Orthodoxe Mariologie

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Irenäus
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Re: Orthodoxe Mariologie

Beitrag von Irenäus »

Xpistos anesti!
Stefan hat geschrieben:Das soll wohl heißen, dass der Glaube an die Aufnahme des Leibes Mariens in den Himmel dem einzelnen Gläubigen überlassen wird.
Na ja, gut, so einfach ist es dann auch wieder nicht. Die Überlieferung dessen, wird immerhin als ein Hochfest gefeiert und jeder orth. Christ ist auch Hüter der kirchlichen Überlieferung.

Die heiligste Gottesgebärerin ist bereits - nach ihrem Ableben, wohlgemerkt! - mit ihrem Leib auferstanden, das bezeugt die Tradition und die Liturgie hier; ansonsten hat die Auferstehung (bei allen Entschlafenen) tatsächlich noch nicht stattgefunden.
Καταξίωσoν, Kύριε,
εν τη ημέρα ταύτη
αναμαρτήτους φυλαχθηναι ημας.


(aus: Große Doxologie)
Stefan
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Re: Orthodoxe Mariologie

Beitrag von Stefan »

Irenäus hat geschrieben:
Na ja, gut, so einfach ist es dann auch wieder nicht. Die Überlieferung dessen, wird immerhin als ein Hochfest gefeiert und jeder orth. Christ ist auch Hüter der kirchlichen Überlieferung.

Die heiligste Gottesgebärerin ist bereits - nach ihrem Ableben, wohlgemerkt! - mit ihrem Leib auferstanden, das bezeugt die Tradition und die Liturgie hier; ansonsten hat die Auferstehung (bei allen Entschlafenen) tatsächlich noch nicht stattgefunden.
Stellt sich trotzdem die Frage, warum es nicht dogmatisiert ist. Das darauf zurückzuführen, dass es nie umstritten war, halte ich für falsch. Bakin erwähnte weiter oben, dass es einfach keine große Bedeutung hat und eben auch die Grundlage fehlt- das trifft es wohl vielmehr.
Pomazanskij schreibt, die ältesten Quellen sind nicht älter als aud dem 6. Jh, "und die Orthodoxe Kirche schreibt ihnen -bei allem Respekt ihnen gegenüber- nicht die Bedeutung einer dogmatischen Grundlage bei. Die Kirche hat, obgleich sie die Überlieferung der Aufnahme des Leibes der Gottesmutter in den Himmel akzeptiert, diese fromme Tradition nicht als eine der grundlegenden Wahrheiten oder Dogmen des christlichen Glaubens betrachtet, und betrachtet sie auch heute nicht als eine solche."

Das Fest heißt meines Wissens ja nicht "Leibliche Aufnahme der Gottesgebärerin", sondern "Fest der Entschlafung der Allheiligen Gottesgebärerin". Das bestimmt auch nicht ohne Grund Und leibliche Aufnahme des toten[!] Leibes bedeutet auch nicht zwangsläufig Auferstehung (eine Wiedervereinigung von Leib und Seele)- das widerspräche nun tatsächlich der angeführten Stelle von Paulus. Gehört nicht auch Maria bis zum Tag der Allgemeinen Auferstehung zu den Geistern der vollendeten Gerechten im himmlichen Jerusalem?
Der Glaube daran wird so lange nicht verpflichtend, so lange es nicht dogmatisiert ist. Und bei allem Respekt gegenüber den daran Gläubigen, für mich hat es im Glaubensleben keine Relevanz.
Irenäus
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Re: Orthodoxe Mariologie

Beitrag von Irenäus »

Stefan hat geschrieben:Der Glaube daran wird so lange nicht verpflichtend, so lange es nicht dogmatisiert ist.
Das ist dieser unselige Geist, wie er auch im Westen vorherrscht. Sind wir froh, dass noch so viele an die immerwährende Jungfrauschaft der Gottesgebärerin glauben - die ist ja auch nicht speziell definiert und nicht explizit in der Hl. Schrift belegt ...


Und wo genau ist der (konstruierte) Widerspruch? Damit dieser gegeben ist, müsste nachgewiesen werden, dass der Apostel aufgrund göttlicher Eingabe, davon sprach, dass die Auferstehung ausnahmslos bei überhaupt gar niemanden aus keinem, wie auch immer gearteten Grund stattgefunden haben könne. Aus diesem recht allgemeinen Vers ergibt sich das nicht, also viel Spaß damit ...
Stefan hat geschrieben:Gehört nicht auch Maria bis zum Tag der Allgemeinen Auferstehung zu den Geistern der vollendeten Gerechten im himmlichen Jerusalem?
Das ist eine rhetorische Frage, die, wenn man sie so versteht, wie es offenbar intendiert ist, auf eine "petitio principii" hinausläuft. Es wird da schon vorausgesetzt, dass es so sei und damit durch das vorausgesetzte (negative) Ergebnis einer Untersuchung, die nie geführt wurde, die Sache der Untersuchung selbst verworfen.

Die liturgische Feier als solche, ist erstmalig in Jerusalem zur Mitte des 5. Jhdt. nachzuweisen (siehe auch weiter vorne Vater Peter).
Stefan hat geschrieben:Das darauf zurückzuführen, dass es nie umstritten war, halte ich für falsch.
Wieso die Aufnahme des Leibes Mariens - nach ihrer Entschlafung - in den Himmel besonders umstritten gewesen sein soll (wo sie dies doch "akzeptiert", wie oben zitiert), könnte man auch ruhig darlegen ...
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Stefan
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Re: Orthodoxe Mariologie

Beitrag von Stefan »

Oh, vorhin hatte ich so viel geschrieben und wohl nur auf Vorschau gedrückt :)
Ja ein wenig rethorisch war die eine Frage schon.. gebe ich ja zu.
Jetzt nur kurz diese Fragen: Im Zusammenhang mit dem Fest der Entschlafung der Gottesgebärerin geht ja um die Aufnahme des Leibes (nach ihrem leiblichen Tod) in den Himmel. Impliziert das überhaupt eine leibliche Auferstehung? Sollen wir uns Maria (im Unterschied zu allen anderen) nicht nur als Geist, sondern auch leiblich im Himmel vorstellen? Was soll uns mit dieser Tradition gesagt werden?
Irenäus hat geschrieben:
Das ist dieser unselige Geist, wie er auch im Westen vorherrscht. Sind wir froh, dass noch so viele an die immerwährende Jungfrauschaft der Gottesgebärerin glauben - die ist ja auch nicht speziell definiert und nicht explizit in der Hl. Schrift belegt ...
Johannes Chrysostomos erläutert es in seinem Matthäuskommentar und hat mir damit sehr geholfen. Und nach allegorischer Exegese wird auch Hesekiel 44,2 auf Marias Jungfräulichkeit gedeutet. Gibt es ähnliche Stellen bzw. Erläuterungen Heiliger Väter zur Aufnahme des Leibes?
Irenäus
Beiträge: 54
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Re: Orthodoxe Mariologie

Beitrag von Irenäus »

Xpistos anesti!
Stefan hat geschrieben:Gibt es ähnliche Stellen bzw. Erläuterungen Heiliger Väter zur Aufnahme des Leibes?
Ja, es gibt z. B. eine vom hl. Gregor Palamas, aber die muss ich jetzt erst wieder suchen.
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christodoulos
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Re: Orthodoxe Mariologie

Beitrag von christodoulos »

Hallo,

die Lehre, dass die Allheilige Gottesgebärerin mit Leib und Seele aufgenommen wurde, ist Teil der Überlieferung der Kirche. Es stellt also keine "priavate Meinung" dar. Die Orthodoxe Kirche folgt einer anderen dogmatischen Tradition als die Westkirchen. Ausserdem ist es nicht üblich Dogmen über die Gottesmutter zu verkünden. Das Dogma, dass besagt, dass die Jungfrau Maria in Wahrheit Gottesgebärerin ist, ist eigentlich ein christologisches Dogma - KEIN MARIANISCHES (es gibt auch keine orthodoxe Mariologie).

Unter dem Vorsitz des großen Patriarchen Dositheos wurde auf der Synode von Jerusalem 1672 folgende Lehre verkündet (also lange VOR DEN KATHOLIKEN):

"...,dass der Allheilige Leib der Gottesgebärerin in ein Grab gelegt wurde, jedoch wie Christus wurde Sie aufgenommen und versetzt (metastasis) in die Himmel am dritten Tag."
Leo2
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Re: Orthodoxe Mariologie

Beitrag von Leo2 »

ich weiss nicht ob "Die Wundertätige Medaille" auch bei den orthodoxen Christen bekannt ist.
http://www.die-wundertaetige-medaille.de/
diese Medaille trage ich schon lange und kann sie nur jedem Christen, egal welcher Konfession, empfehlen.
sollte natürlich gesegnet sein, und regelmäßig das Ave Maria beten!

:wink:
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Thuja
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Re: Orthodoxe Mariologie

Beitrag von Thuja »

Lieber Leo2,

diese Medaille hat mit der Orthodoxie nicht das geringste zu tun, ist eine rein römisch-katholische Angelegenheit!
Und das "Ave Maria" der römisch-katholischen Kirche kennen wir Orthodoxen etwas anders. Bei uns heißt der Text auf Deutsch folgendermaßen:

Gottesgebärerin und Jungfrau, freue dich,
hochbegnadete Maria, der Herr ist mit dir.
Gesegnet bist du unter den Frauen,
und gesegnet ist die Frucht deines Leibes,
die du geboren hast den Retter unserer Seelen.

Davon gibt es allerdings auch wunderschöne Vertonungen, die auch in den Gottesdiensten gesungen werden! Und auch sonst, "privat" im stillen Kämmerlein wird dieses Gebet oft gebetet!

Liebe Grüße
Thuja
Господи помилуй мя!
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