Lazzaro hat geschrieben:Hallo Franz Sales!
Deine Vorsicht ist einerseits ganz verständlich, anderseits gibt es ein paar Fakten, an denen nicht zu rütteln ist.
1. Das Kloster Eisbergen hat die Seite des ROCOR- Western Rite auf seiner Linkliste. (
https://www.benediktinerkloster-eisberg ... rmationen/) Und
2. führt diese Seite Eisbergen ebenfalls in ihrem elektronischen Direktorium:
https://www.rocor-wr.org/assumption-of- ... ery-german
3. hat im Sommer leztzten Jahres Metropolit Hilarion der russ. Auslandskirche dort eine Weihe vorgenommen (
https://www.youtube.com/watch?v=jQTiBlMC6JM ) , was beweist, daß das Kloste zu diezem Zeitpunkt in Komuniongemeinschaft mit ihm war. Damit ist auf jeden Fall bewiesen, daß die dortige Priesterweihe nach röm. Kirchenrecht in jedem Fall
gültig , aber möglicherweise unerlaubt ist.
4. Die Stellungnahme von orden-online.de ist sieben Jahre her. (
http://www.orden-online.de/news/2010/01 ... einschaft/ ) Dennoch ist sie insofern aktuell, daß das Kloster sich (immer noch) nicht unter der Juristiktion des Papstes von Rom befindet. Solange das Kloster aber unter dem Omophor der russ. Auslandkirche steht, ist es nicht mit irgendwelchen obskuren Vagantenorganisationen auf eine Stufe zu stellen, wie Du hier andeutest.
Das sind alles Informationen, die Du Dir mit ein paar Mausklicks hättest selber beschaffen können!
Eine völlig andere Frage ist, ob diese Institution, so wie sie ist, auch sinvoll ist, ob es sich um eine spirituell gesunde Gemeinschaft handelt und wie die Entwicklungschancen stehen. Ich bin da auch eher vorsichtig, will mir aber kein Urteil erlauben, bevor ich nicht dort gewesen bin.
Eine gesegnete lateinische Karwoche wünscht Dir
Bruder Lazarus
Vielen Dank für deinen sachlichen Beitrag - ich freue mich immer von dir zu lesen (und dachte schon, du hättest dich aus dem Forum ganz zurückgezogen..)!
Die Beiträge wären zwar mMn im Nachbarthread ROCOR-WR GER besser aufgehoben, aber da St. Athanasii Münster bis auf weiteres von Eisbergen aus pastoriert wird, ist es andererseits nachvollziehbar, diese Fragen hier abzuhandeln.
Im
Wikipedia-Artikel steht: "Die Verhandlungen mit der zuständigen Kongregation im Vatikan, als auch mit der Erzdiözese Paderborn verliefen ohne Ergebnis." Der Drops ist also gelutscht, wie man auf Neudeutsch sagt. Das Kloster wurde 1980 als orthodoxe Benediktinerabtei kanonisch errichtet. Nachdem das rumänisch-orthodoxe Patriarchat die Jurisdiktion Bischof Germains auf Frankreich beschränkte (später wurde er abgesetzt, seitdem ist die Französische Orthodoxe Kirche isoliert/unkanonisch, aber diese Ereignisse passierten alle später, als das Kloster bereits nicht mehr unter dem Omophorion von Bf. Germain war), stand die Kommunität ohne Bischof da (das war, glaube ich, in 1984). Die Gemeinschaft wollte aber weder ohne Bischof noch freischwebend sein und unternahm mehrfach Bemühungen um Klärung des kanonischen Status/Eingliederung in eine bestehende kanonische orthodoxe Jurisdiktion. Einer deutschen Orthodoxie standen und stehen aber leider nicht wenige Hierarchen ablehnend gegenüber, so daß die Aufnahme in die (röm.-kath.) Benediktinische Konföderation das verheißen hätte, worum man sich in den 20 Jahren zuvor in der Orthodoxie (inkl. Vorsprache im Phanar) vergeblich bemühte. Das war aber wiederum nicht so leicht, wie man die Patres glauben ließ..schließlich gibt es da noch die Glaubenskongregation und mal so eben das Große Morgenländische Schisma im Kleinen beenden, mutet utopisch an (unter der Voraussetzung einer Einigung in allen doktrinellen Fragen als Voraussetzung eines kanonischen Status in der RKK, da das faktisch heißt, Akzeptanz der rk Dogmen/Katechismus). Von daher steht, wie du zurecht schreibst, das Kloster noch immer nicht unter der Jurisdiktion vom rk Papst und das wird auch nicht - nach meiner Einschätzung - passieren. Warum auch? Im übrigen wäre das das Ende von St. Athanasii, denn die Mission ist eine Einrichtung der Russischen Orthodoxen Kirche im Ausland; - nicht der deutschen Diözese, sondern unmittelbar dem Ersthierarchen unterstehend.
Deine Fragen möchte ich gerne noch präzisieren:
Ist es sinnvoll, daß es eine Deutsche Orthodoxie gibt?
Ist es sinnvoll, daß es ein orthodoxes Mönchtum benediktinischer Prägung/Regelobservanz gibt?
Ist es sinnvoll, gebürtigen Deutschen und andere Interessierte zum Glauben an Christus unseren Heiland zu führen?
Ist es sinnvoll, dies auf der Grundlage des spirituellen und liturgischen Erbe des christlichen Abendlands zu tun?
Besteht Aussicht auf Wachstum oder ist es eine
Mission impossible?
Wie kann eine orthodoxe Mission im 21. Jahrhundert in einem weitgehend säkularisierten Umfeld aussehen?
Wie steht es um die faktische Liturgieunfähigkeit des heutigen deutschen Mitbürgers?
Meine persönliche Antwort zur Frage der spirituellen Gesundheit ist: ohne Ordnung und Gehorsam geht es nicht. Das setzt wiederum Geduld, Bescheidenheit und Demut (sprich: Zurückstellen des Anspruchdenkens) voraus (etwas, was dem modernen Zeitgenossen eher fremd ist). Streng zu sich selber, milde gegenüber dem Nächsten. Und natürlich eine offene Atmosphäre, wo man über alle Schwierigkeiten und Probleme reden kann.
Gelassenheit+Gottvertrauen sind wohl auch so typische benediktinische/monastische Eigenschaften, die ich vorfinde (ich rede da nicht von mir, denn ich bin selber tendenziell ungeduldig, anspruchsvoll, habe eigene Wünsche und Vorstellungen etc. - von daher sind das im Absatz oben sozusagen meine spirituellen "Hausaufgaben").
Jedenfalls ist es nicht selbstverständlich, daß Priestermönche ihr Cönobium verlassen, um "Geburtshilfe" für eine Gemeinde in der Welt zu leisten,
auf daß Gott in allem verherrlicht werde (wie es in der Benediktsregel heißt).