PascalBlaise hat geschrieben:Die Orthodoxie hat in Deutschland noch den großen Vorteil, dass sie immer noch im "Schatten" der Protestanten und Katholiken steht und öffentlich um Vergleich so gut wie nicht wahrgenommen wird. Insbesondere die katholische Kirche wird von den Medien, eigentlich aber von großen Teilen der gesamten Bevölkerung jeden Tag verbal regelrecht "beschossen" - nicht zuletzt aufgrund der "hoffnungslos veralteten" Ansichten im Bereich Lebensschutz, Homosexualität, Ehe usw. , die sie zumindest offiziell noch vertritt. Ich wünsche es euch nicht, aber ihr werdet euch noch wundern, wenn ihr (nicht zuletzt aufgrund wachsender Zahlen an Gläubigen) stärker in die öffentliche Wahrnehmung rückt. Auch die Säkularisation wird euch zumindest ein Stück weit kriegen, macht euch nichts vor. Ich wünsche es keinem, aber so ist es realistisch betrachtet, zumindest in der nächsten Zukunft.
In dem Punkt stimme ich dir vollkommen zu. Also, was die ständigen Angriffe der Medien gegen katholische Positionen wie Lebensschutz, Zölibat, Ehe, Homosexualität etc. angeht. Als romtreuer bzw. gläubiger Katholik muss man in Deutschland manchmal schon echt ein dickes Fell (im psychologischen Sinne) haben, um all die medialen Angriffe gegen den eigenen Glauben ertragen zu können. Vor allem, weil es ja so schwer ist sich persönlich, falls man gläubiger Katholik ist, dagegen (gegen all die Falschdarstellungen) zu wehren. Die Massenmedien ergießen ihre Angriffe gegen den christlichen Glauben über alle möglichen Kanäle (TV, Radio, Zeitungen, Internet etc.), während der gläubige Katholik als Privatperson gar nicht die Mittel hat, um dagegen (in gleicher Weise) anzugehen. Wenn man ständig wegen seines Glaubens angegriffen wird, aber nicht im Stande ist sich dagegen zu verteidigen (weil die Angreifer für einen nahezu unerreichbar sind), dass kann schon echt frustrierend sein. Da fühle/leide ich mit den Katholiken mit, denn die meisten katholischen Positionen zu den obigen Themen sind auch orthodoxe Positionen bzw. allgemein christliche Positionen.
Glaub mir, ich habe so etwas auch selber schon oft erlebt. Vor meiner Zeit als orthodoxer Christ, also bevor ich überhaupt angefangen habe mich mit der Orthodoxie zu beschäftigen, meinten immer irgendwelche neunmalklugen Schlaumeier aus meinem damaligen schulischen/beruflichen Umfeld, sie müssten mich als Polen (der ja nur katholisch sein kann und es demzufolge auch nicht besser wissen kann) "belehren", was alles an "meinem christlichen Glauben" so falsch sei. Als ich mich aber gekonnt (also argumentativ) dagegen zu Wehr gesetzt habe, und ihnen gesagt habe, warum wir als Christen glauben, was wir glauben (ihnen also Argumente dafür und nicht dagegen geliefert habe), waren die total baff. Sie waren es gar nicht gewohnt, dass man gegen deren liberalen Positionen zu den obigen Themen überhaupt argumentieren kann bzw. es auch nur wagt, dagegen zu widersprechen. Interessanterweise haben diese kleinen Auseinandersetzungen mich oft erst dazu gebracht, mich genauer mit dem christlichen Glauben auseinanderzusetzen.
Was man dabei auch noch beachten sollte, ist, dass ich damals, als ich (zumindest offiziell) noch Katholik war, ich nie damit in die Öffentlichkeit ging. Mein Umfeld wusste zwar, dass ich damals katholisch (Kirchensteuerzahler) war, aber ich habe selbst weder privat noch beruflich damit irgendwo bei irgendwem geworben. Weder habe ich für die katholische Kirche gearbeitet noch war ich in irgendeiner Art und Weise missionarisch tätig. Aber das allein (das man überhaupt zu dieser Kirche dazugehört) scheint schon vielen Liberalen und Linken in Deutschland ein Dorn im Auge zu sein.
Was ich besonders jämmerlich/erbärmlich an so einem Verhalten gegen gläubige Christen (egal welcher Konfession) finde, ist, dass sich diese liberale Religions- oder Kirchenkritik nur gegen den christlichen Glauben oder die unterschiedlichen Kirchen richtet. Versuch aber mal dich kritisch gegen andere Religionen und deren Probleme (z.B. Christenverfolgung oder Frauenunterdrückung im traditionellen/fundamentalistischen Islam) zu äußern, da fallen all diesen Kirchenkritikern (auch in den Massenmedien) gleich die Eier ab - man "dürfe ja schließlich nicht verallgemeinern. Bei Christen und den Kirchen sei das natürlich was ganz anderes", meinten sie immer. Darauf ich: "Klar sicher, ein Christ haut dir nicht gleich eine aufs Maul oder versucht dich abzustechen, wenn du seinen Glauben beleidigst und man muss keine Angst haben, dass er sich in der ersten Zeitungsredaktion, die sich negativ gegen seinen Glauben äußert, in die Luft sprengt oder versucht dort alle Menschen abzuknallen."
Und das ist von meiner Seite auch der wichtigste Kritikpunkt gegen all diese Angriffe gegen genuine christliche Positionen oder gegen die Arbeit der Kirchen: All die Christentum- und Kirchenkritiker können gegen uns Christen, unseren Glauben oder unsere Kirchen behaupten, schreiben und so viel beleidigen oder lügen wie sie wollen, denn diese Leute wissen eh ganz genau, dass das keine negativen Konsequenzen für sie haben wird - weder juristisch noch für ihre Gesundheit. Sie werden sich vermutlich sogar noch für besonders intellektuell halten oder sich dafür noch als "Helden" in der Öffentlichkeit feiern lassen. Aber wenn sie wissen, dass sie mitunter negativen Folgen rechnen müssen, wie es z.B. leider den Journalisten von "Charlie Hebdo" ergangen ist, dann war es das meistens mit dem journalistischen Wagemut und dem Kampf für Frieden, Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit.