Wie bewertet ihr Orthodoxen denn sein Pontifikat und sein Handeln von außen? Das würde mich mal interessieren.
Papst Franziskus aus orthodoxer Sicht
-
FranzSales
- Beiträge: 33
- Registriert: 31.08.2016, 10:14
- Religionszugehörigkeit: Katholisch
Papst Franziskus aus orthodoxer Sicht
Wie bewertet ihr Orthodoxen denn sein Pontifikat und sein Handeln von außen? Das würde mich mal interessieren.
Re: Papst Franziskus aus orthodoxer Sicht
So wichtig ist der Bischof von Rom bei uns nicht. Wir brauchen ihn uns auch nicht als abschreckendes Beispiel kultivieren, wie das in manchen evang. Kreisen üblich ist.
Vieles, was er macht, ist nicht unsere Baustelle, wir haben die pastoralen Probleme, die er zur Zeit bearbeitet einfach nicht.
Was nicht bedeutet, daß wir besser sind! , aber unsere pastoralen Schwierigkeiten sind andere und werden nicht so in der Öffentlichkeit diskutiert.
Das Phänomen, daß er euch Katholiken als göttliche Barmherzigkeit näherbringen möchte, ist bei uns schon immer unter dem Begriff Oikonomia (guckst Du da: viewtopic.php?f=7&t=746 ) bekannt gewesen. Es ist also nichts was wir groß diskutieren, weil wir uns da einig sind; auch das kommt vor.
Zu der von Dir erwähnten Zulassung der 2mal Verheirateten zur Kommunion:
In Mt 5,32 steht bekanntlich:
Das wird bei uns schon immer so interpretiert, daß es Gründe für die Beendigung einer Ehe und damit auch welche für eine weitetere geben kann, nicht unbedingt immer geben muß. Deshalb beginnt eine zweite Ehe mit einigen sehr deutlichen Bußgebeten, und die Eheleute müssen sich eine Zeit lang der Hl. Gaben enthalten, weil der Zustand, in dem sie Leben, nicht der Ideale ist. Aber er ist der menschlichen Schwäche geschuldet, weshalb nach der Bußzeit beide wieder voll in die Gemeinschaft aufgenommen werden (müssen).Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus ...
Das alles ist bei uns schon immer so gewesen, weshalb sich niemand wundert, wenn Papst Franziskus es ähnlich handhaben will.
(Na endlich hat mal einer kapiert, wie man das am geschicktesten händelt!)
Kurz und bündig: Es ist doch alles normal, was er macht.
Lazarus
Re: Papst Franziskus aus orthodoxer Sicht
-
FranzSales
- Beiträge: 33
- Registriert: 31.08.2016, 10:14
- Religionszugehörigkeit: Katholisch
Re: Papst Franziskus aus orthodoxer Sicht
@ Christian
Mit Deiner Position gehst Du m.E. weit hinter selbst die orthodoxe Position des 1. Jahrtausends zurück. Ein Petrusamt kann man m.E. klar aus dem Neuen Testament ableiten, ob die römische Ausprägung dem entspricht ist ja Gegenstand der Diskussionen seit ewigen Zeiten. Das werden wir eh nicht klären können.
Re: Papst Franziskus aus orthodoxer Sicht
, dann finde ich aber schon, dass die anderen darauf durchaus bereits eingegangen sind."Es ging eher dahin, wie ihr diesen Papst von seinem theologischen Denken und Tun aus orthodoxer Sicht bewertet (nicht ausschließlich auf Wiederheirat beschränkt ...)"
Nämlich indem sie u.a. schrieben, dass das Papstamt an sich ja problematisch und von uns nicht akzeptiert ist, und sofern der Papst gar nicht so eine Bedeutung für uns hat / haben kann. Mal "platt" gesagt - dieses Amt ist eine Anmassung, kein Mensch ist der unfehlbare Vertreter Christi auf Erden.
Wenn, dann wäre er, wie auch schon erwähnt wurde, einer von vielen Patriarchen/Bichöfen etc. Dann würde man aber das, was er sagt oder tut, wiederum nicht so "hoch hängen". Fehler oder das, was man dafür hält (wobei man ja bescheiden sein und bei sich selsbt anfangen sollte) könnte man bei aller Hochachtung kritisieren, denn er ist wie alle Menschen fehlbar und kann, gerade/auch als Geistlicher, auf Irrwege geraten - was ja in weiterem Sinne auch für die RK als Ganzes gilt.... Man kann dann für sie und andere, aber auch fur sich selbst beten und Gott um Erleuchtung und Führung bitten.
Davon abgesehen ist vieles, worüber jetzt offenbar bei euch so aufgeregt diskutiert wird eigentlich aus orthodoxer Sichr gar nicht besonders bahnbrechend oder neu (wie gesagt, Lazzaros Ausführungen finde ich da sehr treffend und kann eigentlich nicht viel hinzufügen).
Keine Ahnung, ob dir das jetzt etwas gebracht hat. Bitte verzeih, wenn es irgendwie komisch rüber kam... Gruss, M.
Re: Papst Franziskus aus orthodoxer Sicht
Ich gebe gerne auch mal eine deutliche, in diesem Fall eine persönliche Antwort, in wie weit sie für andere orth. Christen representativ ist weiß ich nicht.Franz Sales Schrieb:
Mir ging es weniger um die abstrakte Frage nach dem Papsttum allgemein. Die orthodoxe Position hierzu ist mir bekannt. Es ging eher dahin, wie ihr diesen Papst von seinem theologischen Denken und Tun aus orthodoxer Sicht bewertet (nicht ausschließlich auf Wiederheirat beschränkt ...).
Ich bewerte diesen Papst genauso wenig wie seinen Vorgänger Benedikt Ratzinger. Er interressiert mich einfach nicht. Das Aufheben, das seitens der katholischen und evangelischen (sic!) Kirche um ihn gemacht wird ist mir völlig fremd.
Was soll ich noch dazu sagen? Es tut mir leid, aber für uns ist das wirklich kein Aufreger.
Wenn Du genauer wissen willst, wie die orth. Position zu konkreten Punkten oder "Neuerungen" ist, kann ich eventuell besser helfen.
In Christo
Lazarus
PS: Zur Ehefrage empfehle ich folgende Lektüre:
Meyendorff, John: Die Ehe in orthodoxer Sicht ISBN-13: 978-3909103058
Re: Papst Franziskus aus orthodoxer Sicht
Letztendes ist es doch so, dass er außerhalb der Kirche ist, und sich bekehren muss. Ob er jetzt mehr oder weniger Irrt spielt da erstmal keine Rolle.12Denn was gehen mich die draußen an, daß ich sie sollte richten? Richtet ihr nicht, die drinnen sind? 13Gott aber wird, die draußen sind, richten.
Herr, erbarme dich.
-
PascalBlaise
- Beiträge: 99
- Registriert: 12.11.2015, 15:50
- Religionszugehörigkeit: katholisch
Re: Papst Franziskus aus orthodoxer Sicht
Katholik fragt Orthodoxe: "Was haltet ihr eigentlich von xyz?" (meistens geht es um den Bischof von Rom, kann aber auch was anderes sein). Die Antwort: "Hm, weiß nicht - eigentlich haben wir dieses Problem gar nicht und es interessiert uns auch gar nicht sooo brennend."
-
FranzSales
- Beiträge: 33
- Registriert: 31.08.2016, 10:14
- Religionszugehörigkeit: Katholisch
Re: Papst Franziskus aus orthodoxer Sicht
Mich hatte einfach mal ein Stimmungsbild aus orthodoxer Sicht interessiert.
-
holzi
- Beiträge: 1380
- Registriert: 17.12.2008, 08:29
- Religionszugehörigkeit: röm. katholisch
- Wohnort: Regensburg
Re: Papst Franziskus aus orthodoxer Sicht
Das hast du ja auch bekommen.FranzSales hat geschrieben:Mich hatte einfach mal ein Stimmungsbild aus orthodoxer Sicht interessiert.
-
PascalBlaise
- Beiträge: 99
- Registriert: 12.11.2015, 15:50
- Religionszugehörigkeit: katholisch
Re: Papst Franziskus aus orthodoxer Sicht
Ich glaube, du tust Ihnen etwas unrecht: Es interessiert sie wirklich nicht besonders - warum sollte es auch? Es ist auch ein Problem der Medien: Jede noch so kleine Äußerung einer berühmten Persönlichkeit (wie Franziskus) wird sofort aufgezeichnet, hundertfach geteilt und zu Tode diskutiert. Soviel Zeit hat doch niemandFranzSales hat geschrieben:Das liegt wahrscheinlich daran, dass die Kirchenväter zu der Amtsführung von Papst Franziskus (naturgemäß) nichts gesagt haben. Kann man keine Kirchenväter oder Starzen anführen, gibt es halt keine Diskussion.Es reicht dann aus, mantramäßig auszuführen, man sei die wahre Kirche und alle anderen haben sich gefälligst zu bekehren. Naja ...
Mich hatte einfach mal ein Stimmungsbild aus orthodoxer Sicht interessiert.
Ich sag da nur: Leben und leben lassen! Der Reichtum der Tradition der katholischen Kirche ist so gewaltig, dass mehrere Menschenleben nicht ausreichten, um damit zu Ende zu kommen. Für die Orthodoxie gilt bestimmt dasselbe. Da muss ich mich gar nicht besonders damit auseinander setzen, was der aktuelle Bischof von Rom gerade sagt oder nicht.
-
FranzSales
- Beiträge: 33
- Registriert: 31.08.2016, 10:14
- Religionszugehörigkeit: Katholisch
Re: Papst Franziskus aus orthodoxer Sicht
Wohl wahr!Da muss ich mich gar nicht besonders damit auseinander setzen, was der aktuelle Bischof von Rom gerade sagt oder nicht.
-
FranzSales
- Beiträge: 33
- Registriert: 31.08.2016, 10:14
- Religionszugehörigkeit: Katholisch
Re: Papst Franziskus aus orthodoxer Sicht
Yep.Das hast du ja auch bekommen.
Re: Papst Franziskus aus orthodoxer Sicht
Als ich mich entschlossen habe, orthodox zu werden, geschah dies über den Weg der katholischen Kirche - schließlich lag es für mich als Deutschen und aus einer schwarz-katholischen Gegend kommend näher, Katholik zu werden als so ein orthodoxer Exot (was bei Ersterem im Osten der Republik nicht weniger exotisch ist....
„A France'“ – was so viel heißt wie „He Franz“ –, beginnen die anonymen Autoren der Plakate ihre Botschaft, „du hast die Kongregationen unter Aufsicht gestellt, Priester entfernt, den Malteserorden und die Franziskaner der Immakulata enthauptet, Kardinäle ignoriert ... aber wo ist deine Barmherzigkeit?“
Quelle: http://www.focus.de/politik/ausland/in- ... 00187.html
Auf Seite von Franziskus fand ich den Ausruf des Jahres der Barmherzigkeit zur Beichte interessant, da sie wohl immer mehr in den Hintergrung geraten sei, den Dialog mit den Ostkirchen, seine Praxisnähe und eben die Sicht in seinem Schreiben "amoris laetitia" - aber aus orthodoxer Sicht nicht eigenartig, geschweige denn revolutionär, liberal, progressiv oder watweesick wat für Begriffe gesponnen werden können.
Eine frohe Fastenzeit allen!
Ich finde es daher schon Bedenklich, dass sich Gräben in Unterschieden da auftun, wo sie eigentlich nicht sein müssten. Zumal ich schon hoffe, dass eine geistige Katholizität wieder mehr an Einfluss gewinnt und den Menschen in Deutschland einen Ort der Geistigkeit und eine Alternative zum politisch-materiellen Glauben wieder zurückgibt. Nur allein, mir fehlt der Glaube daran - und ich habe den Eindruck, dass sich Liberale und Medien mit diesem Papst so arrangieren, dass er eher als Spalter denn als Einiger wirkt.
Es bleibt also interessant, zumal immer noch knapp 29 Prozent aller Deutschen katholisch sind und ich ein natürliches Interesse daran habe, dass dieses Land möglichst christlich bleibt.
Re: Papst Franziskus aus orthodoxer Sicht
und weiter unten:PascalBlaise hat geschrieben:Der Thread gefällt mir - es ist irgendwie charakteristisch.
Katholik fragt Orthodoxe: "Was haltet ihr eigentlich von xyz?" (meistens geht es um den Bischof von Rom, kann aber auch was anderes sein). Die Antwort: "Hm, weiß nicht - eigentlich haben wir dieses Problem gar nicht und es interessiert uns auch gar nicht sooo brennend."
Da hast Du den Nagel recht gut auf den Kopf getroffen. Wir Orthodoxe haben wirklich das große Glück, daß das Handeln unserer Hierarchen mehr im inneren Kreis und nicht in den Medien diskutiert wird. Das führt dazu, daß wir über Franziskus besser informiert sind, als die Katholiken über unsere Patriarchen.Es ist auch ein Problem der Medien: Jede noch so kleine Äußerung einer berühmten Persönlichkeit (wie Franziskus) wird sofort aufgezeichnet, hundertfach geteilt und zu Tode diskutiert. Soviel Zeit hat doch niemand
Des Franziskus Pastoral der Barmherzigkeit ist doch vollständig mit der Pastoral der Kirchenväter und der Anwendung des orth. Systhemes der Oikonomia in Übereinstimmung. Ich jedenfalls entfache ob solcher Selbstverständlichkeiten nicht gleich gewaltige Begeisterungsstürme und spekuliere auch nicht, wann der Papst vollständig orthodox wird, sondern stelle einfach und in Ruhe fest, daß da irgendwo der Groschen doch gefallen sein muß. Das gleiche gilt auch für die patristische Theologie von Benedikt xvj.FranzSales hat geschrieben:Das liegt wahrscheinlich daran, dass die Kirchenväter zu der Amtsführung von Papst Franziskus (naturgemäß) nichts gesagt haben. Kann man keine Kirchenväter oder Starzen anführen, gibt es halt keine Diskussion.Es reicht dann aus, mantramäßig auszuführen, man sei die wahre Kirche und alle anderen haben sich gefälligst zu bekehren. Naja ...
Mich hatte einfach mal ein Stimmungsbild aus orthodoxer Sicht interessiert.
Gute Nacht
Lazarus