Re: Papst Franziskus aus orthodoxer Sicht
Verfasst: 15.02.2017, 09:09
@ Hetairos
Vielen Dank für Deine Einschätzung! Genau diese Art von Austausch habe ich gemeint. Ich finde interessant, dass ihr Orthodoxen (die ja nicht im Ruf des Modernismus stehen ...) das Vorgehen von Papst Franziskus bei der Kommunionzulassung eher positiv seht, während Franziskus von unserer traditionalistischen Seite als die Ausgeburt des Modernismus gesehen wird.
Zu den streitigen Frage selbst habe ich noch keine abschließende Meinung. Auf der einen Seite steht natürlich die völlig eindeutige Aussage Christi zur Ehescheidung. Aber ob man das nun tatsächlich legalistisch bis ins letzte regeln muss? Liest man an der Evangeliumsstelle weiter, so findet man auch ein Verbot des Schwörens. Das wird ja auch nicht durch das Kirchenrecht verboten. Es ist die Frage, wo hier die Grenze zu ziehen ist und wie man Christus verstehen will.
Bei "Amoris Laetitiae" gefällt mir nicht, dass hier die Frage der Zulassung auf den Ortspriester abgewälzt wird. Es ist letztlich so, dass zwar konstatiert wird, dass man in einer ehebrecherischen Beziehung lebt, aber aus Barmherzigkeit in besonderen Fällen zur Kommunion zugelassen werden kann. Und manche Ausführungsbestimmungen (wie z.B. die Bischöfe in Malta) überlassen die Frage ganz dem Gewissen des Einzelnen. Das halte ich für theologisch völlig falsch.
Im Prinzip gefällt mir an der orthodoxen Lösung, dass das Scheitern einer Ehe als Faktum akzeptiert wird und im Falle einer Wiederheirat auch eine formelle Einordnung (wenn auch mit Bußcharakter) in die kirchliche Gemeinschaft erfolgt. Die zweite Ehe hat dann auch einen kirchlichen Segen, man ist dann kein Ehebrecher, dem aus Gnade die Kommunion gewährt wird.
Die derzeitige katholische Lösung hängt für mich irgendwie "in der Luft".
@ Lazarro
Theologisch kann ich auch mit Benedikt XVI. deutlich mehr anfangen. In der Tat ist dieser patristisch deutlich besser drauf gewesen, als die meisten seiner Vorgänger und Nachfolger.
Seid froh, dass ihr Orthodoxen nicht im Zielfeuer der säkularen Presse steht. Für die ist die "Kirche" in der Tat oft nur unsere und deswegen stehen wir auch (leider oft zu Recht ...) im Dauerfeuer. Manchmal werden auch noch die Evangelikalen entdeckt und entsprechend kritisiert. Wenn die Medien wüssten, wie die Orthodoxen ticken, dann müsstet auch ihr euch warm anziehen.
Von den multiplen innerorthodoxen Querelen und Streitigkeiten kriegt man in der Tat oft nur am Rande was mit. Wenn z.B. ein geplantes Konzil sabotiert werden soll oder es wieder in einem Kloster eine Prügelei gegeben hat.
Vielen Dank für Deine Einschätzung! Genau diese Art von Austausch habe ich gemeint. Ich finde interessant, dass ihr Orthodoxen (die ja nicht im Ruf des Modernismus stehen ...) das Vorgehen von Papst Franziskus bei der Kommunionzulassung eher positiv seht, während Franziskus von unserer traditionalistischen Seite als die Ausgeburt des Modernismus gesehen wird.
Zu den streitigen Frage selbst habe ich noch keine abschließende Meinung. Auf der einen Seite steht natürlich die völlig eindeutige Aussage Christi zur Ehescheidung. Aber ob man das nun tatsächlich legalistisch bis ins letzte regeln muss? Liest man an der Evangeliumsstelle weiter, so findet man auch ein Verbot des Schwörens. Das wird ja auch nicht durch das Kirchenrecht verboten. Es ist die Frage, wo hier die Grenze zu ziehen ist und wie man Christus verstehen will.
Bei "Amoris Laetitiae" gefällt mir nicht, dass hier die Frage der Zulassung auf den Ortspriester abgewälzt wird. Es ist letztlich so, dass zwar konstatiert wird, dass man in einer ehebrecherischen Beziehung lebt, aber aus Barmherzigkeit in besonderen Fällen zur Kommunion zugelassen werden kann. Und manche Ausführungsbestimmungen (wie z.B. die Bischöfe in Malta) überlassen die Frage ganz dem Gewissen des Einzelnen. Das halte ich für theologisch völlig falsch.
Im Prinzip gefällt mir an der orthodoxen Lösung, dass das Scheitern einer Ehe als Faktum akzeptiert wird und im Falle einer Wiederheirat auch eine formelle Einordnung (wenn auch mit Bußcharakter) in die kirchliche Gemeinschaft erfolgt. Die zweite Ehe hat dann auch einen kirchlichen Segen, man ist dann kein Ehebrecher, dem aus Gnade die Kommunion gewährt wird.
Die derzeitige katholische Lösung hängt für mich irgendwie "in der Luft".
@ Lazarro
Theologisch kann ich auch mit Benedikt XVI. deutlich mehr anfangen. In der Tat ist dieser patristisch deutlich besser drauf gewesen, als die meisten seiner Vorgänger und Nachfolger.
Seid froh, dass ihr Orthodoxen nicht im Zielfeuer der säkularen Presse steht. Für die ist die "Kirche" in der Tat oft nur unsere und deswegen stehen wir auch (leider oft zu Recht ...) im Dauerfeuer. Manchmal werden auch noch die Evangelikalen entdeckt und entsprechend kritisiert. Wenn die Medien wüssten, wie die Orthodoxen ticken, dann müsstet auch ihr euch warm anziehen.
Von den multiplen innerorthodoxen Querelen und Streitigkeiten kriegt man in der Tat oft nur am Rande was mit. Wenn z.B. ein geplantes Konzil sabotiert werden soll oder es wieder in einem Kloster eine Prügelei gegeben hat.