Angst zu Kommunizieren?

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CalvinStein
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Registriert: 04.07.2022, 06:14
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Angst zu Kommunizieren?

Beitrag von CalvinStein »

1.Korinther 27 Wer also unwürdig[3] dieses Brot ißt oder den Kelch des Herrn trinkt, der ist schuldig am Leib und Blut des Herrn. 28 Der Mensch prüfe aber sich selbst, und so soll er von dem Brot essen und aus dem Kelch trinken; 29 denn wer unwürdig ißt und trinkt, der ißt und trinkt sich selbst ein Gericht, weil er den Leib des Herrn nicht unterscheidet. 30 Deshalb sind unter euch viele Schwache und Kranke, und eine beträchtliche Zahl sind entschlafen.

Hallo 👋

Ich habe oft Angst zur Heiligen Kommunion zu gehen, da durch sie unwürdige Menschen krank werden oder sterben können.

Wenn ich mal faste, dann frage ich mich ob alles richtig war oder nicht. Zum Beispiel habe ich letztens ein Gericht mit Kokosmilch zubereitet. Währenddessen sah ich das die Kokosmilch den Inhaltsstoff "Polysorbat 60" beinhaltet der tierische Bestandteile enthalten kann. Ebenso habe ich vielleicht auch mal ein Aroma zu mir genommen das vielleicht Fleisch, Eier oder Milch enthält.
Da meine Ernährung fast schon immer aus den jeweiligen Produkten entstand, bekomme ich bei Veganer (mit Fisch und Honig) denn häufig auch unangenehme körperliche Symptome. Zum Beispiel ein komisches Bauchgefühl.

Ich werde von Leidenschaften gequält und kann nur schwer von Ihnen wegkommen. Auch übliche Sünden zu vermeiden fällt mir sehr schwer.

Sobald etwas kommt das, meiner Meinung nach, mir zu große Probleme durch die Heilige Kommunion verursachen könnte, enthalte ich mich davon. Dieses Jahr bin ich bisher nur ein Mal, soweit ich weis, bei der Heiligen Kommunion gewesen, bzw habe kommuniziert.

Seien es schlechte Gedanken oder der schwere Drang danach gewisse Sünden zu begehen von denen ich schon fast weiß, dass ich Sie spätestens nach der Heiligen Kommunion wieder begehe, habe ich die Angst deswegen krank zu werden oder zu sterben.

Mit meinem Priester habe ich darüber geredet. Ich bekam die Antwort das wir nie wissen können ob uns deswegen was zustößt oder nicht. Zudem wären wir alle unwürdig die Heilige Kommunion zu empfangen.

Von der Heiligen Kommunion kann ich mich aber nicht enthalten. Das geht auch nicht. Das sorgt bei mir für große Angst.

Hat jemand ähnliches erlebt oder kann mir jemand einen guten Ratschlag geben?
Alois
Beiträge: 29
Registriert: 30.03.2021, 12:43

Re: Angst zu Kommunizieren?

Beitrag von Alois »

Bei allem, was Du schreibst, erweckst Du keinesfalls den Eindruck, die Kommunion leichtfertig zu empfangen. Allein schon die Tatsache, dass Du Dir so viele Gedanken machst, zeigt eine ehrfürchtige und aufrichtige Haltung. Man kann aus Deinen Zeilen herauslesen, dass Du Dich dem Herrn nicht gedankenlos näherst. Und anscheinend rät Dir Dein Priester ja auch nicht davon ab, die Kommunion zu empfangen.

Ja, wir sind alle letzlich unwürdig, uns dem Herrn zu nähern und ihn zu empfangen, ihn in uns aufzunehmen. Das drückt u.a. auch das 8. Gebet der Vorbereitung auf die Kommunion, das Gebet des Hl. Symeon Metaphrastes aus. Im selben Gebet steht aber auch, dass der Herr eine unfassbare Liebe zu uns Menschen hat. Er will sich uns nahen und gebietet uns, seinen Leib und sein Blut zu empfangen (vgl. Joh 6).

Was die Vorbereitung mit Fasten und Gebet betrifft, ist sie ein gutes und wichtiges Hilfsmittel, um uns in die rechte Disposition zu versetzen. Alle asketischen Übungen sind aber letztlich nur Hilfsmittel, und kein Zweck in sich selber. Und vielleicht ist es gut, sich vor Augen zu halten, dass sie auch einen geschichtlichen Entstehungsprozess durchlaufen haben.

Der orthodoxe Glaube kennt eigentlich keine rigorose Gesetzlichkeit. Sondern es geht immer um die Umsetzung ins Leben des jeweiligen Gläubigen. Und da herrscht auch eine große Freiheit.
Ich kenne viele Menschen, die von ihrem Priester oder geistlichem Vater z.B. die Erlaubnis haben, morgens vor den Kommunionempfang etwas zu essen, weil sie Medikamente nehmen müssen, die nach der Nahrungsaufnahme eingenommen werden müssen. Eine andere hat die Erlaubnis, Wasser, Tee oder einen Kaffeee (ohne Milch und Zucker) zu sich zu nehmen, weil sie sonst Kopfschmerzen bekommt.
Und wenn Du unwissentlich in einem (verarbeiteten) Lebensmittel etwas zu Dir genommen hast, was nicht 100% den Fastenvorschriften entspricht, ist es sicherlich keine Sünde. Ein Priester hat mir mal den Rat gegeben, diesbezüglich auch nicht zu sehr nachzuforschen. (Den Rat hatte er selbst übrigens von seinem Bischof bekommen.)

Es geht doch nicht um asketische Höchstleistungen, sondern um die rechte Einstellung, wenn wir uns dem Herrrn nahen. Und der ist barmherzig, gütig und in einer "unfassbaren Liebe zu den Menschen" (vgl. oben erwähntes Gebet). Wir begegnen im Sakrament ja demselben Herrn, der mit der Ehebrecherin und Zöllnern und Sündern Gemeinschaft hatte.
Letztlich gilt für jede Liturgie und jeden Kommunionempfang, was auch an Pascha gilt, und was in der Predigt des Hl. Vaters Johannes Chrysostomos am Ostermorgen gelesen wird: Die große Einladung und die Freude in der Begegnung mit unserem Herrn, die in der Feier der Mysterien geschieht. Die auch jenen gilt, die nicht alle "Vorschriften" bis in letzte erfüllt haben. (Aber in der rechten Gesinnung nahen. Es geht auch nicht um Leichtfertigkeit und Laxheit!)

Damit wird der Ernst der Vorbereitung und Haltung nicht geschmälert, aber die Bedeutung der Einladung und Barmherzigkeit überwiegen und werden groß gemacht in dem Wissen, dass wir bei jeder noch so korrekten Vorbereitung immer noch unwürdig und auf die Barmherzigkeit des Erlösers angewiesen sind.
Und für die Gläubigen ist das Sakrament ja zuerst und vor allem eine n o t w e n d i g e Arznei der Unsterblickeit - und nicht der Krankheit und des Todes!
CalvinStein
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Religionszugehörigkeit: Orthodox

Re: Angst zu Kommunizieren?

Beitrag von CalvinStein »

Danke für die Antwort 🙂
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