Liebe Forianer,
ich möchte aus gegebenen Anlass diesen Strang wiederbeleben.
Es wurde schon mehrmals eingegangen auf den politischen Islam (und auch dieser Begriff ist in gewisser Weise eine neue Form des Neusprech, um nicht alle Muslime über einen Kamm zu scheren), der gerade unter den Christen im Nahen Osten und Teilen Afrikas viel Leid verursacht
viewtopic.php?f=7&t=1892&p=23984&hilit= ... ebe#p21789,
viewtopic.php?f=16&t=2396&hilit=islam.
Dazu kommen die Meldungen, dass bereits in den "Flüchtlingsheimen" Deutschlands Christen sich zusehends durch muslimische Migranten bedroht fühlen müssen (
viewtopic.php?f=16&t=2396&p=39923&hilit=islam#p39923), während die Amtskirchen anscheinend den Mantel des Schweigens ausbreiten und lieber Deffinitionen herausbringen, was ein wahrer Christ bestimmt nicht machen dürfe .... Vice versa, wer nicht so denkt, wie die deutschen Amtskirchen, ist kein Christ- was ein Urteil!
Num zum Begriff der Feindesliebe:
Matthaeus 5
…43Ihr habt gehört, daß gesagt ist: "Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen." 44Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde; segnet, die euch fluchen; tut wohl denen, die euch hassen; bittet für die, so euch beleidigen und verfolgen, 45auf daß ihr Kinder seid eures Vater im Himmel; denn er läßt seine Sonne aufgehen über die Bösen und über die Guten und läßt regnen über Gerechte und Ungerechte.…
Mit dem oben einleitenden Teil gehe ich natürlich ganz bewusst auf einen zunehmend erstakenden und sich politisch radikalisierenden Islam ein, der nicht erst seit der Existenz des IS eine Bedrohung für Juden, Christen, Jessiden, Buddhisten u.v.a. ist, sondern seit knapp 1400 Jahren.
Und mit der Frage der Feindesliebe versuche ich natürlich diese Bedrohung für mich einzuordnen.
Folgende Gedanken:
Wenn der Herr davon spricht, unsere Feinde zu lieben, die zu segnen die uns fluchen, denen wohl zu tun, die uns hassen, und für die zu bitten, die uns beleidigen und verfolgen, macht das für mich persönlich - trotz Bedrohung - sinn.
Ich ziehe dort aber einen anderen Schluss, als die Hüter der leeren Gotteshäuser in Deutschland:
Hasse ich, muss ich das Objekt meines Hasses entmenschlichen, um meinen Hass freien Lauf zu lassen und meinen Feind u.U. vernichten zu können. Durch diesen Zustand entmenschliche ich mich aber selbst und entferne mich - so mein Verständnis - als Ebenbild Gottes von Gott. Darum auch die Milde, zu lieben, segnen und zu bitten. Soweit, so gut.
Habe ich diese Einstellung mache ich mir aber auch niemanden zum Feind.
Wie sieht es dann aber mit denen aus, die sich uns zum Feind machen?
Sie sind es doch, die hassen, keine Milde walten lassen wollen, unseresgleichen entmenschlichen und sich durch das eigenmächtige Verurteilen und Töten selbst zu Götzen erheben. Bleiben sie nicht trotzdem Feinde? Und sagt nicht Jesus Christus, dass wir sie zwar lieben sollen, nennt sie aber trotzdem Feinde? Er sagt nicht: "Machet Eure Feinde zu Brüdern"
Was mich an dieser Frage interessiert ist eigentlich folgender Schluss:
Herrscht diese Bedrohung so akkut, wie in Syrien und im Irak; dass heißt, dass die eigenen Familien, Kinder, Kultur und Glaube Gefahr laufen, Opfer dieser Expansion zu werden, ist man dann der Worte des Herrn wegen genötigt, sich als Märtyrer abschlachten zu lassen? Oder darf ein Christ zur Verteidigung die Waffe ergreifen? Selbstverständlich dann ohne Hass!
Was mich nämlich bewegt, ist die gesamte Haltung, die in unserem Land herrscht, ob nun christlich motiviert oder nicht. Ich habe den o.g. Teil des Evangeliums stets so interpretiert, dass man sich selbverständlich verteidigen darf. Nur das die Feinheit und Herausforderung darin besteht, eben nicht zu hassen und eben nicht zum Monster zu werden. Ergibt sich der Feind, lässt man Milde walten, geht man ins Gebet, bitte man für ihn (auch dafür, zur Erkenntnis des liebenden Gottes zu gelangen), hat er Not, sollte man ihm helfen (Ich muss mich dabei immer an Anekdoten aus dem Anfang des Ersten Weltkriegs erinnern, in denen von der Solidarität der einfachen Soldaten zu denen des Gegners berichtet wird).
Fliehen Menschen hierher, können die als Schutzbefohlene und die wirklich Schwachen aufgenommen werden, die anderen, die nicht immer mit guten Absichten und Respekt unserer Kultur gegenüber, kommen, nicht. Was nicht heißt, dass man sie ertrinken, verdursten und verhungern lassen soll, auch sie können Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft erfahren - nur nicht hier.
Auch bin ich der Meinung, dass ich als Christ verantwortlich bin, wie ich meinen Nächsten begegne ("Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan ..."). Das aber eben nicht auf irgendwelche staatlichen und kirchlichen Organisationen abwälzen kann, um mich moralisch gut fühlen zu können. Das heißt hier aber auch, Politik und Glauben zu trennen. Was mir nämlich an der Diskussion in Deutscland fehlt, ist die individuelle Freiheit eines jeden Christen zu betonen und nicht eine ideologisierte Debatte zu führen, in der Andersdenkende nicht mehr als Christen anerkannt werden.
Was mich also interessiert sind einige Aspekte:
Wie wird in der orthodoxen Theologie/Welt die Thematik der Feindesliebe behandelt? Wie äußert sich das ganze im praktischen Leben für den einzelnen?
Wie würden andere hier im Forum die Feindesliebe leben, vor allem dann, wenn es um die eigene Existenz geht?
Wie wurde diese Problematik in den Kirchen auf dem Balkan behandelt, als man durch die Osmanen in eine vergleichbare Situation gelangt ist, wie sie nun im Irak und Syrien herrscht?
Ich freue mich auf interessante Antworten und eine hoffentlich faire Diskussion.
Euer Hetairos