Erbsünde

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Nassos
Beiträge: 4444
Registriert: 18.12.2008, 21:43

Beitrag von Nassos »

Lieber Vater Martinos,

bitte segnen Sie und bitte helfen Sie mir.

Ich trage aus den Beiträgen folgendes zusammen:

- der Mensch wird nicht mit der Erbsünde empfangen
- der Mensch wird mit dem Tod als Verursacher von zukünftigen Sünden geboren
- die Taufe wäscht die Sünden weg
- der Mensch kann nach freiem Willen entscheiden, ob er sündigt oder nicht.

Was genau ist unser Makel, sobald wir empfangen werden? Es ist nicht die Erbsünde, aber etwas muss es sein, damit folgendes gilt:
Wo werden unsere Sünden hinweggenommen, wann ist unser persönliches Pfingsten? In der Taufe.
Ist damit der Makel des Todes gemeint, der ja durch die Erbsünde verursacht wurde und selber die Sündhaftigkeit verursacht?

Ich hoffe, Sie verstehen, wo bei mir es schwächelt. Ich danke Ihnen sehr!

Nassos
Nemanja
Beiträge: 113
Registriert: 25.02.2010, 19:17
Religionszugehörigkeit: Christlich-Orthodox

Re: Erbsünde

Beitrag von Nemanja »

Also bei der Erbsünde wird nicht nur der Tod vererbt, wie ich es am Anfang falsch verstanden habe, sondern auch selber die sündige Natur, das heißt unsere Natur neigt zum Bösen, es enthält einen Trieb der zum Bösen neigt. Das heißt ich werde schon von Mutterleib im sündigen Zustang geboren; diesen sündigen Zustand kann man aber nicht mit einer Schud gleichsetzen, sondern beschreibt einfach die sündhafte Natur.

Was passiert dann da genau durch die Taufe ? Nach der Taufe neigt der Mensch doch noch immer zum Bösen, was passiert dann da also genau ? Verstehe ich nicht.


Im meinem orthodoxen Katechismus steht auch ein interessanter Aspekt dazu unter der Kategorie "Beichte" :

"Die Erbsünde jedoch kann nicht durch bloße Beichte ohne Taufe vergeben werden"

Hier verstehe ich nicht was mir vergeben werden soll, was ich nicht begangen habe ?????!!!!! Irgendwie impliziere ich hier automatisch Schuld.


Ich hoffe mir kann wer die Fragen beantworten.Wenn Fehler in der Ausführung, bitte korrigieren.

Liebe Grüße
Elvis
Beiträge: 738
Registriert: 29.12.2009, 22:16
Religionszugehörigkeit: Serbisch-Orthodox
Wohnort: Lindau (Bodensee)

Re: Erbsünde

Beitrag von Elvis »

Christus ist auferstanden !!!

Nemanja nemoj da ce ljutis (reg dich nicht auf) :)

nun ja wie du beschrieben hast neigt man durch die Erbsünde zum Bösen, bewusst oder unbewusst. Nun mit der Buße kann man die bösen taten die man bewusst oder unbewusst, in folge der ebsünde getan hat, reinwaschen. Das heisst die tat existiert nicht mehr und ist vergeben.

Die Taufe bzw. die Beichte ist dazu da um sich von begangenen sünden, die man so oder so getan hat, weil man dazu neigt und jeder Gottlose mensch (im sinne von nicht theosiert) mal schwach wird.

Also kurzum es kommt auf deinen Glauben darauf an.

Erinnere dich an Ps. 50

....dann werde ich die Frevler lehren und die Gottlosen werden sich zu dir bekehren....

und jetzt guck mal im buch der sprüche:

spr. 9,7 - 9,8

... wer die bösen erzieht, wird sich missachtung zuziehen, wer den Gottlosen zurechtweist, verspottet sich selbst.
Tadle nicht die Bösen, damit sie dich nicht hassen. Tadle den Weisen und er wird dich lieben.

jetzt guck mal was das wohl beduetet. Nur durch Ihn kommen wir zu Ihn. An sich ist es eigentlich nicht so schwer.

Hoffe dir ist geholfen.

Liebe Grüsse

Elvis
Am Anfang war das Wort und das Wort war bei GOTT und GOTT war das Wort. Dieses war im Anfang bei GOTT. Alles ist durch es geworden, und ohne es ist nichts Geworden. Was geworden ist - in IHM war das Leben, und das Leben war das Licht des Menschen und das Licht scheint in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht ergriffen (begriffen, erfasst). (EVANGELIUM nach Johannes)

Ehre Sei dem Vater und den Sohn und den Heiligen Geist.
Jetzt und immerdar und in alle ewigkeit. Amen

IC XC
NI KA
Irenäus
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Registriert: 28.05.2010, 14:29

Re: Erbsünde

Beitrag von Irenäus »

Wenn gesagt wird, dass der physischer Tod die einzige Erbsünde sei, so ist das wohl nicht richtig. Physischer Tod, der Verlust dessen, was man im Westen "heiligmachende Gnade" nennt u. ä., sind Folgen der ersten Sünde, aber die Sünde sind sie nicht.
Orthodoxe Dogmatische Theologie hat geschrieben:Mit Erbsünde ist die ursprüngliche Sünde Adams gemeint, welche seinen Nachkommen übertragen wurde und auf ihnen lastet.
"Ontologische Erkrankung" (eine sehr passende Bezeichung, wie ich meine) wird sie hier auch genannt oder eine andere Bezeichung ist "geistlicher Tod", weswegen St. Cyprian von Karthago von der "Ansteckung mit dem alten Tod" sprechen konnte. Es gibt einen Unterschied zwischen der Erbsünde selbst und den daraus resultierenden Folgen. Wenn man die Folgen mit der Erbsünde selbst verwechselt und dann feststellt, dass die Auswirkungen der ersten Sünde natürlich nicht vererbt werden können, sondern einfach Wirkungen sind, dann landet man irgendwann im Pelagianismus.

Sinaitis hat geschrieben:So scheinbar logisch die katholische Erklärung ist, sie ist nicht logisch. Unser Herr Jesus Christus wurde sündelos geboren. Dafür braucht er aber keine Mutter, die auch schon sündelos geboren wurde (Ps. 50). Dann hätte Maria vielleicht auch noch eine ähnliche Mutter gebraucht usw. Eine unendliche Kette. Nein Christus selbst ist der Anfang.
Das ist richtig und sollte eigentlich öfters erwähnt werden.
Anastasis hat geschrieben:Und das obwohl man den Lateinern eher Kopflastigkeit unterstellt...
Hier muss man, um der "Ehrenrettung lat. Kopflastigkeit" doch sagen, dass die Sache nicht aufgrund log. Überlegungen entstanden ist. Thomas von Aquin hielt z. B. nicht sonderlich viel, von dieser Lehre (wahrscheinlich wohl auch, weil er den genannten Regress gesehen hat). Sie kam im weniger "kopflastigen" (und der Orthodoxie ansonsten eigentlich näher stehenden) franziskanischen Zweig der westl. Theologie bzw. Scholastik auf.

Nemanja hat geschrieben:[...] heißt unsere Natur neigt zum Bösen, es enthält einen Trieb der zum Bösen neigt.
Das nennt man "Konkupiszenz" (griech.:epithymía, lat.: concupiscentia), die "Tendenz" oder das "Begehren" nach Bösem. Vor allem vom sel. Augustinus her, ist der Begriff geläufig und im Westen spielt er eine relativ große Rolle; beim sel. Augustinus nimmt er ein wenig die Färbung des "bösen, sexuellen Begehrens" an, aber grundsätzlich ist er biblisch und stammt von St. Paulus.
Nemanja hat geschrieben:Irgendwie impliziere ich hier automatisch Schuld.
Werde nicht gar zu "lateinisch". "Erbschuld" ist ein westlicher Begriff und die Schuldsache führt dann zu diesen Komplikationen, die dir hier scheinbar in den Sinn kommen.
Nemanja hat geschrieben:Hier verstehe ich nicht was mir vergeben werden soll, was ich nicht begangen habe ?????!!!!!
Das ist der eigentlich schwierige Punkt an der Sache. M. E. resultieren hier viele Probleme aus dem relativ geläufigen ("lat.") Begriff der "Erbschuld" der nicht orthodox ist. (Eventuell könnte man von einer persönlichen Sünde, an der man ohne persönliche Schuld, sondern durch Vererbung leidet, sprechen; aber die Materie ist mit höchster Vorsicht zu genießen. Solche Versuche führen meistens aufs Glatteis.)
Καταξίωσoν, Kύριε,
εν τη ημέρα ταύτη
αναμαρτήτους φυλαχθηναι ημας.


(aus: Große Doxologie)
Nassos
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Re: Erbsünde

Beitrag von Nassos »

Wir sind hier wieder beim Rechtfertigungsverstädnis. Es sei hier nochmal auf das Buch von Vater Kalomiros hingewiesen: The River of Fire (englisch).
Oder der sehr gute Strang über dieses Verständnis im orthodoxen Bereich des Kreuzgangs.
Loukia
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Re: Erbsünde

Beitrag von Loukia »

Ich habe letztens festgestellt, Adam war eindeutig Pontier :D.

Nein, ach was.

Also was mir da einfällt ist, das die "moderne Wissenschaft" ja den Menschen in seinem Ist-Zustand erforscht. Wir sind doch aber nicht in dem Zustand, in dem wir sein sollten...
Ἡ χάρις τοῦ Κυρίου Ἰησοῦ Χριστοῦ μεθ' ὑμῶν. 1. Korinther 16,23
Elvis
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Re: Erbsünde

Beitrag von Elvis »

ich würde nicht wissen, was die für augen machen würden, wenn die nen wahren menschen erforschen :jumpgrin:
Am Anfang war das Wort und das Wort war bei GOTT und GOTT war das Wort. Dieses war im Anfang bei GOTT. Alles ist durch es geworden, und ohne es ist nichts Geworden. Was geworden ist - in IHM war das Leben, und das Leben war das Licht des Menschen und das Licht scheint in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht ergriffen (begriffen, erfasst). (EVANGELIUM nach Johannes)

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