Interpretation zur Offenbarung Johannes gesucht

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Billy the Kid
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Interpretation zur Offenbarung Johannes gesucht

Beitrag von Billy the Kid »

Hi, wie der Tietel es schon sagt, wollte ich mal Fragen ob es eine gute interpretation zur Offenbarung Johannes gibt. Ich weiss dass es nie ganz verstanden wurde, aber zummindest Teile sind doch schon gedeutet worden oder?
Kann mir wer dazu einen Link empfehlen oder schreiben, was ihr selber dazu wisst?
Ich wuerde euch sehr dankber sein.

MFG :wink:
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IoannesProselytos
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Beitrag von IoannesProselytos »

Xpristos anesti!

Was ist eine "gute Interpretation"? Eine, die in der Tradition der Kirche steht, die mit der heiligen Überlieferung übereinstimmt bzw. nicht gegen sie irgendwie verstößt? Eine, die sich nicht historisch-kritisch ausspinnt?

Inwiefern "gedeutet"? Ganz wird man die Apokalypse nie deuten können, bis nicht wirklich das Ende der Zeiten eintrifft und Christus in Seiner ganzen Herrlichkeit wiederkehrt. Manche haben es wohl, auf ihre eigentlich doch recht beschränkte Weise versucht, indem sie eigentlich alles in die Vergangenheit zu verlegen versuchten, um es dann mit ihren fürchterlichen Methoden einfach aufzulösen ...
Billy the Kid
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Beitrag von Billy the Kid »

Naja, ich meine ...
Es gibt, so hab ich es gehoert, einige Patriarche und andere Geistliche, die Teile davon gedeutet haben. Oder zummindest eine Ahnung haben, was mit einigen Passagen gemeint sein koennte. Als Beispiel: das die 10 Kronen als Symbol von Macht ueber 10 etwas stehen, was die sind, weis ich nicht, aber zummindest etwas. (Es koennten Laender, Religionen etc. sein).
Sowas halt,

lg
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IoannesProselytos
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Beitrag von IoannesProselytos »

In was für einer Sprache wäre es denn wünschenswert?
protopeter
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Beitrag von protopeter »

Lieber Ilia !

Eine sehr gute Darlegung der Johannesoffenbarung ist das folgende Buch:

Archbishop Averky, The Apocalypse of St. John, Platina 1987

Erzbischof Averkij gehörte der Russischen Auslandskirche an und war besonders durch seine Schriftkommentare bekannt, die er im Geist der Kirchenväter verfaßte. In diesem Sinn ist diese Auslegung eine nicht unwichtige Hinführung zum Buch der Offenbarung im orthodoxen Verständnis.

Herzliche Grüße sendet
Erzpr. Peter
IoannesProselytos
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Beitrag von IoannesProselytos »

Gibt's auch irgendwas auf Deutsch in diese Richtung?
Billy the Kid
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Beitrag von Billy the Kid »

Leider kann ich auch kein Russisch. Also auf Deutsch waehre auch fuer mich sehr wuenschenswert.
Ach ja, gibt es sowas im Internet, oder musste man es kaufen? Denn das waehre ja nicht sooo unproblematisch.
Naja, danke fuer die schnellen Antworten. 8)

Lg
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protopeter
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Beitrag von protopeter »

Lieber Ilia !

Das genannte Buch ist auf Englisch geschrieben und bei Amazon erhältlich - einfach suchen !

Herzliche Grüße,
Erzpr. Peter
Billy the Kid
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Beitrag von Billy the Kid »

Alles klar, dank dir :D

In 2 Monaten bin ich 18, dann kann ich es kaufen, (bis da geht es nicht bei Amazon...in diesem seltsamen Land/Insel :lol: )
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IoannesProselytos
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Beitrag von IoannesProselytos »

Zur Johannes-Apokalypse: Wie kann und soll man sie überhaupt verstehen? Sieht die Orthodoxie auch noch ihre Bedeutung für die Gegenwart und auch für die Zukunft?

Ich hoffe nämlich schon, denn im Westen hat es sich teilweise eingebürgert, sie nur mehr als schon etwas Geschehenes zu deuten!
Milo
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Beitrag von Milo »

Lieber Ioannes,

nur soviel zu deiner letzten Frage...

das Reich Gottes ist Ein stetig Kommendes.


Die Orthodoxe Kirche deutet bewusst nicht dieses Buch im Gottesdienst. Warum wohl?

Gruß!

vielleiht in Rätseln sprechender Milo
protopeter
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Beitrag von protopeter »

Lieber Ioannes !

Die Johannesapokalypse erfährt in orthodoxer Interpretation ihre hervorragende Bedeutung vor allem als Trostbuch, als eine Darstellung der verschiedenartigen Angriffe auf die Kirche Christi, das daraus entstandene Leid - aber auch als die deutliche Gewißheit, daß das Lamm Gottes, der Gottmensch Jesus Christus, über alle Anfechtungen den Sieg davonträgt und durch Ihn die Macht des Bösen definitiv besiegt wird.

Die Botschaft dieses neutestamentlichen Buches hatte ihre spezielle Relevanz während der Verfolgungen der ersten Jahrhunderte, verlor aber nach orthodoxer Auffassung auch für die Gegenwart und die Zukunft nichts an Bedeutung. Interessant ist vielleicht, daß die Apokalypse in der orthodoxen Tradition niemals als gottesdienstliche Lesung Verwendung fand.

Mit Segenswünschen grüßt
Erzpr. Peter
IoannesProselytos
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Beitrag von IoannesProselytos »

Xpristos anesti!

Das es sich so verhält freut mich sehr! Gott sei dank. Eine Frage hätte ich noch bzw. wäre eine Erläuterung freundlich:
...verlor aber nach orthodoxer Auffassung auch für die Gegenwart und die Zukunft nichts an Bedeutung.
Wie darf man das genau auffassen, ehrwürdiger Vater Peter?
protopeter
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Beitrag von protopeter »

Lieber Ioannes !

Wie Du selbst schon geschrieben hast, gibt es Tendenzen, die Aussage der Johannesapokalypse in einen rein historischen Kontext zu stellen - es wird beispielsweise sehr häufig darauf verwiesen, daß die Offenbarung auf damals zeitgenössische Verfolgungen Bezug nimmt. Genau mit dieser Interpretation wird jedoch die Grundaussage dieses biblischen Buches relativiert und möglicherweise auch ad absurdum geführt.

Dagegen steht nun die orthodoxe Wahrnehmung, die - indem sie gerade den Aspekt der Apokalypse als Trostbuch hervorhebt - sehr wohl die zeitübergreifende Bedeutung dieser Schrift betont. Angiffe und Versuchungen diverser Art waren und sind zu allen Epochen möglich; Sinn einer "orthodoxen Apokalyptik" muß es sein, die Wahrheit der gottmenschlichen Heilszuwendung umso eindrücklicher zu betonen und die Frohe Botschaft eben nicht zu einer "Drohbotschaft" zu pervertieren -wie das durchaus immer wieder in heterodoxen und sektiererischen Kreisen geschieht.

In der Liebe Christi grüßt
Erzpr. Peter
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Apokalypse

Beitrag von peter »

Liebe Freunde,

jenseits rein frühchristlicher Betrachtung, wo inmitten von Verfolgung das
Trostbuch über den unmittelbaren Schrecken hinauswies, erwächst uns heute aus der Offenbarung des Johannes ein Koordinaten- und Deutungsarsenal für die vorausliegende Endzeit. Die Präzision der Aussagen dieser "prophitia" muß einem orthodox Gläubigen bewußt bleiben: "Wenn jemand etwas hinzufügt, wird Gott ihm die beschriebenen Plagen dieses Buches auflegen, und wenn jemand etwas wegnimmt von den Worten des Buches dieser Weissagung, wird Gott seinen Anteil wegnehmen am Baum des Lebens und an der heiligen Stadt". Das Wort Apokalypse im Sinne von "Enthüllung" enthält eine innere Dialektik, die ebenso eine "Drohbotschaft", aber viel entscheidender (was die Untergangspropheten verdrängen und die Konfessionen verflachen) eine Heilsbotschaft birgt, und zwar die christlich-zentrale eines Himmlischen Jerusalem. Judaistisch wird hieraus immer wieder Jerusalem als irdische Zukunfsthauptstadt abgeleitet. Und weil hieraus die Militärszenarien der Gegenwart entspringen, wird es in näherer Zukunft mit annähernder Gewißheit in der Tat zur "Apokalypse" im negativen Sinne kommen, wie es Johannes für die Endzeit vorhergesagt hat. Gerade das aber darf uns Orthodoxe nicht beirren, die wir in der Gnade des Herrn Jesus Christus zu stehen hoffen. Die Wiederkehr unseres Heilands, Retters, Erlösers wird über den bösen Endzeitspuk siegen, und den unbeirrt Gläubigen ein himmlisches Ende bereiten. Im genannten Apokalypse-Buch des Erzbischofs Averky Taushev (übrigens 1995 von der St. Herman of Alaska Brotherhood in der Bearbeitung von Fr. Seraphim Rose herausgegeben) sind alle Kapitel von 1 bis 22 äußerst lichtvoll durchkommentiert. Sehr ergiebig ist auch das Buch von Dennis E. Engleman (leider englisch): "Ultimate Things - An Orthodox Christian Perspective on the End Times (Conciliar Press, Ben Lomond, California). welches Endzeitphänomene des Antichristen zur Heilsbotschaft auf moderne Weise in Beziehung setzt.

"Die Gnade des Herrn Jesus (sei) mit allen !"

Peter
"Selig sind die, die nicht gesehen und doch geglaubt haben" (Joh. 20,31)
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