Interview über das Weihnachtsfest

Beziehung zum nichtorthdoxen Christentum
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Luka Filipp Kiriak
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Interview über das Weihnachtsfest

Beitrag von Luka Filipp Kiriak »

Hallo, heute bin ich im Internet aufgrund eines Kommentares eines Bekannten auf folgendes Interview gestoßen:

Glaubensmärchen und Marienverehrung

Das ist dann die besagte "wichtigste Predigt im ganzen Jahr" von Frau Klaus:

Sinntiefe

Ich habe mich danach richtig schlecht gefühlt und konnte kaum fassen, was ich da lese. Man kann Vater Alexander nur danken, wie besonnen er auf diese Aussagen von Frau Klaus reagiert hat.

Ich wünsche dennoch allen, die schon Weihnachten feiern, ein gesegnetes Fest zur Geburt unseres Erlösers.
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Igor
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Re: Interview über das Weihnachtsfest

Beitrag von Igor »

Grüß Gott!

Leider bestätigt sich hier die Tatsache, dass sich die evangelische(n) Kirche(en) doch inzwischen sehr weit von der orthodoxen entfernt haben. Ich möchte das an einem Beispiel erläutern.

Wenn ein Mensch erkrankt, dann gibt es mehrere Ansätze, ihn wieder gesunden zu lassen. Man kann Medikamente verabreichen, welche die Symptome lindern oder die Krankheit unterdrücken oder man kann versuchen, den Stoffwechsel jeder einzelnen Zelle wieder in Ordnung zu bringen, d.h. diese zu reinigen.

Übertragen auf o.g. Bild: Die evangelische Kirche versucht, mittels verschiedenster Medikamente auf die Probleme der Welt (= kranker Organismus) zu reagieren (Politik, Appelle, etc.). Deutlich wird das in der Predigt von Fr. Klaus:
Und wenn auch der Rückblick nicht hilft, dann kann man bei absoluter Gottesfinsternis und bei akut auftretenden Sinnkrisen nur noch das Antibiotikum der Vernunft verabreichen. Das hilft dabei, akribisch zwischen dem zu unterscheiden, was Menschen verursachen, was in der Natur der Dinge liegt und was medizinisch erklärbar ist.
In der orthodoxen Kirche ist der andere Weg das Mittel der Wahl. Jede einzelne Zelle (jeder Mensch) muss sich in Ordnung bringen, reinigen – und das mit Gottes Hilfe, allein schafft er das nicht. Damit wird dann auch die Ursache der gesellschaftlichen Probleme an der Wurzel gepackt. Erzpriester Alexander Bertash:
Die Kommunion ist das zentrale Element, das Ziel jedes Gottesdienstes. Und im Zentrum des Feiertages steht das Kommen Jesu Christi in die Welt.
Welcher Ansatz wird wohl mehr Erfolg bringen?

In Christo
Igor
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Als der Höchste hernieder fuhr, verwirrte Er die Sprachen, zerteilte Er die Völker, nun, da Er Feuerzungen ausgeteilt, ruft Er alle zur Einheit: Einmütig preisen wir deshalb den Heiligen Geist. (Pfingstkondakion im 8. Ton)
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Thuja
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Re: Interview über das Weihnachtsfest

Beitrag von Thuja »

Wieder einmal mehr muss ich sagen, die evangelische Kirche demontiert sich selbst als Kirche. Und zwar richtig öffentlich!!
Das WESENTLICHSTE, die GRUNDLAGE ist ja inzwischen da 'rausgefallen - eigentlich sollte man ihr so die "Körperschaft des öffentlichen Rechts" aberkennen und sie völlig auflösen! Und den Rest davon gleich in eine nur-politische Partei umwandeln, denn was anderes ist sie ja nimmer! :x: Die Kirchengebäude zu Flüchtlingsheimen machen und das sogenannte "Bodenpersonal", das Zeit hat, sich so den Globus und Geschichten zu betrachten wie diese Dame für ihre "Predigtvorbereitung", zu Krankenschwestern und Altenpflegern umschulen, dann haben sie noch 'was Sinnvolles zu tun, wo zudem viele und auch noch schlechtbezahlte Arbeitskräfte fehlen, und kommen nicht auf so dumme Gedanken! Ansonsten haben sie ja ihre Vernunft als "Antibiotikum", an der sie sich gut festhalten können!
Gut, dass ich diesem "Märchenverein" schon lange nicht mehr angehöre!!!

Und Vater Alexander hätte ihr eigentlich die Leviten lesen müssen, aber so hat er ihr zumindest die Möglichkeit gegeben, nochmal nachzudenken aufgrund seiner Antworten. Angekommen ist das allerdings sicher nicht...

Herr, erbarme Dich!!!!!!!!

Kopfschüttelnde Grüße
Thuja
Господи помилуй мя!
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Igor
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Re: Interview über das Weihnachtsfest

Beitrag von Igor »

Grüß Gott!

Ich würde das Ganze auch gern von der positiven Seite sehen:

Wir können dem Weser Kurier und der Journalistin Kathrin Aldenhoff für diesen Artikel sehr dankbar sein, da hier unvoreingenommen die verschiedenen Herangehensweisen dargestellt wurden. Und Vr. Alexander natürlich auch für die besonnene Darstellung des orthodoxen Glaubens.

In Christo
Igor

PS Ich habe aber auch schon gute Predigten von ev. Pastoren gehört (mit fast "orthodoxen Zügen")!
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Elias
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Re: Interview über das Weihnachtsfest

Beitrag von Elias »

Ja, wenn man sich die Kommentare der Leser ansieht, war das eine positive Werbung für unsere Orthodoxe Kirche. Ich kenne Vater Alexander persönlich und schätze ihn sehr. Ich habe das schon einmal geschrieben. Viele Probleme unseres (Deutschen) Landes haben etwas mit mangelnden Glauben zu tun und damit ist nicht nur das getauft sein gemeint. Die Demographischen Probleme könnte man so Lösen wie man es in Georgien gelöst hat. Persönlich finde ich diese Antworten erschreckend.

In Christo

D. Elias
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Thuja
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Re: Interview über das Weihnachtsfest

Beitrag von Thuja »

Lieber Igor,

Du hast natürlich Recht!
Und wirklich gute Predigten sind in der ev. Kirche leider auch eine Seltenheit, es gibt sie manchmal, ja...
Interessant wäre natürlich, wie das Ganze beim "Märchenstudium" vermittelt wird, eigentlich müssten doch da sämtliche ev. Theologie-Studenten erst mal eine große Glaubens- und damit Lebenskrise bekommen, die Grundfesten werden doch offensichtlich eingerissen... wenn inhaltlich "nur alles symbolisch" ist, könnte die ev. Kirche doch von ihren "Gläubigen" die Kirchensteuer auch "nur symbolisch" bekommen. Ja, ich bin "bissig", ich weiß!
Nein, was mich aufregt, ist einfach, dass es nicht die "persönliche Meinung" irgendeines "einfachen" ev. Christen aus "Hintertupfing" ist, sondern die Aussage einer "offiziellen" Kirchenvertreterin für die Öffentlichkeit. Und das eben nicht das erste Mal!
Wie soll man die "echten Glaubensinhalte" denn zu den Menschen "transportieren", wenn sie mit solchen Aussagen erst mal "Abwehrhaltung" automatisch eingeimpft bekommen... Dabei geht so viel "Potential" verloren! Und das ist einfach so schade... denn es GEHT doch eigentlich um 'was!!!

Liebe Grüße
Thuja
Господи помилуй мя!
Alf
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Re: Interview über das Weihnachtsfest

Beitrag von Alf »

Thuja hat geschrieben:Interessant wäre natürlich, wie das Ganze beim "Märchenstudium" vermittelt wird, eigentlich müssten doch da sämtliche ev. Theologie-Studenten erst mal eine große Glaubens- und damit Lebenskrise bekommen, die Grundfesten werden doch offensichtlich eingerissen.
Das ev. Theologiestudium ist ja in erster Linie ein akademisches Studium. Da kommt gar nicht vor, was nun zu glauben sei. Selber zu glauben, ist ja keine akademische Sache sondern eine menschliche. Vater Alexander sagt ganz richtig: "Die Menschen verstehen das mit dem Herzen, nicht nur mit dem Verstand."

Das ev. Theologiestudium besteht im Kern aus viel Altphilologie (Hebräisch, Griechisch, Latein), und Wissen über AT und NT (was da steht, was der historische Hintergrund ist, was man literaturwissenschaftlich daran erkennen kann, z.B. Stilformen usw.). Dann gibt es Kirchengeschichte, praktische Theologie (Liturgie und wie und warum man sie gestalte) und systematische Theologie, was Katholiken Dogmatik nennen würden. Letzteres beschäftigt sich aber gar nicht mit dem, was zu glauben sei, sondern mit dem, was andere glauben. Man liest also, wie andere Theologen von Gott schreiben und denken und macht sich einen Reim daraus. Klassiker: Karl Barths "Kirchliche Dogmatik" mit ihren 9.000 Seiten. Die Seminare laufen dann oft nach dem Schema: "X glaubt Y." -- "Och, das glaub ich aber nicht!"

So macht man es dann auch, wenn es ganz wichtig wird. Da hat sich ein Ausschuß ev. Theologen mit der römischen Kirche zusammengesetzt und die "Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre" (also dem Streitpunkt der Reformation) geschrieben. Als das Papier dann verabschiedet war, haben andere ev. Theologen gesagt: "Och, das glauben wir aber nicht."
Łukasz
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Re: Interview über das Weihnachtsfest

Beitrag von Łukasz »

Ich denke, man sollte solche "Interviews" - durch die liberalen Medien - auch als teilweise inszeniert betrachten. Mit anderen Worten, durch solche scheinbar "sachlichen", journalistischen Arbeiten sollen ideologische Stellvertreter-Kriege geführt werden, um das christliche Weltbild grade während der Zeit bestimmter christlicher Feiertage zu schwächen. Man sieht DAS immer besonders gut bei Magazinen wie dem SPIEGEL, dem kommunistischen Revolverblatt schlechthin, oder vielen Dokumentationen bei den zwei großen Nachrichtensendern n-tv oder N24. Bei diesen Medien werden fast immer genau dann solche anti-christliche Zeitungsartikel oder TV-Dokumentationen veröffentlicht oder im TV ausgestrahlt, die den christlichen Glauben schwächen sollen, wenn grade christliche Feiertage sind. Man will wohl nicht, dass zur solch "besinnlichen Zeiten" die Leute vielleicht noch wieder ein "christliches Bewusstsein" entwickeln. Und die Evangelische Kirche (EKD) mit ihren ohnehin fast nahezu ausschließlich glaubensfernen Theologen lässt sich da nur allzu gerne vor den atheistischen Karren spannen, um zu zeigen wie "modern" sie ja mittlerweile geworden ist.
Łukasz
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Re: Interview über das Weihnachtsfest

Beitrag von Łukasz »

Zum Thema EKD (Evangelische Kirche Deutschland) passt ein Radiobeitrag des NDR, dass ich mir am Samstag, während ich Auto gefahren bin, anhören musste. Ich kann den Radiobeitrag jetzt hier nicht 1:1 wiedergeben, aber es war doch sehr interessant. Thema war vor allem das bald anstehende Lutherjahr 2017. Daneben wurde über das evangelische Selbstverständnis bzw. eine evangelische Identität gesprochen. Interessant war vor allem daran, dass sich die Evangelische Kirche Deutschlands zuerst über das definiert, was sie nicht ist - nämlich römisch-katholisch oder orthodox zu sein. Was sie hingegen sein will, dass konnte die evangelische Theologin, die vom NDR interviewt wurde, aber nicht beantworten. Man (also die EKD) versteht sich als eine Art offenes System, in dem man nichts ausschließen möchte und in dem man absolut niemanden ausgrenzen möchte. Auch interessant war dabei, dass dabei die ganze Zeit weder Gott noch Jesus Christus in irgendeiner Art und Weise relevant oder auch nur nennenswert zu sein schien.

Die EKD scheint sich selbst, so schien es mir zumindest die ganze Zeit, an erster Steller als eine rein caritativ-politische Institution zu verstehen, die versucht aktiv (in welcher Art und Weise auch immer) das Leben der Menschen zu verbessern. Religion oder christlicher Glaube scheint dabei nur eine Nebenrolle zu spielen und auch nur dann, wenn es nicht zur Ausgrenzung Andersdenkender führt. Für eine politisch-aktive Hilfsorganisation oder -instituton mag das ja in Ordnung sein, aber für eine christliche Kirche? In dem ganzen Interview konnte ich nichts finden, was mich als orthodoxen Christen glauben lassen könnte, dass es sich hierbei um eine christliche Kirche handelt. In meinen Augen hat die EKD ihr christliches Selbstbild bereits aufgegeben und betrachtet sich mittlerweile nur noch als eine Institution wie z.B. Caritas, VERDI oder andere Gewerkschaften oder Stiftungen, aber mit Religion oder dem christlichen Glauben hat in meinen Augen die EKD kaum noch etwas zu tun.
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