holzi hat geschrieben:Liebe Dana,
ich danke Dir für Deine mitfühlenden Worte und Deine Sorge um mein Seelenheil. Allein, ich finde es angemessener, Dir per PN zu antworten, weil die Diskussion im Bibelstrang fehl am Platze ist.
Der Grund, der mich in meiner angestammten Kirche hält ist genau derselbe, der auch Dich dazu bewogen hat, mir diese Zeilen zu schreiben: Jesus Christus, der uns alle erlöst hat. Du kommst, wie du verraten hast, aus Hamburg. Eine - leider - sehr entchristlichte Stadt. Die Protestanten dort hängen leider einer argen Verirrung an, die das Christentum als eine reine Moral- und Soziallehre verkümmern ließ. Das sollte Dich aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es - zumindest hier in Bayern - ein sehr lebendiges, in der Tradition der alten Kirche verwurzeltes Christentum in Form der römisch-katholischen Kirche gibt! Hier in Regensburg stammt der älteste christliche Fund aus dem vierten Jahrhundert. Seitdem besteht die Kirche hier ohne historischen Bruch fort.
Du fragst, ob es mich schmerzt, nicht die Kommunion empfangen zu dürfen. Ich möchte Dir antworten, Ja und Nein! Nein, weil ich jeden Sonntag in der Hl. Kommunion den Leib (und das Blut) unseres Herrn Jesus empfangen darf, weil ich im Sakrament der Beichte die Verzeihung meiner (vielen) Sünden erlangen kann. Es ist ja nicht so, dass wir lateinischen Christen keine geweihten Bischöfe und Priester und nicht die sieben Sakramente hätten, wie z.B. die meisten Protestanten. Die Sakramente/Mysterien haben wir sehr wohl, auch wenn wir sie in unserer Tradition ein bisschen anders begehen.
Und ja, es schmerzt mich sehr wohl, dass wir unsere Mysterien/Sakramente noch nicht gemeinsam feiern dürfen. Ein Übertritt in eine andere Jurisdiktion würde daran aber nichts ändern, da eine Kirchengemeinschaft dadurch nicht hergestellt wird. Dazu später aber mehr.
Nun zu unserem Papst Benedikt: ich hatte das Glück, ihn vor einigen Jahren persönlich kennenlernen zu dürfen. Ein sehr angenehmer, gebildeter, bescheidener und vor allem frommer Mann! Vor allem solltest Du evtl. polemische Reden gegen ihn nicht nachplappern, ohne etwas von ihm gelesen oder gehört zu haben. So abwegig und unchristlich kann sein (und damit auch unser) Glaube nicht sein, wenn Patriarch Bartholomaios das Vorwort zur griechischen Übersetzung seines Buches "Jesus von Nazareth" und Metropolit Kyrill von Smolensk das Vorwort zur russischen Übersetzung von "Einführung ins Christentum" geschrieben haben. (Quellen:
http://www.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=135325 und
http://www.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=107657 ). Papst Benedikt ist ein profunder Kenner der Kirchenväter, er hat eine große Sympathie gegenüber den orthodoxen Positionen (weit mehr als gegenüber den meisten protestantischen Denominationen!), er schätzt die Tradition sehr und ist Willens, einige modernistische Verirrungen zu entgegnen - und er ist vor allem kein Vertreter eines weltlich mächtigen Papsttums mehr, das es seit 1870 auch nicht mehr gibt. Die Ostkirchen hatten nicht Unrecht, ein weltlich mächtiges Papsttum abzulehnen - wie übrigens auch die Initiatoren der Reformation, nur dieses allmächtige Herrschaftssystem wurde - ich glaube auch durch göttlichen Willen - von der Geschichte überrollt. Zumindest die Päpste seit Johannes XXIII dienen vor allem Gott und nicht mehr der eigenen Macht!
Ich sehe eben, dass unsere Kirchen - entgegen mancher Polemik und Propaganda, die es leider in beiden Lagern gibt - in den wesentlichen Glaubensinhalten soweit übereinstimmen, dass ich behaupten kann, dass wir beide den gleichen kostbaren Edelstein gefunden und das gleiche lebensrettende Medikament eingenommen haben.
Nun zum Grund, der mich an den orthodoxen Kirchen "abstößt": es ist so, dass ich Deutscher - genauer gesagt Bayer - bin und kein Serbe, Russe, Rumäne oder sonstwas werden will. Paulus war den Juden ein Jude, den Griechen ein Grieche, - ich aber soll zu einem Russen, Griechen oder Rumänen werden? Zwar gibt es gelegentlich deutschsprachige Liturgien, aber eben nur sehr ausnahmsweise und auch das nur in der byzantinischen Tradition, meist wollen die orthodoxen Gemeinden lieber unter sich bleiben. Es ist eben orthodoxe Tradition, sich nationalkirchlich zu organisieren. Das ist im "Mutterland" wohl von Vorteil, in der Diaspora zersplittern sich die Kirchen bis zur Unsichtbarkeit. Das klingt hart, ist es auch, aber diese Erfahrungen habe ich gemacht. Genau die weltweite Komponente, die Jesus seiner Kirche auf den Weg gegeben hat, findet in den leider recht partikularistischen Landeskirchen der Orthodoxie leider nicht den Stellenwert, der ihr gebührt. Zwar sind (theoretisch) alle orthodoxen Kirchen in Einheit miteinander, in der Realität aber leider arg zerstritten. Warum gab es denn noch kein panorthodoxes Konzil, das seit knapp 50 Jahren vorbereitet wird? Warum stocken die Dialoge mit der katholischen Kirche? Zumeist weniger wegen essentieller Dinge, sondern eher, weil sich mal wieder der Moskauer Patriarch und der ökumenische Patriarch nicht über die Sitzordnung einigen können? (Deshalb war auch bei der 1000-Jahr-Feier der russischen Kirche 1987 kein! Vertreter des ökumenischen Patriarchates anwesend. Dies sind Sachen, die mich ebenso stören wie die - religiös verbrämten - Nationalismen, die man in Moldawien, Montenegro, Makedonien, der Ukraine etc. beobachten kann, also überall, wo eine staatlich-politische Unabhängigkeit auch gleich kirchlich zementiert werden soll.
Und bitte verstehe auch Du mich nicht falsch, ich bewundere Deinen Einsatz für deine Kirche und respektiere Deinen Glauben, momentan hält mich eben noch mehr in meiner Kirche als mich an Deiner anzieht, vor allem, weil unser gemeinsames Ziel das ewige Leben bei Gott ist. Das geteilte Gewand Christi ist ein Skandal, aber ich lasse nicht den einen Fetzen seines Gewandes los, nur um mich an einen anderen zu hängen. Ich ziehe es vor, lieber zu Nadel und Faden zu greifen und da, wo ich etwas fassen kann, anzufangen, die Flicken zusammen zu nähen. Ich alleine werde die Einheit der Kirche nicht zustande bringen, aber jeder sollte versuchen an seinem Platz sein Scherflein dazu beizutragen. Ich rede nicht blindem Ökumenismus das Wort - davor bin ich mittlerweile geheilt, aber schon die Tatsache, dass wir in gegenseitiger Achtung und christlicher Liebe miteinander diskutieren, ist schon ein gewaltiger Fortschritt auf dem Weg der Einheit. Vor noch nicht allzu langer Zeit warf man bei sochen Anlässen lieber mit Anathemata um sich, als auf die Argumente des Nächsten auch nur zu hören.
Dein letzter Satz gibt mir dazu Hoffnung: "Eigentlich sind wir alle Geschwister in Gott!" Dem ist nichts mehr hinzuzufügen!
So segne uns der Herr
In Christo
Dein "Bruder" Konrad