Die wahre Kirche Christi

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Andromachi
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Re: Die wahre Kirche Christi

Beitrag von Andromachi »

Lieber Abraham,
meiner Meinung nach, hat es wenig Sinn, wenn wir einfache Gläubige uns an Fragen heranwagen, die von Heiligen behandelt wurden. Ich schlage also vor, Du liest einige orthodoxe Texte dazu. Wenn Gott will, wirst Du selbst erkennen, welche Unterschiede es zwischen Katholizismus und Orthodoxie gibt. Ich kann Dir z.B. empfehlen, einige Beiträge aus der Zeitschrift "Der schmale Pfad" zu lesen http://www.orthlit.de/Vierteljahreszeit ... #Band%2015
Band 20 von Archimandrit Georgios: Orthodoxie und Katholizismus. Band 24 Archimandrit Georgios: Erfahrungen der Gnade Gottes (ein besonderer Text). Band 30 Prof. G. Metallinos: Was ist Orthodoxie.- Band 6 Archimandrit Justin Popovic: Das Papsttum als das älteste.
Das beste wäre, wenn Du das Büchlein von Archimandrit Georgios lesen könntest: "Die Theosis als Ziel des menschlichen Lebens" (H θέωσις ως σκοπός της ζωής του ανθρώπου). Aber ich weiß nicht, ob dieses Buch in deutscher Übersetzung vorliegt.
Übrigens: Die Trinitätslehre ist ein wichtiger dogmatischer Punkt, der uns voneinander trennt, aber es gibt noch andere. Der Heilige Gregor Palamas hat ganz treffend die Unterscheidung gemacht zwischen dem άκτιστο/κτιστό. Ein anderer Unterschied ist, wie die Katholiken die Gnade Gottes (Χάρις) auffassen.
Aber, wie gesagt, wir sind nicht diejenigen, die diese Fragen beantworten könnten/sollten. Wenn wir das nicht richtig machen, wirst Du es vielleicht als Schwäche der Orthodoxie ansehen, wo Du nur mit unwissenden Gläubigen gesprochen hast.
peter
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Re: Die wahre Kirche Christi

Beitrag von peter »

Liebe Andromachi,

das Büchlein von Archimandrit Georgios, Abt des Klosters Grigoriou (Berg Athos), liegt inzwischen in deutscher Übersetzung vor unter dem Titel: "Vergöttlichung - Das Ziel des Menschenlebens", ISBN 978-960-7553-28-7, 90 Seiten, und kann zum Einzelpreis von 5 € im Verlag von Johannes Alfred Wolf, Großer Winkel 17 c, D-31552 Apelern
(e-mail:alfred_johannes.wolf@freenet.de) bestellt werden.
Äußerst lesenswert, weil die Theosis als Lebensziel dargestellt wird, im Gegensatz zu den durch die westliche "Panhäresie" (Formulierung des hl. Justin von Celije) geschwächten und verflachten Programmen eines "Christ-Seins".

peter
"Selig sind die, die nicht gesehen und doch geglaubt haben" (Joh. 20,31)
Andromachi
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Re: Die wahre Kirche Christi

Beitrag von Andromachi »

Danke, Peter.
Ich bezeichne dieses Buch als "Erweitertes Credo". Eventuell kann man es bestellen, um es zur Hand zu haben, für jeden, der sich informieren möchte.
stefan1800
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Re: Die wahre Kirche Christi

Beitrag von stefan1800 »

Auch ich habe, wie Abraham, meine Probleme bezüglich der Frage, welche der beiden Kirchen, die OK oder die RKK, die richtige ist. Christus hat nur eine Kirche gestiftet, es können also nicht beide zugleich recht haben. Denn es gibt nur eine Wahrheit !
Dazu ein paar Fragen bzw. Anmerkungen:

1. Ich habe zwar die Problematik mit dem Filioque verstanden und weiß auch, daß das Konzil von Nicäa und Konstantinopel hier eine Entscheidung gefällt hat. Vom Problem des westlichen Teil-Konzils in Toledo (Spanien) 589 einmal abgesehen, als das "Filioque" zum ersten Mal formuliert wurde, um die arianische Häresie der Westgoten abzuwehren, wurde aber offenbar nicht immer nach dem Beschluß von 381 gehandelt. Siehe Kyrill von Alexandrien oder Augustinus mit seinem Bild der Familie, die dem "Filioque" Vorschub leisteten.

2. Weshalb wurde das "Filioque" zunächst nicht als kirchentrennend betrachtet ? Warum wird dies erst seit 1204, dem Einmarsch der Kreuzritter in Konstantinopel, getan ? Warum verknüpft man dogmatische Fragen mit politischen ?

3. Wehalb spricht Christus zu Petrus, ihm sei die Schlüselgewalt gegeben, zu binden und zu lösen, wenn der Papst nur als römischer Patriarch eine Bedeutung hat ?

4. Weshalb gibt es Widersprüche zwischen den einzelnen Teilkirchen bezüglich der Bewertung Roms als häretisch ? Hier kann ich keine klare Linie erkennen.

5. Warum gibt es Widersprüche zwischen den Teilkirchne bezüglich der lateinischen Skramente und der lateinischen Weihen ? Die ROK sagt, sie erkenne dies an (Hillarion), die ROKA und die SOK erkennen sie meines Wissens nicht an.

6. Weshalb gibt es, wenn die RKK häretisch ist, nicht einen eindeutigen Missionsauftrag im Westen, um die Seelen hier zu retten ? Oder ist die OK eine griechische und panslawische Teilkirche ? (Über Rumänien spreche ich nicht, weil Rumänien aufgrund der lateinischen Sprache sowieso ein Sonderfall ist.)

7. Weshalb wurde der Patriarch von Konstantinopel nach der gegenseitigen Aufhebung des "Anathema" 1967 nicht von den anderen Orthodoxen exkommuniziert, wenn das ein Fehler war ? Warum hat man ihm nicht klipp und klar gesagt, daß er vom Glauben abgefallen ist ?

8. Weshalb verharmlost der neue russische Patriarch Kyrill in einem Anfall von zu starkem Gehorsam gegenüber dem weltlichen russischen Staat den Kommunismus, nur um der neuen Geschichtsschreibung des russischen Staats unter Medwedew einen Gefallen zu tun ? Ist es nicht so, daß die Kommunisten 200.000 Priester allein des Moskauer Patriarchats ermorden ließen ? Ist dies nicht eine Verhöhnung der Opfer der eigenen Kirche ? Und was theologisch viel wichtiger ist: Unterscheidet hier Kyrill überhaupt noch zwischen Lüge und Wahrheit ? Der Kommunismus stellt als Atheismus eine Negation des Christentums dar.

9. Darf man wie Kyrill sich als Oberhaupt einer Kirche so stark mit dem Staat einlassen ? Ist es nicht besser, einen Papst zu haben, der von anderen Staatsoberhäuptern unabhängig ist und sozusagen auf "eigene Rechnung" arbeitet statt sich beeinflussen zu lassen ? Wir Deutsche kennen das Problem seit Jahrhunderten bedingt durhc den Protestantismus.

10. Die Lehre des Hesychasmus von Palamas habe ich leider nicht richtig verstanden, wahrscheinlich beschäftige ich mich aber zu wenig damit. Wer kann dies erklären ?
Daß Thomas von Aquin mit seinen aristotelschen Methoden, Gott erklären zu wollen, problematisch ist, verstehe ich mittlerweile.

11. Ich bin nicht so vermessen, zu behaupten, daß ich mich "vergöttlichen" müsse. Kann ich das als schwerer Sünder überhaupt ? Ist nicht alles Gnade, die letzten Endes von Gott kommen muß Nur, daß wir bereit sein müssen, sie aufzunehmen ? Ich mag keine semi-pelagianischen Lehren von der Selbsterlösung, die Natur des Menschen ist sehr stark verdorben ! Alles andere formt meines Erachtens ein zu positivistisches Menschenbild mit all den katastrophalen Konsequenzen, die wir im Laufe der Geschichte erleben durften !

Ich stelle nur Fragen und bin gespannt auf Eure Antworten !
Stefan
stefan1800
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Re: Die wahre Kirche Christi

Beitrag von stefan1800 »

Nachschlag:
Wie steht die OK der Gefahr einer Islamisierung Europas gegenüber ?
Mops
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Re: Die wahre Kirche Christi

Beitrag von Mops »

also ganz so "ich frage nur" hört sich das für mich nicht an. Gewiss, in einem muss ich dir zustimmen, es kann nur eine Kirche Christi geben.
Verschiedene Hinweise wurden hier und in den alten Foren schon gegeben, das ist dir auch dort sicher nicht entgangen.,..
Es wurde auch im alten O.Forum schon genug geschrieben zu Themen wie filioque, Primatsanspruch usw...
Dieses mit Politikum oder gar als "nur an einem Wort hängend" hier abzuwischen ist wohl etwas zu oberflächlich. Im Gegenteil, es gibt Väter, die das ganz klar benennen. Genau genommen glaubt man duch das filioque an einen ganz anderen Gott!

Islam, wo ist das Problem? Christus hat ganz klar gesagt "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater denn durch mich". So gesehen interessiert uns "der Weg" der Moslems garnicht, da er nicht zum Vater führt.
Mit der Taufe haben wir "Christus angezogen" und können frohen Mutes sein, dürfen hoffen... usw...

Das hindert mich natürlich nicht daran, einen Moslem als Menschen ganz einfach zu respektieren, ebenso einen anderen der irgendeiner Religion oder Konfession angehört. Nur, dass diese für mich keine Bedeutung hat. Wer bin ich, dass ich über ihn richte?

Viel mehr will ich dazu auch garnicht sagen. Das Forum sollte ja auch kein Anti-Forum werden, wo man sich nur über Nichtorthodoxe unterhält, sondern über unseren Glauben informieren. Probleme gibts überall und wenn sich jeder an seine eigene Nase fasst ist schon viel gewonnen. Zudem kann man jedes Problem als Gebetsaufruf verstehen, würde ich mal so behaupten...
Vielleicht wäre so manches Problem nicht aufgetreten, wenn wir mehr füreinander gebetet hätten?....
Michael
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Re: Die wahre Kirche Christi

Beitrag von Michael »

stefan1800 hat geschrieben:Auch ich habe, wie Abraham, meine Probleme bezüglich der Frage, welche der beiden Kirchen, die OK oder die RKK, die richtige ist. Christus hat nur eine Kirche gestiftet, es können also nicht beide zugleich recht haben. Denn es gibt nur eine Wahrheit !
Dazu ein paar Fragen bzw. Anmerkungen:

1. Ich habe zwar die Problematik mit dem Filioque verstanden und weiß auch, daß das Konzil von Nicäa und Konstantinopel hier eine Entscheidung gefällt hat. Vom Problem des westlichen Teil-Konzils in Toledo (Spanien) 589 einmal abgesehen, als das "Filioque" zum ersten Mal formuliert wurde, um die arianische Häresie der Westgoten abzuwehren, wurde aber offenbar nicht immer nach dem Beschluß von 381 gehandelt. Siehe Kyrill von Alexandrien oder Augustinus mit seinem Bild der Familie, die dem "Filioque" Vorschub leisteten.

2. Weshalb wurde das "Filioque" zunächst nicht als kirchentrennend betrachtet ? Warum wird dies erst seit 1204, dem Einmarsch der Kreuzritter in Konstantinopel, getan ? Warum verknüpft man dogmatische Fragen mit politischen ?

3. Wehalb spricht Christus zu Petrus, ihm sei die Schlüselgewalt gegeben, zu binden und zu lösen, wenn der Papst nur als römischer Patriarch eine Bedeutung hat ?

4. Weshalb gibt es Widersprüche zwischen den einzelnen Teilkirchen bezüglich der Bewertung Roms als häretisch ? Hier kann ich keine klare Linie erkennen.

5. Warum gibt es Widersprüche zwischen den Teilkirchne bezüglich der lateinischen Skramente und der lateinischen Weihen ? Die ROK sagt, sie erkenne dies an (Hillarion), die ROKA und die SOK erkennen sie meines Wissens nicht an.

6. Weshalb gibt es, wenn die RKK häretisch ist, nicht einen eindeutigen Missionsauftrag im Westen, um die Seelen hier zu retten ? Oder ist die OK eine griechische und panslawische Teilkirche ? (Über Rumänien spreche ich nicht, weil Rumänien aufgrund der lateinischen Sprache sowieso ein Sonderfall ist.)

7. Weshalb wurde der Patriarch von Konstantinopel nach der gegenseitigen Aufhebung des "Anathema" 1967 nicht von den anderen Orthodoxen exkommuniziert, wenn das ein Fehler war ? Warum hat man ihm nicht klipp und klar gesagt, daß er vom Glauben abgefallen ist ?

8. Weshalb verharmlost der neue russische Patriarch Kyrill in einem Anfall von zu starkem Gehorsam gegenüber dem weltlichen russischen Staat den Kommunismus, nur um der neuen Geschichtsschreibung des russischen Staats unter Medwedew einen Gefallen zu tun ? Ist es nicht so, daß die Kommunisten 200.000 Priester allein des Moskauer Patriarchats ermorden ließen ? Ist dies nicht eine Verhöhnung der Opfer der eigenen Kirche ? Und was theologisch viel wichtiger ist: Unterscheidet hier Kyrill überhaupt noch zwischen Lüge und Wahrheit ? Der Kommunismus stellt als Atheismus eine Negation des Christentums dar.

9. Darf man wie Kyrill sich als Oberhaupt einer Kirche so stark mit dem Staat einlassen ? Ist es nicht besser, einen Papst zu haben, der von anderen Staatsoberhäuptern unabhängig ist und sozusagen auf "eigene Rechnung" arbeitet statt sich beeinflussen zu lassen ? Wir Deutsche kennen das Problem seit Jahrhunderten bedingt durhc den Protestantismus.

10. Die Lehre des Hesychasmus von Palamas habe ich leider nicht richtig verstanden, wahrscheinlich beschäftige ich mich aber zu wenig damit. Wer kann dies erklären ?
Daß Thomas von Aquin mit seinen aristotelschen Methoden, Gott erklären zu wollen, problematisch ist, verstehe ich mittlerweile.

11. Ich bin nicht so vermessen, zu behaupten, daß ich mich "vergöttlichen" müsse. Kann ich das als schwerer Sünder überhaupt ? Ist nicht alles Gnade, die letzten Endes von Gott kommen muß Nur, daß wir bereit sein müssen, sie aufzunehmen ? Ich mag keine semi-pelagianischen Lehren von der Selbsterlösung, die Natur des Menschen ist sehr stark verdorben ! Alles andere formt meines Erachtens ein zu positivistisches Menschenbild mit all den katastrophalen Konsequenzen, die wir im Laufe der Geschichte erleben durften !

Ich stelle nur Fragen und bin gespannt auf Eure Antworten !
Stefan

Wenn dir wirklich viel liegt an deinen Fragen und du darüber nachdenkst zu der Orthodoxie zu konvertieren würde ich dir raten einen guten Orthodoxen Priester oder was auch immer zur Hilfe holen, der dir deine Fragen wirklich wirklich gut beantworten kann. Ich meine das Ernst :!: :wink:

LG
Sünder Mixali
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Re: Die wahre Kirche Christi

Beitrag von songul »

stefan1800 hat geschrieben: 1. Ich habe zwar die Problematik mit dem Filioque verstanden und weiß auch, daß das Konzil von Nicäa und Konstantinopel hier eine Entscheidung gefällt hat. Vom Problem des westlichen Teil-Konzils in Toledo (Spanien) 589 einmal abgesehen, als das "Filioque" zum ersten Mal formuliert wurde, um die arianische Häresie der Westgoten abzuwehren, wurde aber offenbar nicht immer nach dem Beschluß von 381 gehandelt. Siehe Kyrill von Alexandrien oder Augustinus mit seinem Bild der Familie, die dem "Filioque" Vorschub leisteten.

2. Weshalb wurde das "Filioque" zunächst nicht als kirchentrennend betrachtet ? Warum wird dies erst seit 1204, dem Einmarsch der Kreuzritter in Konstantinopel, getan ? Warum verknüpft man dogmatische Fragen mit politischen ?

3. Wehalb spricht Christus zu Petrus, ihm sei die Schlüselgewalt gegeben, zu binden und zu lösen, wenn der Papst nur als römischer Patriarch eine Bedeutung hat ?

4. Weshalb gibt es Widersprüche zwischen den einzelnen Teilkirchen bezüglich der Bewertung Roms als häretisch ? Hier kann ich keine klare Linie erkennen.

5. Warum gibt es Widersprüche zwischen den Teilkirchne bezüglich der lateinischen Skramente und der lateinischen Weihen ? Die ROK sagt, sie erkenne dies an (Hillarion), die ROKA und die SOK erkennen sie meines Wissens nicht an.
Wieso bekomme ich das Gefühl nicht los, diesselben Fragen erst kürzlich in fast identischer Fragestellung in anderen Foren gelesen und zum Teil auch mit geantwortet zu haben?Bild
Am Besten gebe ich dir mal die Links, da kannst du dich dann mal nach Lust und Laune satt lesen; wir sind die (fast) selben Orthodoxen hier und dort.

http://kreuzgang.org/viewtopic.php?f=21&t=1329
http://kreuzgang.org/viewtopic.php?f=21&t=1330
Und: http://kof-forum.de/index.php?page=Thread&threadID=125

Könnte natürlich sein, dass sich der eine oder der andere darin wieder erkennt. 8)

Uns Orthodoxe ist diese Debatte - die meist nicht wirklich was bringt - von römischer Seite nicht allzu ernst zu nehmend, denn was soll man davon halten wenn einerseits Unierten und mit Rom verbundenen Orientalen das Filioque erlassen wird (weil sie es schlicht ablehnen) und selbst in Niederalteich (keine Unierten, sondern Römer) es bei den Byzantinern ohne und nebenan in der Basilika fast zeitgleich von den Lateinern mit rezitiert wird, andererseits in den Diskussionen mit uns darauf bestanden wird es sei einzig wahr. Konsequent? Wohl kaum.
stefan1800 hat geschrieben:4. Weshalb gibt es Widersprüche zwischen den einzelnen Teilkirchen bezüglich der Bewertung Roms als häretisch ? Hier kann ich keine klare Linie erkennen.

5. Warum gibt es Widersprüche zwischen den Teilkirchne bezüglich der lateinischen Skramente und der lateinischen Weihen ? Die ROK sagt, sie erkenne dies an (Hillarion), die ROKA und die SOK erkennen sie meines Wissens nicht an.

6. Weshalb gibt es, wenn die RKK häretisch ist, nicht einen eindeutigen Missionsauftrag im Westen, um die Seelen hier zu retten ? Oder ist die OK eine griechische und panslawische Teilkirche ? (Über Rumänien spreche ich nicht, weil Rumänien aufgrund der lateinischen Sprache sowieso ein Sonderfall ist.)

7. Weshalb wurde der Patriarch von Konstantinopel nach der gegenseitigen Aufhebung des "Anathema" 1967 nicht von den anderen Orthodoxen exkommuniziert, wenn das ein Fehler war ? Warum hat man ihm nicht klipp und klar gesagt, daß er vom Glauben abgefallen ist ?
Die orthodoxen Kirchen sind im Gegensatz zu der röm. Kirche dezentral organisiert und müssen nicht alle einer Meinung sein. Es gibt keine übergeordnete Legislative wie bei euch.
Es ist bekannt dass das so ist.
Die orthodoxe Kirche hat natürlich einen Missionsauftrag nicht nur für den Westen sondern für die ganze Welt, was in letzter Zeit in zunehmenderem Masse geschieht.
Man möge nicht vergessen: die Agonie des Kommunismus' ist noch nicht lange her und die Reinstitution der Kirche noch nicht vollends abgeschlossen. Das Formieren in der Diaspora ist nicht immer leicht, da die einzelnen Kirchen sich erstmal um ihre Gläubigen kümmern und dann kommt der Rest. Man beginnt sich schon zu organisieren.
Alle nationalen Kirchen sind Teile der ganzen Kirche und die Rumänen sind auch nicht ein Sonderfall sondern zusammen mit Georgiern, Arabern, Japanern, Koreanern, Finnen und last but not least den Amerikanern alle auch Teile des Ganzen.
stefan1800 hat geschrieben:8. Weshalb verharmlost der neue russische Patriarch Kyrill in einem Anfall von zu starkem Gehorsam gegenüber dem weltlichen russischen Staat den Kommunismus, nur um der neuen Geschichtsschreibung des russischen Staats unter Medwedew einen Gefallen zu tun ? Ist es nicht so, daß die Kommunisten 200.000 Priester allein des Moskauer Patriarchats ermorden ließen ? Ist dies nicht eine Verhöhnung der Opfer der eigenen Kirche ? Und was theologisch viel wichtiger ist: Unterscheidet hier Kyrill überhaupt noch zwischen Lüge und Wahrheit ? Der Kommunismus stellt als Atheismus eine Negation des Christentums dar.
Ich würde dich bitten, uns zu erzählen wo du das gelesen hast.
So weiss ich nichts darüber und kann nichts sagen.
stefan1800 hat geschrieben:9. Darf man wie Kyrill sich als Oberhaupt einer Kirche so stark mit dem Staat einlassen ? Ist es nicht besser, einen Papst zu haben, der von anderen Staatsoberhäuptern unabhängig ist und sozusagen auf "eigene Rechnung" arbeitet statt sich beeinflussen zu lassen ? Wir Deutsche kennen das Problem seit Jahrhunderten bedingt durhc den Protestantismus.
In der Geschichte haben sich Päpste immer wieder mal mit den Herrschenden eingelassen oder selbst Machtkämpfe auch gegeneinander geliefert. Das Papstmodell ist für Orthodoxe grundsätzlich nicht atraktiv oder animiert zum übernehmen.
Die enge Zusammenarbeit der russ. Kirche mit dem Staat (früher Zar) hat in diesem Land Tradition und überhaupt muss nicht überall unsere Gesellschaftsnorm die einzig Seeligmachende sein.
Die Protestanten sind aus der Übertreibung der röm. kath. Kirche entstanden und sind nicht unser Problem.
stefan1800 hat geschrieben:10. Die Lehre des Hesychasmus von Palamas habe ich leider nicht richtig verstanden, wahrscheinlich beschäftige ich mich aber zu wenig damit. Wer kann dies erklären ?
Daß Thomas von Aquin mit seinen aristotelschen Methoden, Gott erklären zu wollen, problematisch ist, verstehe ich mittlerweile.

11. Ich bin nicht so vermessen, zu behaupten, daß ich mich "vergöttlichen" müsse. Kann ich das als schwerer Sünder überhaupt ? Ist nicht alles Gnade, die letzten Endes von Gott kommen muß Nur, daß wir bereit sein müssen, sie aufzunehmen ? Ich mag keine semi-pelagianischen Lehren von der Selbsterlösung, die Natur des Menschen ist sehr stark verdorben ! Alles andere formt meines Erachtens ein zu positivistisches Menschenbild mit all den katastrophalen Konsequenzen, die wir im Laufe der Geschichte erleben durften !
Zum Hesychasmus gibt eine kleine Einführung:
http://de.wikipedia.org/wiki/Hesychasmus
Und vor allem hier die Vertiefung:
http://home.arcor.de/anaxios/pub/hesychasmus-hist.pdf

Hier hast du zum Thema Vergöttlichung ziemlich viel zu lesen:
http://www.orthodoxinfo.com/general/theosis-german.pdf
Nachschlag:
Wie steht die OK der Gefahr einer Islamisierung Europas gegenüber ?
Na, ich würde mal sagen: die Orthodoxen haben durch ihre Geschichte mehr als genug Erfahrung mit Moslems als das sie sich irgendwelchen Illusionen hingeben.
Sie werden wohl am Ende die Christen sein die sich am entschiedensten gegen eine Islamisierung Europas entgegenstellen werden.

LG Songul
stefan1800
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Re: Die wahre Kirche Christi

Beitrag von stefan1800 »

Liebe Songul,

danke für Deine Geduld mit mir und die informativen Verweise auf das Kreuzgang-Forum.
Zum Teil 1 Deiner Antwort: Die Filioque-Diskussion ist mir sehr klar, ich habe mir dazu sogar den Oberdorfer: Das Filioque, einen dicken Wälzer von über 600 Seiten, besorgt. Ich verstehe sehr wohl, daß Rom hier ein gewaltiges Problem hat.
Ich habe allerdings umgekehrt auf der orthodoxen Seite nicht verstanden, weshalb man die unter MT 16,19 beschriebene Schlüsselgewalt anders interpretiert.
Als Problem der OK verstehe ich nicht unbedingt, daß sie dezentral organisiert ist. Aber wenn dies in der Beurteilung einer möglichen Häresie der RKK und der Weihen in der RKK zu Unterschieden führt, ist das für mich keine Kleinigkeit mehr, sondern ein zentrales Problem !
Mit dem Sonderfall der Rumänen meinte ich lediglich, daß sie eine lateinische, also westliche Sprache haben. Daher stehen sie eigentlich kulturell zwischen Ost und West und sind daher ein Sonderfall.

Zu 8) Bezüglich des Patriarchen Kyrill sind folgende Verweise interessant:

http://forum.balsi.de/index.php?topic=5929.0;wap2
http://andreykomov.blog.de/tags/alles-a ... tik+putin/
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/31/31057/1.html
http://www.nzz.ch/nachrichten/kultur/ak ... 30863.html
http://de.rian.ru/analysis/20090730/122521316.html
http://de.rian.ru/society/20090830/122894815.html
http://de.rian.ru/world/20090828/122879977.html
http://de.rian.ru/world/20090901/122930075.html
http://de.rian.ru/analysis/20090821/122800725.html
http://de.rian.ru/society/20090731/122529834.html
http://de.rian.ru/world/20091020/123596167.html

Der wesentliche Punkt hierbei ist die Vermischung der Orthodoxie mit dem Kommunismus. Da Wahrheit und Lüge sich ausschließen, darf es dies gerade auch aus theologischen Gründen nicht geben !
Die neue Kreml-Ideologie ist eine Art von "Kontinuität der Geschichte", d.h. zwischen Zarenreich und Sowjetreich, die es so in der Realität nicht gibt.

10)
11)
Danke für die Verweise zum Hesychasmus und zur Vergöttlichung. Ich habe mich mit dem Hesychasmus befaßt, bin aber theologisch noch nicht tief genug, um das für mich beurteilen zu können.

Zur Islamisierung Europas:
Ich habe die Erfahrung gemacht, daß trotz der historischen Erfahrungen nicht alle Orthodoxen dies als ein Problem sehen, die Katholiken aber sehr wohl !

Ich habe eine gewisse Erfahrung mit der OK und den Russen in einer Gemeinde sammeln können. Aus den genannten Gründen habe ich aber starke Zweifel und konnte mich bisher nicht zu einer Konversion entschließen. Irgendwo halte ich die RKK und die OK beide für unzulänglich, so daß ich bisher dort bleibe, wo ich bin, nämlich in der RKK. Die Zweifel bleiben natürlich.

Danke, daß Ihr das lest und mir schreibt !

Gottes gnadenreichen Segen Euch allen !
Stefan
Mops
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Re: Die wahre Kirche Christi

Beitrag von Mops »

Hallo,

hier ein paar gesammelte Punkte, die du sicher kennst... mehr will ich dazu nicht schreiben, wir sollten uns mit unseren eigenen Problemchen befassen, nicht mit den Problemen der RKK. Das können die Foren der RKK bestimmt besser :wink:

Epheser 4,15
"Wir wollen uns, von der Liebe geleitet, an die Wahrheit halten und in allem wachsen, bis wir ihn erreicht haben. Er, Christus, ist das Haupt. 16 Durch ihn wird der ganze Leib zusammengefügt und gefestigt in jedem einzelnen Gelenk. Jedes trägt mit der Kraft, die ihm zugemessen ist. So wächst der Leib und wird in Liebe aufgebaut."

1. Der Apostel Petrus hatte kein Mehr an "Macht", besonders nicht über die anderen Apostel.
2. Der Bischof von Rom ist nicht der (alleinige oder einzige) Nachfolger des Apostels Petrus.
3. Der Bischof von Rom genoß seinerzeit ein Ehrenvorrecht vor allen anderen Patriarchen als primus inter pares, da er der Bischof der Hauptstadt des Reiches war. Rom ist in jedoch zweierlei Hinsicht gefallen:
3a) erstens, die Stadt fiel als Hauptstadt des Reiches; das bedeutet nicht, daß dem Bischof von Rom das Ehrenvorrecht genommen wird; Rom hat in den ersten Jahrhunderten durch eine gewisse Festigkeit gegen viele Häresien auch ohne die Hauptstadtfunktion bewiesen, daß es der Ehre würdig ist; freilich ist inzwischen der Bischof der neuen Reichshauptstadt Konstantinopel, des Neuen Rom ("Bischof des Neuen Rom" ist Titel des Bischofs von Konstantinopel!), mit der gleichen Ehre "nach dem Bischof von Rom" auszustatten (das geschah noch im Jahre 381 auf dem 2. Oekumenischen Konzil).
3b) zweitens, die Kirche von Rom verfiel in Schisma und Häresie (filioque u.a.). Es kann daher von keinem römischen Ehrenvorsitz mehr die Rede sein.

Man ignoriert einfach, dass das Oberhaupt der Kirche nur einer ist, nämlich Jener, der sich für diese aufopferte, Jesus Christus, unser Herr, den der Vater "seiner Kirche zum alles überragenden Haupt gegeben; ist sie doch sein Leib" (Eph. 1, 22-23). "Und er ist das Haupt seines Leibes, das heißt der Kirche" (Kol. 1, 18 ) und Mattheus 28, 20 "Ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt" und auch 1. Kor 3, 10-11 ist hier zu erwähnen. Da braucht es keine menschlichen Überhebungen.

"Mein Reich ist nicht von dieser Welt" (Joh., 18, 36) oder "Wenn einer ein erster sein will, muss er der Letzte von allen sein" (Mk, 9, 35) zeigen den Widersinn des Primatsanspruches. In den ersten 9 Jh wurde der Bischof von Rom nie als oberster Herrscher angesehen, der unfehlbar ist.

Warum führte der Apostel Jakobus wohl den Vorsitz bei dem Apostolischen Konzil von Jerusalem und nicht Petrus?
Warum setzte sich die Meinung (die auch Petrus akzeptierte) des Apostels Paulus durch?

Dann noch der Hinweis auf den Apostel Paulus und die Gründung der Kirche von Rom. Seine apostolische Tätigkeit in Rom ist allgemein bekannt. Nur das Predigen in Rom vom Apostel Petrus berechtigt nicht zum päpstlichen Primat.
Aus diesen gegebenen Tatsachen kann man nicht den Primatsanspruch des Papstes akzeptieren.
Sicher könnte man dazu noch so einiges anführen, aber man kann versuchen es zu verdrehen wie man will, o.g. Punkte bleiben bestehen.

"Du bist Petrus (su ei Petros), und auf diesem Felsen (epi tauti ti pétra) will Ich Meine Kirche bauen; und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen. Und ich will dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein" (Mt 16,18f).

Nach Meinung der OK ist nicht die Person des Petrus der Felsen der Kirche, sondern der Glaube, den er bekannt hat und bezeugte als er sagte: Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes" (Mt 16,16).
Auf diesem Glauben und Bekenntnis ruht unerschütterlich die rettende Predigt des Evangeliums durch alle Apostel und deren Nachfolger.
Die griechischen Worte tauti ti pétra ("auf diesem Felsen") sind überdies weiblich, können sich also nicht auf die Person des Petrus beziehen.
Gemäß dem Hl. Paulus sind die Glieder des Leibes Christi die Kirche (Kol 1,24). Sie ist auf dem Fundament der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist, gebaut (Eph 2,20)."

Islam, es ist kein Problem für mich. Ich schaue auf mich. Unsere Missionsarbeit liegt in der Göttlichen Liturgie.

Sollen doch die Moslems beten, auch in Moscheen, warum nicht? Das darf man nicht verbieten, tat auch die Schweiz nicht! Ich gehe nur nicht dort hin in die Moschee, was suche ich auch da?
Aber für Moscheen brauchen sie kein Siegeszeichen, keine Minarette. In Ägypten haben wir Moscheen gesehen ohne Minarett, komisch da geht es, hier wird ein Fass aufgemacht... soweit zum Integrationswillen....

Würden wir Orthodoxe hier zusammen auch nur 1 mal im Monat den Akathistos der Allerheiligsten Gottesgebährerin beten, anstatt uns mit diesen Fragen zu befassen die wir eh nicht ändern können, würden wir bestimmt wesentlich mehr für uns und für die Kirche tun.
Legen wir unsere Sorgen in die Hände Gottes.

Zum Politikproblem, ich sehe im ersten Überfliegen keine Dramen bezüglich des Patriarchen, da steht doch er verurteilt beide Regimes, Stalin und Hitler usw.... Zudem vermisse ich hier Quellen aus der ROK, wenn schon drüber gesprochen wird...
Alles andere hat für mich eh nur halben Wert. Die Presse schreibt im Zuge "journalistischer Freiheit" viel wenn der Tag lang ist...
L.G.
Nassos
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Re: Die wahre Kirche Christi

Beitrag von Nassos »

Zwar von untergeordneter Wichtigkeit, aber es sei mir eine Detailfrage erlaubt:
stefan1800 hat geschrieben:Zur Islamisierung Europas:
Ich habe die Erfahrung gemacht, daß trotz der historischen Erfahrungen nicht alle Orthodoxen dies als ein Problem sehen, die Katholiken aber sehr wohl !
Nicht ALLE Orthodoxe aber ALLE-ALLE-ALLE Katholiken? So weit ich mich erinnern kann, küsste mal ein Papst öffentlich den Koran - zumindest weist das nicht auf ein Problemempfinden hin. (und das ist nicht provokativ gemeint, mir ist bei dem statement einfach das Bild eingefallen).
Fairerweise wäre hier die Frage zu stellen, ob das ein Patriarch auch schon gemacht hat!

Oder anders gefragt: geht es um die Einstellung der Leute als denominationszugehörige Individuen oder um Kirche?

Gruß,
Nassos
Andromachi
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Re: Die wahre Kirche Christi

Beitrag von Andromachi »

Hier zwei zusätzliche Bemerkungen zu dem, was Mops geschrieben hat. Ich weiss nicht, wie die Theologen diese Stellen ausgelegt haben, aber mir scheinen sie klar zu zeigen, dass dem Apostel Peter keine besondere Stellung unter den Aposteln zustand. Der Apostel Paul schreibt (Gal 2,11):
"Als Kephas aber nach Antiochia gekommen war, bin ich ihm offen entgegengetreten, weil er sich ins Unrecht gesetzt hatte." Hier erscheint der Apostel Peter alles andere als unfehlbar. Und das nach der Pentekoste, nachdem alle also den Heiligen Geist erhalten hatten.
Und der Apostel Peter selbst (2Petr 3,15) rät den Christen, auf die Worte von Ap. Paul zu achten:
"Das hat euch auch unser geliebter Bruder Paulus mit der ihm geschenkten Weisheit geschrieben;"
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Abraham
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Re: Die wahre Kirche Christi

Beitrag von Abraham »

Liebe Leute, ich freue mich, dass unser - zugegeben: anstrengendes - Thema nicht eingeschlafen ist, und hoffe sehr auf unser Durchhaltevermögen.
Volker hat geschrieben:Wie Wladimir Lossky und andere bedeutende orthodoxe Theologen des 20. Jahrhunderts klar herausgestellt haben, ist der wichtigste Unterschied zwischen der Orthodoxen Kirche und den abendländischen Formen des Christentums nicht die Auffassung von der Stellung des Bischofs von Rom innerhalb der Kirche sondern die Trinitätslehre.
Zwar ist mir die orthodoxe Glaubenslehre in den Grundzügen bekannt, doch mit den einzelnen Theologen stehe ich nicht auf vertrautem Fuß. Deshalb wäre ich Dir dankbar, wenn Du die Position Wladimir Losskys und nötigenfalls auch der anderen von Dir erwähnten Theologen kurz darstellen könntest, so dass ich sie, und vielleicht andere Leser auch, nachvollziehen kann, ohne dass ich mir erst ihre Werke anschaffen und durcharbeiten muss (das kann ich dann ja immer noch tun), bevor ich auf Deine Stellungnahme antworten kann. Im Grundsatz ist klar, dass die Lehre von der Kirche (wie auch aus der Stellung im Glaubensbekenntnis gleich beim Artikel vom Heiligen Geist ersichtlich) und somit an die Lenkung der Kirche mitgeformt ist vom Glauben an die Trinität und besonders an den Heiligen Geist.
Volker hat geschrieben:Wer glaubt, dass der Heilige Geist vom Vater und vom Sohn ausgeht, muss auch den restlichen Thomas von Aquin (oder wenn er ganz konsequent sein will: Karl Barths kirchliche Dogmatik) akzeptieren.
Karl Barth wird zu den bedeutenden Theologen gezählt, berührt mich aber nicht. Als katholischer Christ sehe ich mich nicht ihm gegenüber verpflichtet, sondern dem Lehramt der Kirche (solange es sich mir nicht als unglaubhaft erwiesen hat – dann müsste ich die Wahrheit woanders suchen). Barths Trinitätsverständnis entfernt sich erheblich von dem der griechischen und lateinischen Väter der Kirche, wenn er von Gott als selbstbewusstem Subjekt spricht, „in und für sich seiendes Subjekt“, als eine göttliche Person, die sich im Seinsvollzug durch drei Seinsweisen vermittelt. Die katholische Kirche glaubt an den einen Gott in drei Personen (im Osten spricht man lieber von Hypostase statt von prosopon; dem griechischen Hypostase kommen die Begriffe Subsistenz und Suppositum nah). Barths Rede klingt modalistisch, wenngleich er sich vom Modalismus abzugrenzen bemüht ist (vgl. Gisbert Greshake, Der dreieine Gott, Eine trinitarische Theologie, 5. Aufl., Freiburg-Basel-Wien 2007, S. 78ff., 149f.). Wie gesagt, ich sehe nicht, wieso ich Barths Theologie verteidigen, geschweige denn annehmen sollte.
Beim hl. Thomas sieht das natürlich anders aus. Aber auch er ist nicht in allem, was er sagt, verbindlich, obwohl er eine große Autorität ist. Das zeigt schon eine Überschrift in dem Werk, auf das ich soeben verwiesen habe: „Größe und Grenzen der thomanischen Trinitätslehre“. Thomas ist kein Dogma. Wenn ich seine Trinitätslehre oder einiges von ihr akzeptiere, so verpflichtet mich das doch nicht, seine Auffassung zu akzeptieren, dass Häresie mit dem Tode bestraft werden muss, zum Beispiel
Volker hat geschrieben:Wer den Worten unseres Herrn, seiner Apostel und der Heiligen Väter folgt, wird das filioque als unakzeptabel ansehen müssen.
Das ist ja gerade das, was mir nicht erwiesen erscheint, und ich bitte Dich wirklich, dass Du Dir die Mühe machst, das nicht nur im allgemeinen zu behaupten, sondern mir konkret einsichtig zu machen.
Zunächst würde ich unterscheiden zwischen der kirchengeschichtlichen Tatsache, dass im Westen das filioque eingefügt wurde, einerseits und dem Glaubensinhalt des filioque andererseits. Die Einfügung könnte auch dann unerlaubt oder zumindest unklug gewesen sein, wenn das filioque dogmatisch wahr ist. Wenn – aber genau darüber sollten wir sprechen, und warum.
Ist das filioque wirklich häretisch? Warum wird dann der hl. Augustinus von der Orthodoxie nicht als Häretiker betrachtet, der doch das filioque ausdrücklich lehrt? Und dem hl. Augustinus folgend weitere lateinische Väter? Meines Wissens war Photios der erste, der deshalb den Vorwurf der Häresie erhob, aber das Photianische Schisma wurde überwunden und Ost- und Westkirche sahen sich weiterhin als die eine Kirche Christi an - trotz des filioque?! Warum soll im 21. Jahrhundert nicht möglich sein, was im 1. Jahrtausend möglich war?
Ich möchte zum Schluss an das erinnern, was Vater Alexej hier einbrachte: 1. Die katholische Kirche wird nicht als häretisch angesehen, und 2. hat er gefragt, in welchem Konzilsbeschluss die katholische Kirche als häretisch verurteilt wird. Er hat somit einen Unterschied gemacht zwischen den Auffassungen einzelner Theologen und der letztendlich verbindlichen Glaubenslehre der Kirche. Damit will ich keinen Keil zwischen die Orthodoxen treiben, ich möchte nur darauf dringen, Thesen von so großer Tragweite nicht nur aufzustellen, sondern auch auszuführen und zu begründen.
Volker hat geschrieben:Dass dies auch Folgen für die Frage nach der Gültigkeit der Sakramente hat, kann man z.B. im Pedalion des Heiligen Nikodimos Agioritis nachlesen.
Lieber Volker, kannst Du konkret angeben, wo ich das nachlesen kann? Sind nach dem hl. Nikodimos Agioritis alle in der katholischen Kirche gespendeten Sakramente ungültig, oder nur einige, oder sind doch alle gültig?
Mops hat geschrieben:Häresie ist Irrlehre! Die RKK verbreitet Irrlehren, das ist eine Tatsache. Primat und filioque sind Beispiele. Der Papst ist demnach auch ein Häretiker, da das Wort Häresie auch was mit Wahl zu tun hat und der römische Stuhl sehrwohl weiß was er sagt, trifft auch dieser Punkt zu.
Auch Dich bitte ich, wie schon Volker, dass Du mir diese Tatsache begreiflich machst. Bitte erkläre mir in ein paar Sätzen, warum der Primats- und filioque-Glaube irrig ist.
Mops hat geschrieben:Die OK wurde erst vor Kurzem als mit einem Defectus behaftet betitelt, abgesehen von dem Anathema gegen uns.
Mit dem unglückseligen Anathema 1054 - falls es kirchenrechtlich überhaupt gültig war, was zweifelhaft ist - wurden Patriarch Keroullarios und Kleriker um ihn herum exkommuniziert, nicht die orthodoxe Kirche insgesamt.
Welche Bedeutung hat es für Dich, dass Papst Paul VI. und der Patriarch von Konstantinopel Athenagoras bei einem Treffen in Jerusalem das gegenseitige Anathema aufgehoben haben?
Ich wünsche einen gesegneten Sonntag!
In Christo,
Abraham.
Sei getreu bis in den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben.
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Abraham
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Re: Die wahre Kirche Christi

Beitrag von Abraham »

Andromachi hat geschrieben:Lieber Abraham,
meiner Meinung nach, hat es wenig Sinn, wenn wir einfache Gläubige uns an Fragen heranwagen, die von Heiligen behandelt wurden. Ich schlage also vor, Du liest einige orthodoxe Texte dazu. Wenn Gott will, wirst Du selbst erkennen, welche Unterschiede es zwischen Katholizismus und Orthodoxie gibt. Ich kann Dir z.B. empfehlen, einige Beiträge aus der Zeitschrift "Der schmale Pfad" zu lesen http://www.orthlit.de/Vierteljahreszeit ... #Band%2015
Band 20 von Archimandrit Georgios: Orthodoxie und Katholizismus. Band 24 Archimandrit Georgios: Erfahrungen der Gnade Gottes (ein besonderer Text). Band 30 Prof. G. Metallinos: Was ist Orthodoxie.- Band 6 Archimandrit Justin Popovic: Das Papsttum als das älteste.
Das beste wäre, wenn Du das Büchlein von Archimandrit Georgios lesen könntest: "Die Theosis als Ziel des menschlichen Lebens" (H θέωσις ως σκοπός της ζωής του ανθρώπου). Aber ich weiß nicht, ob dieses Buch in deutscher Übersetzung vorliegt.
Übrigens: Die Trinitätslehre ist ein wichtiger dogmatischer Punkt, der uns voneinander trennt, aber es gibt noch andere. Der Heilige Gregor Palamas hat ganz treffend die Unterscheidung gemacht zwischen dem άκτιστο/κτιστό. Ein anderer Unterschied ist, wie die Katholiken die Gnade Gottes (Χάρις) auffassen.
Aber, wie gesagt, wir sind nicht diejenigen, die diese Fragen beantworten könnten/sollten. Wenn wir das nicht richtig machen, wirst Du es vielleicht als Schwäche der Orthodoxie ansehen, wo Du nur mit unwissenden Gläubigen gesprochen hast.
Liebe Andromachi, die meisten von uns hier sind als einfache Gläubige keine großen Theologen und Heiligen. Da hast Du recht. Obwohl auch einfache Gläubige Heilige sein können. Werden sollen sie es sowieso. Und theologisches Vielwissen fördert nicht notwendig die Heiligkeit. Thomas von Kempen in seiner „Nachfolge Christi“, ein abendländischer Klassiker, schreibt gleich eingangs: „Wer mir nachfolgt, spricht der Herr, der wandelt nicht im Finstern (Jo 8,12). Mit diesen Worten ermahnt Christus uns, seinem Leben nachzufolgen, wenn wir wahrhaft erleuchtet und von aller Blindheit des Herzens befreit werden wollen. Unser höchstes Bestreben sei darum, das Leben Jesu Christi zu betrachten. Die Lehre Christi übertrifft alle Lehren der Heiligen, und wer seinen Geist hätte, würde darin verborgenes Manna (Offb 2, 17) finden. Es ist aber leider so, dass manche zwar das Evangelium häufig hören, indes nur wenig von ihm innerlich ergriffen werden, weil ihnen der Geist Christi fehlt. Wer die Worte Christi vollkommen verstehen und lieben will, der muss sich bemühen, sein ganzes Leben ihm nachzubilden. Was nützt es dir, gelehrt über die Dreieinigkeit zu disputieren, wenn du keine Demut hast und daher dem dreieinigen Gott missfällst? Hohe Worte machen nicht heilig und gerecht, aber ein tugendhaftes Leben macht dich Gott wohlgefällig. Mir wäre es lieber, Reue zu empfinden, als ihr Wesen erklären zu können. Wenn du die ganze Bibel und die Aussprüche aller Philosophen auswendig wüsstest, was nützte dir dies alles ohne Gottes Liebe und Gnade? Eitelkeit der Eitelkeiten, und alles ist Eitelkeit (Prd 1, 2) außer Gott lieben und ihm allein dienen…“ Jedoch: wenn nun mal das Verhältnis von Orthodoxie und Katholizismus, zwischen die ich mich in meinem Leben gestellt finde (meine Frau ist orthodox), für mich eine offene Frage ist und nicht etwa nur theoretische Liebhaberei, dann stelle ich mich dieser Frage und gebrauche die mir zur Verfügung stehenden Mittel, um Antwort zu finden. Bin ja weder Patriarch Michael Kerullarios noch Kardinal Humbert von Silva Candida, weder Benedikt XVI. von Rom noch Bartholomaios I. von Konstantinopel, bin nur der kleine Abraham. Kann nicht die genannten Großen für mich entscheiden lassen, das muss ich selber tun. Ich danke Dir für die Literaturtipps und werde mir die Texte zu Gemüte führen. Ist das Büchlein von Archimandrit Georgios auch im Internet zu finden? Ich kann theologische Text griechisch einigermaßen lesen. Dein Hinweis auf den hl. Gregorios Palamas ist interessant, weil hier anscheinend eine theologische Weiterentwicklung im Osten nach der Kirchentrennung vorliegt, aber auch da frage ich mich, ob die westliche Gnadenlehre wirklich so unvereinbar ist mit der östlichen Energieenlehre, oder ob hier nicht nur über dieselben Dinge in verschiedenen Begriffssystemen gesprochen wird und die Ergebnisse sich im Wesen gar nicht so unversöhnlich gegenüberstehen. In beiden Theologien geht es ja um das Endziel des Menschen, welches Ihr Theosis - Vergöttlichung, eigentlich Vergottung nennt (Vergöttlichung wäre Theiosis), aber das ist ja auch nach römischer Lehre das Endziel, nur dass es bei uns, gemäß einem Wort des hl. Apostels Petrus in einem seiner Briefe, meistens „Teilhabe an der göttlichen Natur“ genannt wird - ist das aber nicht dasselbe? Jedenfalls ist der Begriff der Theosis nicht unkatholisch und nicht aus der katholischen Theologie verbannt - das wäre gar nicht möglich, weil die griechischen Väter der Kirche, die dieses theologische Konzept vertreten, auch die Väter der katholischen Kirche sind. Die westliche Gnadenlehre wäre doch nur dann falsch, wenn sie uns davon abhielte, heilig zu werden und das Ziel unseres Lebens zu erreichen. Tut sie das denn aber? Spricht nicht die Tatsache, dass es in der katholischen Kirche in allen Jahrhunderten bis in die Gegenwart - wie auch in der orthodoxen Kirche - Heilige gibt, schon rein praktisch gegen eine solche Annahme? Und schließlich: Unser unvollkommenes Wissen in diesem Forum sollte uns nicht davon abhalten, miteinander zu reden, im Respekt voreinander und mit Wohlwollen füreinander.
Sei getreu bis in den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben.
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Re: Die wahre Kirche Christi

Beitrag von Mops »

Lieber Abraham,
Ich werde aus einem Briefwechsel zitieren, weil es gerade gut passt.

Papst Paul VI und Athenagoras hoben nur den gegenseitigen Kirchenbann auf, der die Gestalten des Streites 1054 betraf, nicht mehr und nicht weniger. Damals bannten die päpstlichen Legaten im Namen des Papstes den Patriarchen von Konstantinopel, dieser bannte dann die Legaten (nicht den Papst). Es ging also um mehrere Pesonen.

Alle Dogmen wurden von den Konzilien (später im Westen zuweilen durch den Papst im Alleingang) in der Form eines Kirchenbanns formuliert, im Altertum wie heute. Zu erwähnen auch das vom 1. Vatikanum:
Das erste vatikanische Konzil (8. Dezember 1869 bis 20. Oktober 1870 a.D.) hat beschlossen:

"Indem Wir Uns deshalb der vom Anfang des christlichen Glaubens an empfangenen Überlieferung getreu anschliessen, lehren Wir mit Zustimmung des heiligen Konzils zur Ehre Gottes, unseres Erlösers, zur Erhöhung der katholischen Religion und zum Heile der christlichen Völker und entscheiden, dass es ein von Gott geoffenbartes Dogma ist:

Wenn der Römische Bischof "ex cathedra" spricht, das heisst, wenn er in Ausübung seines Amtes als Hirte und Lehrer aller Christen kraft seiner höchsten Apostolischen Autorität entscheidet, dass eine Glaubens- oder Sittenlehre von der gesamten Kirche festzuhalten ist, dann besitzt er mittels des ihm im seligen Petrus verheissenen göttlichen Beistands jene Unfehlbarkeit, mit der der göttliche Erlöser seine Kirche bei der Definition der Glaubens- oder Sittenlehre ausgestattet sehen wollte; und daher sind solche Definitionen des Römischen Bischofs aus sich, nicht aber aufgrund der Zustimmung der Kirche unabänderlich. Wer sich aber - was Gott verhüte - unterstehen sollte, dieser Unserer Definition zu widersprechen: der sei mit dem Anathema belegt."

Dieses Anathema haben sie nicht aufgehoben. Auch nicht das von der unbefleckten Emfängnis...

Zur Primatsfrage wurde hier schon einiges gesagt, einige Beiträge zuvor.
Ebenso ist das filioque schon genug und deutlich behandelt worden, ständige Wiederholungen machen es nicht besser.
L.G.
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