F - wie Feindesliebe

Orthodoxe Kirche und Gesellschaft, Theologie
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Loukia
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Re: F - wie Feindesliebe

Beitrag von Loukia »

Mein Versuch war zu verdeutlichen, das dieses Nicht-Gemeinsam-Essen von etwas viel größerem herrührt, das nicht vergessen werden sollte. Ich hab irgendwie nicht geschafft das auszudrücken, was ich sagen wollte. Bin immernoch nicht zufrieden damit. :lol:
Ἡ χάρις τοῦ Κυρίου Ἰησοῦ Χριστοῦ μεθ' ὑμῶν. 1. Korinther 16,23
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camy_d
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Re: F - wie Feindesliebe

Beitrag von camy_d »

Erstens es tut mir leid, wenn ich nicht richtig und deutlich screibe, ich bin neu hier und ich habe nie mit Deutsche gesprochen.

Jesus hat viele Ungerechtigkeite für uns geleidet, so dass wir freuen sollen, wenn wir auch wie Jesus Ungerechtigkeite leiden. Die Heilige haben durch diese gevollendet. So dass die Feinde können uns befreien. Das ist ein Grund für Feindesliebe.

Ander Grund: Bösartigkeit macht uns schlecht.
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Igor
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Re: F - wie Feindesliebe

Beitrag von Igor »

camy_d hat geschrieben:Erstens es tut mir leid, wenn ich nicht richtig und deutlich screibe, ich bin neu hier und ich habe nie mit Deutsche gesprochen.
Hallo camy_d,
herzlich willkommen hier im Forum!
In Christo
Igor
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Als der Höchste hernieder fuhr, verwirrte Er die Sprachen, zerteilte Er die Völker, nun, da Er Feuerzungen ausgeteilt, ruft Er alle zur Einheit: Einmütig preisen wir deshalb den Heiligen Geist. (Pfingstkondakion im 8. Ton)
Nassos
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Re: F - wie Feindesliebe

Beitrag von Nassos »

Hallo camy_d,

auch von mir herzlich willkommen im Forum.
Mach Dir bitte wegen dem Deutsch keine Gedanken. Der Inhalt ist wichtig. Und was Du sagst ist sehr gut und schön!!!

Herzlichst,
Nassos
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camy_d
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Re: F - wie Feindesliebe

Beitrag von camy_d »

Vielen Dank Nassos und Igor. Hertzliche Grüsse! :D
Hetairos
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Re: F - wie Feindesliebe

Beitrag von Hetairos »

Liebe Forianer,

ich möchte aus gegebenen Anlass diesen Strang wiederbeleben.
Es wurde schon mehrmals eingegangen auf den politischen Islam (und auch dieser Begriff ist in gewisser Weise eine neue Form des Neusprech, um nicht alle Muslime über einen Kamm zu scheren), der gerade unter den Christen im Nahen Osten und Teilen Afrikas viel Leid verursacht viewtopic.php?f=7&t=1892&p=23984&hilit= ... ebe#p21789, viewtopic.php?f=16&t=2396&hilit=islam.
Dazu kommen die Meldungen, dass bereits in den "Flüchtlingsheimen" Deutschlands Christen sich zusehends durch muslimische Migranten bedroht fühlen müssen (viewtopic.php?f=16&t=2396&p=39923&hilit=islam#p39923), während die Amtskirchen anscheinend den Mantel des Schweigens ausbreiten und lieber Deffinitionen herausbringen, was ein wahrer Christ bestimmt nicht machen dürfe .... Vice versa, wer nicht so denkt, wie die deutschen Amtskirchen, ist kein Christ- was ein Urteil!

Num zum Begriff der Feindesliebe:
Matthaeus 5
…43Ihr habt gehört, daß gesagt ist: "Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen." 44Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde; segnet, die euch fluchen; tut wohl denen, die euch hassen; bittet für die, so euch beleidigen und verfolgen, 45auf daß ihr Kinder seid eures Vater im Himmel; denn er läßt seine Sonne aufgehen über die Bösen und über die Guten und läßt regnen über Gerechte und Ungerechte.…

Mit dem oben einleitenden Teil gehe ich natürlich ganz bewusst auf einen zunehmend erstakenden und sich politisch radikalisierenden Islam ein, der nicht erst seit der Existenz des IS eine Bedrohung für Juden, Christen, Jessiden, Buddhisten u.v.a. ist, sondern seit knapp 1400 Jahren.
Und mit der Frage der Feindesliebe versuche ich natürlich diese Bedrohung für mich einzuordnen.

Folgende Gedanken:
Wenn der Herr davon spricht, unsere Feinde zu lieben, die zu segnen die uns fluchen, denen wohl zu tun, die uns hassen, und für die zu bitten, die uns beleidigen und verfolgen, macht das für mich persönlich - trotz Bedrohung - sinn.
Ich ziehe dort aber einen anderen Schluss, als die Hüter der leeren Gotteshäuser in Deutschland:
Hasse ich, muss ich das Objekt meines Hasses entmenschlichen, um meinen Hass freien Lauf zu lassen und meinen Feind u.U. vernichten zu können. Durch diesen Zustand entmenschliche ich mich aber selbst und entferne mich - so mein Verständnis - als Ebenbild Gottes von Gott. Darum auch die Milde, zu lieben, segnen und zu bitten. Soweit, so gut.
Habe ich diese Einstellung mache ich mir aber auch niemanden zum Feind.
Wie sieht es dann aber mit denen aus, die sich uns zum Feind machen?
Sie sind es doch, die hassen, keine Milde walten lassen wollen, unseresgleichen entmenschlichen und sich durch das eigenmächtige Verurteilen und Töten selbst zu Götzen erheben. Bleiben sie nicht trotzdem Feinde? Und sagt nicht Jesus Christus, dass wir sie zwar lieben sollen, nennt sie aber trotzdem Feinde? Er sagt nicht: "Machet Eure Feinde zu Brüdern"
Was mich an dieser Frage interessiert ist eigentlich folgender Schluss:
Herrscht diese Bedrohung so akkut, wie in Syrien und im Irak; dass heißt, dass die eigenen Familien, Kinder, Kultur und Glaube Gefahr laufen, Opfer dieser Expansion zu werden, ist man dann der Worte des Herrn wegen genötigt, sich als Märtyrer abschlachten zu lassen? Oder darf ein Christ zur Verteidigung die Waffe ergreifen? Selbstverständlich dann ohne Hass!
Was mich nämlich bewegt, ist die gesamte Haltung, die in unserem Land herrscht, ob nun christlich motiviert oder nicht. Ich habe den o.g. Teil des Evangeliums stets so interpretiert, dass man sich selbverständlich verteidigen darf. Nur das die Feinheit und Herausforderung darin besteht, eben nicht zu hassen und eben nicht zum Monster zu werden. Ergibt sich der Feind, lässt man Milde walten, geht man ins Gebet, bitte man für ihn (auch dafür, zur Erkenntnis des liebenden Gottes zu gelangen), hat er Not, sollte man ihm helfen (Ich muss mich dabei immer an Anekdoten aus dem Anfang des Ersten Weltkriegs erinnern, in denen von der Solidarität der einfachen Soldaten zu denen des Gegners berichtet wird).
Fliehen Menschen hierher, können die als Schutzbefohlene und die wirklich Schwachen aufgenommen werden, die anderen, die nicht immer mit guten Absichten und Respekt unserer Kultur gegenüber, kommen, nicht. Was nicht heißt, dass man sie ertrinken, verdursten und verhungern lassen soll, auch sie können Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft erfahren - nur nicht hier.
Auch bin ich der Meinung, dass ich als Christ verantwortlich bin, wie ich meinen Nächsten begegne ("Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan ..."). Das aber eben nicht auf irgendwelche staatlichen und kirchlichen Organisationen abwälzen kann, um mich moralisch gut fühlen zu können. Das heißt hier aber auch, Politik und Glauben zu trennen. Was mir nämlich an der Diskussion in Deutscland fehlt, ist die individuelle Freiheit eines jeden Christen zu betonen und nicht eine ideologisierte Debatte zu führen, in der Andersdenkende nicht mehr als Christen anerkannt werden.

Was mich also interessiert sind einige Aspekte:
Wie wird in der orthodoxen Theologie/Welt die Thematik der Feindesliebe behandelt? Wie äußert sich das ganze im praktischen Leben für den einzelnen?
Wie würden andere hier im Forum die Feindesliebe leben, vor allem dann, wenn es um die eigene Existenz geht?
Wie wurde diese Problematik in den Kirchen auf dem Balkan behandelt, als man durch die Osmanen in eine vergleichbare Situation gelangt ist, wie sie nun im Irak und Syrien herrscht?

Ich freue mich auf interessante Antworten und eine hoffentlich faire Diskussion.

Euer Hetairos
Aν πεθάνεις, πριν πεθάνεις, δεν θα πεθάνεις, όταν πεθάνεις!
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MariaM
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Re: F - wie Feindesliebe

Beitrag von MariaM »

Lieber Hetairos,
da wirfst du ein spannendes und sehr aktuelles Thema auf. Auch mich beschäftigt das Ganze sehr und ich denke sehr ähnlich wie du darüber nach.
Spontan würde ich sagen "Klar darf man sich verteidigen (und sollte das sogar tun)."

Man lässt doch nicht das eigene Land, die eigene Kultur und das Christentum einfach "plattmachen"?! Haben etwa all die Völker, die in der nicht sooo weit vergangenen Geschichte gegen die osmanische Vorherrschaft und UNterdrückung gekämpft haben (und sie kämpften ja auch für ihre Freiheit als Christen), vor Gott unrecht gehandelt und hätten sich einfach ergeben sollen??? Das kann ich nicht glauben!

Aber ich bin auch nicht sehr theologisch bewandert...

Ich bin gespannt, was für Antworten von denen kommen, die da fundierter sind als ich.
Danke allen im Voraus! M.

P.S. Nicht direkt zum Thema Feindesliebe, aber zum Thema "falsch verstandene Nächstenliebe" habe ich grad eine Passage aus einer der Reden von Metropolit Athanasios von Lemesou/Limasol (Zypern) im Kopf (ich höre ihn sehr oft und finde i.d.R. sehr weise und bedenkenswert, was er sagt - ist auf Griechisch, bei Interesse schick ich einen Link). Da sagt er u.a,, dass wir nicht vermessen sein und uns keinen Allmachtsphantasien oder "alles geht"-Vorstellungen hingeben sollen, sondern immer eingedenk dessen handeln sollten, dass wir Menschen sind - schwach, sündig und mit Grenzen. Wir können und sollen natürlich Gott um Hilfe bitten und uns ihm mit seiner Gnade annähern (und somit dann in "fortgeschrittenem Stadium" auch manche Grenzen evtl. überschreiten), aber wir sollten uns nicht selbst überschätzen. Auch der heut allgegenwärtige Stress komme daher, dass wir immer meinen, für alles allein verantwortlich zu sein, alles alleine managen und schaffen zu müssen - und weil das naturgemäss nicht klappt und wir uns aber diesen DRuck machen, haben wir Dauerstress und werden krank usw. In diesem Zusammenhang führt er auch ein Beispiel an -wenn ein Boot für z.B. 10 Personen ausgelegt ist, darf man nicht aus falsch verstandener Nächstenliebe 12 oder gar 15 Leute an Bord nehmen - weil dann alle untergehen und niemandem geholfenn ist! Man sollte sich seiner Grenzen bewusst sein und nicht meinen, man könne diese eigenmächtig ausser Kraft setzen, nur um sich allmächtig und "gut" zu fühlen. Er bezieht das Beispiel ganz klar auch auf die Aufnahme von Flüchtlingen/Migranten u.a. Situationen. Man dürfe natürlich niemanden akut verhungern oder ertrinken etc. lassen , aber könne trotzdem z.B. sagen "Tut mir leid, hier ist kein Platz mehr, es geht nicht, du musst dich woanders hinwenden, wo du auch Hilfe bekommen kannst".
In diesem Sinne wäre Merkels "Wir schaffen das" vermessen und selbstüberschätzend, und somit eben NICHT christlich, da das Gegenteil von Demut darin offenbar wird...
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MariaM
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Re: F - wie Feindesliebe

Beitrag von MariaM »

P.P.S. Jetzt habe ich noch etwas Interessantes gefunden - und zwar ist in meinem orthodoxen Gebetsbuch (klar, wohl nicht nur in meinem ;-)) ein Gebet, das heisst "Bei einem Angriff von Feinden auf unsere Heimat", und darin heisst es (ich übersetze aus dem Tschechischen, klingt wahrscheinlich etwas antiquiert, ist aber halt so geschrieben) u.a. (gerichtet an Gott): (...) "DU der Allwissende, weisst dass sie sich ungerecht gegen uns gewandt haben und dass wir ihnen alleine nicht Widerstand leisten können, wenn nicht DU uns hilfst. Darum, im Bewusstsein unserer Sünden und unseres Unwertseins reumütig flehend, beten wir zu DIR: Hilf uns, Gott, unser Erlöser, und befreie uns zur Ehre deines Namens, damit unsere Feinde nicht sagen können "Siehe, Gott hat sie verlassen und es gibt niemanden, der sie befreit und erlöst" - sondern damit alle Völker erkennen, dass DU unser Gott bist und wir deine Kinder, immer geschützt durch deine Macht." (...)

Daraus geht auf jeden Fall hervor, dass es Situationen gibt, wo man sich als christliches Land oder christliche Gemeinschaft gegen einen Feind behaupten muss und Gott um Schutz und Hilfe bittet, und dies ganz legitim. Sonst stünde es ja nicht im Gebetbuch, zusammen mit Gebeten bei z.B. Krankheit, auf Reisen usw. (= alles Situationen, die im menschlichen Leben vorkommen). Oder?
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Stephanie
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Re: F - wie Feindesliebe

Beitrag von Stephanie »

Mmh. Ich glaube, es muss unterschieden werden zwischen der eigenen Person und deinem Nächsten, den du verteidigen musst.

Wenn du selbst bedroht bist, sollst du nicht zur Waffe greifen, um dich bzw. deinen Leib zu retten, weil es um die Seele und nicht das weltliche Leben geht...siehe die Märtyrer, siehe die Apostel und das Evangelium. Wenn dein Nächster bedroht ist, sollst du dich hingegen für ihn opfern (unabhängig von dessen Glaubenszugehörigkeit). Das ist harter Tobak, eine echte Zumutung, an der ich regelmäßig zu verzweifeln drohe, aber genau so waren die Anfangszeiten des Christentums seit Christus...für Jahrhunderte. In Israel hatten die Juden ja auch die Hoffnung, dass der Messias sie von ihrer Bedrängnis befreie - hat er, aber anders als sie hofften, deshalb wollten sie ihm ja auch nicht folgen. Und die Christen im alten Rom...waren umzingelt von Feinden.
Dass diese Forderung sicherlich nicht so ohne Weiteres jedem gelingt, ist klar. Sie verlangt geradezu "übermenschliches". Deshalb haben wir unsere Märtyrer, die wir für ihre konsequente Umsetzung verehren und bewundern. Aufgerufen sind wir alle dazu, wie wir alle zu einem heiligen Leben aufgerufen sind. Ob es uns gelingt, ist dann eine andere Sache. Und deshalb erhalten wir auch den benötigten Beistand von unseren Geistlichen Vätern, die um diese Not, Ängste usw. wissen. Aber das Christentum verlangt die Überwindung des Egos, der eigenen Ängste um sich und die weltlichen Angelegenheiten, im Vertrauen darauf, dass Christus uns und der Kirche beistehen wird.
Ich verstehe die Zusicherung von Christust, dass die Pforten der Hölle die Kirche nicht bezwingen können, so, dass solange wir wahrhaft (also still und leise, jeder im ernsthaften, täglichen Kampfe) Christus nachfolgen, er bei uns bleiben wird, bis zum Ende der Tage. Und solange existiert auch die Kirche. Mit Kirche sind ja weniger die kirchlichen Strukturen gemeint. Es könnte also sein (und für manche Gebiete ist das längst und schon lange der Fall), dass wir uns eines Tages in der weltlichen Situation wie im alten Rom befinden...wo es keine äußerlich sichtbare Kirche (mehr) gibt - das heißt aber noch lange nicht, dass deshalb die Hölle gewonnen hat.
Es ist uns ja nicht versprochen, dass wir in "netten Umständen" unser Christsein leben dürfen. Vielleicht werden wir wieder der "Feuertaufe" unterworfen. Aber Gott sieht alles und weiß um alles, was geschieht. Und immer dann, wenn ich mich über gegenwärtige weltliche, politische, gesellschaftliche usw. Situationen aufrege, versuche ich mir das wieder ins Bewusstsein zu rufen, wohl wissend, dass ich ganz und gar nicht so lebe, wie es Christus von mir verlangt und ich kleingläubig, ängstlich, ja eigentlich feige bin. ICH möchte es nämlich schön kuschelig warm haben, in meinem Glauben. Schöne und viele (orthodoxe) Kirchen, nette Gemeindemitglieder, einen wortgewaltigen, immer weisen Priester, einen Chor mit Engelsstimmen, orthodoxe Feiertage...und irgendwie fällt mir dann auf, dass ich mir mein orthodoxes Disneyland male und dabei außer Acht lasse, dass das alles verständliche Wünsche sind, aber ich geistlich nicht erwachsen bin und nicht verstanden habe, dass das nicht das Christsein ausmacht. Wenn die Welt so ist, wie sie ist, dann muss ich mein Leben in ihr so annehmen. Und auf meinem Platz mit mir und meinem Glauben ringen und dazu beitragen, dass mein wieauchimmergearteter Nächster einen winzig kleinen Funken von Christus in mir erkennen kann...
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MariaM
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Re: F - wie Feindesliebe

Beitrag von MariaM »

Stephanie, das hast du sehr schön geschrieben... und hast recht. "Orthodoxes Disneyland" ist gut! :-) Danke. Gruss, M.
Łukasz
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Re: F - wie Feindesliebe

Beitrag von Łukasz »

Stephanie hat geschrieben:Wenn du selbst bedroht bist, sollst du nicht zur Waffe greifen, um dich bzw. deinen Leib zu retten, weil es um die Seele und nicht das weltliche Leben geht...siehe die Märtyrer, siehe die Apostel und das Evangelium. Wenn dein Nächster bedroht ist, sollst du dich hingegen für ihn opfern (unabhängig von dessen Glaubenszugehörigkeit). Das ist harter Tobak, eine echte Zumutung, an der ich regelmäßig zu verzweifeln drohe, aber genau so waren die Anfangszeiten des Christentums seit Christus...für Jahrhunderte.
Ich persönlich habe so meine Probleme mit dieser Einstellung. Du sprichst hier ja schon vom eigenen Märtyrium. Ich denke, es ist dennoch möglich sein eigenes Leben und das seiner Nächsten zu verteidigen, ohne den Angreifer gleich töten zu müssen. Man kann den Angreifer nämlich auch so verletzen bzw. "ausknocken", dass er nicht mehr im Stande ist weiterzukämpfen und ihn dann anschließend immobilisieren, indem man ihn also z.B. fesselt.

Um mich nicht falsch zu verstehen, ich habe vor jedem Christen Respekt, der wegen seines Glaubens auf Gewalt verzichtet und bereit ist ein solches Märtyrium auf sich zu nehmen. Ich weiß aber für meine Person, dass ich das selbst nicht könnte. Ich würde mich auf jeden Fall versuchen zu verteidigen - ob es dann überhaupt was bringt, ist eine andere Sache.
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Stephanie
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Re: F - wie Feindesliebe

Beitrag von Stephanie »

Lukasz, vielleicht haben wir uns missverstanden. Ich sage keineswegs, dass ich bereit wäre Märtyrerin zu werden, das wäre schon mehr als nur vermessen. Ich bin ein sehr ... kämpferischer Charakter und mein Ego ist alles, aber nicht klein.
Aber ich kann weder in der Bibel (Erzmärtyrer Stephanos, Hl. Johannes Vorläufer und Täufer des Herrn, die Situation Jesu und Petrus im Garten Gethsemane als Jesus verhaftet wird, letztendlich das Leben der Apostel, usw.), noch in der frühen Christenheit (wer wenn nicht die bedrängten Christen im röm Reich hätten Grund gehabt, sich ihrer grausamen Verfolgungen zu erwehren?) noch in den Aussprüchen der Väter die Belege dazu finden, dass wir mittels physischer Gewalt unser Leben oder unseren Glauben verteidigen sollten. Das bedeutet für mich, dass wir dazu aufgerufen sind, einen anderen Weg zu gehen.
Und ich sage ja, ich habe damit allergrößte Probleme, denn ich bin eher diejenige, die sich vollgepanzert aufs Pferd schwingt und in den Krieg reitet... aber ich glaube verstanden zu haben, dass dies NICHT der Weg ist, den Gott uns befohlen hat. Es gibt hier also eine Spannung zwischen dem, wie man sich verhalten sollte und dem, wie man sich verhält. Das ist aber nicht nur bei diesem Thema so...oder? ;-)
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