Liturgie

Orthodoxe Kirche und Gesellschaft, Theologie
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protopeter
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Beitrag von protopeter »

Lieber Hans-Peter !

Hierzu noch eine Ergänzung, die die Form der Kommunionspendung genauer definiert: Das "Offenstehen" bezieht sich darauf, daß eine Verbindung zwischen Kirchenschiff und Altarraum hergestellt ist - ähnlich der byzantinischen liturgischen Tradition, wenn zur Kommunion der Laien die königlichen Türen geöffnet werden. So heißt es im Beschluß der Synode von Toledo aus dem Jahre 633 in Kanon 18: "Auf daß Priester und Diakon vor dem Altar kommunizieren mögen, im Altarbereich der Klerus und außerhalb des Altarbereiches das Volk".

Mit Segenswünschen grüßt
Erzpr. Peter
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Avner
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Beitrag von Avner »

Hallo,

Was ist denn eurer Meinung nach die göttliche Liturgie? Zählt ihr den lateinischen Ritus dazu? Was ist mit dem Alexandrinischen, syrischen Ritus?

Der Friede Jesu sei mit euch allen
protopeter
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Beitrag von protopeter »

Lieber Halil !

Als Göttliche Liturgie bezeichnet man in der Orthodoxen Kirche den eucharistischen Gottesdienst; diesen gab es in den ersten Jahrhunderten in verschiedenen Ausprägungen - im Osten beispielsweise in antiochenischer, alexandrinischer oder syrischer Tradition; im Westen existierten diverse Gottesdienstformen des lateinischen Ritus - gallikanischer, keltischer, ambrosianischer, mozarabischer oder eben römischer Prägung.

Etwa ab dem 8. Jahrhundert findet eine Konzentration auf zwei Riten statt - im Westen beginnt die römische Tradition zu dominieren; im Osten wird der - ursprünglich nur auf die Diözese von Konstantinopel begrenzte - sogenannte byzantinische Ritus zur maßgebenden gottesdienstlichen Form. Bereits zur Zeit des abendländischen Schismas von 1054 kann man - östlich wie westlich - von einer größtenteils vollzogenen Vereinheitlichung sprechen.

Jene Kirchen des Ostens, die sich nach dem Konzil von Chalkedon 451 von der mit Konstantinopel verbundenen Orthodoxie trennten - darunter Armenier, Kopten und Syrer - behielten die lokalen Liturgien bei; dazu gehören etwa die aus Jerusalem stammende Jakobusliturgie oder die alexandrinische Markusliturgie.

In der Orthodoxen Kirche gibt es seit etwa 130 Jahren - es wurde schon an anderer Stelle darüber diskutiert - verschiedene Versuche, die alten lateinischen gottesdienstlichen Traditionen wiederzubeleben.

Mit herzlichen Segenswünschen grüßt
Erzpr. Peter
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Avner
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Beitrag von Avner »

protopeter hat geschrieben:Lieber Halil !

Als Göttliche Liturgie bezeichnet man in der Orthodoxen Kirche den eucharistischen Gottesdienst; diesen gab es in den ersten Jahrhunderten in verschiedenen Ausprägungen - im Osten beispielsweise in antiochenischer, alexandrinischer oder syrischer Tradition; im Westen existierten diverse Gottesdienstformen des lateinischen Ritus - gallikanischer, keltischer, ambrosianischer, mozarabischer oder eben römischer Prägung.

Etwa ab dem 8. Jahrhundert findet eine Konzentration auf zwei Riten statt - im Westen beginnt die römische Tradition zu dominieren; im Osten wird der - ursprünglich nur auf die Diözese von Konstantinopel begrenzte - sogenannte byzantinische Ritus zur maßgebenden gottesdienstlichen Form. Bereits zur Zeit des abendländischen Schismas von 1054 kann man - östlich wie westlich - von einer größtenteils vollzogenen Vereinheitlichung sprechen.

Jene Kirchen des Ostens, die sich nach dem Konzil von Chalkedon 451 von der mit Konstantinopel verbundenen Orthodoxie trennten - darunter Armenier, Kopten und Syrer - behielten die lokalen Liturgien bei; dazu gehören etwa die aus Jerusalem stammende Jakobusliturgie oder die alexandrinische Markusliturgie.

In der Orthodoxen Kirche gibt es seit etwa 130 Jahren - es wurde schon an anderer Stelle darüber diskutiert - verschiedene Versuche, die alten lateinischen gottesdienstlichen Traditionen wiederzubeleben.

Mit herzlichen Segenswünschen grüßt
Erzpr. Peter
Hallo,

also ist die Liturgie der altorientalischen Kirche in euren Augen auch göttlich?

Warum ist die Orthodoxe Kirche daran interessiert die alten lateinischen gottesdienstlichen Traditionen wiederzubeleben?

LG
Halil
Milo
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Beitrag von Milo »

Lieber Halil,

ich will Vater Peter die Antwort nicht vorweggreifen, aber...

in diesem Kontext wie Du fragst, sind eben nur die Liturgien göttlich, die eben auch von der einen heiligen Kirche praktiziert werden. Wenn wir meinen die anderen Formen wieder beleben zu wollen, dann unter der Prämisse das sie von der einen heiligen Kirche zelebriert werden.

Sonst wären z.B. Markusliturgien, zelebriert von den "Zeugen Jehovas", eben auch göttlich. Stimmts?

Grüße,

Milo
protopeter
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Beitrag von protopeter »

Lieber Halil !

Sämtliche Liturgietypen haben ihren Ursprung in der frühkirchlichen Tradition, die kein Schisma und keine Trennungen kannte - von da her ist das Attribut göttlich durchaus in einer universell-grenzüberschreitenden Weise anzuwenden. Bei Aufnahme einer vollumfassenden Kirchengemeischaft zwischen Orthodoxie und Altorientalen würde klar sein, daß diese dann ihre eigenen gottesdienstlichen Überlieferungen unbeschadet beibehalten würden.

Was die Wiederbelebung alter lateinischer Riten in der Orthodoxie anbelangt, so steht dahinter die Überlegung, daß diese ja auch ein berechtigter Ausdruck orthodoxer lokalkirchlicher Traditionen waren. Unter dem Aspekt, daß die Orthodoxe Kirche ja keine zentralistisch orientierte Kirchenstruktur aufweist, könnte es durchaus angemessen sein, hier entsprechende gottesdienstliche Ausdrucksformen wiederzubeleben.

In der Liebe Christi grüßt
Erzpr. Peter
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nika
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Beitrag von nika »

werden noch

Die griechische Jakobusliturgie
Die griechische Markusliturgie


praktiziert?
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IoannesProselytos
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Beitrag von IoannesProselytos »

Dominus tecum

Es wäre schon sehr gut, wenn die alte "Gregorianische" Liturgie wiederbelebt werden könnte. Das wäre eine sehr passende, doch irgendwie vertraute Liturgie für den Westen. Eigentlich ist mir um alle diese Liturgieformen leid. Wo wird denn noch großartig ein keltischer, ambrosianischer, gallikanischer oder mozarabischer Ritus gefeiert? Das sind alles Ausdrucksformen, orthodoxen, liturgischen Lebens und kirchlicher Frömmigkeit.

Ich persönlich würde mich wirklich sehr über einen neuen/alten lateinischen Ritus freuen, der von den Orth. Kirchen anerkannt wird.

(Wobei die Göttliche Liturgie St. Johannes Chrysostomos natürlich eine ganz besondere Perle ist und überall ihre Berechtigung hat, das ist klar.)
protopeter
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Beitrag von protopeter »

Lieber Filip !
nika hat geschrieben:werden noch

Die griechische Jakobusliturgie
Die griechische Markusliturgie


praktiziert?
Ja, beide Liturgien werden noch gefeiert - die Jakobusliturgie ist nach wie vor im Patriarchat von Jerusalem verankert (wird allerdings fast nur mehr am Gedenktag des Apostels gefeiert); in den letzten Jahrzehnten ist eine Wiederbelebung dieses Liturgietypus innerhalb der Orthodoxie russischer Tradition zu beobachten. Die Markusliturgie gilt in der koptischen Kirche bis heute gewissermaßen als "Standard"; das griechische Patriarchat von Alexandria praktiziert diese Liturgie - analog zu den Jerusalemer Gebräuchen - (wenn überhaupt) nur am Festtag des Evangelisten.

Mit Segenswünschen grüßt herzlich
Erzpr. Peter
protopeter
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Beitrag von protopeter »

Lieber Ioannes !
IoannesProselytos hat geschrieben:Dominus tecum

Es wäre schon sehr gut, wenn die alte "Gregorianische" Liturgie wiederbelebt werden könnte. Das wäre eine sehr passende, doch irgendwie vertraute Liturgie für den Westen. Eigentlich ist mir um alle diese Liturgieformen leid. Wo wird denn noch großartig ein keltischer, ambrosianischer, gallikanischer oder mozarabischer Ritus gefeiert? Das sind alles Ausdrucksformen, orthodoxen, liturgischen Lebens und kirchlicher Frömmigkeit.

Ich persönlich würde mich wirklich sehr über einen neuen/alten lateinischen Ritus freuen, der von den Orth. Kirchen anerkannt wird.

(Wobei die Göttliche Liturgie St. Johannes Chrysostomos natürlich eine ganz besondere Perle ist und überall ihre Berechtigung hat, das ist klar.)
Gerade diese Fragen sind (wie schon mehrmals erwähnt) nicht unumstritten: Während jene, die die byzantinische Tradition als einzig legitime Ausdrucksform orthodoxer Kirchlichkeit betrachten, Aversionen gegen alles, was "abendländisch-lateinisch" scheint (ohne dabei notwendige Unterscheidungen zu treffen), kultivieren, wird der Orthodoxen Kirche bei Bezugnahme auf ihr abendländisches Erbe nicht selten "umgekehrter Uniatismus" oder gar Proselytenmacherei vorgeworfen. Natürlich wäre es gut und wichtig, hier entsprechende Entwicklungen zu fördern, doch ist der Weg zu einer vollkommenen Integration dieser authentischen Zeugnisse abendländischer Orthodoxie offensichtlich noch lang und beschwerlich.

In der Liebe Unseres Herrn grüßt
Erzpr. Peter
Nassos
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Re: Liturgie

Beitrag von Nassos »

Vater Johannes Nothhaas: eine Einführung in die Göttliche Liturgie:

http://www.deutsch.oodegr.com/liturgica ... iturgy.htm
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Igor
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Re: Liturgie

Beitrag von Igor »

Danke, Nassos, für den Link zu dem Artikel!

Der ist wirklich sehr gut und lesenswert und bringt es prägnant auf den Punkt! Sehr zu empfehlen! :up:

In Christo
Igor
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Als der Höchste hernieder fuhr, verwirrte Er die Sprachen, zerteilte Er die Völker, nun, da Er Feuerzungen ausgeteilt, ruft Er alle zur Einheit: Einmütig preisen wir deshalb den Heiligen Geist. (Pfingstkondakion im 8. Ton)
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camy_d
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Re: Liturgie

Beitrag von camy_d »

Ohne Liturgie unsere Seele würde trocken, da bekommen wir viel göttlichen Reiz. Ich kann keine Sonntag von Liturgie fehlen.
Nassos
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Re: Liturgie

Beitrag von Nassos »

Hallo Leute,

ich wurde demletzt gefragt, was der Unterschied zwischen der Chrysostomus- und der Basiliusliturgie sein.

Es geht nicht um WANN die Liturgien stattfinden, sondern wo die Unterschiede liegen.

Ich wäre hier für jede Hilfe und Auskunft dankbar.

Herzlichen Dank,
Nassos
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Igor
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Re: Liturgie

Beitrag von Igor »

Beide Liturgien sind von der Struktur her identisch. Die Basiliusliturgie beinhaltet etwas längere Gebete für den Priester.
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