Fasten

Beziehung zum nichtorthdoxen Christentum
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rafaella
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Fasten

Beitrag von rafaella »

Hallo,
Ich hätte ien Frage, die mich sehr interessiert, wann die röm katholische Kirche die Tradition des Fastens veränderte und wie sich dieses Thema entwickelt hat. Vielleicht weiss jemand etwas? Ich habe in Gesprächen bemerkt, dass das Fasten fast ganz und gar als Praktik verschwunden ist oder an sehr wenigen Tagen vollzogen wird, mit Fisch. Stimmt das?
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Sascha
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Re: Fasten

Beitrag von Sascha »

Die Katholiken sollen Freitags kein Fleisch essen (Fisch ist erlaubt) und dann noch die 40 Tage vor Ostern fasten. Fasten bedeutet in dem Fall aber nicht unbedingt auf bestimmte Speisen zu verzichten sondern alternativ kann man auch auf Fernsehen, Süßes, PC Spiele oder sonstwas verzichten.

In der Praxis fasten aber die wenigsten. Das ganze hat da einfach keine Tradition mehr und wird auch von den Priestern eher belächelt und ignoriert. So gab es dieses Jahr bei Priesterexertitien an einem Freitag Wurst zum Frühstück und alle aßen davon.
Um den Frieden von oben und das Heil unserer Seelen lasset zum Herrn uns beten.
Herr, erbarme dich.
rafaella
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Re: Fasten

Beitrag von rafaella »

Danke, das wundert mich sehr, da unsere Tradition sehr mit dem Fasten verbunden ist.
Ich denke, dass es früher in der röm katholischen Kirche auch so war. Weiss vielleicht jemand, wann dieser Wechsel stattfand? Im 20en Jh oder auch schon früher?
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holzi
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Re: Fasten

Beitrag von holzi »

rafaella hat geschrieben:Danke, das wundert mich sehr, da unsere Tradition sehr mit dem Fasten verbunden ist.
Ich denke, dass es früher in der röm katholischen Kirche auch so war. Weiss vielleicht jemand, wann dieser Wechsel stattfand? Im 20en Jh oder auch schon früher?
Das Fastengebot wurde bei uns in der Kriegszeit gelockert, wo es eh zu wenig zu essen gab, aber dann nachher nicht wieder verschärft. Meine Oma hat noch (sie starb 2001 mit 93 Jahren) immer streng gefastet, so lange sie es gesundheitlich vertragen konnte. Und uns hat sie auch beigebracht, daß am Freitag kein Fleisch gegessen werden soll.
Das Christentum nimmt den Menschen, wie er ist, und macht ihn zu dem, was er sein soll. (Adolph Kolping 1813-1865)
rafaella
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Re: Fasten

Beitrag von rafaella »

Interessant! Aber das Fasten war trotzdem auch damals schon offenbar nicht so streng, wie in der Orthodoxen Kirche? Also Fisch war Freitags schon erlaubt? Und sind die Milchprodukte dann auch erlaubt?

Wie ist das mit den anderen Fastenzeiten ausser Ostern? Hält die noch ein Teil der Katholiken?
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christodoulos
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Re: Fasten

Beitrag von christodoulos »

Hallo,

weil wir im anderen Thread Weihnachten angerührt haben. Mich schockiert immer wieder wie die Adventszeit hier zur Zeit des Vollstopfens wurde. Also Kekse, Lebkuchen, Glühwein....Punsch etz....Also von Vorbereitung und Fasten kann da absolut NICHT die Rede sein. Das ist ja ganz genau das Gegenteil. Stopfen und Fressen was geht - alle möglichen Zuckerglasuren und Schokoübergüsse. ;)

Es ist natürlich sehr schwer in so einer Umgebung die richtige Einstellung zu bekommen. Ich will fasten (oder versuche es zumindest) und dann kommt dir von überall der Lebkuchenduft entgegen. Und alle bieten dir Kekse an; "Na trink doch a Haferl Punsch".... das ist hier sehr schwer.

Also die Vorbereitszeit auf Christi Geburt wurde zur Keks-Orgienzeit. Und still ist diese Zeit schon lange nicht mehr. Das kommt ja bald alles wieder.

Anstatt sich auf das Fest vorzubereiten und DANN zu feiern und sich alles schmecken zu lassen. Aber nach dem kath. Weihnachtsfest ist es vorbei mit Christkindlmarkt und Co. Eigentlich ist es nachher stiller als vorher. Lustig irgendwie - so als wolle man mit allen Mitteln den Sinn des Festes verdrehen. In der Fastenzeit wird gefressen und in der Zeit des Feierns wird dann gefastet bzw. Diät gehalten, weil alle zu dick sind bzw. schon schlecht von der vielen Buttercreme.

Und dann komm ich mit; CHRISTUS IST GEBOREN - da haben die schon ihre Schokohasen stehen. ;)
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Re: Fasten

Beitrag von holzi »

rafaella hat geschrieben:Interessant! Aber das Fasten war trotzdem auch damals schon offenbar nicht so streng, wie in der Orthodoxen Kirche? Also Fisch war Freitags schon erlaubt? Und sind die Milchprodukte dann auch erlaubt?
Ja, Fisch war hier immer erlaubt. Der galt ja früher hierzulande auch als ein Arme-Leute-Essen. Aber Eier waren zu Omas Zeiten noch zwar nicht extra verboten aber verpönt.
rafaella hat geschrieben:Wie ist das mit den anderen Fastenzeiten ausser Ostern? Hält die noch ein Teil der Katholiken?
Es gibt die sog. Quatemberwochen (http://de.wikipedia.org/wiki/Quatember), die aber heutzutage nur noch von ganz traditionellen Katholiken gehalten werden.
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Re: Fasten

Beitrag von holzi »

@Christodoulos: Richtig beobachtet, aber das hat mit katholisch ebenso wenig zu tun. Vielmehr ist das das Weihnachten der Kommerzreligion, da feiern sogar die Buddhisten und die Moslems fleißig mit. Die ernsthaften Katholiken dagegen feiern im Advent Roratemessen, auch wenn die recht selten geworden sind.
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songul
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Re: Fasten

Beitrag von songul »

Es gibt auch noch das Adventsfasten dass in einigen Klöstern hierzulande noch eingehalten wird.
In katholischen Ländern wird immerhin noch in vielen Familien an Heiligabend gefastet und erst nach der ersten Weihnachtsmesse Fleisch gegessen.
Ein Fasten wie in der Orthodoxie gab es in dieser Form wohl im Westen nie; Die Kartäuser allerdings fasten genauso und auch andere streng-kontemplative Orden enthalten sich des Fleisches.
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Igor
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Re: Fasten

Beitrag von Igor »

songul hat geschrieben:Die Kartäuser allerdings fasten genauso und auch andere streng-kontemplative Orden enthalten sich des Fleisches.
Über die Kartäuser gibt's in einem :arrow: anderen Strang noch ein paar Infos, es gab mal einen Radiobeitrag dazu.
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Als der Höchste hernieder fuhr, verwirrte Er die Sprachen, zerteilte Er die Völker, nun, da Er Feuerzungen ausgeteilt, ruft Er alle zur Einheit: Einmütig preisen wir deshalb den Heiligen Geist. (Pfingstkondakion im 8. Ton)
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Re: Fasten

Beitrag von ElvisVrinic »

songul hat geschrieben:Ein Fasten wie in der Orthodoxie gab es in dieser Form wohl im Westen nie; .
war das mal nicht in alten zeiten gemeinsam - gibts das Typikon nur im Osten :?: :shock:
Am Anfang war das Wort und das Wort war bei GOTT und GOTT war das Wort. Dieses war im Anfang bei GOTT. Alles ist durch es geworden, und ohne es ist nichts Geworden. Was geworden ist - in IHM war das Leben, und das Leben war das Licht des Menschen und das Licht scheint in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht ergriffen (begriffen, erfasst). (EVANGELIUM nach Johannes)

Ehre Sei dem Vater und den Sohn und den Heiligen Geist.
Jetzt und immerdar und in alle ewigkeit. Amen

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rafaella
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Re: Fasten

Beitrag von rafaella »

ElvisVrinic hat geschrieben:
songul hat geschrieben:Ein Fasten wie in der Orthodoxie gab es in dieser Form wohl im Westen nie; .
war das mal nicht in alten zeiten gemeinsam - gibts das Typikon nur im Osten :?: :shock:
Ich denke eigentlich auch, dass vor dem Schisma das Fasten gleich gehalten wurde. Aber es ist wohl seit sehr sehr vielen Jahren so geworden.

Die Adventszeit ist hier tatsächlich eine Versuchung! Vor allem, weil ich gerne Süssigkeiten esse! Aber es gibt nunmal wichtigere Dinge für uns, die uns weit mehr Glück und Freude und Erfüllung schenken, als Weihnachtsplätzchen! :angle:
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songul
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Re: Fasten

Beitrag von songul »

Hier mal zur Information mal ein Link (Wikipedia ist ja nicht nur immer doof) der, wie ich finde, sehr detailliert darauf eingeht:
http://de.wikipedia.org/wiki/Fastenzeit
rafaella
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Re: Fasten

Beitrag von rafaella »

songul hat geschrieben:Hier mal zur Information mal ein Link (Wikipedia ist ja nicht nur immer doof) der, wie ich finde, sehr detailliert darauf eingeht:
http://de.wikipedia.org/wiki/Fastenzeit
Danke Songul,

dort stehen einige interessante Informationen.
ZB diese:

Im Gegensatz zur Westkirche hat der Aschermittwoch in der Ostkirche keine Bedeutung, da die Fastenzeit in der Ostkirche schon in der siebten Woche vor Ostern beginnt.

Der christliche Brauch lässt sich bis in das 4. Jahrhundert zurückverfolgen. Im Mittelalter dauerte die Fastenzeit vor Weihnachten 40 Tage und begann nach dem 11. November. Im Mittelalter waren die Fastenregeln sehr streng. Erst 1486 erlaubte Papst Innozenz VIII. auch Milchprodukte in der Fastenzeit. Die im Christentum für Werktage gebotene Enthaltung von Fleischspeisen und von Tanzveranstaltungen wurde im 20. Jahrhundert merklich gelockert.Vor den 1960er Jahren war der Verzicht auf Fleisch an allen Freitagen, auf die kein Hochfest fällt, für Katholiken verbindlich vorgeschrieben.


Also war tatächlich die Fastenzeit wie in der Orthodoxie heute gehalten, bis sich die röm katholische Kirche abspaltete und dann ganz langsam die Fastenpraktiken änderte, bis hin zur heutigen Praxis, die fast fastenfrei ist.
Es war wohl ein langsamer, schleichender Prozess.
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holzi
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Re: Fasten

Beitrag von holzi »

rafaella hat geschrieben:Also war tatächlich die Fastenzeit wie in der Orthodoxie heute gehalten, bis sich die röm katholische Kirche abspaltete und dann ganz langsam die Fastenpraktiken änderte, bis hin zur heutigen Praxis, die fast fastenfrei ist.
Es war wohl ein langsamer, schleichender Prozess.
Bitte beachte aber, daß sich im Mittelalter, so ab 1350 in Westeuropa das Klima verschlechterte, es wurde kühler und bis weit in das 19. Jahrhundert gab es ständig Missernten und Hungersnöte. Bei strengem Fasten wären die Leute schlichtweg verhungert. Übrigens sind diese Klimaverschlechterungen auch der Anlass für die weltweite Expansion der Westeuropäer als Kolonisten in alle Welt gewesen.
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