Aufnahme in die Orthodoxie durch die Beichte

Beziehung zum nichtorthdoxen Christentum
Forumsregeln
Forumsregeln Impressum
Antworten
Benutzeravatar
Hermann
Beiträge: 291
Registriert: 10.11.2010, 07:55
Religionszugehörigkeit: orthodox
Wohnort: Baumkirchen (Tirol)

Aufnahme in die Orthodoxie durch die Beichte

Beitrag von Hermann »

Hallo,

im Februar bin ich in die serbische orthodoxe Kirche aufgenommen worden, durch Beichte und ansonsten durch diesen Text http://www.orthodoxia.de/Aufnahme.htm - jedoch ohne Myronsalbung. Für den Gemeindepriester und auch den Bischof Irinej (Bulovic), der zu der Konversion sein Einverständnis gab, war das die selbstverständliche Vorgangsweise. Mit dem Wissen, dass das auch die in der russisch orthodoxen Kirche gängige Aufnahmeordnung für Katholiken ist, siehe etwa hier: http://www.bogoslov.ru/text/1280000.html habe ich dagegen nichts eingewendet. Ich hätte sicher auch nichts gegen eine Myronsalbung einzuwenden gehabt, aber ich wollte einfach im Gehorsam das respektieren, was die für mich Zuständigen in der orthodoxen Kirche wollen und nicht von Anfang an schon irgendwelche Sonderforderungen stellen. Gestern habe ich dann mit einem anderen österreichischen Konvertiten auf Facebook eine längere Diskussion gehabt. Er hat die Myronsalbung gegen anfänglichen Widerstand von Bischof Irinej regelrecht bei ihm durchgefochten. Dieser Konvertit behauptet, die Myronsalbung sei für die Aufnahme in die orthodoxe Kirche notwendig. Die Aufnahme durch die Beichte sei anathematisiert und beruhe in der ROK auf einer falschen Konzilsentscheidung, die inzwischen widerrufen worden sei. (genaueres konnte er dazu aber bis jetzt noch nicht sagen - die Diskussion hatten wir aber auch erst gestern abend) Außerdem würde mich ein griechischer Priester nicht als orthodox anerkennen. Wisst ihr davon, dass die ROK diese Aufnahmeordnung widerrufen hat? Ist man als durch die Beichte Aufgenommener wirklich für die griechisch orthodoxe Kirche nicht orthodox? Kann es sinnvoll sein, sich die Myronsalbung nachträglich spenden zu lassen? Bis jetzt habe ich eigentlich mit der Aufnahmeordnung durch die Beichte kein Problem gehabt, weil ich dachte, dass die kirchlichen Oberen schon das Richtige für mich wissen und ich ihnen vertrauen kann, aber solche Aussagen und Diskussionen verunsichern doch etwas.

Liebe Grüße, Hermann
Sucht zuerst das Reich Gottes, alles andere wird euch hinzugeschenkt.
Benutzeravatar
Priester Alexej
Priester
Beiträge: 1485
Registriert: 27.11.2008, 22:18
Religionszugehörigkeit: Russisch-Orthodox
Skype: AVeselov
Wohnort: Krefeld
Kontaktdaten:

Re: Aufnahme in die Orthodoxie durch die Beichte

Beitrag von Priester Alexej »

Hallo Hermann,

das Thema das Taufanerkennung ist ja schon hier ausgiebig disskutiert worden - viewtopic.php?f=45&t=1519

Konkret zu deinen Fragen
Hermann hat geschrieben:Die Aufnahme durch die Beichte sei anathematisiert und beruhe in der ROK auf einer falschen Konzilsentscheidung, die inzwischen widerrufen worden sei.
Beider stimmt nicht.
Außerdem würde mich ein griechischer Priester nicht als orthodox anerkennen.
Stimmt auch nicht. Manche Athos-Priester würden dich allerdings nicht als getauft anereknnen und würden eine Neutaufe verlangen, auch wenn du seit Jahren zur Kommunion gehen würdest.
Kann es sinnvoll sein, sich die Myronsalbung nachträglich spenden zu lassen?
Nein, du hast die Myronsalbung, genauso wie die Taufe bei der Katholischen Kirche erhalten.

Deinem Opponenten, der ja bei den Serben zu sein scheint, kannst du folgendes entgegenstellen -

1) Der Heilige Sabbas hat die Katholiken ohne Myronsalbung aufgenommen, nur durch die Beichte;

2) Einer der größten Kanonisten der SOK, Bischof Nikodemus (Milasch) - sieht das genauso und erklärt auch, warum - http://orthodoxe-bibliothek.de/index.ph ... 0&Itemid=0

3) Wenn ich mich richtig entsinne, wurde auch ein großer serbischer Heiliger unserer Zeit, Märtyrerbischof Gorazd (Pavlik) ohne Myronsalbung in seiner Priesterwürde in die Serbische Kirche aufgenommen.

Noch eine Hintergrundinfo - in der Griechischen Praxis wird die Myronsalbung mehrmals gespendet. Wenn ein orhtodoxer Grieche von der Kirche abfällt, und dann wieder zurückkomt, wird er ebenfalls nochmal mit dem Myrongesalbt. Bei den Russen ist das anderes - wir sagen, dass die Gaben des Heiligen Geistes, die bei der Myronsalbung vermittelt werden, immer bei dem Menschen verbleiben. Die Myronsalbung ist also, wie die Taufe, einmalig. Welche Tradition älter ist, habe ich bis jetzt nicht herausfinden können.

Herzliche Grüße!
Apostolischer Kanon 39 (32): Priester und Diakonen sollen ohne Wissen und Willen des Bischofs Nichts thun: denn dieser ist's, welchem das Volk des Herrn anvertraut worden, und von welchem Rechenschaft über ihre Seelen gefordert werden wird.
Nikolaj_Mitra
Beiträge: 5
Registriert: 13.03.2012, 23:23
Religionszugehörigkeit: orthodox
Wohnort: St. Pölten

Re: Aufnahme in die Orthodoxie durch die Beichte

Beitrag von Nikolaj_Mitra »

Es stimmt wie Hermann schrieb das Bischof Irinej es anfangs nicht wollte, jedoch als er erkennen musste das ich sie von mir aus erbat, konnte er nicht anders als zuzustimmen. Jedoch hab ich mich auf meinen Bittbrief an den Bischof bezogen, wo ich ausdrücklich um die Spendung der Myronsalbung bat, die wird der Bischof wohl bewusst überlesen haben. Der Bischof ist leider für seine modernistischen Ansichten und seine ökumenistischen Umtriebe weit bekannt. Wie kann ein Bischof entgegen kanonische Regeln etwas anderes behaupten? :shock:
Benutzeravatar
Elias
Diakon
Beiträge: 711
Registriert: 17.12.2008, 18:08
Religionszugehörigkeit: Orthodox
Wohnort: Stuhr

Re: Aufnahme in die Orthodoxie durch die Beichte

Beitrag von Elias »

Man sollte ein wenig Aufpassen über seinen Bischof so etwas zu sagen! Die Aufnahme in die orthodoxe Kirche durch Beichte hat nix mit Modernistischen Ansichten zu tun! Es gibt drei Möglichkeiten in die orthodoxe Kirche aufgenommen zu werden und diese sind die Taufe, die Myronsalbung oder Aufnahme durch Beichte, wie es meist in der russischen Kirche bei den Katholiken vorkommt! Alles drei ist Richtig und einer der durch Beichte aufgenommen wurde idt genauso Orthodox, wie einer der durch die Taufe aufgenommen wurde! Unsere orthodoxe Kirche ist vielseitig und auch die Meinungen über die Taufe! Was zählt ist was der Bischof sagt und wenn er sagt das es die Beichte für den ehemaligen Katholiken sein soll die zur Aufnahme genügt dann genügt es dies. Punkt! Es gibt verschiedene Ansichten darüber in den Ortskirchen weil die Ortskirchen ganz verschiedene Erfahrungen gemacht haben. Die Praxis mit der Beichte,wie bei "Häretikern" (Möchte bei diesem Wort Vorsichtig sein, wurde aber damals so gebraucht) war die gängigste Praxis. Später als die Beziehungen zwischen West und Ostkirche war, wurde die Taufe wieder aufgeführt, das war aber eher zu einem späteren Zeitpunkt. Die Russen nehmen Katholiken seit dem 17. Jahrhundert wieder durch die Beichte auf und daher auch Gültig! Es gibt keine 1. oder 2. Klasse Orthodoxe Christen! Es ist nicht gut, am Anfang seines orthodoxen Lebens, so eine "harte" Haltung einzunehmen, diese Haltung ist eher Schädlich....

LG

Ilias
marc 7
Beiträge: 14
Registriert: 27.06.2012, 23:31
Religionszugehörigkeit: griechisch-orthodox

Re: Aufnahme in die Orthodoxie durch die Beichte

Beitrag von marc 7 »

Gerade habe ich im Radio der Hl. Metropolis von Patras (Holy Patron Radio) den Igoumenos Maximos des Klosters Hl. Dionysios en Olympo gehört. Er sagte, die Aufnahme in die Orthodoxie sei nur durch die Taufe möglich, und beruf sich auf die Heiligen Väter und den Hl. Nikodemus den Agioriten.
(Für mich ist dies selbstverständlich und in Griechenland ist es wohl die häufigste Meinung.)

Nicht praktiziert werde sie nur bei Orthodoxen, die abgetreten sind und wieder zurückkommen wollen. (Kann ich gut und leicht verstehen, das wäre ja dann eine zweite orthodoxe Taufe und somit nicht nachvollziehbar.)
Außerdem wurde sie auch bei jenen nicht praktiziert, die vor dem Schisma (=der Kirchenspaltung) getauft waren.
(Für mich ebenfalls klar.)

Ich bin wirklich kein Spezialist bei solchen Themen, aber irgendwie fühle ich auch, dass fast alle bisherigen Beiträge dazu, auch im anderen Thread, eine orthodoxe Logik haben und nicht von der Orthodoxie entfernt sind.
(Aber ich kann mich auch irren, zumal ich mich bisher nicht mit diesem Thema beschäftigt habe.)
Benutzeravatar
MariaM
Beiträge: 388
Registriert: 30.11.2013, 19:59
Religionszugehörigkeit: christlich-orthodox

Re: Aufnahme in die Orthodoxie durch die Beichte

Beitrag von MariaM »

Hallo Marc,
also ich kenne das auch so (ebenfalls v.a. aus Griechenland, aber auch anderswo), dass man i.d.R. nur durch orthodoxe Taufe orthodoxer Christ wird.

Finde das auch eigentlich völlig logisch und einleuchtend, denn die "Taufe" bei den Protestanten oder Lateinern "gilt" ja sozusagen nicht wirklich, ist ja auch nur ein blosses Bespritzen mit Wasser. Ich verstehe auch ehrlich gesagt nicht, warum jemand damit ein Problem haben sollte - gerade diesen Akt finde/fände ich persönlich wichtig und weiss nicht, warum ihn jemand umgehen wollen sollte?

Bin da aber auch nicht sooo bewandert... ;-)
Gruss, M.
marc 7
Beiträge: 14
Registriert: 27.06.2012, 23:31
Religionszugehörigkeit: griechisch-orthodox

Re: Aufnahme in die Orthodoxie durch die Beichte

Beitrag von marc 7 »

Bin völlig damit einverstanden, es ist für mich einfach, klar und logisch.
Christus selbst hat die Taufe ja angeordnet, und wurde sogar selbst getauft, obwohl Er ohne Sünde war!
(Was dürfen wir noch dazu sagen...)

Hier noch etwas zur Interpretation des entspr. Kanon des Zweiten Ökumenischen Konzils:

http://www.oodegr.com/english/biblia/ba ... perieh.htm
Benutzeravatar
Hermann
Beiträge: 291
Registriert: 10.11.2010, 07:55
Religionszugehörigkeit: orthodox
Wohnort: Baumkirchen (Tirol)

Re: Aufnahme in die Orthodoxie durch die Beichte

Beitrag von Hermann »

Hallo,

ich möchte dazu nur anmerken, dass auch große orthodoxe Heilige Konvertiten ohne Taufe aufgenommen haben, etwa der Hl. Sava von Serbien, der Hl. Hermann von Alaska oder auch Johannes von Shanghai um nur ein paar zu nennen.

Und das mit dem Besprengen oder dem Bespritzen ist so eine Mähr die sich in gewissen Kreisen eisern hält. Ich habe sicher an die 100 katholische Taufen gesehen und jedesmal ist ordentlich Wasser übergegossen worden. Und wie ich gehört habe, ist diese Form auch in Russland oder in Serbien gar nicht so selten...

Allen ein gesegnetes Weihnachtsfest!

In Christo, Hermann
Sucht zuerst das Reich Gottes, alles andere wird euch hinzugeschenkt.
marc 7
Beiträge: 14
Registriert: 27.06.2012, 23:31
Religionszugehörigkeit: griechisch-orthodox

Re: Aufnahme in die Orthodoxie durch die Beichte

Beitrag von marc 7 »

Der (sozusagen) "gesamtorthodoxe Lösungsschlüssel" zum Thema ist wohl das, was du, Hermann, bereits erwähnt hast:

[quote]einfach im Gehorsam das respektieren, was die für mich Zuständigen in der orthodoxen Kirche wollen[quote]

Und das wäre wohl für uns alle (egal wo wir wohnen, egal wie lange wir schon orthodox sind) schon die Lösung vieler Probleme!
Benutzeravatar
Mary
Beiträge: 449
Registriert: 27.01.2009, 13:28
Religionszugehörigkeit: orthodox

Re: Aufnahme in die Orthodoxie durch die Beichte

Beitrag von Mary »

Hermann hat geschrieben:aber solche Aussagen und Diskussionen verunsichern doch etwas.
Hallo Hermann,

sobald Du in der Kirche kommuniziert hast, bist Du orthodox... da können andere behaupten, was sie wollen.
Lg Mary

PS: Frohe Weihnacht!
Let Your mercy, O Lord, be upon us, as we hope in You.
marc 7
Beiträge: 14
Registriert: 27.06.2012, 23:31
Religionszugehörigkeit: griechisch-orthodox

Re: Aufnahme in die Orthodoxie durch die Beichte

Beitrag von marc 7 »

Na ja, liebe Mary, eben nicht "was man will", sondern in Gehorsam zu dem, was die jeweils für uns Zuständigen in der Orthodoxen Kirche sagen. Egal in welcher anerkannten orthodoxen Gemeinde man auch ist. Hermann hat das schon von Anfang an sehr schön ausgedrückt!

Hermann, wir wünschen dir weiterhin Alles Gute en Christo!

Liebe Grüße an alle
Benutzeravatar
Mary
Beiträge: 449
Registriert: 27.01.2009, 13:28
Religionszugehörigkeit: orthodox

Re: Aufnahme in die Orthodoxie durch die Beichte

Beitrag von Mary »

marc 7 hat geschrieben:Na ja, liebe Mary, eben nicht "was man will", sondern in Gehorsam zu dem, was die jeweils für uns Zuständigen in der Orthodoxen Kirche sagen. Egal in welcher anerkannten orthodoxen Gemeinde man auch ist. Hermann hat das schon von Anfang an sehr schön ausgedrückt!

Hermann, wir wünschen dir weiterhin Alles Gute en Christo!

Liebe Grüße an alle
Ja, Marc, ich bin ganz Deiner Meinung!

Du hast mich falsch verstanden. Wenn ich sage, die andern können sagen, was sie wollen, dann hiess das: "lass sie reden, Hermann, dein Bischof weiss schon, was gut und richtig ist".

Für mich fand mein Bischof die Myronsalbung richtig (war katholisch), für Hermann die Beichte. Beide kommunizieren wir in der Kircheund beide sind wir orthodox
Christus ist geboren!

Mary
Let Your mercy, O Lord, be upon us, as we hope in You.
Nassos
Beiträge: 4444
Registriert: 18.12.2008, 21:43

Re: Aufnahme in die Orthodoxie durch die Beichte

Beitrag von Nassos »

Mary hat geschrieben:..."lass sie reden, Hermann, dein Bischof weiss schon, was gut und richtig ist"....
Dem kann ich nur beipflichten!
Mary hat geschrieben:Beide kommunizieren wir in der Kirche und beide sind wir orthodox

Mary
... and nothing else matters.
marc 7
Beiträge: 14
Registriert: 27.06.2012, 23:31
Religionszugehörigkeit: griechisch-orthodox

Re: Aufnahme in die Orthodoxie durch die Beichte

Beitrag von marc 7 »

Nassos, ich bin völlig einverstanden!

Liebe Grüße
Antworten