Gesang
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Gruss Gerd

Kurze vorab Antwort von mir.
Die textuelle Grundlage der orthodoxen Gesänge ist hauptsächlich der Psalter. Aber nicht nur. Viele Heilige schrieben Hymnen, bzw. manche Liedtexte sind teilweise auch aus dem Neuen Testament.
Bsp.
Lk1.28 Und der Engel kam zu ihr hinein und sprach: Sei gegrüßt, du Begnadete! Der Herr ist mit dir!
Lk1 Und Elisabeth wurde vom heiligen Geist erfüllt 42und rief laut und sprach: Gepriesen bist du unter den Frauen, und gepriesen ist die Frucht deines Leibes!
Gelobt sei der HErr, von Allen und zu allen Zeiten!
br. milo
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in der Tat ähnelt die gesangliche Begleitung der orthodoxen Kirche vom Inhalt her mehr der lateinisch-katholischen Messe als den Kirchenliedern protestantischen Ursprungs, allerdings mehr in ihrer traditionellen (sprich tridentinischen) Form.
Leider hat sich seit der Reformation und nochmals verstärkt seit der Liturgierevolution von 1970 die gewöhnliche römisch-katholische Messe sehr weit von der ursprünglichen Liturgie entfernt, die sehr starke Ähnlichkeiten mit der göttlichen Liturgie der Ostkirchen hatte.
Einen schönen Tag noch!
Grüße
Konrad
willkommen hier im Forum!

Der Gesang in der orthodoxen Kirche ist mit dem evangelischen Gemeindegesang eigentlich gar nicht zu vergleichen. Wie Milo schon erwähnt hat, werden keine »Kirchenlieder« mit freien Texten gesungen, sondern der Text ist fester Bestandteil der Liturgie. Je nach Land variiert natürlich die Liturgiesprache ([Kirchen]griechisch, Kirchenslawisch, Serbisch, Deutsch, Englisch,...) und auch die Melodien unterscheiden sich von Kultur zu Kultur (im griechisch-byzantinischen Stil wird eher einstimmig gesungen, im russischen oder serbischen durchaus auch mehrstimmig, auch oft modern, d.h. 19. Jh.).
Zudem singt meist nur ein kleiner Chor und die Gemeinde hört zu, bzw. betet mit, denn die meisten Gesänge sind ja Gebete. Auch die vom Priester oder Diakon vorzutragenden Gebets- und Bibeltexte werden oft von denen gesungen (das hängt natürlich auch von der Stimme ab).
Was es generell nicht gibt, das sind begleitende Instrumente wie Orgel, Klavier, Gitarren, Bläser, etc., auch keine anderen Instrumentaleinlagen. Die (gesungene) Musik dient allein dem Vortragen der liturgischen Texte, ebenso wie die Ikonen ja weniger zur Dekoration, sondern in erster Linie zur Verehrung dienen.
Hier zwei Gottesdienste zum Reinschauen:
- Ein bulgarischer Gottesdienst, der in Berlin (deutsch/kirchenslawisch) zelebriert und vor knapp zwei Jahren im ZDF übertragen wurde. -> Link
- Der beim Papstbesuch im letzten Herbst in Konstantinopel gehaltene Festgottesdienst in [kirchen]griechischer Sprache. -> Link
LG
Walter
PS: Hier noch ein Link zu liturgischen Gesängen aus der russischen Kirche:
Verstehe ich das richtig, dass Lieder (Gedichte) in der Orthodoxen Kirche eine nur unwichtige Rolle spielen?
Nun frage ich mich, warum hat der Protestantismus so eine andere Tradition? Eine moegliche Antwort waere, dass Ikonen eine wichtige Rolle in der Orthodoxen Kirche spielen. Etwas vergleichbares gibt es bei den Protestanten ja nicht.
Oder sehe ich das jetzt zu einfach?
Gruss Gerd
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Vermutlich ja!gerhardt hat geschrieben:Dem Herren musst du trauen, wenn dirs soll wohl ergehn
Verstehe ich das richtig, dass Lieder (Gedichte) in der Orthodoxen Kirche eine nur unwichtige Rolle spielen?
[...]
Oder sehe ich das jetzt zu einfach?

die Rolle der Musik in der göttlichen Liturgie (und auch in der traditionellen römischen Choralmesse) ist eine anderere als beim protestantischen Volksgesang. Einmal schon deshalb, weil der Volksgesang in den orthodoxen Gottesdiensten gegenüber dem Chorgesang eher die Ausnahme ist, andererseits sind die Texte der Hymnen und Gesänge weitestgehend durch die Liturgie vorgegeben.
Um den Unterschied in Ost- und Westkirchen vollständig zu verstehen, sollte man sich des Ursprungs der mitteleuropäischen Kirchenlieder erinnern: als "Kampfgesänge" der Reformation gegen die "Papisten". Also typische "Revolutionslieder", wenn man so will, mit eingängigen Melodien. Im Zuge der Gegenreformation wurde dann diese Art von Liedern auch in der römisch-katholischen Kirche eingeführt. Nebenbei erwuchs damit dem klassischen (gregorianischen) Choral eine Konkurrenz im eigenen Hause, was dazu führte, dass die Entwicklung des Choralgesangs etwas verkümmerte und auf dem spätmittelalterlichen Stand stagnierte.
In den östlichen Kirchen hatte die Reformation nur einen sehr geringen Einfluss, so dass auch deren Musiktradition bis heute weitgehend ohne Brüche ist. Zwar wurde gerade in der russischen Musik durchaus das eine oder das andere stilistische Mittel aus dem Westen übernommen, aber sie blieb dennoch unverkennbar "orthodox".
Hier mag der Ursprung der Reformation aus der westlichen, der lateinischen Kirche eine Ursache sein. Während im Osten alles bis ins kleinste Detail von den Kanones geregelt war, nahm man sich hier im Westen schon immer mehr Freiheiten in der Gestaltung heraus.gerhardt hat geschrieben:Nun frage ich mich, warum hat der Protestantismus so eine andere Tradition? Eine moegliche Antwort waere, dass Ikonen eine wichtige Rolle in der Orthodoxen Kirche spielen. Etwas vergleichbares gibt es bei den Protestanten ja nicht.
Ich hoffe, es hat dir geholfen,
Grüße
Konrad
Schade, ich hatte nicht ausreichend Zeit in Ruhe zu lesen.
Ich möchte gern wissen, welche genaue Bedeutung hat - ich kann es jetzt nicht anders beschreiben - der monotone Grundton (Hintergrund) der Hymnen?
Euch einen schönen Sonntag
Gruß Petra
Der Grundton heißt "Ison"
http://www.orthodox.de/otx0002.htm