Liturgie

Neu in der orthodoxen Kirche - Wie lebe ich als orthodoxer Christ? Alle allgemeinen Fragen rund um die Orthodoxie.
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MarKu
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Liturgie

Beitrag von MarKu »

Hallo,
ich beschäftige mich gerade extrem stark mit dem Thema Liturgie und Priesterschaft, und ich habe auch ein Liturgikon gelesen. Jedoch habe ich da noch einige offenen Fragen. Ich hoffe man kann sie hier beantworten.

1. Was passiert mit dem Partikel IC aus dem Kelch? Wenn NI und KA für die gläubigen geschnitten werden und XC der Klerus einnimmt. Was ist mit IC?
2. Woher weiß ein Priester welche Farbe sein Gewand haben muss? Es gibt bei dieser Ordnung sicherlich eine überschneidung. Gibt es da eine Rangordnung die befolgt wird? z.B. Feiertage für Jesus, Gottesmutter, Heilige?
3. Ich hatte gelesen, dass ein Priester die heiligen Gaben nicht alleine lassen darf. Wo werden die heiligen Gaben für das Fest der vorgeweiten Gaben aufbewahrt und woher weiß der Priester wie viele dort kommen und kommunizieren werden?
4. Woher weiß ein Priester welche Gebete gesungen und welche gesprochen werden müssen? Innerhalb des Priesterseminars wird man bestimmt alle arten der Riten durchnehmen. Aber ob man sich das alles merken kann? Ablauf der Hochzeit, Taufe, Nachtwache usw.

Weiß da jemand was darüber?
Marian
Beiträge: 276
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Re: Liturgie

Beitrag von Marian »

:shock:

Mann das sind aber ein Haufen Fragezeichen.

:indian: :volley_service:

Vater Igor weiß es. Doch ob er Zeit hat, so viel zu texten?

:insel:

Oder ob er nen Link bringt?

:google:
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Igor
Diakon
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Re: Liturgie

Beitrag von Igor »

Grüß Gott und willkommen im Forum MarKu!
1. Was passiert mit dem Partikel IC aus dem Kelch? Wenn NI und KA für die gläubigen geschnitten werden und XC der Klerus einnimmt. Was ist mit IC?
IC wird nach der Kommunion der Gläubigen von einem Kleriker zusammen mit dem, was im Kelch noch ist, konsumiert – also vom Diakon (falls vorhanden) oder vom Priester.
2. Woher weiß ein Priester welche Farbe sein Gewand haben muss? Es gibt bei dieser Ordnung sicherlich eine überschneidung. Gibt es da eine Rangordnung die befolgt wird? z.B. Feiertage für Jesus, Gottesmutter, Heilige?
Die Farben sind definiert: s.a. https://orthpedia.de/index.php/Kirchliche_Gew%C3%A4nder .

Die Hauptfarben der liturgischen Gewänder sind: Weiß, Rot, Orange, Gelb, Grün, Hellblau, Dunkelblau, Violett und Schwarz. Jede dieser Farben drückt die geistige Bedeutung des zu feiernden Ereignisses aus.

An den Festtagen zu Ehren des Herrn Jesus Christus, aber auch an den Gedächtnistagen der Propheten, Apostel und Heiligen ist die liturgische Farbe Golden oder Gelb in allen Schattierungen (Königsfarbe), und zwar weil Christus der König der Herrlichkeit ist und die Zelebranten die Gegenwart des Königs in der Kirche symbolisieren.

An den Festtagen der Gottesmutter und der körperlosen himmlischen Mächte, aber auch an den Gedächtnistagen heiliger Jungfrauen und eheloser Männer ist die Farbe des Ornates Blau oder Weiß, was ihre besondere Reinheit und Makellosigkeit bedeutet.

An den Fest- und Gedächtnistagen des Kreuzes des Herrn ist die Farbe der Ornate Violett oder Dunkelrot, was die überragende Bedeutung der Erlösungstat des Herrn am Kreuz ausdrücken soll. An den Fest- und Gedächtnistagen der Märtyrer ist die Farbe der Ornate Rot als Zeichen ihres für den Glauben an Christus vergossenen Blutes.

An den Fest- und Gedächtnistagen der Mönche, Nonnen, Asketen und Narren um Christi willen ist die liturgische Farbe Grün. In grünen liturgischen Gewändern aller Schattierungen werden auch das Pfingstfest, der Tag des Heiligen Geistes und der Palmsonntag gefeiert, da dies die Farbe des ewigen Lebens bzw. der Lebensspendung ist.

In den Fastenzeiten ist die Farbe der Paramente dunkel: Dunkelblau, Violett, Dunkelgrün, Dunkelrot, Schwarz. In schwarzen Gewändern zelebriert man gewöhnlich in der Großen Fastenzeit.

Bei Begräbnissen werden in der Regel weiße Paramente getragen, da für den Christen der Tod nur ein Übergang in eine andere Welt ist. Dabei wird um die ewige Ruhe in Gemeinschaft mit den Heiligen gebetet, die gleichsam in weiße Gewänder gekleidet sind.

Weiße liturgische Gewänder werden auch zu Weihnachten, Epiphanie, Mariä Verkündigung, Christi Verklärung und Christi Himmelfahrt verwendet, weil die weiße Farbe das ungeschaffene göttliche Licht symbolisiert, das die Schöpfung Gottes erleuchtet und verwandelt.

Die Feier des Festes der Feste – Ostern – wird in weißen Gewändern begonnen, als Zeichen des göttlichen Lichtes, das aus dem Grab des auferstandenen Erlösers erstrahlte. In manchen Kirchen ist es üblich, bei jeder der Oden des Kanon-Hymnus der Ostermatutin die Gewänder zu wechseln, so dass sie jedes Mal eine andere Farbe haben. Das hat folgenden Sinn: das Spiel der Farben des Regenbogens entspricht der Fülle der Freude über das Fest der Feste. Die österliche Hauptfarbe ist Rot mit Gold.


Es wird immer die Farbe genommen, zu Ehren welchen Festes bzw. Heiligen der jeweilige Gottesdienst zelebriert wird.
3. Ich hatte gelesen, dass ein Priester die heiligen Gaben nicht alleine lassen darf. Wo werden die heiligen Gaben für das Fest der vorgeweiten Gaben aufbewahrt und woher weiß der Priester wie viele dort kommen und kommunizieren werden?
In einem Tabernakel auf dem Altartisch. Der Priester kann natürlich nicht vorhersehen, wie viele zur Kommunion kommen werden. Dann wird die Größe der Teilchen für die, welche die Kommunion empfangen, entsprechend angepasst.

4. Woher weiß ein Priester welche Gebete gesungen und welche gesprochen werden müssen? Innerhalb des Priesterseminars wird man bestimmt alle arten der Riten durchnehmen. Aber ob man sich das alles merken kann? Ablauf der Hochzeit, Taufe, Nachtwache usw.
Die priesterlichen Gebete werden fast alle gelesen. Gesungen wird, was auch der Chor singen würde (z.B. Troparien, Kondakien, Lobpreise), das ist dann aber auch in den liturgischen Büchern vermerkt, wenn etwas gesungen werden muss.

Ich hoffe, das hilft schon mal weiter.

In Christo
Diakon Igor
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Als der Höchste hernieder fuhr, verwirrte Er die Sprachen, zerteilte Er die Völker, nun, da Er Feuerzungen ausgeteilt, ruft Er alle zur Einheit: Einmütig preisen wir deshalb den Heiligen Geist. (Pfingstkondakion im 8. Ton)
MarKu
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Re: Liturgie

Beitrag von MarKu »

Danke für die schnelle und ausführliche Antwort. Kann ich noch ein paar Fragen dran hängen? :roll:

1. Dürfen die königlichen Türen von Altardienern geöffnet/geschlossen werden und/oder sauber gemacht werden?
2. Welche Befugnisse/Pflichten hat ein Küster gegenüber dem normalen Altardiener?
3. Wenn der Lektor zum Priester kommt um den Segen für die Lesung zu holen, was sagen Lektor und Priester da? Ich habe eine Liturgie, aus dem Altarraum gefilmt gesehen. (Mit Untertitel) Jedoch sieht man die Lippen bewegen aber es wurde kein Untertitel eingeblendet. Ich werde niergends fündig. Auch im Liturgikon von Vater Alexej werde ich darüber nicht fündig.
MarKu
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Re: Liturgie

Beitrag von MarKu »

Ah. Bevor ich es vergesse.
4. Darf ein Priester jederzeit Zelebrieren? (Also es darf nur einmal pro Tag pro Altar zelebriert werden. Das weiß ich.) Aber sonst? Dürfte er jeden Tag?
5. WIe ist das mit den königlichen Türen? An Sonntagen, den 12 Feiertagen und am Kirchenfeiertag werden die Türen vor der Ektenie der Entschlafenen offen gelassen richtig?
6. Zwischen Ostern und Pfingsten werden sie gar nicht geschlossen?
7. Wird eine Liturgie für reisende, kranke usw. abgehalten. Verändert sich die Proskomedia dadurch?

Ich glaube das war soweit alles was mir unklar ist. :)
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Igor
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Re: Liturgie

Beitrag von Igor »

Grüß Gott!
1. Dürfen die königlichen Türen von Altardienern geöffnet/geschlossen werden und/oder sauber gemacht werden?
Ja, mit dem Segen des Priesters
2. Welche Befugnisse/Pflichten hat ein Küster gegenüber dem normalen Altardiener?
Im dem Sinne gibt es den Küster in der orthodoxen Kirche nicht. Für die Ordnung im Gottesdienst ist der Diakon zuständig, der Priester kann aber Aufgaben auch an andere im Altar dienenden übertragen.
3. Wenn der Lektor zum Priester kommt um den Segen für die Lesung zu holen, was sagen Lektor und Priester da? Ich habe eine Liturgie, aus dem Altarraum gefilmt gesehen. (Mit Untertitel) Jedoch sieht man die Lippen bewegen aber es wurde kein Untertitel eingeblendet. Ich werde niergends fündig. Auch im Liturgikon von Vater Alexej werde ich darüber nicht fündig.
Der Leser nimmt den Segen für die Lesung des Apostels mit den folgenden Worten vor: - „Segne, o Herr, die Lesung des heiligen Apostels!“ Der Priester segnet und legt seine rechte Hand auf die Oberkante des Apostels, woraufhin der Vorleser seine rechte Hand küsst und zur Lesung des Apostels übergeht. Nach dem Lesen des Apostels und des Alleluariums betritt er den Altar durch die Südpforte, um sich dem Priester unter dem Segen (ohne Worte) zu nähern, wobei man das Buch in Brusthöhe hält (wie beim Lesesegen). Erst dann legen wir den Apostel wieder an seinen Platz zurück.
Quelle: http://hramiliya1787.ru/index.php?page= ... _altarnika
4. Darf ein Priester jederzeit Zelebrieren? (Also es darf nur einmal pro Tag pro Altar zelebriert werden. Das weiß ich.) Aber sonst? Dürfte er jeden Tag?
Er muss die entsprechende Vorbereitung am Vorabend getan haben, einschließlich der liturgischen Fasten.
Mehr Details: https://orthodoxia.de/gebete/liturgikon ... r-priester
5. WIe ist das mit den königlichen Türen? An Sonntagen, den 12 Feiertagen und am Kirchenfeiertag werden die Türen vor der Ektenie der Entschlafenen offen gelassen richtig?
Ja.
6. Zwischen Ostern und Pfingsten werden sie gar nicht geschlossen?
In der ersten Woche nach dem Osterfest (sog. Lichte Woche)
7. Wird eine Liturgie für reisende, kranke usw. abgehalten. Verändert sich die Proskomedia dadurch?
So eine Liturgie gibt es in dem Sinne nicht.
Es werden ggf. zur inbrünstigen Litanei entsprechende Fürbitten hinzugefügt, ggf. auch zur Proskomidie: https://orthodoxia.de/gebete/liturgikon ... n-bitten-2

In Christo
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