Gentechnik und Orthodoxie

Neu in der orthodoxen Kirche - Wie lebe ich als orthodoxer Christ? Alle allgemeinen Fragen rund um die Orthodoxie.
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IoannesProselytos
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Gentechnik und Orthodoxie

Beitrag von IoannesProselytos »

Xpristos anesti!

Eine Frage aus aktuellem Anlass (irgendeiner soll künstliches Leben erschaffen haben, in dem er irgendeinen Gencode zusammengebastelt hat): Wie steht man solchen Dingen als orth. Christ gegenüber? Wie steht die Orthodoxie diesen Dingen gegenüber?


Ehrlich gesagt, ich persönlich stehe der Sache äußerst negativ gegenüber und halte nichts davon, wenn Menschen versuchen, Gott zu spielen und an Seiner Schöpfung herumpfuschen, denn nichts anderes wird dabei getan. Auch gerade aus einem Grund, den dieser komische Herr da genannt hat: "Es gehe um eine neues Wertesystem, da darf man nicht kleinlich sein" ...

(siehe: orf.at bzgl. diese Meldung unter science)
Milo
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Beitrag von Milo »

Alithos Anesti!

Lieber Johannes,

Du kennst sicher die Sache mit der Offenbarung und der Zahl des bestimmten Menschen: 666. Man muss wach sein, man muss Stellung beziehen und bekennen. Hier könnte man sagen das was Muslime gerne ausrufen:

Es gibt keinen Gott ausser Gott!

Wenn gewisse Menschen da anders denken, dann haben sie ihren "Partner in crime" noch nicht erkannt - den Satan.

1.Kor 6.12 Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten?

Das ist, denke ich, sicher eine orthodoxe Stellung dazu.

Gruß in Christus!

Milo
IoannesProselytos
Beiträge: 196
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Beitrag von IoannesProselytos »

Danke lieber Br. Milo; das ist schon auch, was ich denke, nun möchte ich nur fragen: Gibt es irgendeine Form von Stellungnahmen irgendeiner orth. Kirche dazu?
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Jeremias
Hypodiakon
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Beitrag von Jeremias »

Warum sollte es eine geben? Wir sind noch lange nicht soweit, dass es möglich ist, Menschen künstlich zu erzeugen, und solange ist dies auch kein Thema für uns. Die Kirche sollte sich nicht immer um den aktuellen Medienrummel kümmern oder die sensationsgierige Öffentlichkeit mit "Stellungnahmen" füttern. Jedem Gläubigen ist freigestellt, wie er sich im Sinne der Väter und des Glaubensbekenntnisses dazu stellt.
Ich werfe nur einen Gedanken in den Raum: Wie könnten wir richten, ob ein geklonter Mensch nicht auch von Gott gewollt ist? Denn entscheidet sich dieser Mensch für die Taufe, wie können wir sie ihm verweigern? Der einzige Richter ist Gott.
Aber wie ich bereits sagte, dies ist eine müssige, weil akademische, Diskussion. Laut meinem naturwissenschaftlichem Kenntnisstand sind wir WEIT vom Klonen (und erst recht Erschaffen) eines künstlichen Menschen entfernt.
Rene

Beitrag von Rene »

Hallo,

nun, vielleicht hilft das folgende Werk in so mancher Frage etwas weiter.

Unter dem Punkt XII. Fragen der Bioethik finden sich dort auch einige interessante Passagen.

"Die Grundlagen der Sozialdoktrin der Russisch-Orthodoxen Kirche"

deutsche Übersetzung vom wichtigen Dokument der Russisch-Orthodoxen Kirche, mit Einführung und Kommentar von Josef Thesing und Rudolf Uertz.

Das vorliegende, vom Heiligen Bischöflichen Synod der Russisch-Orthodoxen Kirche verabschiedete Dokument legt die Grundlagen ihrer Lehre zu Fragen des Verhältnisses von Staat und Kirche sowie zu einer Anzahl bedeutsamer gegenwärtiger Probleme der Gesellschaft dar. Ebenso gibt es die offizielle Position des Moskauer Patriarchats hinsichtlich der Beziehungen zu Staat und säkularer Gesellschaft wieder. Darüber hinaus stellt es Richtlinien auf, die im betreffenden Bereich dem Episkopat, der Geistlichkeit sowie den Laien Orientierung bieten.

Der Charakter dieses Dokuments entspricht den Notwendigkeiten, wie sie die Vollkommenheit der Russisch-Orthodoxen Kirche im Laufe eines langen historischen Zeitraums auf dem kanonischen Territorium des Moskauer Patriarchats sowie über dessen Grenzen hinaus erfahren hat. Vor diesem Hintergrund besteht sein Hauptgegenstand zum einen in den fundamentalen theologischen sowie kirchlich-sozialen Fragen, zum anderen in denjenigen Aspekten des staatlichen und gesellschaftlichen Lebens, die für die gesamte kirchliche Vollkommenheit am Ende des 20. Jahrhunderts wie auch in nächster Zukunft gleichermaßen aktuell sind.

Das Dokument behandelt folgende Themen: 1. Kirche und Nation; 2. Kirche und Staat; 3. Christliche Ethik und weltliches Recht; 4. Kirche und Politik; 5. Die Arbeit und ihre Früchte; 6. Eigentum; 7. Krieg und Frieden; 8. Verbrechen, Sühne, Wiedergutmachung; 9. Fragen der persönlichen, familiären und gesellschaftlichen Sittlichkeit; 10. Die Gesundheit der Person und des Volkes; 11. Fragen der Bioethik; 12. Die Kirche und Fragen der Ökologie; 13. Weltliche Wissenschaft, Kultur und Bildung; 14. Die Kirche und die weltlichen Massenmedien; 15. Internationale Beziehungen; 16. Probleme der Globalisierung und des Säkularismus.
ISBN 3-933714-41-9, 196 Seiten, Konrad Adenauer Stiftung (einfach mal die ROK in Berlin anschreiben, da habe ich das Buch auch her).

Es sei betont, dass dieses Werk kein Korsett darstellen soll, sondern als eine Orientierungshilfe begriffen werden soll.
Im Strang "Literaturempfehlungen" findet man so einige Hinweise...
L.G. Rene
Marypoppins
Beiträge: 151
Registriert: 04.06.2007, 15:00

Beitrag von Marypoppins »

Guten Tag

Gentechnik und Orthodoxie ist als Thema genauso ein weites Feld wie christliche Ethik in Medizin oder Forschung.
Eigentlich kann man nur zu einigen Randgebieten Stellung nehmen.
Diese müßten dann schon näher eingegrenzt sein.

Gentechnik gehört für mich zu den Themen, bei denen ich mich selbst ständig auf Objektivität überprüfen muß, weil das Thema
für mich irgendwie "angstbesetzt" ist.
1. Weiß ich zu wenig Fakten.
2. Es verletzt ettliche konservativ, religiösen Tabus, die vielleicht nur anerzogen oder in meinem Kopf sind.
3.Die Angst vor Manipulation mit unvorhersehbaren Folgen an Pflanzen-Tier und Menschenwelt.
4.Es ist sicher so, das es in diesem Bereich Dinge gibt, die ich bei besserer Kenntnis trotzdem begrüßen würde.

Möchte Jemand vielleicht eine spezielle Frage aus diesem Gebiet erörtern?

Beste Grüße
Rene

Beitrag von Rene »

Liebe Mary,

so heißt es in dem sehr aufschlußreichen Werk u.a.:
XII.6. Das von einigen Wissenschaftlern realisierte Klonen (Herstellung genetisch identischer Kopien) von Tieren wirft die Frage nach der Zulässigkeit und den möglichen Konsequenzen des Klonens von Menschen auf. Die - auf weltweite Ablehnung stoßende - Umsetzung dieses Vorhabens würde sich zerstörerisch auf die Fundamente der Gesellschaft auswirken. In noch größerem Ausmaß als die übrigen reproduktiven Technologien eröffnet das Klonen Möglichkeiten zur Manipulation des genetischen Erbguts des Menschen und trägt derart zu dessen fortschreitenden Entwertung bei. Der Mensch darf nicht für sich die Rolle des Schöpfers ihm ähnlicher Wesen beanspruchen oder für letztere genetische Prototype auswählen und dadurch ihre persönlichen Merkmale nach eigenem Ermessen festlegen. Der Grundgedanke des Klonens ist zweifellos eine Anmaßung gegenüber der Natur des Menschen und seiner ihm eingeschriebenen Gottebenbildlichkeit, deren unveräußerliche Bestandteile Freiheit und Einzigartigkeit der Persönlichkeit sind. Eine ?Druckvorlage" von Menschen mit im voraus festgelegten Charakteristika kann lediglich für Anhänger totalitärer Ideologien eine erstrebenswerte Errungenschaft sein.

Das Klonen von Menschen kann die Verkehrung der natürlichen Grundlagen des Geburtsvorgangs, der Blutsverwandtschaft, der Mutterschaft sowie der Vaterschaft herbeiführen. Das Kind kann zur Schwester seine Mutter, zum Bruder seines Vaters oder zur Tochter des Großvaters werden. Äußerst gefährlich sind auch die psychischen Implikationen des Klonens. Der infolge eines solchen Verfahrens zur Welt gebrachte Mensch kann nicht das Selbstwertgefühl einer eigenständigen Persönlichkeit entwickeln, sondern würde sich lediglich als ?Kopie" eines jetzt lebenden oder bereits verstorbenen Menschen empfinden. Weiterhin sollte beachtet werden, daß als ?Begleiterscheinungen" der Versuche des Klonens von Menschen zweifelsohne eine große Anzahl gescheiterter Leben erzeugt sowie -und aller Wahrscheinlichkeit nach - auch eine größtenteils lebensunfähige Nachkommenschaft hervorgebracht würde. Nichtsdestoweniger stellt das Klonen isolierter Zellen und organischer Gewebe keinen Angriff auf die Würde der Persönlichkeit dar und erweist sich in der biologischen und medizinischen Praxis in zahlreichen Fällen als geeignet.
aus "Die Grundlagen der Sozialdoktrin der Russisch-Orthodoxen Kirche"
L.G. Rene
Marypoppins
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Registriert: 04.06.2007, 15:00

Beitrag von Marypoppins »

Lieber Rene,

...wenn es hier um das Klonen von Menschen gehen soll.....

Danke für die Lektüre.
Es läßt Sich gut nachvollziehen was die Leute als verwerflich ablehnen. Ich teile diese Ansichten zum größten Teil.

Bitte überdenke einmal das folgende Zitat.:


" Was den Wissenschaftler Silver jedoch beunruhigt, ist die Möglichkeit, mit
der Klontechnik genetisch veränderte Nachkommen zu schaffen. Gentechnisch
werde es möglich sein, ein Kind gegen Asthma und Krebs resistent zu machen."

Zitat aus:

Ein Jahr nach "Dolly" - Klonexperimente halten die Welt in Atem

http://www.gene.ch/genpost/1998/Jan-Dec/msg00196.html


Es können also auch Krankheiten bekämpft oder gemildert werden. Und just an der Stelle fragt es sich ob es nicht Teilbereiche geben sollte, die man zuläßt.

Seid Ihr Euch da alle ganz sicher?

Voller Zweifel
Mary
Rene

Beitrag von Rene »

Liebe Mary,

auch dazu gibt es einige Anmerkungen.
u.a.:
XII.5. Ein Großteil der Gebrechen des Menschen insgesamt besteht aus Erbkrankheiten. Die Entwicklung der medizinisch-genetischen Diagnose- und Heilmethoden trägt zur Verhütung solcher Krankheiten bei sowie zur Milderung der Leiden unzähliger Menschen. Es gilt hierbei jedoch zu bedenken, daß genetische Störungen nicht selten aus der Vernachlässigung moralischer Grundsätze resultieren, d.h. aus einer lasterhaften Lebensweise, infolge dessen jene Leiden über die Nachkommenschaft kommen. Die sündhafte Zersetzung der menschlichen Natur wird durch geistigspirituelle Anstrengung überwunden; aber wenn das Laster im Leben von Generation zu Generation mit wachsender Macht herrscht, gehen die Worte der Heiligen Schrift in Erfüllung: ?denn schlimm ist das Ende eines schuldhaften Geschlechts" (Weish 3.19). Entsprechend gültig ist auch sein Gegenteil: ?Wohl dem Mann, der den Herrn fürchtet und ehrt und sich herzlich freut an seinen Geboten. Seine Nachkommen werden mächtig im Land, das Geschlecht der Redlichen wird gesegnet" (Ps 112.1-2/Original: 111.1-2). Somit erweisen sich die Forschungen auf dem Gebiet der Genetik als eine Bestätigung der geistigen Gesetzmäßigkeiten, die Jahrhunderte zuvor der Menschheit im Worte Gottes offenbart wurden.

Neben dem Verweis auf die moralischen Wurzeln der Gebrechen begrüßt die Kirche die Bemühungen der Ärzte um eine Überwindung der Erbkrankheiten. Zugleich darf das Ziel eines genetischen Eingriffs jedoch nicht in der künstlichen ?Vervollkommnung" des Menschengeschlechts oder in einer Änderung des Ratschlusses Gottes über den Menschen liegen. Aus diesen Gründen dürfen gentherapeutische Eingriffe nur mit Zustimmung des Patienten oder dessen gesetzlichen Vertreters, weiterhin ausschließlich zu medizinischen Zwecken vorgenommen werden. Die gentherapeutische Behandlung von Keimzellen kann von äußerst gefährlichem Charakter sein, da von den Veränderungen des Genoms (gesamte Erbsubstanz) eine Folge von Generationen betroffen wäre, was unabsehbare Implikationen in Form neuer Mutationen wie auch der DeStabilisierung des Gleichgewichts zwischen dem menschlichen Geschlecht und der Umwelt nach sich ziehen könnte.
Schau mal HIER
Ich persönlich mag ja richtige Bücher viel lieber... :roll:
L.G. Rene
IoannesProselytos
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Beitrag von IoannesProselytos »

Eine ?Druckvorlage" von Menschen mit im voraus festgelegten Charakteristika kann lediglich für Anhänger totalitärer Ideologien eine erstrebenswerte Errungenschaft sein.
Ja das würde ich auch sagen.

So etwas lehne ich für meinen Teil auch für die Medizin ab. Deratig im Menschen herumzupfuschen ist schon mehr als erschreckend; und Kopien von Menschen, vom Menschen gemacht? So "etwas" kommt halt auch nicht von Gott ...
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