protopeter hat geschrieben:Lieber René !
Gestatten Sie mir noch einen kleinen Seitenblick auf Kirchengeschichte und kanonisches Recht: Aus der historischen Entwicklung ist bekannt, daß manche Ersthierarchen der Kirche von Konstantinopel in Häresie und Irrtümer verfielen, daß es uniatistische Bestrebungen und sogar protestantisierende Irrlehren unter ihnen gab. Allerdings ist eines auch zu bedenken - niemals war davon das gesamte Patriarchat betroffen, niemals wäre die Institution des Patriarchates per se von allen anderen Teilen der orthodoxen Ökumene in Frage gestellt worden.
Die Konsequenz aus Kanon 28 des Konzils von Chalkedon - in seiner Interpretation durchaus nicht immer unumstritten - stellt diese Aufgabe des primus inter pares in den gesamtorthodoxen Zusammenhang; wenn nun aus menschlicher Schwachheit hier Irrwege begangen werden, wäre es doch absurd, die diesbezügliche kanonische Ordnung zu brechen. Es geht hier jedoch keineswegs nur um ökumenistische Verirrungen einzelner - wenn auch exponierter - Vertreter dieses Patriarchates; einzig wesentlich erscheint dagegen die Manifestation orthodoxer Glaubenseinheit - und die ist eben keinesfalls von statistischen Gegebenheiten abhängig. Wir sollten ehrlich sein und uns eingestehen, daß der augenblickliche Dissens zwischen den Patriarchaten von Konstantinopel und Moskau leider eine deutlich unangenehme "kirchen(macht)politische" Note trägt
In der Liebe Christi grüßt
Erzpr. Peter
Selbstverständlich, lieber Vater Peter,
dazu möchte ich anmerken, dass es (Kanon 28 ) keine Kaiserstadt in diesem Sinne mehr gibt.
Die angesprochenen "kirchenmachpolitischen Noten" finden sich sicher mehr oder weniger überall. Wenn ich z.B. an "die Gruppe um Evlogij" denke, die viele Male ihre jurisdiktionelle Zugehörigkeit wechselte....
oder an die Frage, wer denn nun für Westeuropa zuständig sei...
Der Bischof von Rom ja wohl nicht mehr, nicht nur dass er nicht (mehr) orthodox ist, nein, er hat ja auch den Titel Patriarch des Abendlandes abgelegt, das ök. Patriarchat in diesem Sinne auch nicht, denn die ersten Orthodoxen, die hier wieder ansässig wurden waren russische Flüchtlinge, andere Gastarbeiter kamen nur vereinzelt vor, inzwischen ist das natürlich anders...
Nun, da kannman sicher endlos diskutieren...
Mit den besten Wünschen
Rene