Coronavirus und Liturgie

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Westiwan
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Coronavirus und Liturgie

Beitrag von Westiwan »

Liebe Freunde,

zusehends werden Kirchen geschlossen, Gottesdienste abgesagt und der Empfang der Hl. Gaben eingeschränkt. In Zeiten von Krankheiten, Not und Gefahr werden damit für die Gläubigen gefährliche Zeichen gesetzt. Ich verstehe und unterstütze alle Maßnahmen, die die Ausbreitung dieser Infektion eindämmen, aber zu allen Zeiten hat die Kirche gerade in solchen Situationen den Glaubenden Ihren Trost und ihre Gegenwart zugesagt.

Ich habe auch kein Patentrezept. Aber das alles macht mich sehr traurig und deshalb habe ich in meinem Büro ein Licht vor der Gottesmutterikone "Freude der Betrübten" entzündet. Es wird solange brennen, bis wieder Hoffnung, Zuversicht, Freude und Unbeschwertheit in unsere Herzen einziehen kann.

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"Aller Betrübten Freude, und Gekränkten Schutz, der Hungernden Fürsorgerin, der Irrenden Trost, der in Not Geratenen sicherer Hafen, der Kranken Weggefährtin, der Schwachen Hort und Fürsprecherin, des Alters Stütze, Du Mutter des Höchsten Gottes, Allheilige, wir bitten Dich: Eile, Deine Diener zu retten!”

Jesus Christus, Sohn Gottes, erbarme Dich unser!

In Christo
Johannes
------------------------------------------------------------------------------------------
"Heiliger Engel, Schützer meiner Seele und meines Leibes, verlaß mich Sünder nicht! Weiche nicht von mir wegen meiner Sünden! Umfasse meine schwache Hand und führe mich den Weg des Heiles!"
(Makarios der Ägypter)
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Synergist
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Re: Coronavirus und Liturgie

Beitrag von Synergist »

Das ist schon mal eine schöne Geste.

Die beste Idee ist sicherlich wieder einmal Beten. In dem deutschen Gebetsbuch der Auslandskirche ist im hinteren Teil ein Gebet bei todbringender Seuche etc., das man mehrfach am Tag beten kann. Ein ähnliches Gebet aus rumänischer Quelle, meine ich, ist in den letzten Tagen auch verbreitet worden.

Das Gebet ist theologisch ein wenig missverständlich, als man es so verstehen könnte, dass Gott die Seuche schickt und nicht nur zulässt, aber auf der anderen Seite steht es für mich außer Frage, dass die Sünden und der Unglaube der Menschen diese Dinge hervorbringen.

Bei aller verständlichen Sorge derzeit ist es schon absurd, wie sehr jetzt jeder in Panik gerät, obwohl unsere Tag sowieso so begrenzt sind und heute schon immer der letzte sein konnte - und fast niemanden interessiert es, in welchem Zustand er die Ewigkeit verbringen wird. Vielleicht ändert sich dies nun ein wenig.

In Bezug auf das liturgische Leben war ich bisher auch im "Gott-wird-uns-schützen-Lager" (und am Samstag in unserer kleinen Gemeinde haben wir uns fast nichts anmerken lassen bzw. waren nach weltlichen Maßstäben sehr unvorsichtig), aber so langsam kommt in mir auch der Gedanke hoch, dass wir Gott nicht versuchen sollen, wie der Herr selbst angeordnet hat.

In Griechenland ist fast alles abgesagt und ich habe gesehen, dass die russisch-orthodoxe Gemeinde in Mainz jetzt auch vorgesehen hat, dass man von der Ikonenverehrung in klassischer Form Abstand nehmen soll. Ein paar aktuelle Instruktionen der Hirten wären schon wünschenswert.

Vielleicht kommt ja auch der ganz große Lockdown ...
1 Cor. 3:13: That is why the work of a priest is not to distribute tickets, so that people might enter Paradise; he must heal people, so that when they encounter God, God will become light and not fire to them.
Marian
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Re: Coronavirus und Liturgie

Beitrag von Marian »

Grüß Gott Gemeinde,
am Sonntag war ich zur Kommunion und hatte ein überraschendes Erlebniss, als ich in inniger Erwartung des Allerheiligsten dastand - Kerze weg , Tür auf: Vater Viktor kommt mit leeren Händen raus!
Nun mussten wir die Heiligen Gaben "berührungslos" empfangen. Weiterhin stand das Fragezeichen im Raum, ob es wohl in naher Zukunft überhaupt noch erlaubt sein wird?
Sehr, sehr bedenklich!
Eine Zeit lang kann man wohl dem "Religionsverbot" folgen. Doch nach meinem Empfinden ist das dann die 2 Wochen vor Ostern und die lichte Woche untragbar, wenn nicht sogar sündhaft keinen Gottesdienst zu besuchen.
Was werden die Väter am Tag des Gerichts zu uns sagen, die sich nicht selten erhobenen Hauptes vierteilen lassen haben. Geschweige denn der Herr.....?
Oder sollten wir es einfach halten wie Petrus, der den Herrn 3x verleugnete und danach in vollendeter Hingabe und Bewusstsein seiner Schuld den rechten Glauben in der halben bekannten Welt missionierte?
Marian
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Igor
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Re: Coronavirus und Liturgie

Beitrag von Igor »

Botschaft des Erzbischofs von Podolsk Tichon, Leiters der Diözese von Berlin und Deutschland an den Klerus, die Mönche und Nonnen wie die Laien im Zusammenhang mit der Verbreitung der Coronavirus-Infektion vom 17.03.2020

Liebe Väter, Brüder und Schwestern!

Im Zusammenhang mit den Sofortmaßnahmen der deutschen Regierung zur Verhinderung der Ausbreitung der Coronavirus-Infektion COVID-19 möchte ich für Sie alle im Gebet den Segen Gottes erbitten und Sie an die Notwendigkeit erinnern, in christlicher Demut alles zu fördern, was dazu beiträgt, die weitere Ausbreitung der gefährlichen Krankheit zu verhindern.

In einem Jahr schwieriger Prüfungen muss in uns mit besonderer Stärke ein Verantwortungsbewusstsein geweckt werden, das von brüderlicher Liebe und der Bereitschaft durchdrungen ist, „fur einander die Lasten zu tragen“, denn nach dem Wort des heiligen Apostels Paulus „erfüllen so wir das Gesetz Christi“ (Gal 6,2). Durch die Widrigkeiten des Lebens führt uns der Herr zur Buße und ruft uns auf, unser geistliches Leben im Gebet und im Denken an Gott zu vertiefen. In diesem Zusammenhang ist die Große Fastenzeit eine günstige Zeit für uns, um die Prüfungen und Drangsale, die auf uns gefallen sind, mit Geduld und Unterwerfung unter den allgütigen Willen Gottes zu ertragen. Erinnern wir uns an die apostolischen Worte, dass „die Prüfung des Glaubens Geduld hervorbringt. Die Geduld aber muss ein vollkommenes Werk sein, damit ihr in ganzer Fülle vollkommen seid, ohne jeden Mangel“ (Jak 1,3-4).

Mögen die Geistlichen, Mönche, Nonnen und Laien in diesen schwierigen Zeiten ihre Gebetsregel ergänzen, indem sie das Gebet zu Gott und unserem Erlöser für die Befreiung von tödlicher Krankheit lesen, dessen Text ich meiner Botschaft beilege.

Ich bitte Sie, liebe Väter, Brüder und Schwestern, auf die Vorsehung Gottes zu vertrauen und nicht in Verzweiflung und Panik zu verfallen. Es ist notwendig, eine betende und ruhige Verfassung der Seele aufrechtzuerhalten sowie die vorgeschriebenen Hygieneregeln strikt einzuhalten. Das kirchliche Leben soll heute auf dem Vertrauen zu Gott aufgebaut werden, dessen Grundlage die Teilnahme an den Sakramenten der Kirche und die rettende Kommunion der Heiligen Mysterrien Christi ist. Ohne diese verliert das irdische Leben für den Gläubigen seinen wahren Sinn, ohne diese wird der Gläubige der Impfung gegen den schrecklichen Feind beraubt – gegen die Sünde und den Tod, die der Teufel unseren Seelen einprägen möchte.

Ich möchte Sie daran erinnern, dass es in den Bundesländern, in denen es bereits Sonderregelungen der staatlichen und kommunalen Behörden sowie der sanitären und epidemiologischen Dienste gibt, die strenge Quarantänemaßnahmen bis hin zur Beendigung der öffentlichen Gottesdienste und der Schließung von Kirchen und Kapellen vorsehen, notwendig ist, dass wir unsererseits diesen Anforderungen mit Verständnis und Demut begegnen und Maßnahmen zur Verhinderung der Verbreitung des gefährlichen Virus fördern.

Betet füreinander, liebe Väter, Brüder und Schwestern, dass wir geistlich und körperlich geheilt werden. Das Gebet der Rechtschaffenen hat große Macht (Jak 5,16). Gott wird unseren Glauben niemals beschämen! Gnade sei mit euch und Friede von unserem Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes des Vaters und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes mit uns allen!

+ TICHON
Erzbischof von Podolsk
Leiter des Bistums von Berlin und Deutschland

Gebet während einer verheerenden und tödlichen Seuche

Herr, unser Gott, schaue von der Höhe Deiner Heiligkeit auf die Gebete von uns Sündern, Deinen unwürdigen Knechten, die durch unsere Gesetzlosigkeiten Deine Güte erzürnt und Deine Barmherzigkeit verärgert haben; und gehe nicht ins Gericht, mit Deinen Knechten sondern wende ab Deinen furchtbaren Zorn, den Du zu Recht auf uns richtest, und nimm fort die verderbliche Verurteilung, wende ab Dein drohendes Schwert, das uns unsichtbar vorzeitig schlägt. Hab Erbarmen mit Deinen niedrigen und armen Knechten, und verschließ nicht im Tod unsere Seelen, die in Reue mit gebrochenem Herzen und mit Tränen zu Dir, unserem Barmherzigen, Gütigen und Wohlwollenden Gott kommen. Dir ist es ja eigen, sich zu erbarmen und uns zu retten, unser Gott, und Dir senden wir die Verherrlichung empor, dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, jetzt und immerdar und in die Ewigkeit der Ewigkeit. Amen.

Quelle: https://rokmp.de/de/deutsch-botschaft-d ... oronaviru/
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Synergist
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Re: Coronavirus und Liturgie

Beitrag von Synergist »

Hallo Igor,

Danke - was bedeutet dies nun für die Praxis?

Wenn ich recht gesehen habe, hat V. Alexej auf Eurer Seite in russisch gestern eine (durchaus nachvollziehbare) Ermahnung veröffentlicht, dass derjenige, der meint, im Gottesdienst krank zu werden, seinen Glauben prüfen sollte.

(Oder ist der Mittelweg richtig, dass des Kommunionsempfang wie immer fortgesetzt wird, aber kein Händeküssen, keine Ikonenverehrung etc. stattfinden sollen)?

Die bischöfliche Mitteilung wiederum klingt so, als sollte man den Verboten der Ausübung der Religion Folge leisten. Ein wenig beißt sich dies ja ... Wenn man nicht krank wird, braucht man so etwas nicht zu beachten ... Würde man dann notfalls ins Freie oder in den "Untergrund" (Hauskirche) gehen? ... Oder werden die Gläubigen "offiziell freigestellt" und angehalten, die Fastenzeit auf andere Weise sinnvoll zu begehen?

Ich kann mir nicht vorstellen, dass man sich das bis Pascha gefallen lässt.

Viele Grüße
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Marian
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Re: Coronavirus und Liturgie

Beitrag von Marian »

Grüß Gott,
kann mir gut vorstellen, dass der jeweilige Priester mit seinen Ältesten den Gottesdienstplan individuell mit den jeweiligen Gesundheitsämtern abstimmt.
Alternativen:
Da die Fussballstadien jetzt leer sind, müssten wir sie per Weihe nur noch anständig bis Ostern vorbereiten. Ich glaube da findet dann jeder Gläubige seine 4m² Privatsphäre für die Heiligen Ostergottesdienste ohne Infektionsrisiko.
Bei gutem Wetter stelle ich mir das umwerfend vor: Großbildleinwand, Soundanlage und endlich genug Platz, um sich beim Anblick des Heiligen Grabtuchs auf den Boden zu werfen.
Sollte das nicht genehmigt werden, bleibt uns nur noch der Flashmob. Ob das allerdings unser Vater Viktor als orthodox und sündlos durchgehen lässt, ist zu bezweifeln.
Nun ganz ernsthaft: Wie es wird ist wohl auch noch nicht planbar. Als Beispiel ist die Bekanntmachung aus der Gemeinde Köln, die nur Aussagen bis zum 10.04. trifft.
Ganz interessant und überwichtig sind darin allerdings die Gebetsempfehlungen unseres Metropoliten Mark für die demütigste aller denkbaren Fastenzeiten (evtl. ohne Gottesdienste, ohne Heilige Gaben) !
Vielleicht möchtest du, Igor, das für uns eindeutschen oder hast kurzfristig Kontakt zu jemanden, der es uns in deutsch wiedergibt?
Vielen Dank.
In Christo
Marian
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Re: Coronavirus und Liturgie

Beitrag von Marian »

Kopie aus unserem Gemeindechat
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Igor
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Re: Coronavirus und Liturgie

Beitrag von Igor »

Grüß Gott!

Hier die Übersetzung:

Liebe Brüder und Schwestern!

Wegen der Coronavirus-Epidemie haben die Koelner Behoerden alle Gottesdienste bis zum 10. April verboten.

Diese Zeit, die mit den drei Wochen der Fastenzeit zusammenfällt, werden wir in Buße und Gebet verbringen.

Metropolit Mark bittet uns dringend, die folgenden Bitten in unsere täglichen Morgengebete aufzunehmen:
- "Wir beten auch, dass wir bald aus den Netzen der Sterblichen herausgenommen werden und dass wir von neuen Krankheiten befreit werden, gehört werden und Gnade vor neuen Krankheiten haben".
- [...]*

Wir, die Priester des Kirche des Hl. Panteleimon, wir laden jedes unserer Gemeindemitglieder ein, eine zusätzliche Gebetsregel zu übernehmen:
1. Lesen Sie aus den Psalmen ein Kathisma pro Tag und aus dem Evangelium ein Kapitel.
2. Lesen Sie einen Kanon pro Tag zur Buße oder Barmherzigkeit gegenüber Jesus oder der Jungfrau Maria.
3) Lesen Sie täglich die Kalenderlesungen von Jesaja, das Buch Genesis und die Salomonischen Sprüche.

Lasst uns beten, dass der Herr Jesus Christus uns alle in seiner Kirche zum großen und hellen Osterfest versammelt.

Prof. Andrew Ostapchuk
Pfarrer Sergej Voinkov
Pfarrer Andrei Hermann
Quelle: https://rocor.koeln/index.php/wichtige-nachricht-15-03/

* Anm.: die zweite Fürbitte ist ein wenig schwer auf die Schnelle aus dem Kirchenslavischen ins Deutsche zu übersetzen

In Christo
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Igor
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Re: Coronavirus und Liturgie

Beitrag von Igor »

Grüß Gott!
Synergist hat geschrieben: 17.03.2020, 10:46 Danke - was bedeutet dies nun für die Praxis?
Die Regel ist hier einfach: Der Bischof ist für das geistliche Leben auf dem Gebiet seiner Diözese zuständig. Was er vorgibt, ist verbindlich.

Seine Vertreter vor Ort, die Gemeindevorsteher, sind dazu gehalten, dies unter Berücksichtung der lokalen Spezifika (u.a. örtliche Gesundheitsämter und deren Bestimmungen) umzusetzen.

Also, im Zweifelsfall, den örtlichen Priester kontaktieren.

Hier noch ein Schreiben von Priester Alexej Veselov, unserem Gemeindevorsteher in Krefeld:
Von: <newsletter@orthpedia.de>
Date: Di., 17. März 2020 um 16:43 Uhr
Subject: Gebetsliteratur für Quarantäne


Liebe Brüder und Schwestern,
es wurden wegen des Coronavirus bereits in mehreren Städten öffentlichen Gottesdienste verboten. Absehbar ist ein entsprechendes Verbot für ganz Deutschland. Für die Zeit der Quarantäne (und der Fastenzeit) möchte ich euch für den häuslichen Gebrauch Gebetsliteratur vorstellen.
1) Die erste Wahl für den Laien ist das Orthodoxe Gebetbuch. Dort sind die Morgen- und Abendgebete, Akathisten und Kanones zu finden.
Auch im Internet gibt es diese Gebete zum Lesen oder Ausdrucken.
--> www.orthodoxia.de

2) Während der Großen Fastenzeit kann man nach eigenem Ermessen Gebete für die jeweilige Fastenwoche aus dem Triodion lesen. --> www.orthodoxe-bibliothek.de
Diese Texte sind sehr tiefsinnig und wegweisend.
Von Mo bis Fr wird während des Fastens kein Neues Testament gelesen. Es sind alttestamentliche Lesungen vorgegeben, siehe Orthodoxer Kalender.
Falls Sie genug Zeit haben, können Sie neben den Morgen- und Abendgebeten, der Heiligen Schrift und den Texten des Triodions auch das Psalter oder (Buß) Kanones beten. Es ist nicht üblich, während der Fastenzeit Akathisten zu lesen.
Den großen Bußkanon des Heiligen Andreas von Kreta sollte jeder Gläubige mindestens zweimal während der Fastenzeit beten. Es ist aber auch nicht untersagt, den Kanon öfter zu lesen.
Ebenso sollte das Gebet des Hl. Ephräm des Syrers nicht vergessen werden, welches an Wochentagen morgens und abends an die übliche Gebetsregel angehängt werden sollte.
In gedruckter Form gibt es die Gottesdienste der ersten und der letzten Woche der Großen Fastenzeit. Diese können Laien komplett beten. Besonders zu empfehlen sind die Gottesdienste der ersten Fastenwoche, da diese fast unverändert in jeder anderen Fastenwoche gelesen werden: www.edition-hagia-sophia.de/

3) Am Sonntag und an den Feiertagen sollten Sie zu Hause nicht die Liturgie selbstständig lesen.
Statt der Liturgie können Sie das Stundengebet (Erste, Dritte und Sechste Stunde) sowie die Typika lesen. Diese finden Sie hier: orthodoxerglaube.jimdofree.com/

4) Eine Übersicht über verschiedene orthodoxe Gebete und Gottesdienste, die es zu Erwerben oder im Internet herunterzuladen gibt, finden sie unter: www.orthodoxie-in-deutschland.de

5) Ein Gebet bei Seuchen gibt es auf dieser Webseite: www.rokmp.de

Aus dem Verbot für öffentliche Gottesdienste resultiert weder ein Verbot, die Kirche zu besuchen, noch an privaten Gottesdiensten teilzunehmen. Erkundigen Sie sich also bei Ihrer Gemeinde, ob es Zeiten gibt, an denen die Kirche zum privaten Gebet aufgesucht werden kann.
Bei dringlichen Anliegen steht jeder orthodoxer Priester für Beichtgespräche (per Telefon, Skype, oder vor Ort), Krankenkommunion- und salbung, Bittgottesdienste und Beerdigungen zur Verfügung. Scheuen Sie sich während der Quarantäne nicht, sich bei Bedarf an den örtlichen Gemeindepfarrer zu wenden!
Beachten Sie beim Treffen mit dem Priester aber auch die Hygienemaßnahmen: Empfang des Segens, ohne die Hand des Priesters zu küssen, eine angemessene Entfernung bei Gesprächen und der Beichte.

Gottes Segen und eine fruchtbringende Fastenzeit!
Pfarrer Alexej Veselov
In Christo
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Igor
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Re: Coronavirus und Liturgie

Beitrag von Igor »

Grüß Gott! Hier der Sachstand in Krefeld:
Zeitweilige Einstellung der Gottesdienste

Liebe Brüder und Schwestern!

Wegen des Coronavirus sind per Regierungsbeschluss in Nordrhein-Westfalen alle Versammlungen, insbesondere Gottesdienste, verboten worden.

Infolgedessen wird es in unserer Kirche keine öffentlichen Gottesdienste mehr geben. Es ist nicht bekannt, wie lange das Verbot dauern wird (mehrere Wochen oder Monate). Aber das Verbot ist befristet und Gottesdiente werden danach wieder abgehalten werden. Verfolgen Sie die Nachrichten auf unserer Website http://www.rok-krefeld.de/

Die vorübergehende Aufhebung von Gottesdiensten bedeutet nicht die Beendigung des geistlichen Lebens oder der Fastenzeit. Versuchen Sie, jeden Tag zu Hause zu beten. Wenn Sie aufgrund der Quarantäne mehr Freizeit haben, betrachten Sie dies als eine Gelegenheit, mehr Zeit mit Ihrer Familie zu verbringen, zu beten und zu lesen.

Neben der Morgen- und Abendgebete, des Gebetes des Ephrem des Syrers und Lesungen aus der Bibel können Sie den Bußkanon, den Kanon des Andreas von Kreta, die Fastentexte aus dem Triodion und den Psalter lesen. Es wird nicht statthaft, die Akathiste während der Fastenzeit zu lesen.

Es sind in Einzelfällen möglich:
  • Spendung des Sakraments der Taufe, der Krankensalbung und der Buße (Beichte).
  • Spendung der heiligen Gaben an Kranke (in Einzelfällen auch an gesunde)
  • Geistliche Einzelgespräche in der Kirche und per Telefon
  • Beerdigungen.
Sie können Diptychen über Gesundheit und für Verstorbene per Formular einreichen: https://forms.gle/e4P1NPYbVWjzNo8M6.

Am Sonntag können Sie während einer Sendung des Gottesdienstes beten, zum Beispiel auf dem Fernsehsender Soyuz: https://tv-soyuz.ru/Translyacii-bogosluzheniy.

Sie können sich mit Ihren Bedürfnissen und Fragen während der Arbeitszeit von Montag bis Freitag von 9:00 bis 16:00 Uhr an mich wenden. Der Kontakt ist jederzeit möglich, wenn ein dringender Bedarf besteht. Telefon und Skype: 0176 62 69 62 62.

Ich wünsche allen Gottes Segen!

Pfarrer Alexej Veselov
Quelle: http://www.rok-krefeld.de/de/index.php/ ... tesdienste
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Igor
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Re: Coronavirus und Liturgie

Beitrag von Igor »

Hier nun die Anordungen unseres Erzbischofs Tichon:
17. März 2020 - Anordnung Nr. R-2/20 vom 17. März 2020

An die Dekane, Vorsteher und den Klerus der Pfarreien der Diözese von Berlin und Deutschland

Liebe Väter und Brüder in Christus! Die Bußtage der großen Fastenzeit fallen in diesem Jahr für uns mit einer großen Trauer zusammen. Im Rahmen der Quarantänemaßnahmen gegen die Ausbreitung der Coronavirus-Epidemie COVID-19 hat die Deutsche Bundesregierung alle öffentlichen Gottesdienste und kirchlichen Versammlungen verboten.

Angesichts der Tatsache, dass nun die Gottesdienste in den Kirchen nicht in Gegenwart der Gläubigen abgehalten werden, rufe ich Sie auf, die Seelsorge und geistliche Führung der Ihnen von Gott anvertrauten Herde nicht zu vernachlässigen:

1. Bleiben Sie für jedes Mitglied Ihrer Gemeinde am Telefon erreichbar.

2. Nehmen Sie die Namen für Fürbitten von den Gemeindemitgliedern per Telefon oder auf anderem Wege der Telekommunikation entgegen.

3. Im Fall dringender Notwendigkeit ist es zulässig, die Beichte per Telefon entgegen zu nehmen.

4. Die Kommunionspendung mit den vorhandenen Heiligen Gaben unterliegt Ihrem Ermessen.

5. Die Spendung der Mysterien der Taufe und Ehe wird ordnungsgemäß bis nach dem Ende der Quarantänebeschränkungen aufgeschoben. In Ausnahmefällen kann das Sakrament der Taufe in Anwesenheit einer begrenzten Anzahl von Familienmitgliedern zu Hause gespendet werden.

6. Die Bestattung soll gemäß der in Deutschland üblichen Praxis entsprechend den Anforderungen der Bestattungsämter vor Ort vollzogen werden.

7. In Ihrer eigenen Hausgebetsregel bitte ich Sie, für die Heilung der Kranken und um Gottes Hilfe für die behandelnden Ärzte zu beten.

„Geliebte, lasst euch durch die Feuersglut, die zu eurer Prüfung über euch gekommen ist, nicht verwirren, als ob euch etwas Ungewöhnliches zustoße! Stattdessen freut euch, dass ihr Anteil an den Leiden Christi habt; denn so könnt ihr auch bei der Offenbarung seiner Herrlichkeit voll Freude jubeln“ (1 Petr 4,12-13).



+ TICHON
Erzbischof von Podolsk
Leiter des Bistums von Berlin und Deutschland

Quelle: https://rokmp.de/de/rasporjazhenie-r-2- ... 2020-goda/
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Re: Coronavirus und Liturgie

Beitrag von Igor »

Hier in englisch die Anweisungen aus dem Moskauer Patriarchat:

"Instructions to rectors of parishes and monasteries’ town churches, abbots and abbesses of the monasteries of the Russian Orthodox Church over the threat of spreading coronavirus infection"

http://www.patriarchia.ru/en/db/text/5608615.html
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Re: Coronavirus und Liturgie

Beitrag von Lazzaro »

Troparion zu unserem Herrn, 4. Ton
Christus, der Du schnell bist in der Hilfe, * Du allein, suche eilends heim aus den Höhen Deine leidenden Knechte, * erlöse uns von Krankheiten * und bitteren Seuchen und richte uns auf, * um Dich zu besingen und unaufhörlich zu preisen, ** auf die Gebete der Gottesgebärerin, einzig Menschenliebender.

Kontakion zur Gottesgebärerin, nach: Erschienen bist Du: 4. Ton
Unüberwindbare Hilfe der Betrübten, * bereite Fürbitte der auf dich Hoffenden, * von diesen Gefahren befreie uns * und verachte uns nicht, ** Gemeinsame Zuflucht aller.

Das Tropar ist aus der Krankensalbung, Übersetzung S: Heitz
Das Kontakion habe ich eben aus dem Kanon bei tödlicher Seuchengefahr übersetzt, allerdings aus der lateinischen Fassung. Daher ist es nur für den privaten Gebrauch geeignet. (Nach dem Motto: "Lieber eine fehlerhafte Übertragung als gar kein deutscher Text.")

Lazarus
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Re: Coronavirus und Liturgie

Beitrag von Synergist »

Igor hat geschrieben: 19.03.2020, 20:34 Hier in englisch die Anweisungen aus dem Moskauer Patriarchat:

"Instructions to rectors of parishes and monasteries’ town churches, abbots and abbesses of the monasteries of the Russian Orthodox Church over the threat of spreading coronavirus infection"

http://www.patriarchia.ru/en/db/text/5608615.html
So richtig leuchtet mir immer noch nicht ein, wie in den letzten Tagen von konservativerer Seite (jetzt gab es aber auch "aus Moskau" abweichende Stimmen) immer wieder betont wird, dass die Heiligen Gaben niemals Träger/Verbreiter oder sonst etwas einer Infektion sein können - die Kirche von Zypern hat die sogar als blasphemische Idee bezeichnet -, dann aber Seine Heiligkeit auch in Bezug auf die Austeilung der Gaben (also nicht nur auf sonstiges Verhalten) strenge, angepasste Vorschriften erlässt.

Dies nur zur Beruhigung der Obrigkeit? Oder was denkt Ihr?
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Ambrosius
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Re: Coronavirus und Liturgie

Beitrag von Ambrosius »

https://taz.de/Russisch-Orthodoxe-mit-B ... /!5672951/

Die Leserkommentare sind mal wieder typisch für die Taz.
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