1. Was hat die derzeitige Situation es mit der Kanonizität der Kirche zu tun?
2. Was kann getan werden, um die Orthodoxie in Deutschland zu stärken?
3. Was kann in den Gemeinden getan werden, um ein Gemeindeleben zu gestalten, welches auch für die künftige Generation attraktiv ist und diese zum Glauben führt bzw. ihr diesen erhält?
Liebe Geschwister,
zu 1.
Nun, die Situation, so wie sie im 'Westen' ist, ist so von den Kanones untersagt. Auch wenn das sicherlich richtig ist was V. Alexej sagt, dass Kanones keine Gesetzeskraft als 'Unterlage' haben, so haben sie einen Sinn und haben sich als richtig und gut durch die 2 Jahrtausende erwiesen. Um es klar auszudrücken: Die Kanones sind nicht dazu da nicht angewandt zu werden. Die Situation, die zur Einführung dieser Kanones führte war wohl ganz offensichtlich die, dass mehrere Bischöfe in einer Stadt das Sagen hatten und dementsprechende Unruhe und Rivalitäten entstanden, oder? Sonst hätte man das kaum regeln müssen.
Mit der Situation mehrerer Bischöfe leben wir im Westen schon zu lange und das Panorthodoxe Konzil, das das regeln soll ist seit deutlich mehr als 2 Jahrzehnten im Gespräch und ich sehe noch nicht, dass dort ein Durchbruch zu erwarten ist. Ich sehe, dass es mittlerweile eine Tendenz gibt, sich damit abzufinden und hinter kirchenpolitischen Schwierigkeiten/Gegebenheiten einzurichten. Und das ist falsch.
Lieber Igor, 8 oder auch 10 Bischöfe auf deutschem Territorium, also eigentlich dem Westpatriarchat zugehörendem, sind ebenso unkanonisch wie einer, oder? Hier meine ich gilt schon die Tatsache, dass es die Orthodoxie gibt. Wenn es denn möglich wäre, hätte ich keine Sorgen den römischen Papst als Oberhaupt zu haben, allein, das geht nicht. Aus tiefliegenden Differenzen heraus.
zu 2. Es war in der Mission immer eine Stärke der Orthodoxie, nicht überzustülpen, sondern die Kultur des jeweiligen Landes zu 'verorthodoxieren'. Das war im Falle Georgiens so und auch bei Russland, das hat Paulus so gemacht, indem er den Griechen ein Grieche wurde, auch wenn gewisse Elemente der Antiochiner sich bis heute bei den Grechen gehalten haben. In neurer Zeit war das so bei der Mission in Alaska, wo der Hl Hermann die Kultur der Aleuten erst einmal übernommen hat, das war im Falle von Japan so wo ein einziger Mann, der Hl Nikolas 1861 ankam, er 1863 drei Konvertiten taufte und 1868 10 000! Menschen orthodox wurden (bei seinem Tode waren es 30 000)
http://en.wikipedia.org/wiki/Japanese_Orthodox_Church . Lest bitte mal genauer nach wie er das gemacht hat. Und er war durch und durch Russe.
Es gilt doch eigentlich der berühmte Satz: Wenn du nach Rom kommst, dann mach' es wie die Römer, 0der? Daraus ergibt sich für mich die Notwendigkeit die 'Stammesfärbung' abzulegen. Ich kann sehr gut verstehen, dass Gläubige, die in ein fremdes Land kommen erst einmal die eigenen Landsleute suchen und ein Stück Heimat mitnehmen wollen. Das geht aber auf die Dauer zu Lasten der nachfolgenden Generationen. Ich denke wir haben bereits mindestens eine Generation in der Orthodoxie in Deutschland verloren, nun sind wir dabei, die zweite dranzugeben. Das Gespräch mit V. Nikolai, das ich weiter oben schilderte, hat mir das wieder bestätigt. Und meine Beobachtungen hier in Schweden auch.
Was also können wir tun, um die Orthodoxie in Deutschland zu stärken? Nun, aufhören damit, Olivenbäume kultivieren zu wollen. Soziologische Untersuchungen zeigen sehr deutlich, dass die Kulturschwelle ein entscheidendes Hindernis ist, sich einer Gruppe anzuschliessen. Und wir pflegen sie sorgfältig in, meiner Meinung nach, falscher Solidarität mit den falschen Werten. Niemand will 'den Griechen' ihr Griechischsein wegnehmen, es geht aber um die
Orthodoxie. Und dieses Problem beschränkt sich ja nicht auf Deutsche sondern das ist noch viel dringlicher bezüglich der 2. und 3. Generation der Einwanderer.
Wir sollten also klare Strukturen schaffen, die ein klares Handel ermöglichen. Und das gerne, V. Alexej, unter einem Omophor. Und gerne das einer kleinen KIrche wie Rumänen oder Antiochia, die haben dann weniger Schwierigkeiten mit den 'Erbhöfen'.
zu 3. Nun, klare Strukturen würden Energien freisetzen. Wir könnten in unseren Gemeiinden damit anfangen beispielsweise Lehrpläne für die Biblische und kirchliche Unterweisung der Kinder und natürlich auch der Erwachsenenkathechese aufstellen und Stätten schaffen, an denen Menschen dazu ausgebildet werden könnten, diesen Unterricht zu geben. Bei 7-8 Priestern in einer Stadt gäbe es Möglichkeiten, mehrere Klein(st)gottesdienste zusammenzulegen und damit Raum, Enegie und Kosten für Anderes, wie Hausbesuche oder Krankenhausseelsorge frei zu machen. Wr könnten die Jugendbünde mehr unterstützen, Pfadfindervereinigungen nicht nur vereinzelt sondern flächendeckend anbieten. Wir könnten finazielle 'Töpfe' bilden, die zur Erhaltung oder den Neubau der Kirchen allgemein und nicht nach ethnischen Gesichtspunkten bestückt werden könnten. Oder für Krankenhäuser (die in Zypern können das). Wir könnte mehr Gottesdienste unter der Woche anbieten und Gemeindeleben besser planen und als Einladung für andere Menschen . . .
Ich dürft mich (und das wäre die freundliche Variante) einen Träumer nennen oder ich könnt mit mir schimpfen, weil ich 'die Realitäten' missachte oder unseren Bischöfen Schlechtes unterstelle. Es stimmt beides nicht. Ich finde nur: Die Orthodoxie muss aufhören, sich in ihrem Ghetto/ihren Ghettos einzurichten
Liebe Grüsse
Benedikt