Metaphysische Fragen.

Neu in der orthodoxen Kirche - Wie lebe ich als orthodoxer Christ? Alle allgemeinen Fragen rund um die Orthodoxie.
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Basilius
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Registriert: 16.02.2024, 01:01

Metaphysische Fragen.

Beitrag von Basilius »

Hallo ihr Lieben,

Ich wurde ich in den 90er Jahren in Moskau geboren und im Alter von 3 Jahren in einer recht berühmten Kirche in Moskau orthodox auch getauft. Ich habe verschiedene ethische Wurzeln, darunter Russische (Selbstverständlich) und Georgische. Mit 5 Jahren zog ich und meine Familie nach Westeuropa, als Erstes war es Frankreich und erst später dann Deutschland. Ich verlor meine spirituellen Wurzeln. Seitdem habe ich fast nichts mehr mit dem Christentum zu tun gehabt, sondern habe mich mehr mit der Philosophie (insbesondere mit der Phänomenologie, Husserle, Heidegger usw. beschäftigt) und dem Buddhismus (die orthodoxe und ursprüngliche Form davon - Theravada) auseinandergesetzt. In letzter Zeit haben sich jedoch Fragen mir offenbart, von denen ich denke, dass es sich lohnt, sie an CHRISTEN zu richten, hauptsächlich würde ich mich über Antworten von orthodoxen Christen freuen, da diese für mich in meinem Kontext am interessantesten zu sein scheinen.
-
Fragen:

1. Warum das ganze Theater namens: Existenz? Warum ist etwas und nicht nichts? Es hätte nichts geben können, aber es ist etwas, wir nehmen es durch das Bewusstsein wahr. Wir gehen nun davon aus, dass die christliche Lehre richtig ist. Warum hat der allmächtige Gott dieses Theater namens: SEIN geschaffen? Wofür? Wenn die Antwort kommt, er war gelangweilt, er wollte anderen die Möglichkeit geben, seine Schöpfung zu bewundern usw. deutet es doch darauf hin, dass es sich nicht um einen perfekten oder allmächtigen Gott handele, sondern um eine menschliche Projektion.

2. Warum existierte der Teufel, die Schlange, im Garten Eden?

3. Warum existiert Satan, das Böse, das Böse überhaupt, wenn Gott allmächtig ist? Konnte er es nicht mit einem Fingerschnippen ausmerzen? Warum das ganze Drama? Wenn sie sagen, Adam und Eva hätten es selbst verursacht, weil sie den Apfel von Gut und Böse aßen, warum hat der allmächtige und GUTE Gott es dann zugelassen? Warum hat er überhaupt diese Möglichkeit geschaffen, dass es einen verdammten Baum mit Äpfeln gibt, der dich in die Verdammnis bringen wird bzw. sogar in die EWIGE Verdammnis?

4. Warum kann ein allmächtiger Gott Neid, Wut usw. empfinden? Für mich macht ihn das nicht zu einem Gott. Gefühle sind Ausdrücke eines bewegten und besorgten Geistes. Und wieso hat ein Gott ein völkisches Weltbild und wählt Völker aus, die SEINE sind? Klingt das nicht alles absurd, wenn wir das unendliche große und weite Universum anschauen?

5. Wenn Satan immer noch auf der Erde aktiv ist, warum kann Gott ihn dann nicht einfach töten, Gott ist doch allmächtig?

6. Könnte es sein, dass der Gott kein guter Gott ist? Oder eine Form des Deismus? Dass er nicht eingreifen kann? Denn wenn ich auf die Geschichte schaue, ist doch alles voller Gewalt, Vergewaltigung, Folter, Mord... Holocaust (!), Hunger in Afrika, Armut, Sucht, Krankheiten usw. Wie kann ein guter Gott das zulassen? Wenn sie sagen, es sei eine Prüfung Gottes und wir Menschen hätten sie uns selbst auferlegt, dann ist das so, als würde ich nichts unternehmen, wenn ich einen Teenager beobachte, wie er gerade dabei ist, einen anderen Teenager zu erstechen, oder von mir aus: Ich gucke besorgt und weinend zu, wie er den anderen tötet, aber ich tue nichts, weil ich sicher gehen möchte, ob der Teenager (MEIN SOHN!) für den Himmel oder für die Hölle gemacht ist. Ist es nicht absurd? Eine Art Theater, das Gott für sich selbst geschaffen hat, um ... ja wofür denn eigentlich? Um sich zu amüsieren? Was für ein Gott ist das?

7. Warum hat Gott solch ein „Spektakel“ aus SICH SELBST gemacht? Der brennende Dornbusch mit Moses ... der Stimme im Himmel, Jesus usw. Wenn er allmächtig ist, warum dann so viel Aufhebens? Geteilte Meere, Heilungen von Blinden und Buckligen (in einer bereits vergänglichen Welt) WOFÜR? WARUM? Warum sagst du nicht einfach: Hallo, ich bin Gott. So und so ist die Existenz, ich habe sie geschaffen, um dies oder das zu erreichen. Was hat es mit all diesen Symbolismus, Allegorien und Mystizismus auf sich? Warum das Verstecken spielen?

8. Eigentlich fallen alle meine Fragen immer in die gleiche Kategorie, nämlich warum zum Teufel existiert diese Existenz und nicht nichts? Und WOFÜR, dieses Bizarre und mysteriöse Theater mit Prüfungen, Beten, Gesprächen mit Gott über seine Probleme, Salbungen, Weihrauch, ernsten und verurteilenden Blicke, Engeln, Dramen, Erotik. WOFÜR? Es scheint, als wäre der Gott eine Art Sims-Spieler, der Spaß daran hat, mit uns zu spielen. Ist es ein spielender Gott? Für wen sind Mord und Vergewaltigung akzeptabel, es sei denn es ist ein PC-Spiel, nicht wirklich real. Aber selbst wenn es für diesen Gott so ist, aus seinen Augen diese Realität eine Art Simulation ist, so ist es für uns als Menschen phänomenologisch betrachtet ECHTER SCHMERZ.

10. Wenn Gott allwissend ist, dann weiß er doch auch die Zukunft, wieso dann dieses Drama noch beobachten, ist es nicht so, als schaue man sich einen Film an, denn man eh schon kennt? Und wusste Gott denn nicht das sein Sohn (Und er selbst!) gekreuzigt wird?

11. In diesem unendlich großem Universum ist die Chance auf Leben beinahe 100 Prozent. Falls es sich herausstellt, dass es außerirdisches Leben gibt, hat dann Gott sich diesen ebenfalls offenbart?

12. Was ist mit den Tieren? Mit Pflanzen? Was passiert nach dem Ende dieser Welt mit ihnen?

Und die letzte Frage wäre:

13. Auch wenn es vor dem Urknall andere Universen gab, muss es etwas gegeben haben, das zuerst eine Kraft hatte, eben der unbewegten Beweger. Und doch ergibt das für unser Verständnis keinen Sinn, denn es muss immer etwas davor sein, vielleicht haben wir auch eine falsche Vorstellung von Zeit und sie läuft nicht linear, sondern zirkulär. Aber ich kann das sogar als das große letzte Mysterium akzeptieren. ABER Ideen oder Theorien dazu wären von langjährigen orthodoxen Christen mir äußerst interessant.

Auch wenn die Fragen für manche Christen jetzt beleidigend klingen, finde ich keine anderen Worte als mein Herz hier auszuschütten, ich hoffe mir wird das Gegenteil bewiesen oder zumindest werden mir Ideen oder Konzepte vorgestellt an denen ich arbeiten kann. Ich würde gerne wieder zu meinen orthodoxen Wurzeln zurückkehren, mein Herz sagt mir, dass diese Existenz nicht einfach so existieren kann, dieses Sein ist für mich zu bizarr, zu groß und zu erhaben, dass es sich nur um eine rein materialistische Weltordnung handelt, und selbst wenn, würde ich gerne zum Schluss dieses Zitat vom Herrn Wittgenstein hier einbringen:

Nicht wie die Welt ist, ist das Mystische, sondern daß sie ist.

Ich danke allen im Voraus und hoffe meine "Fordernde" Art nach Antworten lässt mich nicht wie ein amoralisches Schwein aussehen. Und ich bin auch sehr offen (und extrem froh!) für Bücherempfehlungen. Die Bibel hab ich nie gelesen. Aber gerne orthodoxe Einführungen in verschiedene metaphysische und theologische Themen, die meine Fragen berühren, dass ich einen Anreiz kriege – nachhause zu kommen und die Bibel in meiner orthodoxen Gemeinde anfange zu lesen. Danke.
Marian
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Religionszugehörigkeit: russisch orthodox

Re: Metaphysische Fragen.

Beitrag von Marian »

Moin Vasilii,
Deine Fragen sind sehr tiefgehend und alle auch beantwortet worden. Doch die Schriften setzen eben im allgemeinen die Kenntnis von wenigstens dem Neuen Testament voraus. Methaphysisches Denken allerdings ist für uns Christen wie eine Brandmauer, sie verhindert die Annäherung an Gott oder lässt dich das Ziel verfehlen. So kann es passieren du liest das beste Buch für deine Fragen und empfindest im Nachhinein noch mehr Warum und Wieso!
Der Herr Jesus Christus, in dessen Gefolgschaft du getauft bist, war unter uns auch als Mittler zu unserem besserem Verständnis. Und das obwohl Er eine faktische, konkrete, eineindeutige Handlungs- und Denkanweisung nicht gegeben hat. Eben dieses empfindest du als Metaphysik, es ist aber die allumfassende Liebe Gottes.
Hää? Wie lässt sich das verstehen? Ja, das wirst du heraus finden. Doch die Bücher in der Richtung fliegen dir um die Ohren denke ich. Außer du stellst die Schriften der Heiligen und Frommen, die du lesen möchtest, auf das Fundament wo sie hingehören. Die Evangelien.
Meine Empfehlung, Steck dir die Stöpfel ins Ohr und hör erst mal die Lesungen der 4 Evangelien. Das machst du tagelang und auch immer wieder von vorn. UND WICHTIG! Denk dabei nicht an deine Fragen! Denk an nichts! Nur eben das du es vollständig gehört hast. Wenn du dabei was denkst, dann denk an die Leute von denen berichtet wird, die die damals mit Ihm zu tun hatten. Ja.
Dann erst, wenn du es gehört hast, würde ich die Texte über Gott und das Gottesverständnis lesen. Dann erst kannst du auf echte Antworten hoffen.

Noch so viel. Deine Fragen zeigen, dass du glaubst Gott würde denken. Ich sage. Gott denkt nicht, Er wünscht sich sogar, dass wir, geschaffen nach seinem Ebenbild, aufhören mit dem Denken!
Denk mal darüber nach!
:jester:
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Basilius
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Re: Metaphysische Fragen.

Beitrag von Basilius »

Marian hat geschrieben: 17.02.2024, 08:05 Moin Vasilii,
Deine Fragen sind sehr tiefgehend und alle auch beantwortet worden. Doch die Schriften setzen eben im allgemeinen die Kenntnis von wenigstens dem Neuen Testament voraus. Methaphysisches Denken allerdings ist für uns Christen wie eine Brandmauer, sie verhindert die Annäherung an Gott oder lässt dich das Ziel verfehlen. So kann es passieren du liest das beste Buch für deine Fragen und empfindest im Nachhinein noch mehr Warum und Wieso!
Der Herr Jesus Christus, in dessen Gefolgschaft du getauft bist, war unter uns auch als Mittler zu unserem besserem Verständnis. Und das obwohl Er eine faktische, konkrete, eineindeutige Handlungs- und Denkanweisung nicht gegeben hat. Eben dieses empfindest du als Metaphysik, es ist aber die allumfassende Liebe Gottes.
Hää? Wie lässt sich das verstehen? Ja, das wirst du heraus finden. Doch die Bücher in der Richtung fliegen dir um die Ohren denke ich. Außer du stellst die Schriften der Heiligen und Frommen, die du lesen möchtest, auf das Fundament wo sie hingehören. Die Evangelien.
Meine Empfehlung, Steck dir die Stöpfel ins Ohr und hör erst mal die Lesungen der 4 Evangelien. Das machst du tagelang und auch immer wieder von vorn. UND WICHTIG! Denk dabei nicht an deine Fragen! Denk an nichts! Nur eben das du es vollständig gehört hast. Wenn du dabei was denkst, dann denk an die Leute von denen berichtet wird, die die damals mit Ihm zu tun hatten. Ja.
Dann erst, wenn du es gehört hast, würde ich die Texte über Gott und das Gottesverständnis lesen. Dann erst kannst du auf echte Antworten hoffen.

Noch so viel. Deine Fragen zeigen, dass du glaubst Gott würde denken. Ich sage. Gott denkt nicht, Er wünscht sich sogar, dass wir, geschaffen nach seinem Ebenbild, aufhören mit dem Denken!
Denk mal darüber nach!
:jester:
Das klingt ja fast nach einem Zen-Buddhistischen Ansatz oder einem Ratschlag von Meister Eckhart. Danke, ich werde es versuchen! :oops:
Alois
Beiträge: 25
Registriert: 30.03.2021, 12:43

Re: Metaphysische Fragen.

Beitrag von Alois »

Hallo Basilius,

wie Marian ja schon in seiner Antwort geschrieben hat, sind zu Deinen vielfältigen und tiefsinnigen Fragen schon viele Bücher geschrieben worden. Ich versuche mich daher gar nicht erst damit. Mehr als verkürzte Antworten, - wie z.B. dass Gott Liebe ist, und Liebe auf ein Gegenüber ausgerichtet ist; dass Gott den Menschen frei geschafften hat und der Mensch daher die Möglichkeit hat, sich gegen Gott und seinen Willen zu entscheiden; dass es einen Unterschied zwischen Vorherwissen und Vorherbestimmung gibt etc. - könnte ich im Rahmen des Forums auch gar nicht geben. (Und die hast Du sicherlich ohnehin schon oft gehört oder gelesen.)

Gerne möchte ich aber - von den Evangelien abgesehen - ein paar Buchempfehlungen geben, in denen aus orthodoxer Sicht auf (viele) Deiner Fragen eingegangen wird.
Als erstes empfehle ich das Buch "Geheimnis des Glaubens" von Metropolit Hilarion (Alfeyev). Vor allem in den ersten 5 Kapiteln dieses Buches, die den Glauben, Gott, die Schöpfung und den Menschen behandeln, werden viele Deiner Fragen aus orthodoxer Sicht beantwortet.

Zwei m.E. gute Bücher, die sich auch mit den Fragen der Existenz Gottes und den Anfragen und der Kritik moderner Philosphie aus orthodoxer Sicht auseinandersetzen sind die Bücher "Auf dem Weg zu Gott" und "The search for truth on the path of reason" (komplizierter, aber geht umfangreicher auf verschiedene philisophische Strömungen ein). Beide sind von Alexej Osipov. Das zweite ist leider (momentan) nur in Englisch oder Russisch erhältlich. Aber Du kannst es ja bestimmt im russichen Original lesen.

Sicherlich erschließt sich mir Gott nicht rein über die Erkenntnis meines Verstandes. Wie Marian ja schon darauf hingewiesen hat, kann eine bloße intellektuelle und philiosphische Annäherung an Gott, mich auch von ihm wegtreiben, indem ich mich immer mehr in abstrakten Fragen verliere.
Zugang zu Gott bekomme ich vor allem dadurch, dass ich mit ihm in Beziehung trete - durch das Lesen seines Wortes, durch Gebet und die Teilnahme an der Liturgie. Also die "Medien" nutze, die Gott den Menschen gegeben hat, um sich ihnen mitzuteilen.

Auf der anderen Seite sind wir auch Wesen mit Verstand. Auch dieser ist eine gute Gabe Gottes. Und Gott selbst offenbart sich in der Bibel eben gerade nicht als bloße Idee oder "als eine abstrakte Kraft, sondern als lebendiges Wesen, das spricht, hört, sieht, denkt und hilft" (Geheimnis des Glaubens, S. 13).

Die Aussgage, dass Gott nicht denkt und sich wünscht, wir würden mit dem Denken aufhören, kann ich nicht nachvollziehen. Biblisch ist sie jedenfalls nicht. Und die Kirchenväter der ersten Jahrhunderte vermochten in der Philosophie und Weisheit der Welt sogar die Spuren des göttlichen Logos zu entdecken.
Ich nehme aber mal an, sie richtet sich als sehr zugespitzte und einseitige Formulierung, gegen ein westliches, rationales Nachdenken über Gott, dass oftmals nur dazu führt, ihn in Frage zu stellen, statt zu ihm hinzuführen. Ich würde sie jedenfalls so verstehen (wollen).

Da fällt mir noch ein: Eine sehr gute Einführung in die Art des orthodoxen (Nach-)Denkens über Gott ist das Buch von Eugenia Constantinou "Thinking Orthodox. Understanding and Acquiring the Orthodox Christian Mind". Ich glaube, ich habe es an anderer Stelle im Forum schon mal empfohlen. Leider ist es nur auf Englisch erhältlich.
Marian
Beiträge: 276
Registriert: 11.05.2016, 11:28
Religionszugehörigkeit: russisch orthodox

Re: Metaphysische Fragen.

Beitrag von Marian »

Grüß Gott Alois,
vielen Dank für die umfangreiche und durchdachte Antwort. Ja du hast recht, denken ist uns wohl erlaubt. Doch ich hab seine Fragen gelesen. Dann nochmal gelesen. Und dann hab ich gedacht, da müsste man erstmal das Fenster aufmachen und frische Luft rein lassen. Denn es hat schon Theologie Professoren gegeben, z.B. am Lehrstuhl zu Wittenberg, die haben sich auch mit Fragen gequält, ohne auch nur einmal an die Orthodoxie zu denken. Ganz schnell wird dann aus überfliegendem Denken Lehrstul.

Dass Gott nicht denkt, dabei bleibe ich. In meinem Weltbild ist Gott allwissend. Das steht bekanntlich auch in den Dogmatik Handbüchern. Wenn er allwissend ist, worüber sollte er denken. Er wird doch nicht sein Wissen in Frage stellen? (Was uns wieder zum Vergleich mit einschlägigen Theologie Professoren bringen könnte. :nerd: )

Der allwissende, allmächtige und menschenliebede Gott kennt keinen Grund zum Denken und ist die Antwort auf die meisten seiner Fragen.
:c8l:
Alois
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Registriert: 30.03.2021, 12:43

Re: Metaphysische Fragen.

Beitrag von Alois »

Oh, da habe ich mich vielleicht nicht verständlich genug ausgedrückt. Ich wollte auf keinen Fall die Allwissenheit Gottes in Frage stellen.
Du hast natürlich Recht, dass Gott nicht denkt im Sinne von Nachdenken und dadurch an Erkenntnis gewinnen (oder sich selbst sogar in Frage stellen.)
Die Aussage, dass Gott nicht denkt, hat auf mich nur so radikal gewirkt, weil denken ja nicht nur nachdenken/reflektieren meint, sondern auch z.B. an jemanden denken. Oder auch denken im Sinne von etwas er-denken (= planen, Ziele und Absichten machen und verfolgen). Gott sagt ja z.B. im Buch Isaias (55,9 nach Septuaginta Deutsch): "So wie der Himmel entfernt von der Erde ist, so fern ... sind eure Gedanken von meinem Denken".

Was die Allwissenheit Gottes betrifft, bin ich also ganz Deiner Meinung!
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Igor
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Re: Metaphysische Fragen.

Beitrag von Igor »

Willkommen im Forum, Basilius!

In Ergänzung zu den o.g. Beiträgen kann ich Dir die folgende russischsprachige Seite sehr empfehlen, hier z.B. ein Link auf einen Artikel über die kataphatischen und apopathischen Eigenschaften Gottes:

:arrow: https://azbyka.ru/bozhestvennye-svojstva

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Als der Höchste hernieder fuhr, verwirrte Er die Sprachen, zerteilte Er die Völker, nun, da Er Feuerzungen ausgeteilt, ruft Er alle zur Einheit: Einmütig preisen wir deshalb den Heiligen Geist. (Pfingstkondakion im 8. Ton)
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Basilius
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Re: Metaphysische Fragen.

Beitrag von Basilius »

Danke euch allen für die Antworten und die Bücherempfehlungen. Auch einen speziellen Dank an Vater Igor. Ich werde versuchen, einen Weg zu finden, was bleibt mir noch übrig? Ich muss noch anmerken, dass ich sehr schlecht russisch lese, aber hervorragend spreche. Ich habe mir das Buch "Geheimnis des Glaubens: Einführung in die orthodoxe dogmatische Theologie (Studia Oecumenica Friburgensia)" vorgemerkt, und werde es bald kaufen. Ich wollte noch eine Sache hier ganz klar hervorheben. Ich habe mich nicht entschlossen das Christentum aus der Orthodoxen Sicht anzugehen weil ich eben Wurzeln in dieser Tradition habe oder aus diesem Raum komme, wo Orthodoxie gelebt wird (Naja, in Teilen), sondern mit der Beschäftigung der verschiedenen Konfessionen, ich habe mir etliche Debatten auf YouTube angeschaut und so weiter und Kamm zu dem Entschloss, das die Orthodoxie, wenn es Christentum sein muss, der einzige gangbare und authentische Weg für mich wäre. Ob es so ist oder nicht, wird sich im Laufe meines Lebens zeigen. Danke nochmal.
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