M - wie Mission

Orthodoxe Kirche und Gesellschaft, Theologie
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Ludwig Martin
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Beitrag von Ludwig Martin »

Also ich bin nicht sonderlich informiert über den Islam (mal abgesehen von grundlegenden Dingen, die man einfach als Allgemeinbildung kennen sollte), doch die Sache mit der Kultfreiheit, die Vater Martin hier anspricht, halte ich für markant.

Auch das Judentum ist heute eine kultfreie Religion - allerdings mehr unfreiwillig, weil der Tempel zerstört und nie mehr aufgebaut worden ist.

Doch der Islam ist im Vorfeld schon anders konzipiert und dann kommt unterm Strich tatsächlich gerademal eine mehr oder weniger fromme Ethik dabei heraus.

Habe ich so bewusst noch gar nicht bedacht. Danke!
Täglich eine halbe Stunde auf Gott zu horchen ist wichtig, außer wenn man sehr viel zu tun hat. Dann ist eine ganze Stunde nötig. - Franz von Sales
Metanoia
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Beitrag von Metanoia »

Der Islam ist eine höchst gesetzliche Religion, wo "Freiheit" ein Fremdwort ist und alles uniform nach den Vorgaben aus Mekka/Medina ablaufen muss. Da gibt es keinen Raum für Persönlichkeit, Buntheit, Vielfalt, Kreativität.

Dagegen ist der Schritt der Reformation einer in die Freiheit von religiöser Macht gewesen, die so oft missbraucht worden ist, seitdem das Christentum römische Staatsreligion war. Wo Gott dem Menschen entgegen kommt und ihm Seine Liebe offenbart, gibt es keinen Raum mehr für menschlichen Machtmissbrauch. Das ist meiner Vermutung nach der eigentliche Grund für den protestantischen Direktweg Mensch-Gott. Er ist sicher unvollkommen, aber die christliche Kirchengeschichte bietet eine gute Rechtfertigung dafür.
Sinaitis
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Beitrag von Sinaitis »

cuius regio eius religio? Religionsfreiheit? Und 30 Jahre Konfessionskrieg?

Umgekehrt haben Kaiser Konstantinos und Theodosios Freiheit und Religionsfreiheit gebracht angesichts der vorhergehenden Christenverfolgungen.
Loukia
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Beitrag von Loukia »

Sinaitis hat geschrieben:Lieber Ludwig,
man kann nicht sagen, daß sich der Islam als Sekte des Christentums herausgebildet hat, da er nicht in einer christlichen Gemeinde entstanden ist oder sich aus kirchlichen Strukturen herausentwickelt hat.
Es ist eine neue Religion durch einen neuen Religionsstifter, der allerdings nicht viel Neues erfunden, sondern das, was er als Kind und Jugendlicher gehört hat, zu einem neuen Mix zusammengerührt hat. Er saß wahrscheinlich oft bei den durchreisenden Kaufleuten abends in der Karawanserei und hat so allerlei aufgeschnappt, wobei die miteinander diskutierenden Kaufleute ja auch nicht gerade die theologischen Profis ihrer Religion waren. Und so hat er vieles jüdische in seine Vorstellungen hineingenommen, obwohl er sicherlich nie die Bibel gelesen hatte, und ebenso manche christlichen Vorstellungen. Aber die hat er wohl in der nestorianischen Version kennengelernt, die damals in seiner Gegend verbreitet war. Aber nicht einmal den Nestorianismus hatte er kapiert.
Meines Wissens war er Analphabet.
Aber mit Sicherheit kann man sagen, daß er versucht hat, unsere großen Glaubensgeheimnisse: Dreieiner Gott und Zwei Naturen Christi zu "lösen", indem er diese Fragen einfach abschaffte. Es gibt keine existentielle Gott-Mensch-Beziehung mehr, sondern nur noch gutes und böses Handeln und der entsprechende Lohn oder die Bestrafung. Da es auch keinen Kult mehr gibt, ist zu fragen, ob es sich überhaupt noch um eine Religion handelt, oder vielmehr um eine Weltanschauung, Philosophie und Ethik.

Daaaankeeeee Pater, das öffnet die Augen...
Ἡ χάρις τοῦ Κυρίου Ἰησοῦ Χριστοῦ μεθ' ὑμῶν. 1. Korinther 16,23
Sinaitis
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Beitrag von Sinaitis »

Lieber Metanoia,
das gehört zwar nicht zu diesem Thema, aber mich würde schon interessieren, wo im Protestantismus eine direkte Mensch-Gott-Beziehung festgemacht werden kann. Die Frage: "Wie finde ich einen gerechten Gott" und Christus als Fels, der vor dem Zorn Gottes schützt, steht wohl kaum auf derselben Ebene wie unser "Lebensmotto"" Gott wurde Mensch, damit wir vergottet werden". Das ist für mich direkte Gott-Mensch-Beziehung (übrigens bewußt in der anderen Reihenfolge formuliert - vielleicht ist sogar das ein Konfessionsunterschied).
Im übrigen glaube ich, daß es keinen direkteren Weg zu Gott als durch die Kirche gibt, die immerhin ungeschaffen und der fortwährende Christus ist. Alles, was noch direkter scheint, ist in der Realität wahrscheinlich ein riesiger Umweg.
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Meißner
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Beitrag von Meißner »

Lieber Ieseanul; Vater Sinaitis schrieb vom fehlenden Kult, welcher jedoch Voraussetzung für Religion sei.
Schaut man sich protestantische Gottesdienste an, vermißt man diesen ebenfalls, wenn überhaupt, werden selbst die Sakramente in äußerst -ich formuliere vorsichtig- fragwürdiger Form verwaltet.
Das erklärt dann vielleicht auch, warum insbesondere Protestanten im interreligiösen Dialog gern von dem "einen Gott des Mose" der drei Buchreligionen schwärmen. :alien2:
κύριε ἐλέησον
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Meißner
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Beitrag von Meißner »

Entschuldigung, irgendwie hab ich den Faden verwechselt, wenn bitte jemand diese beiden Beiträge löschen könnte? vielen Dank
κύριε ἐλέησον
Metanoia
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Beitrag von Metanoia »

Der HERR sei mit euch!
Auch das Judentum ist heute eine kultfreie Religion - allerdings mehr unfreiwillig, weil der Tempel zerstört und nie mehr aufgebaut worden ist.
Ich habe einem Sabbat-Gottesdienst in der Synagoge beigewohnt und habe da sehen können, dass der Ablauf da sehr "kultisch" ist. Es ist eine Art "Wortgottesdienst", wo die Torah sehr verehrt wird und auch der Ablauf sehr fest vorgeschrieben ist.
das gehört zwar nicht zu diesem Thema, aber mich würde schon interessieren, wo im Protestantismus eine direkte Mensch-Gott-Beziehung festgemacht werden kann.
Luther spricht davon, dass Adam im Paradies "in Gott ersoffen" war und dass Gott bei uns Christen diesen Zustand wieder herstellen will. Hier eine Stelle über die Beziehung zu Christus:
Der Glaube gibt nicht nur dies, daß die Seele dem göttlichen Wort gleich, aller Gnaden voll, frei und selig wird, sondern vereinigt auch die Seele mit Christus wie eine Braut mit ihrem Bräutigam. Aus dieser Ehe folgt, wie Sankt Paulus sagt, daß Christus und die Seele ein Leib werden;
http://www.christenmenschen.de/
Sinaitis
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Beitrag von Sinaitis »

Lieber Metanoia,
selbstverständlich ist das Judentum hochkultisch. Ich jedenfalls habe auch nie etwas anderes behauptet.

Zur Menschwerdung Christi: Wir glauben nicht, daß Christus Mensch geworden ist, um die beschädigte Schöpfung zu reparieren (das wäre ein sehr kleiner und stümperhafter Gott), sondern weil Gott schon immer Mensch werden wollte, um bei den Menschen zu sein und um ihn zu vergotten. Auch Adam im Paradies war noch nicht vergottet. Die Menschwerdung gehört zum Schöpfungsplan.
Aber Christus und die Seele werden kein Leib, das ist ein sehr ungenaues Bild und steht auch nicht bei Paulus. Da hätte der Bibliker Luther mal genauer lesen sollen. Er beschreibt eine Parallele: So wie Christus die Kirche liebt, soll der Mann die Frau lieben und ein Leib sein.
Aber macht nichts, für uns ist Luther ja kein unfehlbarer Kirchenvater.
Liebe Grüße
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Ieseanul
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Beitrag von Ieseanul »

Meißner hat geschrieben: Schaut man sich protestantische Gottesdienste an, vermißt man diesen ebenfalls, wenn überhaupt, werden selbst die Sakramente in äußerst -ich formuliere vorsichtig- fragwürdiger Form verwaltet.
Das erklärt dann vielleicht auch, warum insbesondere Protestanten im interreligiösen Dialog gern von dem "einen Gott des Mose" der drei Buchreligionen schwärmen. :alien2:
Lieber Meißner,
zu manchen Punkten habe ich mich in einem anderen Thread schon mehrmals geäußert, ich spare ja - was bestimmte Strömungen des Protestantismus angeht - nicht an teilweise harter Kritik. Da ich selbst fast 9 Jahre lang kirchlicher Angestellter war und etliche evangelische Kirchengemeinden kennengelernt habe, weiß ich auch, wovon ich rede und denke auch, dass ich mir ein Urteil erlauben kann.

Es gibt aber nicht "den Protestanten", da bestimmte liberal geprägte Kirchengemeinden mit dem, was wir im evangelikalen Lager unter Christsein bzw. Gottesdienst verstehen, nicht viel gemein haben, bzw. umgekehrt. Es gibt Praktiken und Anschauungen in einigen Kirchengemeinden, da reibe ich mir manchmal verwundert die Augen, oft ist mir aber gleich zum heulen zu Mute. Hart, aber leider eine Tatsache.

So erklärt sich auch die Tatsache, dass es Pfarrer gibt, die "interreligiösen Dialog" suchen. Evangelische Theologie ist eine Wissenschaft, die man studieren kann wie Informatik oder BWL. So kommt es halt, dass es auch Leute ins Pfarramt schaffen, die vielleicht gute Sozialarbeiter oder auch Berater abgeben (würden), mit dem christlichen Glauben aber praktisch nicht viel zu tun haben. Das hört sich vielleicht krass an, aber leider kommt so etwas vor. Wem in Bezug auf die "eigene" Religion, also dem Christentum, keine eigene geistliche Perspektive hat, wie soll er (sie) dann eine andere Religion geistlich einordnen können ? Das kann nicht funktionieren.

Es mag Situationen geben, bzw. es gab Situationen (z.B. ein Unglück, wo mehrere Opfer unterschiedlicher Religionszugehörigkeit zu beklagen waren), wo man schon aus Gründen der Achtung und Sensibilität nicht verschiedene Gedenk- bzw. Trauerfeiern abhalten konnte. Aber im "Interreligiösen Dialog" (schönes Wort, aber eine Mogelpackung) geht man ja davon aus, dass Allah und Jahwe, der Gott Israels, also unser Gott, ein und dieselbe Gottheit sind. Das stimmt halt einfach nicht.

Wie schon gesagt, bestimmte existente Strukturen innerhalb der Ev. Landeskirche begünstigen vielleicht solche "Entgleisungen". Damit bin ich auch nicht einverstanden, aber die Lehre, die sich im Protestantismus findet, lehrt den Glauben an den EINEN , DREIEINIGEN Gott, den Gott der Bibel.
Natürlich stehst Du als Orthodoxer Christ dem Protestantismus kritisch gegenüber, das weiß ich und das verstehe ich auch, aber unser Umgang mit Gottesdiensten und Sakramenten haben mit unserer Auffassung über den Islam gar nichts zu tun.

Gottes Segen !
"Das Buch der Bücher gleicht einer Quelle, die beständig fließt und um so reichlicher strömt, je mehr man daraus schöpft."
(Hl. Johannes Chrysostomus)
"Cartea Cărţilor se aseamănă cu un izvor care curge in continuu şi care cu atât mai bogat va curge, cu cât cineva va lua din el ."
(Sf. Ioan Gură de Aur)
Metanoia
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Beitrag von Metanoia »

Lieber Sinaitis,
selbstverständlich ist das Judentum hochkultisch. Ich jedenfalls habe auch nie etwas anderes behauptet.
Das war eine Antwort auf Ludwigs Beitrag.
Zur Menschwerdung Christi: Wir glauben nicht, daß Christus Mensch geworden ist, um die beschädigte Schöpfung zu reparieren (das wäre ein sehr kleiner und stümperhafter Gott), sondern weil Gott schon immer Mensch werden wollte, um bei den Menschen zu sein und um ihn zu vergotten. Auch Adam im Paradies war noch nicht vergottet. Die Menschwerdung gehört zum Schöpfungsplan.
Dazu kann ich weder "ja" noch "nein" sagen, weil ich hier unwissend bin. Es ist aber ein sehr interessanter Gedanke.
Luther hat irgendwo sinngemäß gesagt: "Wenn Christus tausend mal in Betlehem geboren ist, so nützt es dir nichts, solange er nicht in dir geboren ist." Es geht also durchaus um eine gegenseitiges Innewohnen. Das passt auch dazu, dass Jesus nach lutherischer Übersetzung sagt, dass das Reich Gottes "inwendig" in uns kommen soll.

Wir sind jetzt etwas weit vom ursprünglichen Thema abgekommen (zum großen Teil meine Schuld). Um zum Thema Mission zurück zu kehren: Wo missioniert die orthodoxe Kirche in der Welt? Wie sieht es mit Missionierung in islamischen Ländern aus? Bislang habe ich nur was von Albanien gehört. Wie wäre es mit Mission in der Türkei?

Die Liebe Jesu sei mit uns allen!
Metanoia
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songul
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Beitrag von songul »

Hallo alle zusammen,

ich muss ein wenig ausholen, da ich einfach zu wenig Zeit habe, immer gleich pünktlich mich an der Diskussion zu beteiligen.
Dennoch habe ich einiges dazu zu sagen.

Ich möchte für alle kurz eine Darstellung machen was Moslems gerade auch in Bezug auch auf Jesus glauben und lehren und wie das entstand:

Mohammed wurde in eine Welt der Spätantike hineingeboren in der viele Religionen nebeneinander existierten.
Neben dem Polytheismus seines eigenen Volkes gab es selbst in Mekka Juden und Christen die genau wie die Araber in Stämmen organisiert waren und eigentlich alle eine ähnliche Kultur hatten.
Mohammed wurde früh Waise und wuchs bei seinem Onkel, einem reichen und mächtigen Mann in seiner Stadt Mekka auf.
Als junger Mann kam er auf Handelsreisen bis nach Syrien und hat dort öfters Unterweisungen in der damals weit verbreiteten Form des Christentums des Nestorianismus durch einen Mönch namens Bahira bekommen.
Das hat in dann dazu veranlasst, sich über Glauben und Religion Gedanken zu machen.
Durch die Heirat mit einer reichen Witwe, kam er zu Macht und Ansehen und erst mit vortgeschrittenem Alter hatte er dich ersten Visionen seiner Lehren vom Islam; das soll durch den Engel Gabriel geschehen sein.

Wie wir ja alle wissen war er sehr erfolgreich und hat mit den damals üblichen Methoden der Kriegsführung dem Islam zu Macht und eine rasche Verbreitung verholfen.
Das reicht erst mal zur Geschichte.
Islam kommt von Salam-Friede und ist mit dieser Wortform als allumfassender Friede zu verstehen.
Ein Muslim ist demzufolge "einer den Frieden liebender".
Der Islam hat auf jedem Fall einen Kult der sich sowohl in der Moschee als auch im Leben des Einzelnen täglich ausdrückt.
Rituell gesehen ist der Islam ein Konglomerat von christlichen, jüdischen und altarabischen Glaubensvorstellungen, wo von dann von dem Atbekannten etwas Neues enstanden ist.
Gerade die Cleverness mit der Mohammed diese Mischung mittels "göttlicher Botschaften" durch eben den Engel Gabriel im Koran dargestellt hat, und im Zusammenspiel seiner militärischer Erfolge hat den Islam damals so erfolgreich werden lassen.
Natürlich ist der Islam nicht in erster Linie aus einer christlichen Häresie entstanden.
Was allerdings aus den damaligen im Umlauf gewesenen christl. Häresien heraus im Koran gelandet ist, ist die Beschreibung Jesu.
Dort werden die Muslime ausdrücklich davor gewarnt, dem Dreigottglauben zu verfallen, nämlich:
Gott, Jesus und Maria (!).
Komischerweise wird die Geschichte der Verkündigung Mariens im Koran angeführt, in der ihr der Engel Gabriel erscheint und die Geburt Jesu ankündigt, dessen erwehrt sich ja die Mutter Gottes und wird von ihm beruhigt, dass das ja der Wille Gottes sei. Sie solle nur vertrauen.
Er soll dann in Gestalt eines vollkommenen Mannes zu ihr eingegangen sein. (Was auch immer das heissen soll)
Kein islamischer Gelehrte kann eigentlich wirklich sagen, warum diese Geschichte im Koran steht und was sie in Bezug auf Jesus aussagen soll.
Denn eigentlich ist Jesus ein Prophet wie alle anderen, der zudem noch Mohammed angekündigt hat, indem die Vorankündigung der Herabkunft des Hl Geistes (Parakletos) auf Mohammed bezogen wird.
Die Trinität wird als Glauben an drei Götter ausgelegt.
Gleichzeitig werden wir aber zu den monotheistischen Religionen gezählt.
Überhaupt durchzieht den Koran eine gegensätzliche Aussage die Andere.
Natürlich vergibt der Gott des Korans seinen Gläubigen die Sünden aber sich müssen sich dann vollkommen dem Gesetz übergeben sonst sind sie verloren.
Nicht-Muslime sind jedoch immer verloren; für sie gibt es keine andere Rettung ausser dem Islam.
Obwohl angeblich kein Zwang im Glauben sei (berühmter Spruch, mit dem Moslems immer für die Toleranz ihrer Religion werben) gilt dies nur für Christen und Juden, denn Heiden müssen den Islam annehmen oder sind des Todes und Moslems die eine andere Religion annehmen wollen müssen ebenfalls sterben.

Der Islam strebt ganz klar die Weltherrschaft an, auch wenn das so einfach sich nicht durchsetzen kann.
Es muss klar sein, dass es mit dem Islam eigentlich keinen Dialog geben kann, denn der Muslim annerkennt keinen Andersgläubigen als gleichberechtigten Gesprächspartner an.
Religionsgespräche dürfen nur im Sinne von Missionierung oder zu Zeiten von Krieg zur Zwangsbekehrung geschehen.
Die Unerbittlichkeit ihrer Religion und die heutige Situation in der islamischen Welt, lässt viele Muslime nach Alternativen suchen.
Dazu gehört auch die Platform des Internets; es gibt inzwischen viele Diskussionforen in allen wichtigen islamischen Sprachen die zum Inhalt das Christentum haben und wo die meisten Mitglieder Muslime sind.
Das zieht sich von der Türkei über die arabische Welt bis nach Pakistan und Indonesien.

Die Orthodoxie hat vor allem durch die griechische Kirche Anteil an der Mission in vielen Ländern.
Auch unter Muslimen; gerade ist vor kurzem der erste pakistanische Diakon geweiht worden. Eine Sensation, wenn man bedenkt, was für eine Gefahr das für den einzelnen bedeutet.
Es kommt nicht von ungefähr, dass der röm. Papst das Zitat eines byzantinischen Kaisers angeführt hat um den Islam zu charakterisieren:

"Zeig mir doch, was Mohammed Neues gebracht hat, und da wirst du nur Schlechtes und Inhumanes finden wie dies, dass er vorgeschrieben hat, den Glauben, den er predigte, durch das Schwert zu verbreiten‘. Der Kaiser begründet, nachdem er so zugeschlagen hat, dann eingehend, warum Glaubensverbreitung durch Gewalt widersinnig ist. Sie steht im Widerspruch zum Wesen Gottes und zum Wesen der Seele. ‚Gott hat kein Gefallen am Blut‘, sagt er, ‚und nicht vernunftgemäß, nicht ‚σὺν λόγω‘ zu handeln, ist dem Wesen Gottes zuwider. Der Glaube ist Frucht der Seele, nicht des Körpers. Wer also jemanden zum Glauben führen will, braucht die Fähigkeit zur guten Rede und ein rechtes Denken, nicht aber Gewalt und Drohung… Um eine vernünftige Seele zu überzeugen, braucht man nicht seinen Arm, nicht Schlagwerkzeuge noch sonst eines der Mittel, durch die man jemanden mit dem Tod bedrohen kann…‘."

Ich finde die klare Linie in Lehre und Praxis befähigt die Orthodoxie mehr als alle anderen Konfessionen den Muslimen das Christentum zu eröffnen.

LG Songul
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songul
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Beitrag von songul »

Metanoia hat geschrieben:Danke für die Klarstellung, lieber Sinaitis! Vielleicht haben wir einfach eine zu unterschiedliche Meinung dazu, was "Häresie" bedeutet. Für mich ist das eine Häresie, was als Ganzes nicht mehr "christlich" zu nennen ist, selbst wenn es sich auf das Evangelium beruft.
....
Metanoia
Lieber Metanoia,

Kurz zur Häresie:
Als Häresie (von griechisch αἵρεσις, haíresis „Wahl, Auswahl“) oder Heterodoxie (Andersgläubigkeit) wird eine Lehre bezeichnet, die im Widerspruch zur Lehre der christlichen Großkirche oder einer anderen Bezugsgröße steht und beansprucht, selbst die Wahrheit richtiger zum Ausdruck zu bringen. Gegenbegriff ist Orthodoxie (Rechtgläubigkeit). Eine Lehre oder Lebensform kann prinzipiell nur relativ zu einer anderen – als „orthodox“ beurteilten – als häretisch bezeichnet werden.
Du siehst also, der Begriff Häresie alleine schon stammt aus der Orthodoxie.
So gesehen sind alle anderen christl. Glaubenslehren die nicht mit der Lehre der orth. Kirche konform gehen, als häretisch anzusehen.

Andere Religionen sind nicht häretisch, es schlicht und einfach andere Religionen oder noch genauer: Ungläubige.

Mir kommt es eher so vor, als dass sich diejenigen, die so für die Orthodoxie schwärmen, vielleicht gerade noch bereit sind in die Liturgie zu gehen (ist ja soo schön) aber vor der Orthopraxie dann zurückschrecken, denn das würde ja bedeuten im täglichen Leben den Dienst an Gott miteinzubinden, und das ist dann doch etwas mühseliger als mal so Bibellesen und Lobpreis.

LG Songul
Metanoia
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Beitrag von Metanoia »

Liebe Songul,

herzlichen Dank für deine ausführlichen Beschreibungen zum Islam!
Wie wir ja alle wissen war er sehr erfolgreich und hat mit den damals üblichen Methoden der Kriegsführung dem Islam zu Macht und eine rasche Verbreitung verholfen.
Die große Expansion kam - soweit ich weiß - erst unter seinen Nachfolgern, den "rechtmäßigen" Kalifen, deren Zeit als goldene Zeit des Islams gilt. Sie haben Ägypten, Palästina, Nordafrika, Mesopotamien und Persien erobert. Ihr Vorteil war, dass Byzanz und Persien sich gerade gegenseitig durch einen harten Krieg gegenseitig geschwächt hatten und den Muslimen nichts entgegen setzen konnten. Wären Byzanz und Persien im Besitz ihrer vollen Stärke gewesen, dann wäre der Islam nicht weit gekommen.
Was ich merkwürdig finde: Die Muslime klagen uns wegen der Kreuzzüge an und die Juden wegen der Eroberung Israels. Ihre eigenen maßlosen Eroberungen im ganzen Orient bis Spanien bereuen sie dagegen mit keiner Silbe. Wäre es hier nicht an der Zeit für ein "Mea Culpa"?
Rituell gesehen ist der Islam ein Konglomerat von christlichen, jüdischen und altarabischen Glaubensvorstellungen, wo von dann von dem Atbekannten etwas Neues enstanden ist. Gerade die Cleverness mit der Mohammed diese Mischung mittels "göttlicher Botschaften" durch eben den Engel Gabriel im Koran dargestellt hat, und im Zusammenspiel seiner militärischer Erfolge hat den Islam damals so erfolgreich werden lassen.
Das stimmt. Viele Offenbarungen im Koran entsprechen Mohammeds persönlichen Interessen. Allein die Entscheidung, nach Mekka statt Jerusalem zu beten und die Kaaba als zentrales Heiligtum zu akzeptieren, zeugt von einem gewissen Opportunismus in den Offenbarungen. Das kam dem Nationalstolz der Araber entgegen und konnte sie für Mohammeds Monotheismus gewinnen.
Obwohl angeblich kein Zwang im Glauben sei (berühmter Spruch, mit dem Moslems immer für die Toleranz ihrer Religion werben) gilt dies nur für Christen und Juden
Er stellt uns nicht vor die Wahl "Islam oder tot", sondern "Islam oder Unterwerfung".
Die Orthodoxie hat vor allem durch die griechische Kirche Anteil an der Mission in vielen Ländern.
Auch unter Muslimen; gerade ist vor kurzem der erste pakistanische Diakon geweiht worden. Eine Sensation, wenn man bedenkt, was für eine Gefahr das für den einzelnen bedeutet.
Missioniert die griechisch-orthodoxe Kirche in der Türkei?
Es ist eine gute Nachricht, dass ein erster pakistanischer Diakon geweiht worden ist. Wo ist er geweiht worden? Ich kann mir vorstellen, dass es in Pakistan selbst sehr riskant wäre, einen Konvertiten zu weihen. Dort gibt es viele muslimische Fundamentalisten.
Ich finde die klare Linie in Lehre und Praxis befähigt die Orthodoxie mehr als alle anderen Konfessionen den Muslimen das Christentum zu eröffnen.
Das kann ich mir gut vorstellen. Die orthodoxe Kirche hat ihre Ursprünge im Orient und kann darum vielleicht besser auf die orientalische Religion "Islam" besser zugehen als westeuropäische Evangelikale.
Du siehst also, der Begriff Häresie alleine schon stammt aus der Orthodoxie.
So gesehen sind alle anderen christl. Glaubenslehren die nicht mit der Lehre der orth. Kirche konform gehen, als häretisch anzusehen.
Gibt es Wege der Rettung und Heiligung in den häretischen Konfessionen?
Mir kommt es eher so vor, als dass sich diejenigen, die so für die Orthodoxie schwärmen, vielleicht gerade noch bereit sind in die Liturgie zu gehen (ist ja soo schön) aber vor der Orthopraxie dann zurückschrecken
Was bedeutet die Orthopraxie im täglichen Leben?
Allgemein finde ich für Christen dies Wort des Johannes gut: "4 Wer sagt: Ich kenne ihn, und hält seine Gebote nicht, der ist ein Lügner, und in dem ist die Wahrheit nicht. 5 Wer aber sein Wort hält, in dem ist wahrlich die Liebe Gottes vollkommen. Daran erkennen wir, dass wir in ihm sind. 6 Wer sagt, dass er in ihm bleibt, der soll auch leben, wie er gelebt hat."

Die Liebe Gottes umfange euch!
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Beitrag von songul »

Hallo Metanoia,
herzlichen Dank für deine ausführlichen Beschreibungen zum Islam!
Keinen Dank dafür bitte, denn eigentlich habe ich keine grosse Lust über den Islam zu schreiben, aber ich finde einfach, dass in einem religiösen Forum über eine andere Religion immer korrekt geschrieben werden muss; vor allem was die Glaubensinhalte betrifft.
Wenn dann ein Moslem mitliesst, kann er wenigstens nicht behaupten, man würde seinen Glauben verunglimpfen.
Ansonsten haben ich und alle Orthodoxen die ich kenne mit Moslems und Islam nichts am Hut.

Allerdings gleich vorab: wenn irgendwelche Protestanten, allen voran Evangelikale, ihre Thesen hier verkünden wollen, selbst wenn sie in Form einer Diskussion verpacken, wird das hier ebenso auf nicht zu viel Gegenliebe treffen.

Und damit will ich dir gleich auf ein paar deiner Posts antworten:
Das kann ich mir gut vorstellen. Die orthodoxe Kirche hat ihre Ursprünge im Orient und kann darum vielleicht besser auf die orientalische Religion "Islam" besser zugehen als westeuropäische Evangelikale.
Die orthodoxe Kirche hat nicht ihre "Ursprünge im Orient".
Sie ist die originäre Kirche Christi und das die ersten tausend Jahre zusammen mit der "westeuropäischen" Kirche; nach dem Schisma und der immer extremer werdenden römischen Kirche hat uns das letztendlich auch noch den Protestantismus eingebrockt.
Ich drücke nur mit ein paar einfachen Worten aus, was uns bis heute endlose Debatten beschehrt, anstatt dass sich mal alle danach umschauen wo den das Original geblieben ist.
Gerade du, der du dir den schönen Namen "Metanoia" =Busse, Umkehr zu Gott (nach orth. Interpretation) gegeben hast, solltest dich wirklich darum kümmern.
Gibt es Wege der Rettung und Heiligung in den häretischen Konfessionen?
Jede Häresie wird für sich in Anspruch nehmen, den Weg zur Rettung zu wissen.
Dagegen anzudiskutieren macht wenig Sinn.
Rettung ist nur innerhalb der orthodoxen Kirche möglich, nicht weil wir der Meinung sind, die einzig wahre "Konfession" zu sein, sondern weil wir den christlichen Glauben repräsentieren von Anfang an unverändert bis heute.
Rettung innerhalb anderer Konfessionen ist nur dann möglich, wenn es irgendwann - so unser aller Hoffnung - die gespaltene Christenheit wieder zueinander gefunden hat.
Dann gäbe es zwar immer noch verschiedene Kulte und Traditionen aber die Theologie wäre dann einheitlich.
Diese Möglichkeit besteht meines Wissens jedoch nur für die röm. Kirche, die Protestanten hochkirchlicher Praxis, Altkatholiken - sofern sie von Frauenordination und ähnlichem wieder abkommen - für Evangelikale wird das sehr schwer sein; zu fern sind sie schon von der kirchlichen Praxis, der Lehre, den Sakramenten.
Was bedeutet die Orthopraxie im täglichen Leben?
Bedeutet für uns, unser Leben nach den Geboten der Kirche auszurichten:
zu Fasten, die Gottesdienste wann immer möglich zu besuchen, eine Gebetsregel für sich einzuhalten, zur Beichte zu gehen, so oft wie möglich die Hl. Kommunion empfangen, die Hl Schrift zu lesen, dazu die Lehren der Kirchenväter, die Heiligen zu ehren und vieles mehr....
All das richtet sich nach dem Glauben des einzelnen, denn obwohl viele von uns den Eindruck haben, wir seien ja viel strenger als die röm. Kirche, haben wir nie diese unerbittliche Dogmatik zu ertragen wie deren Gläubigen.
Die Orthodoxie ist ein ganzheitlicher Glaube und hat sich einer mal auf den Weg des Glaubens begeben, kommt das meiste ganz von selbst.
Vor allem wenn mad die Göttliche Liturgie regelmässig besucht.

Eine Bitte:
Fang nicht an uns mit Bibelzitaten zu überhäufen; wir Orthodoxe haben einfach ein ganz anderes Selbstverständnis, wie du vielleicht aus dem oben angeführten erkennen kannst und so nützen auch die besten Bibelsprüche nichts, dass wir uns zu euren Gunsten ändern sollten oder eurer Praxis des Christentums Zuspruch zollten.

LG Songul
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