Teilnahme von Nicht-Orthodoxen

Orthodoxe Kirche und Gesellschaft, Theologie
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Walter
Beiträge: 443
Registriert: 01.06.2006, 18:53

Teilnahme von Nicht-Orthodoxen

Beitrag von Walter »

Liebe Väter, Brüder und Schwestern!

Fest steht, dass es keine Interkommunion zwischen orthodoxen und anderen christlichen Kirchen geben darf! Öfters wurde hier die Frage gestellt, inwieweit Nicht-Orthodoxe aber überhaupt an orthodoxen Gottesdiensten, speziell der Göttlichen Liturgie, teilnehmen dürfen. Dazu:
Vater JOHANNES Nothhaas, Mainz, hat geschrieben:Noch bevor der Gläubige das Kirchenschiff betritt, durchquert er den Narthex. In diesem Vorraum ist während des Gottesdienstes der Platz der Katechumen, der auf die vollständige Mitfeier des Mysteriums noch nicht Vorbereiteten vor ihrer Taufe und der nicht zur Feier Bereiteten im Stand der Büßenden. Nach altkirchlicher Tradition dient es nicht dem Wohle aller, wenn alle an allem in gleicher Weise teilnehmen. Die Katechumen können nur am Wortteil voll teilnehmen. Vor dem eucharistischen Teil werden sie vom Diakon mit dem Ruf: "Ihr Katechumenen alle, gehet hinaus. Katechumenen gehet hinaus. Keiner der Katechumenen bleibe!" Der Sinn dieser Maßnahme, die heute noch in vielen Klöstern - vor allem auf dem Heiligen Berg praktiziert wird, ist die Bewahrung des Göttlichen Mysteriums in seiner Bedeutung für unser Heil. Ein Nichtvorbereiteter soll es nicht schauen. Der in Brot und Wein anwesende Herr soll nicht in ungläubigen Augen profaniert werden. Der Verweis der Büßenden an diesen Ort soll unterstreichen, dass sie solange sie von ihren Sünden gefangen sind, nicht an der Kommunion des Leibes Christi, der Kirche, teilnehmen können. Die Strenge dieser Praxis war der Kirche nicht zum Schaden gewesen.

Aus: Einführung in die Göttliche Liturgie
Grigorios Larentzakis hat geschrieben:In der Frühkirche war auch nicht alles ideal. Es gab sehr viele Schwierigkeiten und Probleme. Dennoch betrachteten es viele Menschen als ein großes Glück, wenn sie die Möglichkeit bekamen, Christen zu werden. Sie haben den beschwerlichen Weg der Vorbereitung auf sich genommen, um zu ihrem Ziel zu gelangen. Es waren die Katechumenen, die Unterwiesenen, die geduldig auf ihre Aufnahme gewartet haben. Es gab den für sie eigenen Raum in der Kirche, die Vorhalle im Kirchengebäude (Narthex). Für sie gab es bestimmte Teile des Gottesdienstes. Sie durften nicht im Hauptraum der Kirche sein, in dem die Gläubigen waren. Sie durften auch nicht während des ganzen Gottesdienstes im Kirchenraum bleiben. Aber sie haben geduldig gewartet, sie haben sich intensiv vorbereitet. Nach der Einführung der Kindertaufe ist es dann allerdings leichter geworden.

Aus: ?Die Orthodoxe Kirche?
In einigen Athosklöstern und einem nicht weniger weltabgeschiedenen Kloster im griechischen Pilion habe ich tatsächlich erlebt, dass Nicht-Orthodoxe (unabhängig, ob sie katholisch, protestantisch oder gar nicht getauft waren*) den Kirchenraum nicht betreten durften, sogar auch außerhalb der Gottesdienstzeiten. Dass Katechumnen oder Nicht-Orthodoxe nach dem Wortgottesdienst hinaus gehen sollten, dagegen noch nie (die Athosklöster haben allerdings massive Türen zwischen Hauptraum und Narthex, die dann oft auch geschlossen werden).

In den meisten Gemeindekirchen ist es durchaus üblich, dass alle, die in der Liturgie mitbeten wollen, das auch bis zum Schluss dürfen und sogar Segen und Antidoron empfangen können. Viele Kirchen haben auch keinen Nathex mehr oder er wird als Verkaufsraum für Bücher und Kerzen, etc. genutzt.


Wie seht ihr das?

LG
Walter



* Allerdings bekommt man dort zumeist eine umgehende (Neu-)Taufe angeboten (also ohne "geduldiges Warten und intensive Vorbereitung").
γενηθήτω το θέλημά σου·
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Jeremias
Hypodiakon
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Beitrag von Jeremias »

Das Erleben einer orthodoxen Liturgie ist für viele Nichtorthodoxe etwas sehr Besonderes. Aus ökumenischen Gesichtspunkten halte ich es daher in den Gemeindekirchen für nicht sinnvoll, eine Trennung einzuführen. Die Klöster aber sind die geistigen Zentren der Kirche und dort soll es so sein, wie die Mönche das für richtig halten und diese Tradition ist sicherlich in einem Kloster durchaus angebracht.

Achja: Interkommunion bleibt IMHO trotzdem verboten.
Milo
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Beitrag von Milo »

Erst mal in Grüß Gott, BlackandGold!

Ich gebe dir Recht das es von großer Bedeutung ist eine heilige Liturgie zu erleben. Das durften ja schon früher auch alle! Allerdings so wie br. Walter es sagte, gab es das Nartex...und am Anfang ist der Teil der Liturgie wo Katehumenen (heute Interessierte am unverfälschtem Glauben) auf jeden Fall teilnahmen im Schiff...sie hörten das Evangelium, die Erläuterung, Apostel...und dann wurden sie aufgefordert rauszugehen, denn sie sind nicht eins mit der Gemeinschaft die sich Gott hingibebt im glaubens/eucharistischen Sinne. Oder? Wenn sie es wären (einssein) dann wären sie orthodox getauft und somit vollständiges Mitglied der einen Kirche.
Der orthodoxe Gottesdienst enthällt alle Handlungen die entweder einen eshatologischen Karakter tragen, oder didaktischen (wie Ikonen zB. auch).
Da ist nichts Überflüssiges dabei, und nichts Undeffiniertes!
Daher müssen sich diejenigen, welche der Gemeinschaft der Heiligen nicht voll angehören, entfernen, denn dann beginnt der Teil der Gläubigen, welche das Opfer dem HErrn dar bringen, und welche nur davon Kosten dürfen (Eucharastie).
Sie müssen also vom Schiff zum Nartex über.

Entweder wir handeln so (nicht nur im Kloster), oder wir sollten die Liturgische Ordnung, bzw. den Text ändern. Traust du dir das zu?

Ich meine das wir heute das nicht durch einen Raum/Wand trennen müssten, aber es würde reichen wenn die Ketechumenen/Gäste in diesem Moment nach hinten gehen, und die Gläubigen nach vorne treten. Aber nicht einmal um das wird bemüht.

Zu dem Schlußsegen und den Antidoron, starte ich einen neuen Beitrag.

Christus unter uns,

Milo
+
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Sebastian
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Beitrag von Sebastian »

Der HERR ist auferstanden! Freuet Euch!

Lieber Milo,

ich denke nach einiger Zeit hier im Forum kann ich mitlerweile große Teile deiner Ansichten verstehen bzw nachvollziehen. Es geht dir um das Bewahren, denn wenn das was über Jahrhunderte bestand hatte verloren geht liegt die Gefahr nahe, dass auch die göttliche Wahrheit verloren geht.

Dies verstehe ich allerdings nicht ganz:
Milo hat geschrieben: sie hörten das Evangelium, die Erläuterung, Apostel...und dann wurden sie aufgefordert rauszugehen, denn sie sind nicht eins mit der Gemeinschaft die sich Gott hingibebt im glaubens/eucharistischen Sinne. Oder? Wenn sie es wären (einssein) dann wären sie orthodox getauft und somit vollständiges Mitglied der einen Kirche.
Auf mich macht dies einen etwas unkoordinierten Eindruck. Du begründest diese Gemeinschaft mit dem einen gemeinsamen Glaubensfundament und im nächsten Satz ist es die orthodoxe Taufe, die ausschlaggebend für die Gemeinschaft ist. Was denn nun? Glaubensbekenntnis, oder Taufe? Aber vielleicht verstehe ich dich auch nur falsch.

Ich respektiere deine Meinung, möchte aber auch auf der anderen Seite erwähnen, dass auch nicht Orthodoxe ein Bedürfnis haben können der Eurchristie beizuwohnen (nicht Teilnehmen). Kann man solchen, sollte man solchen die einen innigen Wunsch verspüren dieses verwehren (mal davon abgesehen, dass es anscheinend in der all. Praxis nicht geschieht)?

Grüsse
S.
Milo
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Beitrag von Milo »

Guten Morgen lieber Sebastian.

Dich verwirrt meine Aussage über die ungetauften Katechumenen, bzw. nichtorthodoxe Anwesende!?

Nun, das Glaubensbekenntnis ist eine Voraussetzung für die Taufe, und diese widerum ist Voraussetzung zur Gemeindezugehörigkeit.
Es ist kein Automatismus, sonder der Gläubige muss selbst und freiwillig dem Einzelnen nachkommen. Er kann auch beim ersten Schritt stehen bleiben!
Man hört also in dem ersten Teil der Liturgie die Weisheit die sich offenbarte...aber im zweiten Teil ist der Gottesdienst der Gemeinde selbst an unseren Dreieinigen Gott. Um der Gemeinde anzugehören und die Liturgie darbringen zu können, muss man den orthodoxen Glauben bekennen, sich taufen (bzw. salben) lassen und an der Versammlung teilnehmen.
Wer den orthodoxen Glauben nicht bekennt kann nicht der Gemeinde zugehören und mit ihr zelebrieren.

Er kann selbstverständlich heute beiwohnen und aus der "Ferne" beobachten. Aber ist das dass Endziel?
Einssein im Glauben, und somit Einssein mit dem Gott an den wir Glauben, das kann nur das Endziel sein.

Ehre sei Vater, Sohn und dem Heiligen Geist!


dein sündiger br. milo
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Sebastian
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Beitrag von Sebastian »

Hallo lieber Milo,

ich glaube ich habe dich wirklich falsch verstanden. So kann das gehen. Ich bin von der Prämisse ausgegangen, dass wir von bereits getauften Christen schreiben. Daher hat mich dies verwirrt, da man Menschen ja nicht zweimal taufen darf. Du schreibst wohl von Ungetauften und dort ist die von dir angegebene Reihenfolge nachvollziehbar.

Gruss und schönen Tag
Sebastian
Milo
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Beitrag von Milo »

Hallo,

ja du hast es richtig gesagt bezüglich den Getauften/Nichtgetauften...aber im Bezug auf nichtorthodoxe Getaufte, dh. die jenigen die in Häresie verfallen sind sieht es anderst aus wenn sie der Gemeinde beitreten wollen.

Die Urkirche hat schon festgelegt, ganz klar, das die jenigen die nicht im Namen des Vater, und des Sohnes und des Hl. Geistes getauft wurden, nur dann in die Kirche aufgenommen werden können, wenn sie nochmal richtig getauft werden.
Wenn sie aber unter der Formel bereits getauft worden sind, dann gilt es jene nur zu salben mit dem Hl. Myron, um sie mit dem Hl. Geist zu versiegeln. Die eine Kirche wird vom Hl. Geist konstituiert (Apg). Und sie wiederum ist die Hüterin der Wahrheit, der Offenbarung unseres HErrn. Sie entscheidet wer Irrlehren verbreitet und die Gemeinschaft verlassen hat, und wer wiedrum zu ihr gehört, oder gehören kann. Damals, heute und morgen.

Mat 18.18 Wahrlich, ich sage euch: Was ihr auf Erden binden werdet, soll auch im Himmel gebunden sein, und was ihr auf Erden lösen werdet, soll auch im Himmel gelöst sein.

Es sollten sich also nichtorthodoxe Christen, wie nichtgetaufte /Katechumenen wärend der Liturgie entsprechend auch verhalten.

Gleichfalls, schönen Tag.

milo
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