Neues vom Moskauer Patriarchat

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Elias
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Neues vom Moskauer Patriarchat

Beitrag von Elias »

Wegen Käßmann-Wahl
Russisch-Orthodoxe sagen sich von evangelischer Kirche los
Ihre Wahl sorgt für Unmut: Landesbischöfin und EKD-Chefin Margot Käßmann


Ihre Wahl sorgt für Unmut: Landesbischöfin und EKD-Chefin Margot Käßmann

Eine Frau als Oberhaupt der evangelischen Kirche, dazu noch eine geschiedene? Hochrangige russisch-orthodoxe Geistliche empfinden die Ernennung von Margot Käßmann als Affront. Die Kirche will deswegen jeglichen Dialog mit den deutschen Lutheranern einstellen.

Moskau/Nürnberg - Wegen der Wahl von Margot Käßmann zur Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) will die russisch-orthodoxe Kirche ihre Kontakte mit den Lutheranern beenden. Nach der Wahl einer geschiedenen Frau zur Kirchenführerin sei der Dialog, so wie es ihn seit 50 Jahren gegeben hat, nicht mehr möglich, sagte der orthodoxe Geistliche Georgi Sawerschinski vom kirchlichen Außenamt am Donnerstag nach Angaben der Agentur Interfax in Moskau. Die Kirche erlaube keine Priesterweihe oder sogar Führungsrolle von Frauen. "Diese Frage ist sehr ernst", sagte Sawerschinski.

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In letzter Instanz müsse dies aber Patriarch Kirill I. als Oberhaupt der weltweit größten orthodoxen Nationalkirche entscheiden. Die Aufkündigung der Zusammenarbeit zwischen den beiden Kirchen war auf den Seiten mehrerer russischer Zeitungen am Donnerstag das Topthema. "Der Patriarch darf nicht mit der neuen Führerin der Lutheraner in Deutschland verkehren", schrieb die Zeitung "Wremja Nowostej". Die niedersächsische Landesbischöfin Käßmann war am 28. Oktober von der EKD-Synode in das höchste Amt der evangelischen Kirche in Deutschland gewählt worden.

Die für Ende November angesetzten Feierlichkeiten zum 50. Jubiläum des Dialogs zwischen orthodoxer Kirche und EKD seien auch das Ende der Gespräche, kündigte der Leiter des kirchlichen Außenamtes, Erzbischof Ilarion von Wolokolamsk, laut der Zeitung "Kommersant" an. Die evangelischen Christen in Russland unterstützen die Entscheidung. Der Chefsekretär der evangelisch-lutherischen Kirche Russlands, Priester Alexander Priluzki, nannte die Wahl Käßmanns ein "Krisenzeichen in der westlichen Gesellschaft".

Käßmann beklagt mangelnde Akzeptanz der Orthodoxen

Käßmann zeigte sich am Donnerstagabend über die Reaktion der Orthodoxen überrascht: "Ökumene heißt, auch unterschiedliche Kirchen- und Amtsverständnisse zu akzeptieren", sagte sie auf einem Medienempfang der bayerischen Landeskirche in Nürnberg. Sie akzeptiere, dass manche Kirchen keine Frau an ihrer Spitze zuließen. Umgekehrt erwarte sie aber auch, dass akzeptiert werde, dass dies bei anderen Kirchen möglich sei. "Der gegenseitige Respekt ist die wichtigste Grundlage für die Ökumene."

Russische Menschenrechtler nannten die Abkehr der Orthodoxen von der evangelischen Kirche ein Zeichen für deren zunehmende ideologische Radikalisierung. Die russisch-orthodoxe Kirche wolle sich von der modernen Welt des Westens isolieren, sagte der Menschenrechtler Lew Ponomarjow. Dagegen werden die Beziehungen zur katholischen Kirche nach Angaben des Moskauer Patriarchats zunehmend besser. Ilarion hielt ein historisches Treffen von Kirill und Papst Benedikt XVI. zuletzt für durchaus möglich.

can/dpa


:auslachen2: :bravo2:
Sinaitis
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Beitrag von Sinaitis »

Frau Käßmann ist weder Priesterin noch geweihte Bischöfin. Sie ist die gewählte Vorsitzende der EKD, und die können wählen, wen sie wollen und brauchen da niemanden außerhalb ihres Verbandes fragen.
Wo also liegt das Problem? - Ich sehe keins.
Wir würden uns umgekehrt auch nicht unsere Patriarchenwahlen beispielsweise von der EKD kritisieren lassen. Nichteinmischung und Respekt ist das mindeste schon bei Wohnungsnachbarn. Schließlich wollen wir die Nachbarn ja nicht gleich heiraten.
Wievielmehr hier, wo es ja nur um Dialog und Gespräche, aber keineswegs um Kircheneinheit geht. - Allerdings dürfte auch jedem klar sein, daß die EKD nicht Kirche in unserem Sinne ist.
Sinaitis
Priester
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Beitrag von Sinaitis »

Für mich ist die russische Reaktion unverständlich. Wußte dort niemand, daß Frau Käßmann schon lange "Landesbischöfin" von Hannover ist. Was ist der Unterschied oder das grundsätzlich neue, daß sie jetzt Vorsitzende ist?
Und war Huber mehr Bischof als Frau Käßmann? Hatte er mehr Sukzession?

Gott, laß Hirn regnen.
Ex oriente lux. Manchmal ein frommer Wunsch.
holzi
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Beitrag von holzi »

Sinaitis hat geschrieben:Allerdings dürfte auch jedem klar sein, daß die EKD nicht Kirche in unserem Sinne ist.
Und wenn jemand von den Katholiken das laut sagt, dann sind die Evangelen regelmäßig beleidigt hinterher. ;)
Das Christentum nimmt den Menschen, wie er ist, und macht ihn zu dem, was er sein soll. (Adolph Kolping 1813-1865)
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Jeremias
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Beitrag von Jeremias »

Holzi, das liegt nur an der geringen Medienpräsenz dieses Forums, dass man das hier ohne Aufschrei schreiben darf...
holzi
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Beitrag von holzi »

Jeremias hat geschrieben:Holzi, das liegt nur an der geringen Medienpräsenz dieses Forums, dass man das hier ohne Aufschrei schreiben darf...
Kann auch sein. Aber Käßmanns Vorgänger Huber konnte man immer richtig schön auf die Palme bringen, wenn man die EKD als "Kirchliche Gemeinschaft" bezeichnet hatte. :mrgreen:
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Sinaitis
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Beitrag von Sinaitis »

aber es ist doch unbestritten, daß sich die Protestanten von der GEMEINDE(-Versammlung) her, in der das Wort verkündet wird, verstehen und konstituieren. Wir hingegen vom geweihten Ortsbischof und seiner Eucharistiefeier. Das ist der Unterschied von Gemeinde und Kirche.
Jetzt sind wir aber - durch meine eigene Schuld - etwas vom Thema abgerückt, obwohl es damit zusammenhängt.

Übrigens mag Frau Käßmann uns Orthodoxe nicht sonderlich. Vor Jahren schon wollte sie aus einer Kommission des Weltkirchenrates raus, weil sie sich über die orthodoxe Weigerung des gemeinsamen Gebetes geärgert hat.
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Röde Orm
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Beitrag von Röde Orm »

Frau Käßmann ist in der Evangelischen Kirche selbst äusserst umstritten, da sie (als Vertreterin einer "Meinungsrichtung") einerseits einen politischen Kurs verfolgt, den viele konservative evangelische Gläubige sehr ablehnen.

Zudem hat sich Frau Käsmann vor einigen Jahren scheiden lassen, auch das wird von vielen evangelischen Christen in Deutschland abgelehnt.

Unter dem Strich ist zu sagen, dass die Ev. Kirche in Deutschland vor grossen Problemen steht, denn die wirklich aktiv Gläubigen wenden sich immer mehr an die evangelischen Freikirchen, deren Hauptanliegen die Religion und nicht eine pseudoreligiöse Politik ist.

Die Älteren, die auch Gewohnheit in die Kirche gehen sterben zunehmend weg(ein Trend, der sich durch die Altersstruktur in Deutschland verstärken wird) und die Jungen entscheiden sich öfters aktiv und eliminieren den "Kostenfaktor Kirchensteuer" - oder entscheiden sich für andere Religionsgemeinschaften, weil es ihnen ernst ist.

Die finanziellen Probleme, die auf die EKD zukommen, dürften daher massivst werden.

Und wen Frau Käsmann mag und wen nicht ... mal ehrlich - wer mag sie denn ??

Das Falsche vom Richtigen zu scheiden hat nichts mit Radikalisierung zu tun.

Die Entscheidung der ROK freut mich aufrichtig.
Wenn sie ein orthodoxer Christ sind, wurde ihre Kirche im Jahre 33 n. chr. durch Jesus Christus, den Sohn Gottes, gegründet. Doch ihre Geschichte reicht zurück bis zur Schöpfung der Welt. Die orthodoxe Kirche hat sich nicht verändert seit ihrer Gründung und ist die selbe gestern, heute und auf ewig.
Nassos
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Beitrag von Nassos »

Hat sich diese Nachricht nicht als Ente erwiesen?
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Röde Orm
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Beitrag von Röde Orm »

Die ganz oben von Ilja?

Oh, das wäre schade.

Ansonsten: Ich war im "früheren Leben" evangelisch und sogar engagiert. In der Gemeinde bekommt man ja eigentlich nciht mit, was "dort oben" passiert. Aber alles in allem war das eben unter dem Strich nicht so wirklich bis in die Details in Ordnung.

Und als dann auch noch immer mehr klar wurde, dass die EKD mehr so eine Art politische Partei mit religiösem Anstrich werden will .... nöh, ohne mich.
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Allons
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Beitrag von Allons »

Sinaitis hat geschrieben:Für mich ist die russische Reaktion unverständlich. Wußte dort niemand, daß Frau Käßmann schon lange "Landesbischöfin" von Hannover ist. Was ist der Unterschied oder das grundsätzlich neue, daß sie jetzt Vorsitzende ist?
Richtig, zumal sich die EKD selbst nach ihrer eigenen Definition als Kirchenbund und nicht als Kirche sieht. Die Meldung sieht mir eher nach einer Mischung aus Ente und Fehlzündung aus.

Grüße, Allons!
Nassos
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Beitrag von Nassos »

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Jeremias
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Beitrag von Jeremias »

Oh Mann. Der HR ist doch wohl in die Tonne zu kloppen. Ich höre das gerade, und das ist enervierend.
Danke für den vollen Text des Briefes von Bischof Ilarion!
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Elias
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Beitrag von Elias »

Also. ich finde diese Wortwahl das dieser HR in die Tonne zu kloppen zu sei nicht angebracht zumahl es sich um einen orthodoxen Geistlichen handelt. Bei sehr vielen Sachen kann ich ihn sogar sehr wohl beiflichten zumal der Dialog der Annährung dienen sollte und die andere Seite (EKD) sich sehr stark Liberalisiert (In Theologie u.s.w). Dem müssen wir uns entgegensetzen oder hast du da eine andere Meinung Jeremias?
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Elias
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Beitrag von Elias »

Kannst du mir/uns die genaue Seite schreiben wo die beiden das rein gestellt haben? Danke dir...
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