowledge of all Orthodox Churches.
10. It is understood that the present reform of the Julian calendar cannot constitute in any way an obstacle to its subsequent modification, which modification would be observed by all Christian Churches.

Notes [included in the 1923 Decision - our note V.I.]

1. To § 5. Therefore, the new calendar is more accurate than the Gregorian calendar whose ordinary year's length differs by 24 to 26 seconds from the ordinary length of the tropical year. This observation should not be taken as a depreciation of the Georgian calendar. When this calendar was established there was no precise knowledge as to the exact duration of the tropical year and it was admitted that this duration equals 365 days, 49 minutes and 16 seconds. In fact the difference in length between the civil years in the new calendar and the Gregorian calendar is so small that the difference among the calendars will be observed only after 877 years. Indeed among the years of the centuries in the above table the underlined years will be leap years in the Gregorian calendar: 2000 2100 2200 2300 2400 2500 2600 2700 2800. Therefore the variance will show in the year 2800.
2. To § 8: (Since a day is reckoned from midnight to midnight), the civil date of the first opposition of the moon after the vernal equinox is to be determined on the basis of the time of the meridian which passes through the cupola of the Holy Sepulchre. The first Sunday after this date is the Easter day, i.e., if this day coincides with a Sunday, then Easter shall be celebrated on the next Sunday.
Ich muss gestehen, dass ich diese Entscheidungen gar nicht so schlecht finde. Ich würde sogar so weit gehen, zu sagen, dass dieser Kalender langfristig aus meiner Sicht mehr Sinn machen würde als der julianische Kalender. Wie gesagt, damit dieser Kalender inkl. Osterberechnung konzilskonform sein kann, müsste man lediglich die Pessach-Regel konkretisieren, mehr nicht. Ab dann würden die Vorteile dieses Kalenders meiner Meinung nach die nur anfänglichen Nachteile eindeutig überwiegen.

Das Problem liegt meiner Meinung nach nicht in diesen Entscheidungen an sich, sondern darin, dass diesem Kongress keine ausreichende Vorbereitungszeit vorausgegangen ist. Das war ein großer, nicht mehr rückgängig zu machender Fehler! Viele Orthodoxe haben sich nach diesem Kongress überrumpelt gefühlt und deswegen eine protestierende Haltung eingenommen. Diese protestierende Haltung ist bei manchen in regelrechten Fanatismus übergangen und hat zu vielen Abspaltungen innerhalb der Orthodoxen Kirche geführt (z. B. Altkalendarier-Bewegung in Griechenland). Man hätte die orthodoxen Laien und Kleriker vorher mit ausreichend Informationen über die doch recht komplexe Thematik "versorgen" müssen. Dazu wäre viel Aufklärungsarbeit nötig gewesen. Außerdem hätten diese wirklich weitreichenden Entscheidungen nur auf einer gesamtorthodoxen Synode gemacht werden dürfen und nicht auf einem Kongress, bei dem etliche Teilkirchen gar nicht vertreten waren. All dies ist meiner Meinung nach der Grund für das Scheitern dieser eigentlich guten Absicht.

An dieser Stelle möchte ich außerdem erwähnen, dass meiner Meinung nach der neujulianische Kalender oftmals ungerechtfertigt sehr negativ dargestellt wird. Er wird von manchen Orthodoxen ja regelrecht verteufelt. Diese vergessen aber, dass der julianische Kalender schon vor der Christenheit existiert hatte und Ausdruck menschlicher Zeitrechnung ist, der so einige Makel (vor allem das Problem der Ungenauigkeit) hat. Weiterhin kann gesagt werden, dass der neujulianische Kalender kein neu geschaffenes Werk ist sondern eine Präzisierung des alten Kalenders. Der Kalender funktioniert absolut genauso wie der julianische Kalender, lediglich die Regelung der Schalttage ist präzisiert worden. Er baut auf den julianischen Kalender auf und steht damit auch in einer Linie der orthodoxen Tradition.

Aber das Stichwort "Tradition" ist genau das, was dem neujulianischen Kalender immer abgesprochen wird. Es wird beispielsweise gesagt, es sei Tradition, dass Weihnachten am 7. Januar ist und der neujulianische Kalender diese "Tradition" zerstören würde. Doch meiner Meinung nach ist das lediglich ein beschränktes Traditionsempfinden. Nur weil ich mich an einen Fehler gewöhnt habe, über viele Generationen, muss das noch lange nicht heißen, dass dies christlicher Tradition entspricht. Denn Tradition ist, dass Weihnachten am 25. Dezember ist. Und gerade diejenigen, die so auf den gregorianischen/neujulianischen Kalender schimpfen, berufen sich dann im nächsten Moment mit dem 7. Januar genau auf den ihrer Meinung nach zu verachtenden (neuen) Kalender. Denn diese sagen ja nicht "Weihnachten muss am 25. Dezember nach dem julianischen Kalender (altem Style) sein!" sondern sie sagen "Weihnachten ist am 7. Januar, basta!". Sie richten also ihre Argumentation selbst auf den gregorianischen Kalender aus, obwohl sie das nicht müssten. Das ist widersprüchlich und zeigt, wie "bäuerlich" viele mit diesem Thema umgehen. Sie reduzieren die orthodoxe Tradition auf Kalenderfragen, ohne diese umfassend zu überschauen. Für sie wird der alte Kalender regelrecht zum Wahrzeichen der Orthodoxie erklärt. Dabei gibt es in der Orthodoxie doch so viele andere Werte, mit denen wir uns identifizieren sollten.

Aber weltlichen Traditionen, z. B. dass Weihnachten (durch die Ungenauigkeit des julianischen Kalender) nach dem russischen Neujahrsfest zu sein hat, werden oftmals höhere Prioritäten eingeräumt. Dass dann jedoch durch das Neujahrsfest oftmals das Weihnachtsfasten gebrochen wird, scheint dann wieder nicht mehr so relevant zu sein.

Die Einführung des neujulianische Kalenders hatte zu erheblichen Problemen in der orthodoxen Welt geführt. Das betraf dann vor allem auch das Osterfest. Auf der Orthodoxen Konferenz in Moskau 1948 musste dann diese vorübergehende, aber bis heute geltende, Lösung gefunden werden:
III. 3. The Resolution concerning the Issue of the "Church Calendar"

1. In its desire to preserve the church unity, the Conference of the Primates and representatives of the Autocephalous Orthodox Churches gathered in Moscow proceeded to examine the question of the calendar and reached the conclusion that the value of the calendar for the Orthodox Church is determined first of all by its relation to the date of the celebration of Easter; as this feast is to be considered on biblical grounds and in accordance with the conciliar decisions (of the Ecumenical Councils) everywhere at the same time, on a day of Sunday, and not at the same time with the Jewish Passover. The Alexandrian manner of calculating the Easter date entirely satisfies this ecclesiastic requirement.
2. In order to avoid any differences in the celebration of the Holy Easter, due to the many calendar systems in use in the autocephalous churches, the Conference considered that it is obligatory for the whole Orthodox world to celebrate the Holy Easter only according to the old (Julian) style in conformity with the Alexandrian Easter date calculation.
3. Until the elaboration and approval of an improved calendar, the Conference considers that, in as far as the fixed day feasts is concerned, each autocephalous church may use the calendar in usage in that Church.
4. The conference considers that the clergy and lay people are bound to follow the style of the church in whose jurisdiction they find themselves, and to receive it as one of the customs of that church, respecting it as commanded by the Holy Canons in the manner of union and love.
Es wird mit diesen Entscheidungen klar, dass die Einheit in der Frage des Osterdatums absolute Priorität hat. Das war ja auch das Hauptanliegen des Heiligen Ersten Ökumenischen Konzils. Insofern betrachte ich die Orthodoxe Kirche Finnlands bezüglich des Osterdatums sehr kritisch! Sie ist die einzige orthodoxe Teilkirche, die nicht mit allen anderen orthodoxen Christen zusammen das Osterfest begeht! Dies ist meiner Meinung nach eine klare Missachtung des nikäanischen Konzils, sowohl was die Einheit betrifft als auch das jüdische Pessachfest. Zudem richtet sich die finnische Kirche nicht einmal nach dem neujulianischen Kalender und der astronomischen Berechnung des Osterdatums sondern sie feiert Ostern nach dem römisch-katholischen (gregorianischen) Osterzyklus. Dieser Zyklus ist weder konzilskonform noch astronomisch genau. Die Orthodoxe Kirche Finnlands kann also nicht einmal als Wegweiser für eine zukunftsorientierte orthodoxe Osterberechnung gelten. Vielmehr verbrüdert sie sich in dieser Frage mit den Katholiken.

Wenn man schon die Kalender auf dem gesamtorthodoxen Konzil 2016 auf Kreta nicht antasten möchte, dann sollte man zumindest zur Problematik der finnischen Kirche unbedingt Stellung nehmen.

Auch wurde auf der Orthodoxen Konferenz in Moskau 1948 nochmals betont, dass die alexandrinische Berechnung des Osterdatums dauerhaft konzilskonform ist.

Eigentlich besteht eine Notwendigkeit, die Kalenderproblematik innerhalb der Orthodoxen Kirche zu lösen. Denn langfristig ist der Mischkalender nicht umsetzbar. Deswegen war der Kalender auch immer als Thema für die gesamtorthodoxe Synode eingeplant. Bei der Zweiten Vorkonziliaren Pan-Orthodoxen Konferenz in Chambésy in der Schweiz im Jahr 1982 wurde das Konzilsthema des Kalenders nochmals studiert:
IX. 3. Concerning the topic: "The Problem of the Calendar" it decided:

To study the problem in relation to the decisions of the First Ecumenical Council concerning the Easter date; to make an attempt to establish a common practice of the Orthodox Churches in this matter, and to see to the problem of the common celebration of Easter by all Christians on the same Sunday. The Second Pre-conciliar Pan-Orthodox Conference:

1. heard and appreciated in a special manner the scientific explanations by the specialists in astronomy concerning this issue and recognized that a more precise adjustment of the Easter date - always on the first Sunday after full moon which follows the vernal equinox, according to the decision of the First Ecumenical Council in Nicaea - might solve the problem;
2. in proceeding to analyze more deeply this problem, the Conference agreed on the following points of capital importance:
a. this problem is as a whole beyond scientific exactness; it concern the ecclesiastic awareness of Orthodoxy, one and undivided, the unity of which should an no way be troubled;
b. for the Church it is an issue which requires a responsible evaluation of its pastoral duties and pastoral needs of its spiritual flock;
c. in the present situation of church life, the faithful people of God is not prepared or, at least, was not sufficiently informed to confront and accept a change in the problem of adjusting the date of Easter.
3. For all these reasons, the Conference estimates that an adjustment - in view with a greater precision in determining the date of Easter, which we celebrated in common for centuries - be taken up at such a time when God will so please.
4. It considers a necessary to inform the believers of each local Orthodox Church as systematically as possible, so that Orthodoxy may progress in the largeness of spirit and heart, along the path of the common realization - in strictness and at the same time in fidelity towards the spirit and the letter of the First Ecumenical Council - of the celebration in common of the greatest Christian festival, according to the purpose of the Holy First Ecumenical Council.
5.It declares today that the calendar and the opinions concerning this subject, as well as the difficult situations that are created, should not lead to divisions, disagreements or schisms; even those who do not agree with their canonical Church should adopt the venerable principle consecrated by tradition, i.e., of canonical obedience before the Church, because "The Sabbath was made for man and not man for the Sabbath" (Mk. 2:27).
6. It recognizes the efficacy of the efforts made by the Secretariat for the preparation of the Holy and Great Synod and their usefulness for the future.
Betrachtet man die enorme vorkonziliare Aufarbeitung des Kalenderthemas, dann lässt sich die Streichung dieses Themas auf dem gesamtorthodoxen Konzil auf Kreta 2016 nicht wirklich nachvollziehen. Außerdem wird es die Orthodoxe Kirche langfristig nicht vermeiden können, eine Lösung des Kalenderproblems zu finden.

Ich bleibe also bei meiner Meinung, dass es vielleicht am sinnvollsten wäre, wenn zunächst alle Orthodoxen wieder zum julianischen Kalender zurückkehren würden. Danach könnte dann, wenn sich alle (autokephalen) Kirchen dazu bereit fühlen, auf einer gesamtorthodoxen Synode ein neujulianischer Kalender mit neuer Osterberechnung eingeführt werden. Wenn sich natürlich alle Orthodoxen gleich zu Beginn einigen würden, dann könnte man den Schritt der Rückkehr zum julianischen Kalender auch überspringen und direkt zum neujulianischen Kalender übergehen.

Eine mögliche (vorübergehende) Rückkehr zum julianischen Kalender heißt für mich jedoch nicht, dass ich dem Verhalten der Abspalter und Ungehoramen zustimmen würde (z. B. Altkalendarier-Bewegung in Griechenland). Ganz im Gegenteil! Jeder orthodoxe Gläubige sollte sich an die Bestimmungen und Entscheidungen seiner zuständigen (autokephalen) Kirche halten und in Gehorsam danach leben.

Zum Abschluss möchte ich noch sagen:

Der wahrhafte Zeitpunkt des Osterfestes wird nicht durch einen bis ins letzte Detail korrekten Kalender und durch exakte astronomische Berechnungen erreicht, sondern dadurch, dass die gesamte Orthodoxie das Osterfest in Einigkeit, Liebe und Zusammenhalt begeht.
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Dschorik
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Re: Orthodoxes Osterdatum in Verbindung mit jüdischem Pessach

Beitrag von Dschorik »

Also alle Achtung für deine enorme Fleißarbeit! Vielen Dank für die große Mühe!

Mich persönlich tangiert das Kalenderthema schon lange nicht mehr. Ich feiere so mit, wie gefeiert wird in der Kirche die ich besuche.

Aber wenn ich das alles so lese frage ich mich, warum muss sich unbedingt etwas ändern? Warum neuen Ideen nachrennen? Die genaue astronomische Berechnung ist mir nicht wichtig, weil schlußendlich jeder Kalender Menschenwerk ist! Und die Jahreszeit ist auch egal, wenn man auf Gegenden schaut, wo es nur 2 Jahreszeiten gibt. Man kann auf das Evangelium blicken, was uns einiges aussagt, wann unser Herr.....

Lösung, wenn jemand sich verläuft, was tut er um den Weg wieder zu finden? Er geht an den Punkt (die Stelle...) zurück, wo er begann sich zu verlaufen.
Warum soll das hier in dem Falle nicht auch gelingen, mit etwas Demut und dem Willen einen Fehler einzugestehen?
Dann gibt es auch wieder die liturgische Einheit und man muss da keine großartigen Berechnungen heranziehen.

Aber das ist nur meine unbedeutende Meinung.
L.G.
An jedem Ort sind die Augen Jahwes, / wachend über Böse und Gute! (Spr. 15, 3)
Luka Filipp Kiriak
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Re: Orthodoxes Osterdatum in Verbindung mit jüdischem Pessach

Beitrag von Luka Filipp Kiriak »

Richtig Dschorik, der Kalender ist Menschenwerk. Leider vergessen das Einige. Mittlerweile bin ich sogar an den Punkt angelangt, dass ich auch dem mir anfangs suspekten "Mischkalender" viel Gutes abgewinnen kann. Denn dieser beachtet etwas so enorm Wichtiges, wenn nicht sogar das Wichtigste, was einen christlichen Kalender angeht: Nämlich, dass wir GEMEINSAM Ostern feiern! Das wichtigste Fest der Christenheit! Und dafür sollten wir trotz aller Schwierigkeiten dankbar sein!
Lazzaro
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Re: Orthodoxes Osterdatum in Verbindung mit jüdischem Pessach

Beitrag von Lazzaro »

Lieber Luka,
:thanks: :guterbeitrag: :guterbeitrag: :guterbeitrag:
Ein Glück daß ich mit meiner "Osterarbeit" noch nicht angefangen habe. Ich habe inzwischen auch einen gute Beitrag über die Osterberechnung gefunden:
http://www.nabkal.de/osterstreit/cap_01.html
Im Grunde bin ich Deiner Meinung, sehe aber die vom Pessach abhängige Unabhängingkeit etwas anders.

1. Das Konzil von Nicäa hat es leider nicht geschafft, für einen einheitlichen Ostertermin zu sorgen. Das ist ein historisches Faktum: Alexandria und Rom hatten verschiedene Osterberechnungen, die differrierten. Wenn keiner der beiden Päpste nachgeben wollte, feierte man getrennt. Siehe: http://www.nabkal.de/osterstreit/cap_11.html . Der einheitliche nicäische Ostertermin existierte nur zwischen dem Ende des IX. Jahrunderts und der gregorianischen Kalenderreform; also etwa 700 Jahre. Ich weiß das auch erst seit gestern Abend.

2a. Ich zitiere jetzt einmal kirchliche Kanones zusammengestellt in einem Pamphlet gegen den westlichen Ostertermin (Der Bote 2/1998, S15-17). Als Vorbemerkung ist jedoch zu sagen, daß die ROKA zu jener Zeit einen vom Donatismus geprägten strammen Altkalendarierkurs innehatte. Diese Haltung vertritt sie inzwischen nicht mehr, macht dafür die Zusammenstellung über jeden Verdacht des "Modernismus" erhaben:
So lautet die 7. Apostolische Regel: Wenn jemand ... den hl. Tag von Ostern vor der Frühlings-Equinox mit den Juden feiert, so werde er von seinem geistlichen Stand ausgeschlossen.
...
... die 1. Regel der nur 16 Jahre danach [= 341] zusammengetretenen Synode von Antiochia, wo unter anderem bestimmt wird: Wenn jemand von den Vorstehern der Kirche ... die Leute zu verführen wagt und sich zum Aufruhr in der Kirche absondert und mit den Juden Pascha feiert, einen Solchen Verurteit die heilige Versammlung, der Kirche ein Fremder zu gelten.
...
Dazu muß man noch die 7. Regel des II Ökumenischen Konziles hinzufügen ... Wie aus diesen Regeln ersichtlich ist werden die "Tetraditen", d.h. jene, welche Ostern am 14. Nisan feiern direkt als Häretiker bezeichnet ... [und] durch Myronsalbung in die Kirche aufgenommen.
Diese drei Belege liefern den eindeutigen Nachweis, daß sich der Terminus Technicus Pascha "nach Art der Juden" oder "zusammen mit den Juden" feiern einzig allein auf die Quartodezimianer und den Brauch, das christl. Ostern an einem gewöhnlichen Wochentag zu feiern, bezieht. Nichts anderes. Die einzigen Quartodezimianer die es heute noch gibt, sind die Jehovisten, und die nimmt sowieso kein orth. Christ theologisch ernst. Damit hat sich die Regel, nicht mit den Hebräern zu feiern selbst, überlebt und ist völlig überflüssig geworden.

2b. Wie man an oben zitierter 7. Apostolische Regel und einem Blick in den diesjährigen Kalender -Pessach am 23.4- sieht feiern die Hebräer Pessach manchmal auch vor oder nach dem 1. Frühlingsvollmond.

3. Was bedeutet also der Ausruck, daß Ostern nach Pessach gefeiert werden soll?
Der oben zietierte Aufsatz beschreibt, daß Rom und Alexandria jeweils eigene (sic!) verschiedene Methoden hatten, den ersten Vollmond nach dem Frühjarsäquinokticum zu bestimmen. Das bedeutet, daß die kirchlichen Astronomen selber berechneten, wann besagter Zeitpunkt ist. Und zwar völlig unabhäning, ob die jüd. Gemeinde an diesen Abend das Sedermahl hält oder wegen einer Schaltregel auch nicht. Die Christen haben also bestimmt, wann die Juden ihrer Meinung nach Pessach zu feiern hätten, nämlich am ersten Frühlingsvollmond und wann dieser zu sein hat, und haben davon ausgehend den Ostertermin bestimmt. Das ist also ungefär das gleiche Phänomen, wie wenn ein Lateiner mir als byzantinisch-orthodoxen erklärt, daß ich Christgeburt am 6. Januar zu feiern hätte. Und das völlig unabhängig von der Tatsache, daß das niemand, weder mit altem noch mit neuem Kalender macht.

4. Damit können wir den jüdischen Festkalender weiterhin unbeachtet lassen und uns auf das Wesentliche konzentrieren: Das Christus überhaupt auferstanden ist. Verschiedene Auferstehungstermine sind zwar großer Käse, gar keine Auferstehung Christi aber viel schlimmer.

Lazarus,
dieses Jahr nicht zu den Arbeitern der 1., 3., 6. oder 9. Stunde gehörend, sondern zu denen mit 4 Wochen verspätung feiernden. (Vielleicht sollte man die Osterpredigt gedanklich unter dem Aspekt der verschieden Ostertermine beleuchten. :lol: )
Luka Filipp Kiriak
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Re: Orthodoxes Osterdatum in Verbindung mit jüdischem Pessach

Beitrag von Luka Filipp Kiriak »

Lieber Lazzaro,

vielen Dank auch für deine Ausführungen! :thanks:

1. Zustimmung. Wie ich bereits geschrieben habe, hat sich dann im Laufe der Jahrhunderte (ohne Hilfe von Kanones oder Konzilen) die alexandrinische Berechnung durchgesetzt.

2a. Das sehe ich anders als du. Die Antwort findest du bereits im Schreiben Konstantins. Ostern soll nicht zweimal gefeiert werden. Dieser Umstand entstand nicht durch die Quartodezimaner sondern durch andere Gemeinschaften (z. B. Protopaschisten), die Ostern (abhängig vom tatsächlichen Pessachfest der Juden) vor dem Äquinoktium feierten. Natürlich wurde sich auch gegen die Quartodezimaner gewandt, dahingehend, dass Ostern nicht an einem gewöhnlichen Wochentag, womöglich sogar am Tag der Kreuzigung des Herrn, gefeiert werden darf. Die Pessach-Regel ist damit aber nicht überflüssig geworden. Denn es wurde dann auch bei späteren Kanones eindeutig gesagt, dass wir nicht mit den Juden feiern dürfen. Und selbst, wenn es jene, gegen die sich ein(e) Regel/Kanon richtet, nicht mehr gibt, heißt dies nicht, dass dann diese(r) Regel/Kanon nichtig wird. Die Pessach-Regel sollte aber meiner Meinung nach überdacht bzw. konkretisiert werden, was du indirekt schon in deinem 3. Punkt festgestellt hast.

2b. Zustimmung. Das liegt auch an ihrem ungenauen Kalender.

3. Zustimmung. Man wollte endlich unabhängig von den aus damaliger, frühchristlicher Sicht "irrenden" und "verhassten" Juden werden. Man meinte, dass die Juden nicht einmal imstande wären, ihre eigenen Gesetze richtig zu befolgen. Also sah man sich gezwungen, selbst Hand anzulegen bei der Berechnung des jüdischen Pessachfestes. Deswegen sage ich ja, dass es eigentlich reichen würde, sich vom Pessachfest symbolisch zu distanzieren. Dafür reicht eigentlich schon die Berechnung, nämlich dass Ostern auf den Sonntag nach dem Frühlingsvollmond fällt, aus. Was dann die Juden wirklich machen, sollte uns dann ziemlich egal sein.

4. Sobald wir konziliarisch festlegen, dass mit der Berechnung "Sonntag nach Frühlingsvollmond" bereits die Pessach-Regel symbolisch (und für uns damit vollwertig) erfüllt ist, könnten wir das in der Tat tun.
LukasH
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Re: Orthodoxes Osterdatum in Verbindung mit jüdischem Pessach

Beitrag von LukasH »

Lieber Luka, ganz herzlichen Dank für deine ausführliche Ausarbeitung. Ich finde es sehr interessant und nachvollziehbar, dass nun zu dem naturwissenschaftlich-astronomischen und theologischen Aspekten auch ein ekklesiologischer Aspekt dazu kommt der, wie du schon schreibst, eine nicht zu vernachlässigende Wichtigkeit hat!
Zwei Fragen habe ich im Moment, du schreibst:
1.
Luka Filipp Kiriak hat geschrieben:Ich bleibe also bei meiner Meinung, dass es vielleicht am sinnvollsten wäre, wenn zunächst alle Orthodoxen wieder zum julianischen Kalender zurückkehren würden. Danach könnte dann, wenn sich alle (autokephalen) Kirchen dazu bereit fühlen, auf einer gesamtorthodoxen Synode ein neujulianischer Kalender mit neuer Osterberechnung eingeführt werden. Wenn sich natürlich alle Orthodoxen gleich zu Beginn einigen würden, dann könnte man den Schritt der Rückkehr zum julianischen Kalender auch überspringen und direkt zum neujulianischen Kalender übergehen.
Mir ist nicht klar geworden, was eine (vorübergehende) Rückkehr zum alten julianischen Kalender für ein Vorteil haben kann?
2.
Luka Filipp Kiriak hat geschrieben:Deswegen sage ich ja, dass es eigentlich reichen würde, sich vom Pessachfest symbolisch zu distanzieren. Dafür reicht eigentlich schon die Berechnung, nämlich dass Ostern auf den Sonntag nach dem Frühlingsvollmond fällt, aus. Was dann die Juden wirklich machen, sollte uns dann ziemlich egal sein.
Die symbolische Distanzierung bestünde worin? Pessach ist ungefähr zum Vollmond und Ostern wäre, feierte man es am Sonntag drauf auf jeden Fall nicht am Vollmond, oder verstehe ich dich falsch?
Es wäre toll, wenn du mir das nocheinmal kurz erklären kannst. Danke und Grüße
Kai
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Re: Orthodoxes Osterdatum in Verbindung mit jüdischem Pessach

Beitrag von Dschorik »

Was lesen wir denn in NT darüber? Das ist für mich wichtig...
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Re: Orthodoxes Osterdatum in Verbindung mit jüdischem Pessach

Beitrag von MariaM »

Lazzaro, dieses Zitat von dir finde ich super:
Verschiedene Auferstehungstermine sind zwar großer Käse, gar keine Auferstehung Christi aber viel schlimmer
. :D :idea: :up:

Ansonsten - euch allen, die ihr mit so Fleiss, Kenntnissen und Engagement zu diesem Thema beigetragen habt, gebührt Bewunderung und Dank! :idea:

Viele Grüsse, M.
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Igor
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Re: Orthodoxes Osterdatum in Verbindung mit jüdischem Pessach

Beitrag von Igor »

Dschorik hat geschrieben:Was lesen wir denn in NT darüber? Das ist für mich wichtig...
Hier einige Bezüge zu den Datumsangaben:

:arrow: Mt. Kap 26
17 Am ersten Tag des Festes der ungesäuerten Brote aber traten die Jünger zu Jesus und sprachen: Wo willst du, dass wir dir das Passahmahl zu essen bereiten?
:arrow: Mk. Kap. 14
12 Und am ersten Tag des Festes der ungesäuerten Brote, als man das Passahlamm schlachtete, sagen seine Jünger zu ihm: Wohin willst du, dass wir gehen und bereiten, damit du das Passahmahl essen kannst?
:arrow: Lk. Kap 22
7 Es kam aber der Tag des Festes der ungesäuerten Brote, an dem das Passahlamm geschlachtet werden musste.

:arrow: Joh. Kap. 19
14 Es war aber Rüsttag des Passah;

[...]

31 Die Juden nun baten den Pilatus, damit die Leiber nicht am Sabbat am Kreuz blieben, weil es Rüsttag war - denn der Tag jenes Sabbats war groß -, dass ihre Beine gebrochen und sie abgenommen werden möchten.
Bild
Als der Höchste hernieder fuhr, verwirrte Er die Sprachen, zerteilte Er die Völker, nun, da Er Feuerzungen ausgeteilt, ruft Er alle zur Einheit: Einmütig preisen wir deshalb den Heiligen Geist. (Pfingstkondakion im 8. Ton)
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Re: Orthodoxes Osterdatum in Verbindung mit jüdischem Pessach

Beitrag von Luka Filipp Kiriak »

Lieber Kai,

zu Frage 1: Da man davon ausgehen kann, dass es noch sehr lange dauern könnte, bis alle Orthodoxen bereit sind, gemeinsam und einstimmig einen neuen Kalender anzunehmen, wäre mit der Rückkehr zum julianischen Kalender zumindest erreicht, dass alle wieder einen gemeinsamen Kalender hätten und auch die unbeweglichen Feste wieder gemeinsam begehen würden. Auch das Problem des Mischkalenders - Verschiebung der beweglichen und unbeweglichen Feiertage zueinander - wäre dann aus dem Weg geräumt. Außerdem würde dafür auch sprechen, dass der neujulianische Kalender niemals auf einem Kongress, bei dem nicht einmal alle Kirchen vertreten waren, hätte eingeführt werden dürfen. Wir wären mit der Rückkehr zum julianischen Kalender zunächst einmal wieder beim gemeinsamen Status quo ante. Ab dann ließe es sich womöglich auch wieder viel entspannter miteinander reden und man könnte sich die dafür nötige Zeit auch nehmen, ohne etwas zu überstürzen. Und Kalenderentscheidungen sollten zukünftig nur auf gesamtorthodoxen Synoden getroffen werden.

Oder wir lassen jetzt alles, wie es ist, und können dankbar sein, dass wir immerhin Ostern und die beweglichen Feste zusammen feiern! :)

zu Frage 2: Das jüdische Pessach war zur Zeit Christi am Frühlingsvollmond. Oder anders gesagt, damals war der Frühlingsvollmond ein Synonym für das jüdische Pessachfest. Deswegen gibt es die alexandrinische Regel, dass Ostern am Sonntag nach dem Frühlingsvollmond ist. Nun gibt es aber das Problem, dass das jüdische Jahr ungenauer ist als das neujulianische (astronomische). Das führt dazu, dass Ostern schon heute beim neujulianischen Kalender am oder vor dem jüdischen Pessachfest sein kann. Jetzt gibt es Befürworter des neujulianischen Kalenders, die sagen, dass beim neujulianischen Kalender zwar nicht immer tatsächlich nach dem jüdischen Pessachfest gefeiert wird, aber diese Regel trotzdem symbolisch erfüllt ist, da ja Ostern weiterhin am Sonntag nach dem (astronomisch bestimmten) Frühlingsvollmond gefeiert wird. Ich persönlich finde diese Sichtweise auch sehr plausibel. Nur gibt es Kanones, die sagen, dass wir nicht mit (vor) den Juden feiern dürfen.
Wenn ein Bischof oder Priester oder Diakon den heiligen Paschatag vor dem Frühlings-Äquinoktium mit den Juden feiert, so soll er abgesetzt werden.
Allerdings sagen die Kanones das auch im Zusammenhang mit dem Frühlings-Äquinoktium. Es ist also schwierig zu sagen, ob diese Kanones tatsächlich (wann die Juden wirklich feiern) oder nur symbolisch (nach dem Frühlingsvollmond, an den die Juden sich nicht immer hielten) zu verstehen sind. Und die Beachtung unserer Kanones hat eine außerordentliche Bedeutung für die Orthodoxie. Da kann man nicht einfach spekulieren, wie das gemeint sein könnte. Der julianische Kalender geht da bis heute auf jeden Fall auf Nummer sicher. Bei diesem wurde bisher meines Wissens nie vor dem (tatsächlichen) jüdischen Pessach Ostern gefeiert. Deswegen schlage ich vor, dies auf einem gesamtorthodoxen Konzil zu konkretisieren, indem für alle eindeutig gesagt wird, dass dies nur symbolisch zu gelten hat. Somit könnte es dann für immer egal sein, wann die Juden wirklich feiern. Es würde weiterhin durch die symbolische Regel die Distanz zu den Juden ausgedrückt werden. Und es würde dann zu 100% der Wunsch erfüllt werden, unabhängig von den Juden zu sein.

@ Igor: Vielen Dank für all die Bibelzitate! :up:
Luka Filipp Kiriak
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Re: Orthodoxes Osterdatum in Verbindung mit jüdischem Pessach

Beitrag von Luka Filipp Kiriak »

Übrigens hier noch ein Nachtrag zu meiner Zusammenfassung verschiedener Quellen:
Kanon I der Synode von Antiocha 341 (englische Übersetzung, http://www.ccel.org/ccel/schaff/npnf214 ... .iv.i.html):
Whosoever shall presume to set aside the decree of the holy and great Synod which was assembled at Nice in the presence of the pious Emperor Constantine, beloved of God, concerning the holy and salutary feast of Easter; if they shall obstinately persist in opposing what was [then] rightly ordained, let them be excommunicated and cast out of the Church; this is said concerning the laity. But if any one of those who preside in the Church, whether he be bishop, presbyter, or deacon, shall presume, after this decree, to exercise his own private judgment to the subversion of the people and to the disturbance of the churches, by observing Easter [at the same time] with the Jews, the holy Synod decrees that he shall thenceforth be an alien from the Church, as one who not only heaps sins upon himself, but who is also the cause of destruction and subversion to many; and it deposes not only such persons themselves from their ministry, but those also who after their deposition shall presume to communicate with them. And the deposed shall be deprived even of that external honour, of which the holy Canon and God’s priesthood partake.
Also auch hier wird klar, dass man definitiv nicht mit den Juden feiern durfte. ("by observing Easter [at the same time] with the Jews")

Außerdem möchte ich noch erwähnen, dass dem Konzil von Serdica 342 eine Ostertabelle vom Bischof von Antiochien vorgelegt wurde, in der auch die Daten der letzten, tatsächlichen Pessachfeste von den Juden der Jahre 328 bis zum bereits schon verkündeten Pessachfest des Jahres 343 vermerkt waren (16 Pessach-Termine). Damit wollte man wohl belegen, dass man sich an die Konzilsbeschlüsse des Ersten Ökumenischen Konzils gehalten hat und tatsächlich immer nach den Juden gefeiert hat. Auch das zeigt nochmals, dass man nicht zweifelsfrei von reiner Symbolik sprechen kann, was die Pessach-Regel zur Bestimmung des Osterdatums angeht.
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Re: Orthodoxes Osterdatum in Verbindung mit jüdischem Pessach

Beitrag von Dschorik »

@Igor, vielen Dank!
Neben den Kanones ist genau das wichtig, was wir im NT lesen.
Andererseits finden wir im Glaubensbekenntnis keinen Punkt der da heisst "ich glaube an den Kalender". Welchen auch immer.
So oder so, für mich war die Kalenderumstellung falsch. Und die Art wie man sie in GR durchsetzen wollte sowieso. Jetzt muss man schauen, dass man alles mit Liebe löst und irgendwann zu einer Lösung kommt.
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Re: Orthodoxes Osterdatum in Verbindung mit jüdischem Pessach

Beitrag von LukasH »

@Luka: Ganz vielen Dank für die Antworten!

Zu 1.) Gab es denn schon einmal ein Konzilsentscheidung, die in einem späteren Konzil zurückgenommen wurde (auch, bzw. gerade, wenn man damit für eine bessere Entscheidung zunächst Anlauf genommen hat so wie es Luka vorschlägt)?

Zu 2.) D.h. das Problem ist hier mal extrem vereinfacht gesagt ebenso wie bei den uns zu Verfügung stehenden Kalendern, dass sie nicht auf Beobachtung sondern Berechnung und Festsetzung basieren? Bei uns eben das Äquinotikum, dort der Monatsanfang.

Ich bin in der Wikipedia über die Lemma Osterdatum, Osterstreit und Osterparadoxon gestoßen und gerade die Paradoxa zeigen entgegen meiner ursprünglichen Vermutung (genauere Beobachtung kann Abhilfe schaffen) vielleicht doch einfach einer (Konzils-)Entscheidung bedarf, wann denn nun zu feiern sei.
Verwirrte Grüße
Kai
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Re: Orthodoxes Osterdatum in Verbindung mit jüdischem Pessach

Beitrag von Dschorik »

Kai hat geschrieben:...
Verwirrte Grüße
Kai
:lol: :D :lol:
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Re: Orthodoxes Osterdatum in Verbindung mit jüdischem Pessach

Beitrag von Luka Filipp Kiriak »

Lieber Kai, super, dass du noch das Osterparadoxon ansprichst! Ich hatte dieses bereits schon in meine Überlegungen mit einbezogen, hier jedoch nicht darüber geschrieben. (möchte ja mit meiner vielen Schreiberei niemanden nerven) Denn bei einer neujulianischen Osterberechnung würde das Osterparadoxon gar keine Rolle spielen, da ja bei dieser sowohl das Äquinoktium als auch der erste seit diesem eintretende Vollmond astronomisch bestimmt werden. Also steht einer Einführung dieses Kalenders eigentlich nichts entgegen. Lediglich die Pessach-Regel müsste man meiner Meinung nach vor einer möglichen Einführung dahingehend konkretisieren, dass sie mit dem Sonntag nach dem Frühlingsvollmond symbolisch gilt. Zur Zeit des Ersten Ökumenischen Konzils war man sich der Ungenauigkeit der Kalender und der daraus resultierenden Probleme einfach nicht bewusst. Man muss die Regel also nicht abschaffen oder streichen, sondern nur konkretisieren, damit sie richtig ausgelegt werden kann. Somit würden dann auch uralte Konzilsbeschlüsse nicht angerührt werden, womit alle zufrieden sein dürften.

Beim julianischen Kalender:
Zu einem Verstoß gegen einen Konzilsbeschluss könnte sowieso nur das Paradoxon der 3. Art führen, nämlich, dass der astronomische Vollmond an einem Sonntag, der zyklische Vollmond aber schon am Samstag davor ist. Damit würde dann Ostern auf den Tag des Frühlingsvollmondes fallen.

Aber jetzt kommt ja das Tolle, warum ich mich an der Ungenauigkeit des julianischen Kalenders immer wieder erfreuen kann!!! :D Da dieser Kalender sowohl dem astronomischen Sonnenjahr (derzeit 13 Tage) als auch dem jüdischen Mondjahr (mehrere Tage) hinterherhinkt, kann dieses Paradoxon doch gar nicht eintreten.

Das Osterparadoxon betrifft also nur den gregorianischen Kalender inkl. Osterberechnung. Dieser Kalender ist für uns (abgesehen von der Orthodoxen Kirche Finnlands - leider!) absolut irrelevant! ;)

Man kann es drehen und wenden wie man will, die alexandrinische Osterberechnung des julianischen Kalenders ist (aus meiner Sicht) konzilskonform! :) :) :)
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