Gottesdienste in Deutsch
Verfasst: 12.03.2009, 11:44
Liebe Väter, Brüder und Schwestern!
Ich möchte nach euren Erfahrungen bei der Gestaltung orthodoxer Gottesdienste in deutscher Sprache fragen.
Es gibt ja bekanntlich verschiedene Probleme dabei. Das erste ist, dass Priester und Diakone oft nicht stark genug des Deutschen mächtig sind. Eine Lösung davon wäre, wenn Gemeindemitglieder mit den Priestern üben würden. Schöne wäre es, eine praktische Anleitung zum Sprechen der Gebete zu erstellen, und vor allem eine qualitative Audioaufnahme der Priester- und Diakonsgebete aufzunehmen und zu veröffentlichen.
Dann stellt sich die Frage, welcher Teil des Gottesdienstes in Deutsch gehalten werden soll. Was ist eure Erfahrung dabei? Es muss wohl ein Kompromiss erreicht werden, der sowohl die deutschsprachigen Gemeindeglieder, als auch die anderssprachigen Gebete in ihrer Sprache genießen. Meiner Erfahrung nach, gibt es jedoch einige Probleme dabei. Zum einen wird oft nicht berücksichtigt, dass vielen Jugendlichen das Deutsche oft schon näher ist, als ihre Muttersprache. Und wo erwachsene Menschen, die ihre Sprache schon das ganze Leben lang sprechen, viele Texte in der gottesdienstlichen Sprache nicht verstehen, werden die in Deutschland aufgewachsenen Jugendlichen es noch viel weniger tun. Ich kann mich noch sehr gut dran Erinnern, wie eine Freundin von mir reagierte, als ich ihr ein Gebetsbuch in Deutsch schenkte. Sie war überglücklich und sagte naher "Wie schön, jetzt verstehe ich endlich, was ich bete." Und das, obwohl sie eine Russin war. An dieser Stelle kommt oft der Impuls, die Jugendlichen und Kinder dürfen ihre Muttersprache nicht vergessen. Doch ist die Kirche keine Sprachschule. Eins der wichtigsten Ziele im Gottesdienst ist es doch, den Menschen zu berühren, und auch mit Gebeten in einer Sprache, die ihm Nahe ist. Und muttersprachlichen Unterricht gibt es ja in jeder Stadt.
Zum anderen hörte ich schon oft das Argument, es kämen ja gar keine Deutschen zum Gottesdienst. Oder es ist nur einer. Ein Priester sagte mir einmal: "Ja, wir haben eine Zeit lang Gebet in Deutsch gehalten, und was ist dabei rausgekommen? Wir hatten zwei Deutsch, und haben immernoch zwei Deutsche." Ich konnte ihn, ehrliche gesagt, nicht ernstnehmen bei dieser Aussage. Es war eine Ektenie und noch ein paar Sätze in der Epiklese. Aber ein Drittel des Gottesdienstes wäre schon etwas ernstes. Denn wenn man nur eine Ektenie versteht, ist das eine Sache, eine andere, wenn es doch mehr ist. Dann kann man wirklich beten. Dazu gibt es sehr viele Menschen, die einen orthodoxen Gottesdienst gern genießen würden. Ich wollte selbst schon oft Freunde mitnehmen. Aber wenn diese grade mal ein - zwei Wörter aus dem Geschehen verstehen, hat es keinen Sinn. In der Kirche soll doch gebetet, mit Gott gesprochen werden. Ein deutscher Gottesdienst ist also auch aus missionarischen Gründen sehr wichtig, wir müssen dem Land, den Menschen öffnen, sie zu uns einladen. Auch wenn wir selbst vielleicht nicht mehr alles verstehen, auch wenn es von unserer Seite her mehr Bemühungen bedarf. Aber die Mission war das letzte Gebot Christi, wir sind es ihm schuldig. Und außerdem sind die meisten von uns als Gäste oder Immigranten es auch schuldig, diesem Land, was und aufgenommen hat und in dem wir leben, wenigstens das zu Geben, was wir haben - den wahren orthodoxen Glauben.
In Christo,
Alexej
Ich möchte nach euren Erfahrungen bei der Gestaltung orthodoxer Gottesdienste in deutscher Sprache fragen.
Es gibt ja bekanntlich verschiedene Probleme dabei. Das erste ist, dass Priester und Diakone oft nicht stark genug des Deutschen mächtig sind. Eine Lösung davon wäre, wenn Gemeindemitglieder mit den Priestern üben würden. Schöne wäre es, eine praktische Anleitung zum Sprechen der Gebete zu erstellen, und vor allem eine qualitative Audioaufnahme der Priester- und Diakonsgebete aufzunehmen und zu veröffentlichen.
Dann stellt sich die Frage, welcher Teil des Gottesdienstes in Deutsch gehalten werden soll. Was ist eure Erfahrung dabei? Es muss wohl ein Kompromiss erreicht werden, der sowohl die deutschsprachigen Gemeindeglieder, als auch die anderssprachigen Gebete in ihrer Sprache genießen. Meiner Erfahrung nach, gibt es jedoch einige Probleme dabei. Zum einen wird oft nicht berücksichtigt, dass vielen Jugendlichen das Deutsche oft schon näher ist, als ihre Muttersprache. Und wo erwachsene Menschen, die ihre Sprache schon das ganze Leben lang sprechen, viele Texte in der gottesdienstlichen Sprache nicht verstehen, werden die in Deutschland aufgewachsenen Jugendlichen es noch viel weniger tun. Ich kann mich noch sehr gut dran Erinnern, wie eine Freundin von mir reagierte, als ich ihr ein Gebetsbuch in Deutsch schenkte. Sie war überglücklich und sagte naher "Wie schön, jetzt verstehe ich endlich, was ich bete." Und das, obwohl sie eine Russin war. An dieser Stelle kommt oft der Impuls, die Jugendlichen und Kinder dürfen ihre Muttersprache nicht vergessen. Doch ist die Kirche keine Sprachschule. Eins der wichtigsten Ziele im Gottesdienst ist es doch, den Menschen zu berühren, und auch mit Gebeten in einer Sprache, die ihm Nahe ist. Und muttersprachlichen Unterricht gibt es ja in jeder Stadt.
Zum anderen hörte ich schon oft das Argument, es kämen ja gar keine Deutschen zum Gottesdienst. Oder es ist nur einer. Ein Priester sagte mir einmal: "Ja, wir haben eine Zeit lang Gebet in Deutsch gehalten, und was ist dabei rausgekommen? Wir hatten zwei Deutsch, und haben immernoch zwei Deutsche." Ich konnte ihn, ehrliche gesagt, nicht ernstnehmen bei dieser Aussage. Es war eine Ektenie und noch ein paar Sätze in der Epiklese. Aber ein Drittel des Gottesdienstes wäre schon etwas ernstes. Denn wenn man nur eine Ektenie versteht, ist das eine Sache, eine andere, wenn es doch mehr ist. Dann kann man wirklich beten. Dazu gibt es sehr viele Menschen, die einen orthodoxen Gottesdienst gern genießen würden. Ich wollte selbst schon oft Freunde mitnehmen. Aber wenn diese grade mal ein - zwei Wörter aus dem Geschehen verstehen, hat es keinen Sinn. In der Kirche soll doch gebetet, mit Gott gesprochen werden. Ein deutscher Gottesdienst ist also auch aus missionarischen Gründen sehr wichtig, wir müssen dem Land, den Menschen öffnen, sie zu uns einladen. Auch wenn wir selbst vielleicht nicht mehr alles verstehen, auch wenn es von unserer Seite her mehr Bemühungen bedarf. Aber die Mission war das letzte Gebot Christi, wir sind es ihm schuldig. Und außerdem sind die meisten von uns als Gäste oder Immigranten es auch schuldig, diesem Land, was und aufgenommen hat und in dem wir leben, wenigstens das zu Geben, was wir haben - den wahren orthodoxen Glauben.
In Christo,
Alexej