Der Silberschatz slawischer Münzen wurde an einem Oderhang in der Nähe von Lebus (Richtung Frankfurt/Oder) gefunden und auf das 12. Jahrhundert datiert (Münzen des 11. und 12. Jahrhunderts). Er könnte demzufolge durchaus mit dem Wendenkreuzzug von 1147 in Verbindung gebracht werden.
Lebus war die Hauptburg des Stammes der Leubuzzi, des östlichsten Stammes der Wilzen. Der Name geht auf den des Wilzenfürsten Liubus zurück, der Anfang des 9. Jahrhunderts die Oberhoheit über die Stämme der Wilzen besaß. Die Leubuzzi siedelten links und rechts der Oder. Der Ort der Hauptburg erklärt sich durch die bedeutende Oderfurt an dieser Stelle.
Die Burg Lebus wurde in der Zeit der Ostexpansion durch den deutschen König Heinrich I. (928/929) von den benachbarten Polanen zerstört, welche sich die Zersplitterung der Wilzen sowie deren Focus auf die Verteidigung ihrer Westgrenze zunutze machten. Widukind erwähnt unter den besiegten slawischen Stämmen auch die Wilzen: "Cumque vicinae gentes a rege Heinrico factae essent tributariae, Apodriti,
Wilti, Hevelli, Dalamanci, Boemi, Redarii, et pax esset, Redarii defecerunt a fide." (Widukind I, 36). Etwa zur gleichen Zeit versammelten die Slawen ihr militärisches Potential zu einem großen Aufstand an der Elbe (Eroberung der Burg Walsleben bei Stendal, Redarieraufstand etc.). Vgl.:
http://www.regesta-imperii.de/id/0929-0 ... 1_1_73_23g
"Grosser Slavenaufstand unter führung der Redarier, welche Walsleben (n. von Stendal) plündern. Die gegen sie mit einem nur kleinen heer geschickten grafen Bernhard und Thiatmar erringen bei Lunkini (Lenzen nw. von Wittenberge) einen grossen sieg, erobern und plündern die stadt; 200.000 feinde sollen auf dem schlachtfeld geblieben sein, ausführlich Widukind I,36 mit benutzung der Ann.Corb. 929 M. G. SS. 3,4 und Jaffé Bibl. 1,35, welche die schlacht auf den 4. sept. setzen: II. non. sept. feria VI, oriente sole facta est pugna valida iuxta flumen quod vocatur Alpia contra Sclavos von denen 120.000 fallen..." (Heerführer Thietmar war auch der Eroberer der slawischen Burg Dupzk, welche aus Eichenstämmen bestand, geplündert und verbrannt wurde - daher "brandanburg" = Bernburg an der Saale)
Bei der Zerstörung von Lebus erlangte laut der Sorbisch-Orthodoxen Hagiographie der
orthodoxe Priestermönch Antonios (Антоний) von Dupzk (auch von Lebus) am 19. März
929 mit 40 Gefährten die Krone des Martyriums. Antonios war erst zwei Jahre zuvor (vor dem 10. Mai
927) der Zerstörung seines Klosters Pantaleon (Пантелеймон) in Dupzk (auch Salfurt, althochdeutsch ''brandanburg'', heute Bernburg/Saale) durch Flucht vor den Truppen Heinrichs I. nach Lebus, seinem Heimatort, entronnen. Vgl.
http://www.sachsen-anhalt-wiki.de/index.php/Bernburg - Artikel
Bernburg (Saale) [der Link auf das Klammerlemmata funktioniert von diesem Forum aus nicht] Abschnitt
4.1.2: Das ostsaalische sorbische Dupzk
Lebus wurde noch im 10. Jahrhundert, wahrscheinlich von dem polnischen Herrscher Mieszko I. (ab etwa 960 Herzog von Polen,
966 römisch-katholisch getauft) oder seinem Sohn Bolesław Chrobry wiederaufgebaut und verstärkt, war nun über zwei Jahrhunderte Bestandteil des Piastenstaates und übte eine beherrschende Rolle über die sich hier kreuzenden Verkehrswege aus. Auch die zerstörte ehedem slawische Burg Dupzk wurde (als "brandanburg") wieder aufgebaut und 961 als eine der sechs "civitates" (Burgen, Burgwardsbezirke) des ehedem slawischen Gaues Nudzici erwähnt und durch Kaiser Otto I. an das Moritzkloster in Magdeburg geschenkt (die Gründung des Erzbistums Magdeburg konnte erst nach dem Ausräumen vieler Widerstände [auch bei den römischen Päpsten] und dem Ableben des streitbaren Halberstädter Bischofs Bernhard von Hadmersleben im Jahre 968 erfolgen). Vgl.:
https://de.wikipedia.org/wiki/Bernhard_von_Hadmersleben
"Als der Bischof dem Kaiser und den übrigen Bischöfen jeglichen Empfang und Ehre verweigerte, sei Otto durch göttliche Eingebung als Büßer barfuß in Halberstadt eingezogen. Der Kaiser soll dann das Versprechen abgegeben haben, zu Lebzeiten des Bischofs nicht mehr zu seinen Gründungsplänen zurückzukehren."
Die Piasten waren im
12. Jahrhundert eine Dynastie, welche der Konfession der Lateiner anhing. Bolesław III. Schiefmund gründete 1125 das Bistum Lebus als ein Suffragan des
römisch-katholischen Erzbistums Gnesen. Vgl.:
https://de.wikipedia.org/wiki/Bistum_Lebus
"Herzog Boleslaw Schiefmund bezweckte mit der Bistumsgründung eine weitere Ausdehnung seiner Macht nach Norden und Westen in das von verschiedenen slawischen Stämmen besiedelte Land zwischen Elbe und Oder. Er kam damit gleichartigen Gebietsexpansionsplänen Kaiser Heinrichs V. zuvor, indem er ein polnisches Bistum errichtete und das Gebiet so dem Einflussbereich des Kaisers und des Erzbistums Magdeburg entzog."
Nach dem Tod von Bolesław III. Schiefmund 1138 war Lebus im Besitz der (ebenfalls römisch-katholischen) schlesischen Piasten.
LG Christian