Gespräche mit Protestanten, Zeugen Jehovas, etc...

Beziehung zum nichtorthdoxen Christentum
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Stefan
Beiträge: 136
Registriert: 06.09.2010, 08:30
Religionszugehörigkeit: georgisch-orthodox

Re: Gespräche mit Protestanten, Zeugen Jehovas, etc...

Beitrag von Stefan »

3.) Sie lehnen die Göttlichkeit des Heiligen Geistes ab. ->Stimmt nur insofern, dass sie die Trinität ablehnen - aber Gottes Geist bleibt auch bei den ZJ göttlich.
5.) Sie lehnen die ewige Hölle ab ->Und halten die Rede von der Gehenna als ein Bild für ewigwährende Vernichtung
6.) Sie lehnen das Kreuz ab und verachten es. ->Halten die Kreuzverehrung wie Ikonenverehrung für Idolatrie
7.) Sie lehnen die Heilige Tradition ab ->Wie Luther sola scriptura - und zwar nur die eigene Übersetzung..
10.) Sie lehnen die körperliche Auferstehung Christi ab. ->Wäre mir neu!
12.) Sie lehnen die Heiligen ab und hassen sie. ->Heiligenverehrung für Idolatrie zu halten schließt nicht Hass auf Heilige ein. Das halte ich für eine Fehlinformation. Wieso sollten sie dann das NT lesen, wenn sie doch seine Verfasser hassten?
16,) Sie lehnen die Bezeichnung "Christen" ab. Wäre mir auch neu
17.) Sie lehnen die Bezeichnung Zeugen Christi ab. Dazu müsste man wissen, aufgrund welcher Bibelstelle sie überhaut zu ihrem Namen gefunden haben
18.) Sie lehnen den bewaffneten Widerstand ab, wenn ihre Heimat in Gefahr ist. Sie sind Pazifisten und sie stellen die zahlenmäßig größte Gruppe an Kriegsdienstverweigerern im Dritten Reich - bis zum Tod. Gibt also auch Fälle, in denen KDV durchaus respektabel ist.
19.) Sie lehren eine tausendjährige, weltliche Regentschaft Christi auf Erden. ->Die Milleniumslehre ist bei zahlreichen, auch trinitarischen Gemeinschaften verbreitet.

Allerdings daraus zu schließen, dass sie "schlimmer" als Mohammedaner sind, find ich schon krass. Ich wohne lieber neben einem "Königreichssaal" als neben einer Moschee.. :angle:
Das erste was sie mir beweisen wollten war die Existens der Gott Mutter, die zusammen mit Gott Vater besteht.
Das halte ich gelinde gesagt für totalen Nonsens!
Nassos
Beiträge: 4444
Registriert: 18.12.2008, 21:43

Re: Gespräche mit Protestanten, Zeugen Jehovas, etc...

Beitrag von Nassos »

Es wäre dann mal zu untersuchen, was in ihrem Sinne "Gott" bedeutet und was "Christ" bedeutet. Aus orthodoxer Sicht glaube ich, ist das weder Gott, noch eben Christ.

Ihc liefere demnächst mal etwas hierzu.

Freilich bin ich kein Experte und eventuell lassen sich Mißinformationen beheben. Immerhin habe ich es auch nicht gerne, wenn ein Moslem mir vorwirft, ich würde das Alte Testament nicht "haben".

Über die KDV werde ich mich nicht weiter auslassen. Wir sind an anderer Stelle an dem Punkt, ob Kriegsdienst a priori Sünde ist oder nicht. Den Punkt würde ich gerne erst mal geklärt wissen.

Lieben Gruß,
Nassos
Ehemaliger
Beiträge: 218
Registriert: 21.07.2011, 22:35

Re: Gespräche mit Protestanten, Zeugen Jehovas, etc...

Beitrag von Ehemaliger »

Ich versuche mal ein wenig zur Versachlichung der 'Diskussion' um die Zeugen Jehovas beizutragen. Mein Wissen stammt allerdings früherer Zeit, es mag sein, dass einiges nicht ganz up to date ist.
Die Kirchenväter haben sich ja auch intensiv mit den Irrlehren ihrer Zeit oder auch mit den philosophischen Strömungen denen sie begegneten beschäftigt, daher halte ich es für wichtig, sein Gegenüber erst mal sauber zu studieren und nicht gleich zu polemisieren.

Die Zeugen Jehovas glauben folgendes nicht bzw. sie lehnen folgendes ab:

1.) Sie lehnen die Trinität Gottes ab.
Ja, sie sind Antitrinitarier, und das schon seit ihren allerersten Anfängen, Ausgang des 19 Jahrhunderts. Das teilen sie mit einer ganzen reihe von Gemeinschaften. Ihnen ist vor allem die Einzigartigkeit Jehovas wichtig. Sie lesen das 'uns' aus der Schöpfungsgeschichte nicht im Sinne eines trinitarischen Gedankens sondern eher so, dass Jehovas schuf, und der Geist bzw Jesus in seiner damaligen Form (als hoher Engel, ich meine zu wissen, dass sie ihn it dem Erzengel Michael gleichsetzen, kann das aber nicht belegen und ich habe keine Lust so tief einzusteigen) dabei waren. Es ist also das alte Problem der Monotheismusfrage, die sie auf diese Weise 'gelöst' haben. Wenn ihs so wollt, ganz im Sinne des Arianus. Ich weiss nicht inwieweit sie sich dieser Tradition bewusst sind.

2.) Sie lehnen die Göttlichkeit unseres Herrn Jesus Christus ab.
Ja, Jesus ist ein Geschöpf Gottes, das vor aller Zeit geschaffen wurde. So wie auch Luzifer, der dann zum Satan wurde weil er sich dem Willen Jehovas widersetzt hat (er wollte sein 'wie Gott) und mit einem Drittel der Engel abfiel. Jesus hat nun diese 'Stelle' übernommen und sich geopftert um den 'Fehler' Luzifers der im Abfall der Menschheit seine Folgen zeigte. Diese Tata wird als 'Sühneopfer' bezeichnet, ganz in der Tradition der Protestanten. Mit diesem Opfer ist der ursprünglichen Schöpfungsordnung, nämlich eine paradiesische Erden, wieder Geltung verschafft

3.) Sie lehnen die Göttlichkeit des Heiligen Geistes ab.
Nun, auch hier gehen die Zeugen in den Fussstapfen der Reformation, leider auch einiger Teile der Römer. Für sie ist der Heilige Geist die 'wirksame Macht' Gottes. Wenn der Geist über den Wassern schwebt, dann sehen das die Zeugen als Zeichen der tätigen Kraft Jehovas. Insofern ist der Geist wohl auch göttlich, keinesfalls aber so wie wir es bekennen, das der Geit von gleichem Wesen wie der Vater sei. Hier würden sie sich eher die Zunge abbeissen als das zu bekennen.

4,) Sie lehnen die Unsterblichkeit der Seele und die geistliche Natur des Menschen ab
Eine unsterbliche Seele halten die Zeugen für eine Vorstellung, die aus dem Heidentum in die Kirche eingedrungen ist. Sie sagen: Der Mensch 'wurde' eine Seele, also als GEsamtes und diese Seele ist ohne den Menschen nicht existent. Ich zitiere jetzt nicht die Bibelstellen mit denen sie es belegen, richtig ist aber, dass man bei wortgetreuer, fundamentalistischer Auslegung sehr wohl lesen kann: "Diese Seele soll sterben" usw. Eine geistliche Natur des Menschen per se lehnen sie ab, wissen aber sehr wohl um Geist und Seele des Menschen, verstehen es aber nicht wie wir es tun. Das 'Einhauchen der Seele (Ruach) in der Genesis lesen sie als 'Belebung', nicht als 'Begeistung'.

5.) Sie lehnen die ewige Hölle ab
Ja. Sie kennen die Gehenna nur als Ort des Todes und der Qual, diese aber wird nach Harmageddon (ihrer Version des Jüngsten Tages) 'hinweggetan' werden.

6.) Sie lehnen das Kreuz ab und verachten es.
Das Kreuz lehnen sie als ein Zeichen, das aus dem Heidentum eingedrungen ist ab. Sie verwein af das Ankh-Krez der Ägypter oder auch die Swastika der Inder usw. Das Kreuz an sich ist also Symbol falscher Gottheiten. Nach ihrer Aufassung ist Jesus an einem Pfahl hingerichtet worden Und den verehren sie ganz und garnicht, da es ihnen bedenklich nahe an der Götzenverehrung erscheint. Überhaupt wird das Leiden Christi n icht so sehr als Gegenstand theologischer Reflektion gesehen, sonder der 'Sühneopfer', als das 'Schulden bezahlen'.

7.) Sie lehnen die Heilige Tradition ab
Der Gründer der Zeugen ist ursprünglich Presbyterianer, der dann in Kontakt mit Adventisten kommt. Daher auch die immer wiederkehernden Zeitberechnungen. In diesen Strömungen ist ja bereits der Kontakt mit der Tradition der Väter auf das Lesen/Auslegen der Bibel nach der jeweiligen Lesart reduziert. Ich wüsste von keiner Auseinandersetzung mit der Tradition so wioe wir sie kennen. ABER die Zeugen denken darüber nach, sich dem Septuagintatext des AT zu öffnen, da dieser die autoritve Schrift der Zeit Jesu war. Das wird aber kaum dazu führe, dass grundsätzliche Fragen neu bewertet werden.

8.) Sie lehne. das himmlische Reiche Christi ab
So stimmt es nicht ganz. Sie kennen sehr wohl das himmlische Reich, aber da finden sich nur Christus und die 144 000 Mitregenten (Offenbarungen) die sich aus den Reihen der Zeugen Jehovas rekrutieren. Das 'eigentliche' Reich ist die erneuerte Erde (Offenbarungen: Neuer Himmel und neue Erde, neu geschaffen nach Harmageddon) wo die überwiegende Zahl der Geretteten in paradiesischen Umständen lebt. Auch hier leben natürlich nur die, die sich zur wahren Religion bekennen, also Zeugen Jehovas.

9.) Sie lehnen die Vergänglichkeit des Erde und des Himmels ab.
Das wäre mir neu. Ich meine mich sehr wohl zu erinnern, dass Himmel und Erde vergehen werden, aber (s.o.) neu geschaffen werden

10.) Sie lehnen die körperliche Auferstehung Christi ab.
Auch das wäre mir neu (was nichts bedeuten soll).Ich weiss, dass auch sie lesen, dass Jesus gegessen und getrunken hat. Sie nennen es aber den Auferstehungsleib und sind dabei nicht sehr deutlich was das sein soll. Einen 'verklärten' Leib, der mit in die Auferstehug hineingenommen ist, den kennen sie, soweit ich es weiss, nicht. Brauchen sie auch nicht, da sie ja ewig auf der erneuerten Erde als Menschen guten Willens leben werden.

11.) Sie lehnen Kirchen/Tempel ab.
Ja. Der Tempel in Jerusalem ist Geschichte und Christen brauchen keinen neuen. Das ist altes protestantisches Erbe

12.) Sie lehnen die Heiligen ab und hassen sie.
Nun, da sie keinen Himmel in dem Sinne des 'Seins' mit Gott kennen, und da sie die protestantische Auffassung des 'tot'seins nach dem Sterben (sie nennen die Gräber 'Gedächtnisgrüfte') übernommen haben kennen sie also Heilige in unserem Sinne nicht. Da sind sie ganz Protestanten und nennen alle 'wahren Christen' also Zeugen, Heilige (natürlich haben sie Paulus gelesen und kommen an dem Begriff nicht vorbei). Eigentlich ist das aber nichts womit sie sich beschäftigen. Hass auf die Heiligen habe ich nie erlebt. Sie sind ihnen eher egal.

13.) Sie lehnen die Ikonen und andere Heilige Gegenstände ab und verachten sie.
Auch hier stehen sie ganz und gar in ihrem protestantischen Erbe. 'Heilig' ist Jehova Gott allein und nichts anderes. Die Verherung, oder überhaupt die Existenz von Bildern und heiligen Gegenständen fällt für sie unter das Bilderverbot des AT und gilt as Götzenverehrung. Sie zitieren genussvoll die Psalmen: 'von Menschen gemachte Bilder, die nichts hören und sehen können' usw. um unsere Verehrung als Götzendienst anzuprangern. Da sie keine Theologie des 'Heiligen' kennen lehnen sie alles was damit zu tun haben könnte ab

14.) Sie lehnen das Fasten ab und verachten es
Und hier ist es wieder der proteastantismus, den sie als Tradition haben. Fasten kennen sie nicht und es ist ihnen als 'Werk' suspekt. Stellen wie:"... und dann werden sie fasten" sind in ihren Bibels, die ansonsten sehr bunt sind, nicht unterstrichen. Darauf angesprochen zitieren sie dir üblichen Einwände der Evangelen: Dies (Reue und Umkehr) sei ein 'richtiges Fasten aus Jesaja usw.

15,) Sie lehnen die Heiligen Sakramente der Kirche ab
Sie kennen keine Sakramente, eder Eucharistie noch Beichte usw. Die 'Sache Sakrament' ist ihnen suspekt und sie zitieren sehr ausführlich die Wortgeschichte des 'sacramentum' um ihn in Verruf zu bringen. Sie feiern am 14. Nisan ein "Gedächtnismahl" wo nur der 'Überrest' d.h. diejenigen der 144000, die noch auf der Erde leben, telnehmen. Da diese aber das Jahr 1914 als Lebende erlebt haben müssen (mit diesem Jahr verbinden sie die himmlische Aufrichtung der Reiches Christi) sins es nur allzuwenige geworden. Hier steht aber eindeutig das 'tut dies zu meinem Gedächtnis' im Vordergrund, nicht das "dies ist mein Leib", was sie ablehnen.

16,) Sie lehnen die Bezeichnung "Christen" ab.
Das ist eine falsche Annahme. Das tun sie sehr wohl wie man sich leicht überzeugen kann, wenn man mal einen Wachtturm in die Hand nimmt. Eigenartig, dass ein Theologieprofessor so etwas äussert. Das lässt mich an seiner Gründlichkeit zweifeln

17.) Sie lehnen die Bezeichnung Zeugen Christi ab.
Damit kann ich nichts anfangen. Sie sehen sich sicherlich auch als Zeugen für das was Christus, ihrer Meinung nach, getan hat. Sie würden es, so schätze ich es ein, aber nicht auf sich anwende, da sie die Ehre Jehovas herabgesetzt sähen, wenn sie sich auf das Geschöpf (nach ihrer Lesart) und nicht auf den Schöpfer bezögen. Ich kann nicht sehen, dass man ihnen das voerwerfen kann, es sei denn man sieht es ganz und gar von seinem eigenen Stadpunkt

18.) Sie lehnen den bewaffneten Widerstand ab, wenn ihre Heimat in Gefahr ist.
Das istr sehr missverständlich, und meiner Meinung nach, unfair formuliert. Zeugen Jehovas sind keine Pazifisten sondern sie lehnen den Dienst in der Armee (bis in die 1980-Jahre auch den Zivildienst) ab, weil sie damit Teil an der Hure Babylon hätten. Staatliche Einrichtungen sind ihnen Teil "dieses Systems" d.h. des alten von Satan beherrschten und mit dem wollen sie nichts zu tun haben. Daher nehemen sie auch nicht am politischen Leben teil. Erst seit kurzer Zeit nehmen Zeugen Jehovas an 'un-politischen Wahlen' wie Elterbeirat oder Vorstand im Geflügelzüchterverein teil. Es ist also nicht mangelnder Patriotismus (den sie allerdings nicht haben, da sie keinerlei Hoffnung auf "dieses System" setzen) sondern es sind eher Überlegungen, die in den Visionen Daniels oder der Offenbarungen. So interpretieren sie das:"geht aus ihr (Hure Babylon) heraus" und habt keinen Teil daran.
Ich finde die Formulierung des Professors ärgerlich, da hier, vor allem in einem griechischen Umfeld mit entsprechender Geschichte, Stimmung gemacht wird.


19.) Sie lehren eine tausendjährige, weltliche Regentschaft Christi auf Erden.
Das haben sie mit vielen Sekten gemeinsam und da erkennt man sehr wohl die adventischtischen Wurzeln. Diese Irrlehre gibt es schon sehr sehr lange

20.) Sie lehnen die Totengedenken (Mnimosina, Panichida) ab und verachten sie.
Wer davon ausgeht, dass die Toten einfach nur tot "in den Gedächtnisgrüften" liegen hat dafür keine Verwendung. Allerdings erkenne sie darin auch eine Gefahr, da das, nach ihrer Auffassung, nahe an der Totenverehrung der heidnischen Völker liegt

21.) Sie bekämpfen die Säuglingstaufe.
Stimmt, da hat sie ihr protestantisches Erbe voll im Griff. Dass der Geist Gottes schon auf Johannes dem Täufer im Leibe seiner Mutter Elisabeth lag, das haben sie kaum wahrgenommen. Sie folgen da dem baptistischen Schema.

Ich hoffe, es kann etwas helfen. Ich mag gewiss keine Links zu Seiten hier hineinstellen, wo man aus ihrer Sicht darstellen kann was sie glauben. Aber googeln können ja alle.
Ich finde die Menschen, die ich da getroffen habe durchaus nicht schrecklich. Sie suchen wohl eine 'Wahrheit' und die bekommen sie dort ganz und gar. Die ZJ sind von ihrer Geschichte her eine äusserst autoritär geführte Organisation, in der der Präsident, in der Nachfolge ihres Gründers Russel, Machtbefugnis über Lehre hatte, die absolut waren. Mittlerweile haben sie ein Gremium, das aber ebenso machtvollkommen ist. Sie nennen es: "eine theokratische" Führung und es erinnert stark an Organisatonen wie bolschewistische Parteien. Das Führungsgremium bezeichnet sich selbst als den "treuen und verständigen Sklaven" aus Matth. und gegen den, der ja den Willen des Herrn kennt, gibt es keine Kritik. Innergemeindliche Kritik findet eigentlich nicht statt, jedenfalls keine theologische. Die Organisation ist sehr streng geführt und Menschen, die sich davon lösen wollen geraten unter immensen Druck. ZJ kennen sehr wohl die Stellen, wo es heisst, dass die Trennungslinie in den Familien verläuft . . . und handeln danach. Konsequent sind sie allemal.

Ich wünschte mir, wir würden uns von ihnen herausfordern lassen, unseren eigenen Glauben so intensiv zu erlernen und zu durchdringen wie sie ihren. Wirklich Rede und Antwort zu stehen, wie der heilige Paulus es ja verlangt, und missonarisch uns eine Scheibe von ihnen abzuschneiden. Sie finden sich drei mal in der Woche für 1-2 Stunden zusammen um auf ihre Weise die Bibel zu studieren und sich für den "Predigtdienst ausrüsten" zu lassen. Wann haben wir so etwas das letzte Mal getan?

Ich will hier nicht romantisieren und schon gar nicht sympatisieren aber die "Bausch und Bogen" Argumente oder gar Unterstellungen und Verleumdungen, die ich hier gelesen haben helfen niemandem weiter. Entschuldigt bitte die Länge der Antwort.
Benedikt
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Igor
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Re: Gespräche mit Protestanten, Zeugen Jehovas, etc...

Beitrag von Igor »

Benedikt hat geschrieben:Ich versuche mal ein wenig zur Versachlichung der 'Diskussion' um die Zeugen Jehovas beizutragen. Mein Wissen stammt allerdings früherer Zeit, es mag sein, dass einiges nicht ganz up to date ist.
Die Kirchenväter haben sich ja auch intensiv mit den Irrlehren ihrer Zeit oder auch mit den philosophischen Strömungen denen sie begegneten beschäftigt, daher halte ich es für wichtig, sein Gegenüber erst mal sauber zu studieren und nicht gleich zu polemisieren.

[...]

Ich will hier nicht romantisieren und schon gar nicht sympatisieren aber die "Bausch und Bogen" Argumente oder gar Unterstellungen und Verleumdungen, die ich hier gelesen haben helfen niemandem weiter. Entschuldigt bitte die Länge der Antwort.
Benedikt
Lieber Benedikt,

herzlich willkommen hier im Forum und danke für den interessanten, sachlichen und ausführlichen Beitrag, der unser aller Wissen sicherlich sehr bereichert hat.

In Christo
Igor
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Als der Höchste hernieder fuhr, verwirrte Er die Sprachen, zerteilte Er die Völker, nun, da Er Feuerzungen ausgeteilt, ruft Er alle zur Einheit: Einmütig preisen wir deshalb den Heiligen Geist. (Pfingstkondakion im 8. Ton)
christodoulos
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Re: Gespräche mit Protestanten, Zeugen Jehovas, etc...

Beitrag von christodoulos »

Hallo,

ich muss gestehen, ich habe nicht alle Posts gelesen also könnte es sein, dass dieses Thema schon besprochen wurde!

Man sollte auch den Gründer dieser Sekte erwähnen; Charles T. Russell. Soviel ich weiß, hatte dieser keinerlei Bildung in Exegetik und Theologie bzw. konnte kein Wort Griechisch oder Hebräisch. Manche sagen, er sei Freimaurer gewesen, denn es gibt eine Ansprache von ihm, abgehalten in einem Freimaurer Tempel. Andere sagen er war keiner.

Er hat viele verschiedene Elemente des Protestantismus, der Adventisten usw. mit seinen eigenen Ansichten vermischt - daraus wurde die Lehre der Zeugen Jehovas kreiert.

Die meisten Anhänger haben nicht wirklich viel Ahnung von der Bibel. Sie lernen gewisse Stellen zu interpretieren bzw. lernen diese Phrasen auswendig. Man kann ihnen schnell kontern. Ich hatte mal eine Diskussion über die Stelle: Ich und der Vater sind EINS. Sie legten das so aus, dass Christus halt "im Geiste" mit dem Vater eins sei, so wie die Apostel mit ihm - so quasi einer Meinung. Darauf hin ich: Würde man diese Stelle ins Hebräische übersezten würde es heißen: Ich und der Vater sind ECHAD. Denn Gott beschreibt sich ja immer als ECHAD. Im Glaubensbekenntnis des AT:

Höre Israel der Herr dein Gott ist EINS
‏שְׁמַע יִשְׂרָאֵל יְהוָה אֱלֹהֵינוּ יְהוָה אֶחָד‎ (schəma jisrael adonai elohenu adonai ECHAD)

Darauf konnten sie nicht antworten, aufgestanden und gegangen!

In meiner Umgebung haben diese Leute große Verwirrung angerichtet. Sie sind los und haben versucht Serben für sich zu gewinnen. Mit Heftchen, Bibeln etz....Ich bin dann auch los und habe unter diesen orthodoxe Zeitschriften verteilt: Zerkva, Pravoslavaz ....dort sind nämlich gute Artikel gegen die Irrlehren der Zeugen Jehovas abgedruckt.
Nassos
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Registriert: 18.12.2008, 21:43

Re: Gespräche mit Protestanten, Zeugen Jehovas, etc...

Beitrag von Nassos »

Hallo Benedikt,

herzlich willkommen im Forum.

Ich war schon an meiner Antwort, als mir leider mein Laptop abstürzte (ein kleiner, niedlcher EeePc - seitdem piept nur noch traurig vor sich hin :cry: )

Ich werde nochmal auf Deinen Beitrag zurückkommen, aber vorweg schon mal: danke für die Ausführungen, es ist bestimmt wichtig hier den richtigen Weg zu nehmen, und die Leute in der Irrlehre nicht zu Monstern zu machen. Gott bewahre!

Die Sache mit dem Wehrdienst und Griechenland ist wohl ein Thema für sich.

Wie dem auch sei, auf viele interessante und lehrreiche Beiträge Deinerseits freut sich wie ein Honigkuchenpferd,
Nassos
Nassos
Beiträge: 4444
Registriert: 18.12.2008, 21:43

Re: Gespräche mit Protestanten, Zeugen Jehovas, etc...

Beitrag von Nassos »

Hallo Christodoulos,

vielen Dank für das Beispiel. Weißt Du, wie die Zeugen Jehovas in ihrem Urspungsland "abgehen"?
Ich bin mir sicher, dass sich nicht alle so einfach abwimmeln lassen.

Aber das mit den Übersetzungen aus dem Hebräischen scheint ein Schlüssel in der Argumentation zu sein, scheint mir

Gute Nacht,
Nassos
mcsteven

Re: Gespräche mit Protestanten, Zeugen Jehovas, etc...

Beitrag von mcsteven »

Was Benedikt schreibt ist zum großen Teil richtig. Hier noch ein paar kleine Hinweise, die der Korrektur bedürfen:

ZU 2.: Jesus hat nicht die Stelle Satans eingenommen. Dieser war ein guter Engel, bevor er sich selbst zum Gott machen wollte und abfiiel. Jesus hatte als "Einziggezeugter Sohn Gottes" immer eine herausragende Stellung vor Jehova. Deshalb war sein Opfertod auch wesentlich bedeutsamer, als wenn ein anderer Engel diese Aufgabe übernommen hätte. Er hat alle anderen Dinge mit erschaffen. Siehe Kolosser 1:
15 Er ist das Bild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene aller Schöpfung.
16 Denn in ihm15 ist alles in den Himmeln und auf der Erde geschaffen worden, das Sichtbare und das Unsichtbare, es seien Throne oder Herrschaften oder Gewalten oder Mächte: Alles ist durch ihn und zu ihm hin geschaffen;
17 und er ist vor allem, und alles besteht durch ihn.
18 Und er ist das Haupt des Leibes, der Gemeinde16. Er ist der Anfang, der Erstgeborene aus den Toten, damit er in allem den Vorrang habe;

Zu 5. Die Gehenna ist nicht der Ort ewiger Qual, sondern ein Sinnbild ewiger Vernichtung. Die Vorstellung eines Gottes, der Seelen für ein paar sündige Jahre ewig grausam quälen würde, passt nach der Bibel nicht zu einem liebenden Gott voller Empathie.

Zu 7. Das ist richtig. Vielleicht nur ergänzend: auch Jesus lehnte die Traditionalisten seiner Zeit ab. Die Überlieferung der Phärisäer, die diese als heilig betrachteten, hat er abgelehnt, weil sie der Lehre widersprachen, die Gott Moses gegeben hatte.
Nachzulesen in Matthäus 23 Verse 1-36

Zu 9.: Das ist nun mal nicht richtig. Wenn Petrus schreibt, HImmel und Erde werden vergehen und zerschmelzen, dann deutet vieles darauf hin, dass dies ein Symbol ist. An anderer Stelle werden Himmel und Erde als Symbol für Regierungen und deren Völker benutzt. Kann ich Dir im Moment nicht belegen, würde mich aber darum kümmern, wenn es für Dich wichtig wäre. Tatsächlich sagt die Bibel an anderer Stelle, die Erde (Planet) würde für immer bestehen. Sonst machte ja auch das ewige Leben, das ZJ als irdisch betrachten, keinen Sinn. Natürlich muss die Erde unter der Regierung des Reiches Christi zunächst von allen Störenfrieden gereinigt werden, damit ein irdisches Paradies entstehen kann. Dies war der ursprüngliche Wille Gottes, als er die Menschen hier auf der Erde ausgesetzt hat. Gott wäre nicht allmächtig, wenn er sich seinen ursprünglichen Willen von anderen Geschöpfen dauerhaft durchkreuzen ließe.

Zu 12.: das ist richtig. Wer gemäß Gottes Willen lebt und sich für ihn und seine Interessen aktiv einsetzt, ist auch in den Augen der ZJ ein Heiliger. Durchaus halten sie das geistige Erbe der Glaubensvorbilder - ob in vor-, früh- oder nachchristlicher
Zeit in Ehren. Dies sind für sie durchaus Vorbilder, an denen sie sich aktiv orientieren, ganz nach den Ausführungen Pauli in Hebräer 11. Was sie jedoch immer vermeiden ist ein Personenkult, der dem Götzendienst gleich kommt.

zu 18: Die Verweigerung von Wehr- und Waffendienst hat nichts mit Babylon der Großen zu tun. Auch wenn Babylon die Große - nach den ZJ das Weltreich der falschen Religion - sehr häufig, ja fast immer, religiöse Differnzen zum Schüren von Kriegen benutzt hat, ist dies nicht der Grund für die Verweigerung. Der Grund ist zum einen das Gebot der Nächstenliebe. Ich kann meinen Nächsten nicht lieben, wenn ich ihn tot schieße. So einfach dieses Argument ist, so gut und kräftig ist es auch.
Es konnte für Petrus im Garten Gethsemane keinen edleren Grund geben, zur Waffe zu greifen, als den Sohn Gottes zu verteidigen. Dennoch wurde er von Jesus dafür scharf zurecht gewiesen: "Stecke dein Schwert an seinen Platz. Wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen." Tatsächlich treibt der Patriotismus einen Keil zwischen die Gläubigen verschiedener Länder. Dabei ist es einerlei ob sie dem selben Bekenntnis angehören oder nicht. Der Patriotismus ist meistens stärker als das vereinigende Band der Liebe zwischen den Gläubigen. Das meinte Jesus in der Bergpredigt, als er in Matthäus 7 sagte: "An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen."

Zu 21: Johannes wurde im Mutterleib nicht getauft. Es gibt keinen biblischen oder historischen Hinweis auf die Kindstaufe in frühchristlicher Zeit.
Ehemaliger
Beiträge: 218
Registriert: 21.07.2011, 22:35

Re: Gespräche mit Protestanten, Zeugen Jehovas, etc...

Beitrag von Ehemaliger »

Danke für die Korrekturen, Stephan.

Ich verfolge das hier nicht weiter, da ja das Lehrgebäude der ZJ nicht unbedingt der Gegenstand der Diskussion ist.

Schöne Grüsse
Benedikt
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