Lieber Christodoulos,
ich kenne Beispiele, dass eine Epitimios ausgesprochen worden ist. Sie kommt also durchaus zur Anwendung.
christodoulos hat geschrieben:Gehören Epitimia überhaupt zur Beichte? Ich mein ist es fester Bestandteil der Beichte?
Heitz schreibt dazu in
"Christus in euch: Hoffnung auf Herrlichkeit" in der Antwort auf die Frage Nr. 104 „Wie wird die kirchliche Buße in der Orthodoxie vollzogen?“:
„Die Absolution geschieht korrekterweise in der Einzelbeichte. Dabei gilt jedoch zu beachten, dass das orthodoxe Verständnis der Beichte ein anderes ist als das römisch-katholische, wo dem Priester richterliche Funktion zukommt und er die Schwere der Sünden beurteilen muss, um das rechte Strafmaß aufzuerlegen. Die Orthodoxe Kirche kennt die Vorstellung nicht, dass der Büßer für die begangenen Sünden Satisfaktion (Genugtuung) zu leisten habe und er dies im Fegefeuer leisten müsse, wenn er sie auf Erden nicht vollständig erbringe. Zwar kann auch der orthodoxe Priester dem Beichtenden eine Buße (Epitimios) auferlegen, ihm z.B. für eine bestimmte Zeit die Kommunion verbieten. Aber er tut es aus seelsorgerlichen Gründen. Denn er ist nicht Richter an Gottes Statt, sondern als Repräsentant der apostolischen Kirche bevollmächtigter Fürbitter und Seelenarzt;…“
Es gibt also in dem Sinne kein „Orthodoxes StGB“, welches letztendlich in eine Sackgasse führen würde (in Europa gipfelte so etwas in den Ereignissen 1517). Dagegen ist es wichtig zu beachten, dass die Buße ein Mysterium ist (im hiesigen Sprachgebrauch auch „Sakrament“), bei dem der Priester lediglich der Zeuge oder der Mittler zwischen Gott und dem Büßenden ist.
Ich habe z.B. erfahren, dass ein Priester sich selbst darüber in einem Gespräch mit seinem geistigen Kind wunderte, was er ihm während der Beichte gesagt hatte. Nicht, dass er Schwierigkeiten mit dem Gedächtnis hatte; nein, Gott sprach durch und mit ihm während des Mysteriums. Somit liegt es nicht am Priester allein, ob er eine Epitimios vergibt oder nicht.
Die Epitimios ist danach kein fester Bestandteil der Beichte, sondern wird als Hilfestellung für den Büßenden bei Notwendigkeit auferlegt.
christodoulos hat geschrieben:Welche Orientierungshilfen haben Priester?
Die Entscheidungen der ökumenischen Konzilien, die apostolischen Kanone dürften neben dem, was allgemein unsere Glaubensgrundlagen sind, als Orientierungshilfen dienen.
In der russisch-orthodoxen Kirche gibt es dazu das „Handbuch für den Priester“ (
Настольная книга священнослужителя), welches auch dem Priester eine entsprechende Hilfestellung gibt.
In Christo
Igor