Kanonische Kirchen
Heute gehören zur kanonischen orthodoxen Kirchenfamilie die folgenden Kirchen, in Reihenfolge ihres historischen Rangs:
- die vier (von fünf) verbliebenen altkirchlichen Patriarchate
- das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel (Sitz Istanbul), dessen eigene Kirche in der Türkei heute nur noch sehr klein ist, das aber weltweit zuständig ist für lokale Bistümer und Erzbistümer, die keinem anderen Patriarchat unterstehen, sowie für den östlichsten Teil Griechenlands um Thessaloniki und die griechischen Inseln; Liturgie gewöhnlich in altgriechischer Sprache; der Patriarch ist kein ?orthodoxer Papst? und seine Macht über die Gesamt-Orthodoxie ist sehr beschränkt, er wird jedoch als Ehrenoberhaupt der orthodoxen Kirche überall anerkannt.
- das Patriarchat von Alexandria und ganz Afrika, heutiger Sitz ist Kairo, Liturgie hauptsächlich Altgriechisch, jedoch auch einige afrikanische Sprachen;
- das Patriarchat von Antiochia und dem ganzen Osten, heutiger Sitz ist Damaskus, die Kirchen sind hauptsächlich in Syrien, Liturgie in modernem Arabisch;
- das Patriarchat von Jerusalem, zuständig für Israel, die Palästinensergebiete, und Jordanien, Liturgie meist Altgriechisch;
- die Patriarchate der nachkaiserlichen Zeit
- das Patriarchat von Bulgarien, Liturgie Kirchenslawisch;
- das Patriarchat von Moskau und ganz Russland (oder: und dem ganzen Norden), Liturgie Kirchenslawisch;
- das Patriarchat von Serbien, Liturgie in modernem Serbisch selten Kirchenslawisch;
- das Patriarchat von Rumänien, Liturgie in modernem Rumänisch;
- das Patriarchat von Georgien, Liturgie Altgeorgisch;
- weitere autokephale Kirchen (bestimmen ihr Oberhaupt und ihre Bischöfe selbst)
- das autokephale orthodoxe Erzbistum von Zypern, Liturgie Altgriechisch;
- das autokephale orthodoxe Erzbistum von Griechenland (zuständig für den Großteil des griechischen Festlands), Liturgie Altgriechisch;
- das autokephale orthodoxe Erzbistum von Polen
- die autokephale orthodoxe Kirche von Albanien, Liturgie in modernem Albanisch;
- das autokephale orthodoxe Erzbistum der tschechischen Länder und der Slowakei
- die Orthodoxe Kirche in Amerika, deren Autokephalie von der Russisch-Orthodoxen Kirche gewährt wurde, die aber von den übrigen autokephalen Kirchen nur als autonom anerkannt wird. Liturgie in Englisch oder nach Herkunft.
- autonome Kirchen (eine andere Kirche hat Mitspracherecht bei der Bestimmung des Oberhaupts)
- das autonome orthodoxe Erzbistum von Finnland, Liturgie Finnisch;
- das autonome orthodoxe Erzbistum von Japan, Liturgie Japanisch;
- das autonome orthodoxe Erzbistum des Sinai (unter 1000 Gläubige, besteht aus dem Katharinenkloster und ein paar Beduinenfamilien)
- die autonome orthodoxe Metropolie von Estland (die Autonomie wird von der Russischen Kirche jedoch z.Z. nicht anerkannt)
?Nichtkanonische? Kirchen und Sondergemeinschaften
Von den ihrem eigenen Selbstverständnis nach kanonischen orthodoxen (Groß- oder Haupt-)kirchen haben sich zu verschiedenen Zeiten Kirchen und Gruppen abgespalten. Diese betrachten sich als authentische Fortsetzerinnen bestimmter Traditionslinien. Dazu gehören:
- Die meisten der katholischen unierten Kirchen
- Die sich seit dem 17. Jahrhundert in Russland entwickelnden Raskolniken (Altritualisten, Altgläubige), die sich gegen die Anpassung der russischen Liturgie an die griechische wandten, und die heute durch zwei Kirchenfamilien mit bischöflich-priesterlicher Struktur (Popovtsi), sowie viele Gemeinschaften und Gemeinden der so genannten ?Priesterlosen? (Bezpopovtsi) vertreten sind. Letztere glauben, dass ein gültiges Priestertum auf der Welt nicht mehr existiert, und feiern daher auch keine Eucharistie mehr.
- Die Gruppe der Exil- oder Auslandskirchen, die sich im 20. Jahrhundert von den Großkirchen der ehemaligen sozialistischen Länder lossagten. Ihnen nahestehend waren die so genannten Katakomben- oder Untergrundkirchen (?Wahre Orthodoxe?), die als illegale Kleingruppen im sozialistischen Osteuropa überlebt haben. Die größte dieser Kirchen ist die Russisch-Orthodoxe Auslandskirche. Es gibt z.Z. Bestrebungen zur Wiedervereinigung mit den Mutterkirchen, welche aber durch eine lange Tradition gegenseitiger Verurteilungen erschwert werden.
- Die von den übrigen Kirchen nicht anerkannten (nationalen) Kirchen. Von Bedeutung sind hier die autokephalen Kirchen wie die Ukrainische, die Mazedonische und die (eher in Amerika verbreitete) Belarussische autokephale Kirche. 1942-1945 existierte auch Kroatische autokephale Kirche.
Zahlreiche Gläubige in Osteuropa fühlen sich mit der Ukrainischen Orthodoxe Kirche Kiewer Patriarchats verbunden (Sie ist von der oben genannten autokephalen Kirche zu unterscheiden).
Eine besondere Gruppe stellen die in den letzten zwei Jahrzehnten entstandenen Orthodoxen Gegenkirchen in Südosteuropa dar. - Schließlich sind noch traditionalistische Gruppierungen, wie die hauptsächlich in Griechenland aktiven Altkalendarier, die sich gegen den Neo-Julianischen Kalender wenden, und modernistische Strömungen wie die pro-Bolschewistische ?Lebende Kirche? im Sowjetrussland der 1920er Jahre zu nennen.
- Es gibt etwa 250.000 türkischesprachige orthodoxe Christen; in Moldawien bilden sie die Volksgruppe der Gagausen und gehören zur moldauischen Kirche. Die orthodoxen Türken in Kleinasien unterstanden dem Ökumenischen Patriarchat in Konstantinopel. Die meisten von ihnen wurden 1923 nach Griechenland zwangsumgesiedelt.