Altorientalisch

Beziehung zum nichtorthdoxen Christentum
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Sebastian
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Altorientalisch

Beitrag von Sebastian »

Grüß Gott,

durch den von Milo erbrachten Hinweis im Thread "Studientagung zum Sakramentsverständnis" und dem Hinweis bezüglich der syrisch - orth. Kirche , wollte ich euch fragen, ob jemand lust hat etwas über Altorientarlische zu schreiben.

Was sind dies für Gemeinschaften? Es scheint mehrere Richtungen zu geben... stehen alle AK in eucharistischer Gemeinschaft zueinander?
Was trennt von der Orthodoxie?
Wie stark steht es um das Gemeinsame mit der Orthodoxie?

wahrscheinlich wurde dieses Thema irgendwo mal kurz angeschnitten, umso interessanter dies näher zu beleuchten.

Grüsse
Sebastian
Zuletzt geändert von alexandros am 07.09.2006, 20:43, insgesamt 1-mal geändert.
Milo
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Re: Altorientarische

Beitrag von Milo »

Lieber Sebastian,

verzeih das ich hier jetzt auch mal das allwissende -wikipedia zu Hilfe ziehe, als kleinen Prolog...
der Mensch ist von Natur aus schreibfaul :wink:
Über den Präfix "östlich-" orthodoxe Kirche, schau bitte hinweg und verzeih dem Autor, den er wusste nicht was er schrieb :)


Als altorientalische Kirchen werden im Wesentlichen die Kirchen bezeichnet, die sich nach dem Konzil von Chalcedon 451 von der byzantinischen Reichskirche trennten ? die Reichskirche umfasste die späteren östlich-orthodoxen Kirchen und die spätere römisch-katholische Kirche. Bei den Altorientalen handelte es sich zum einen um Landeskirchen außerhalb der Grenzen des Oströmischen Reichs, zum anderen um gegen die vorherrschende griechisch-römische Kultur gerichtete nationale Bewegungen im römisch beherrschten Ägypten und Syrien. Die Trennung hatte neben dogmatischen auch politische Gründe.

Zu den altorientalischen Kirchen werden gezählt:

die im Westen so genannten "monophysitischen" Kirchen, die miteinander in Kirchengemeinschaft stehen (im folgenden als monophysitisch-orthodox bezeichnet)
Koptische Kirche (in Ägypten)
Äthiopisch-Orthodoxe Tewahedo Kirche
Eritreisch-Orthodoxe Tewahedo Kirche
Syrisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien
Malankara Orthodox-Syrische Kirche (im Südwesten Indiens)
Armenische Apostolische Kirche
und die dogmatisch entgegengesetzte

Assyrische Kirche des Ostens (Im Westen auch als "Nestorianer" bezeichnet)


Sebastian hat geschrieben: Was sind dies für Gemeinschaften? Es scheint mehrere Richtungen zu geben... stehen alle AK in eucharistischer Gemeinschaft zueinander?
Was trennt von der Orthodoxie?
Wie stark steht es um das Gemeinsame mit der Orthodoxie?
Vieles antwortet dir der o.g. Text schon...in der eucharistischen Gemeinschaft derer steht wohl nur die nestorianische Kirche nicht.

Von der Orthodoxie trennt sie wohl die Christologie, also ihre (irr) Lehre über unseren HErrn. Die einen sind Monophysiten, die anderen halten Jesus Christus für zwei Personen (shizophren!). Beide wurden von dem oikumenischem (3. und 4.) Konzil exkomuniziert.

Das was einen wundern kann ist, warum die OK nicht in erster Linie um die Annäherung mit den altorientalischen Kirchen bemüht ist, statt hier im Westen "hohen Preis" zu zahlen für scheinbare Nähe mit jeder andern Konfession!? Wenn ich es recht verstehe gibt es ausser dieser Christologischer Differenz, keine andere Nenneswerte! Oder liege ich falsch? Bitte um Besseres belehrt zu werden!
Die Gemeinschaft mit altorientalischen Kirchen liegt so nah, und doch soo fern! Warum??

Es grüßt dich,

dein fauler br. milo
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Sebastian
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Re: Altorientarische

Beitrag von Sebastian »

Wikiblödia hat geschrieben: die im Westen so genannten "monophysitischen" Kirchen, die miteinander in Kirchengemeinschaft stehen (im folgenden als monophysitisch-orthodox bezeichnet)
Koptische Kirche (in Ägypten)
Äthiopisch-Orthodoxe Tewahedo Kirche
Eritreisch-Orthodoxe Tewahedo Kirche
Syrisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien
Malankara Orthodox-Syrische Kirche (im Südwesten Indiens)
Armenische Apostolische Kirche
und die dogmatisch entgegengesetzte

Assyrische Kirche des Ostens (Im Westen auch als "Nestorianer" bezeichnet)
:? monophysitisch orthodox Kirche(n)
Das eine schliesst das andere irgendwie aus!?

Danke lieber Milo für deine Erläuterungen,

darf ich kurz fragen, bemerken:
Von der Orthodoxie trennt sie wohl die Christologie, also ihre (irr) Lehre über unseren HErrn. Die einen sind Monophysiten, die anderen halten Jesus Christus für zwei Personen (shizophren!). Beide wurden von dem oikumenischem (3. und 4.) Konzil exkomuniziert.
Evtl. haben diese das Wesen Christi, als Gottmensch nicht verstanden!?
Das was einen wundern kann ist, warum die OK nicht in erster Linie um die Annäherung mit den altorientalischen Kirchen bemüht ist, statt hier im Westen "hohen Preis" zu zahlen für scheinbare Nähe mit jeder andern Konfession!?
Welchen Preis? Hat die OK im Westen dM nach etwas von ihrer Kontinuität verloren?

Im Punkt der Annäherung gebe ich dir Recht, leider ist es so.

Liebe Grüsse
Sebastian
protopeter
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Beitrag von protopeter »

Lieber Sebastian !

Zunächst einmal gute Besserung - ich hoffe, daß Sie sich trotz aller Erkältungszeichen nach wie vor für eine Forumsdiskussion erwärmen können ! :wink:

Der von Br. Milo angemerkte "hohe Preis", den die Orthodoxe Kirche zu zahlen hat, verbindet sich nach meiner bescheidenen Ansicht - zum wiederholten Mal - mit der Frage der Ökumene: Auch aus eigener leidvoller Erfahrung muß ich feststellen, daß wir immer wieder (direkt oder indirekt) von Seiten der nichtorthodoxen Bekenntnisse (in Österreich fast ausschließlich vom dominierenden römischen Katholizismus) daran "erinnert" werden, gleichsam nur eine "Gastrolle" wahrnehmen zu dürfen; eine umfassende Wiederverwurzelung der Orthodoxie im christlichen Abendland scheint für gewisse Kreise tatsächlich eine Schreckensvorstellung ersten Ranges zu sein.

Diese Haltung wird eben auch aus dem von Ihnen gelegentlich der Diskussion über den ÖRK verlinkten Text ersichtlich - es ist dann umso schockierender, wenn hierarchische Vertreter oder Theologen unserer Kirche sich offensichtlich bemüßigt fühlen, diversen Forderungen heterodoxer Prägung zu willfahren. Eingedenk dieser Tatsache bin ich daher der festen Überzeugung, daß es bei gegenwärtiger Lage der Dinge eine wesentliche Aufgabe wäre, ausschließlich mit den altorientalischen Kirchen Dialog zu führen und Kontakte mit den abendländischen Bekenntnissen auf ein absolutes Minimum zu reduzieren oder einzufrieren.

Bereits im Jahre 1993 schien es, daß sich eine gemeinsame orthodox-altorientalische Kommission auf die Lösung des christologischen Fragenkomplexes geeinigt hätte und man einem Konzil die Autorität zur Definition des gemeinsamen Glaubens übergeben würde - alleine, dieses Unterfangen scheiterte an der Klärung einiger formaler, trotz allem jedoch für grundlegend erachteter Probleme. Allerdings ist mir bekannt, daß die auf der Kommissionssitzung verabschiedete Grundsatzerklärung in der Folge dazu diente, im Lebensvollzug beider Kirchen durchaus gemeinsame Wege zu finden - man kann sagen, daß vorläufig die "Theorie der Theologen" von der "Praxis des kirchlichen Lebens" überholt wurde; im Lauf der Geschichte unserer Kirche ereignete sich solches im Übrigen öfter.

In diesem Sinne grüßt im Geiste der Hoffnung mt den besten Segenswünschen
Erzpr. Peter
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Sebastian
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Beitrag von Sebastian »

protopeter hat geschrieben: Diese Haltung wird eben auch aus dem von Ihnen gelegentlich der Diskussion über den ÖRK verlinkten Text ersichtlich - es ist dann umso schockierender, wenn hierarchische Vertreter oder Theologen unserer Kirche sich offensichtlich bemüßigt fühlen, diversen Forderungen heterodoxer Prägung zu willfahren. Eingedenk dieser Tatsache bin ich daher der festen Überzeugung, daß es bei gegenwärtiger Lage der Dinge eine wesentliche Aufgabe wäre, ausschließlich mit den altorientalischen Kirchen Dialog zu führen und Kontakte mit den abendländischen Bekenntnissen auf ein absolutes Minimum zu reduzieren oder einzufrieren.
Lieber Erzpriester,

würde man aber damit nicht genau das bewirken, was man nicht will, nämlich, dass die Seiten hierzulande noch stärker auseinanderdriften?

Wir leben nunmal hier im Westen und soviele Altorientalische kenne ich auch nicht. Warum soll ich den christlichen Dialog zu meinen Kath. oder Evangelischen Freunden einfrieren? Entschuldigen Sie bitte, dass ich so naiv frage, aber solche Fragen drängen sich mir halt auf.

unwürdig vorm Herrn
Sebastian
Ehre sei Dir oh Herr

Beitrag von Ehre sei Dir oh Herr »

Lieber Sebastian,

nehme Dir z.B. doch den Schmalen Pfad vor und gehe die einzelnen Neuerungen, die vom Papsttum eingeführt wurden durch (interessant, wie überall, auch das Kleingedruckte).
Man kann einfach nicht diese Dinge streichen, das filioque (um nur ein Beispiel zu nennen) ist eben nicht biblisch begründet. Wenn auch der Hintergedanke ein anderer war ist es nicht recht...
Das bedeutet doch nicht, dass man nicht mit römischen Katholiken reden soll. Wer sind wir denn? Aber viele Dinge sind eben eine Abirrung von der wahren Lehre, da gibts keine Kompromisse.

herzlichst René
protopeter
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Beitrag von protopeter »

Lieber Sebastian, die Gnade Unseres Herrn sei mit Ihnen !

Möglicherweise habe ich mich nicht präzise genug ausgedrückt - mit "Dialog" meinte ich im vorliegenden Kontext Gespräche auf "theologisch-offizieller" Ebene; hier sehe ich tatsächlich mit den Altorientalen die einzige Möglichkeit, eine wirklich allumfassende Einheit, die eben nicht menschengemacht ist oder durch sogenannte "Konsense" zustandekommt, zu erreichen.

Der von Ihnen so genannte "christliche Dialog" ist eine andere Sache - ich würde diesen eher als "Zeugenschaft für den Glauben" bezeichnen; selbstverständlich sind wir hier gerufen, mit nichtorthodoxen Christen in Kontakt zu sein und (um das auch wieder einmal in Erinnerung zu rufen) auf diese Weise orthodoxia mit orthopraxia zu verbinden. Ich betonte schon zu anderen Gelegenheiten, daß es eine in diesem Zusammenhang vorrangige Aufgabe sein muß, mit Liebe und Aufrichtigkeit zu begegnen; alles andere wäre in jeder Hinsicht widersinnig und sowohl unserem Auftrag als auch unserer Glaubwürdigkeit mehr als abträglich !

In der Hoffnung, das Unklare entsprechend erläutert zu haben, grüßt in brüderlicher Verbundenheit
Erzpr. Peter
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Sebastian
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Beitrag von Sebastian »

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Lieber Erzpr.,

nun in Betrachtung Ihrer Ergänzung meine ich verstanden zu haben.

Ein paar Bilder um die Diskussion zu "erwärmen".

Oben eine beeindruckende Momentaufnahme eines Äthiopieres.

Hier das wohl bekannteste "Kirchegebäude" des Landes die Beta Gyorgis.

Bild

Der ganz linke Kirchenmann ist der armenisch apostolischen Kirche einzuordnen. Den in der Mitte kann ich nicht einordnen, macht aber in Hinsicht auf Kleidung einen altorientalischen Eindruck. Die Person rechts scheint mir ein orthodoxer Bischof zu sein...Kennt jemand diese Persönlichkeiten genauer?

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Grüsse Sebastian
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Sebastian
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Beitrag von Sebastian »

Hier mal ein Foto verschiedener altorientalischer Bischöfe. Ökumene, die nächsten Schritte, auch und gerade in diese Richtung? Warum nicht! :D

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Sebastian
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Beitrag von Sebastian »

His Holiness Moran Mor Ignatius Zaka
syrisch "orthodoxe" Kirche

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möglicher Gesprächspartner? Auf jeden Fall! :)
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Sebastian
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Beitrag von Sebastian »

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ein armenischer Gottesdienst.

Soviel zu den Eindrücken, als Anregung zur weiteren Diskussion :wink:

Vielleicht dürfen wir in Zukunft hier auch "Altorientalier" zur Diskussion begrüssen! Es wäre dem Dialog bestimmt dienlich, daher sind (und ich darf das denke ich auch im Namen Milos sagen) auch gerade solche möglichen Schreiber herzlich willkommen! :D

Grüsse
Sebastian
protopeter
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Beitrag von protopeter »

Lieber Br. Sebastian !

Für das "Anschauungsmaterial" herzlichen Dank; ich freue mich auch, daß der Sinn meiner Erklärung angekommen ist !

Brüderliche Grüße sendet
Erzpr. Peter
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Beitrag von protopeter »

Lieber Sebastian !

Zu später (oder früher, je nachdem) Stunde noch eine Erläuterung zu dem Bild mit den drei Bischöfen - der rechts stehende mit weißer Kopfbedeckung ist ein orthodoxer Bischof, nämlich Erzbischof Leo (Makkonen), Ersthierarch der Orthodoxen Kirche Finnlands; die übrigen gelang es mir nicht, zu identifizieren - vielleicht ergibt sich das noch.

Mit besten Segens- und Genesungswünschen grüßt
Erzpr. Peter
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Sebastian
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Beitrag von Sebastian »

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Links:
Koptischer Papst Shenouda von Ägypten

Rechts und Mitte:
Koptischer Gottesdienst
Walter
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Beitrag von Walter »

protopeter hat geschrieben:Zu später (oder früher, je nachdem) Stunde noch eine Erläuterung zu dem Bild mit den drei Bischöfen - der rechts stehende mit weißer Kopfbedeckung ist ein orthodoxer Bischof, nämlich Erzbischof Leo (Makkonen), Ersthierarch der Orthodoxen Kirche Finnlands; die übrigen gelang es mir nicht, zu identifizieren - vielleicht ergibt sich das noch.
Das Bild wurde auf dem sog. Ökumenischenn Kirchentag 2003 in Berlin aufgenommen. Die anderen beiden Bischöfe gehören der armenisch-apostolischen Kirche an: In der Mitte der Patriarch Mesrop Mutafyan von Konstantinopel, daneben Erzbischof Karekin Begdschian, Primas der armenisch-apostolischen Kirche in Deutschland. (Bildquelle)
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