Teilnahme an Gebeten der anderen Kirchen

Beziehung zum nichtorthdoxen Christentum
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protopeter
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Beitrag von protopeter »

Lieber Jeremias !

Zweifellos ist die Frage der Kanoninterpretation gerade unter den Gegebenheiten, die unser orthodoxes Leben in Mittelwesteuropa von nicht geringer Bedeutung - der entsprechende Kommentar dazu lautet folgendermaßen: "Wir dürfen weder gemeinsam mit Häretikern - also jenen, die in ihrem Glauben Irrtümern anhängen - noch mit Schismatikern - die zwar dem Glauben nach orthodox sind, jedoch von der Allumfassenden (katholiké) Kirche durch gewisse Traditionen und veränderlichen Gebräuche (...) getrennt sind - beten".

Ich darf Ihnen aus eigener Erfahrung sagen, daß gerade auch das Problem der Herstellung einer Gebetsgemeinschaft zu den heterodoxen Bekenntnissen für die Sendung der Orthodoxen Kirche zuweilen zu einem absoluten Kriterium der Existenzberechtigung in mehrheitlich nichtorthodoxen Gesellschaften erhoben wird. Es ist doch geradezu entlarvend, daß es für uns in erster Linie im Rahmen ökumenischer Bezüge möglich ist, auf unsere Präsenz zu verweisen. Bei Vorträgen und Diskussionen wird die "Ökumenewilligkeit" unserer Kirche allzu oft zu einer festen Maßgabe, an der alle weiteren Eigenschaften orthodoxer Kirchlichkeit gemessen werden.

Klarerweise sind vor allem wir selbst dazu gerufen, uns auf das Wesen der Orthodoxie zu besinnen - dazu ghört nach der Erfahrung kirchlichen Lebens durch die Zeiten neben der unerschütterlichen Treue zur Heiligen Überlieferung natürlich auch das Zeugnis der orthopraxia, die sich vor allem in der Befolgung des Liebesgebotes und in ständiger Dialogfähigkeit widerspiegeln soll. Wenn Sie auf die Aufgabe der Bischöfe verweisen, möchte ich hier besonders den Kirchenvater Nektarios von Ägina erwähnen, der zwar darauf bestand, den Heterodoxen gegenüber die Prinzipien christlichen Handelns deutlich werden zu lassen, doch zugleich auch Grenzen des Möglichen im Umgang mit ihnen aufzeigte.

Eine wesentliche Grenze ist dabei eben die Herstellung und Aufrechterhaltung einer "offiziellen" Gebetsgemeinschaft - tatsächlich ist in diesem Rahmen nichts von authentischer koinonia zu spüren; die in einem solchen Fall betonten Gemeinsamkeiten tragen in sich bestenfalls "humanistisch-christliche" Ansätze. Es sei dabei aber ebenso mit Nachdruck darauf hingewiesen, daß von all diesen Vorbehalten das private Gebet des Gläubigen (etwa in der Familie) in keinem Fall berührt ist.

Mit Segenswünschen grüßt
Erzpr. Peter
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Jeremias
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Beitrag von Jeremias »

@sebastian
Hm, ich bitte doch arg darum, meinen Namen, wenn er denn schon benutzt wird, in der richtigen Form zu benutzen: Jeremias. Das ist zwar nur eine Kleinigkeit, aber sie tut mir wirklich in den Augen weh.
Nun aber zurück zum Thema!

@Tradition der Mischehe
Was auch immer man davon halten mag, so haben unsere Bischöfe sich darüber lange und ausführlich Gedanken gemacht. So wird zwar mit einem sehr konservativen Standpunkt dadran gegangen, aber man macht es. Beispielsweise darf bei einer solchen Mischehe der kath. Priester ein Segensgebet sprechen, aber nicht mehr. Insbesondere ist er nicht Teil des Mysteriums der Ehe! Also gibt es einen klaren Standpunkt meines Bischofs und da er mein Hirte ist, halte ich mich dadran.

@Stellungname des Metropoliten
Ja, er hat den Tod des Bischofs von Rom bedauert. Inwiefern ist das zu kritisieren? Sind wir jetzt soweit gekommen, dass wir uns nicht mehr der Trauer um den Tod eines bedeutenden Mannes anschliessen dürfen? Und wenn der Metropolit "Oberhirte" sagt, so spricht er ihn als Hirte, als Bischof an und "Ober" deswegen, weil der Bischof von Rom nunmal Patriarch ist. Im orthodoxen Sinne vollkommen gerechtfertigt, egal was Rom dazu sagt.

@Gegengewicht zum Papstbesuch
Das sehe ich nicht so. Das ökumenische Patriarchat hat viele gute Dinge hervorgebracht, die in konservativen Kreisen kritisiert wurden. Man kann über den Papstbesuch diskutieren, aber deswegen ein Gegengewicht zum Patriarchen bilden? Das halte ich für ausgesprochen überzogen. Allerdings mag ich da eine der Forengemeinschaft entgegengesetzte Meinung haben, ich bin schliesslich auch überzeugter Neukalendarier.

@Anerkennung der Taufe
Ich bin gesalbt, von Vater Sokrates im Namen des Bischofs. Mein Vater und meine Mutter auch. Getauft sind wir alle drei im Namen der hl. Dreifaltigkeit, aber durch Katholiken. Sind wir nun orthodox? Ich sage ja. Meine Teilnahme an der Kommunion und mein Messdienerdienst in der Metropolie von Bonn sagen auch ja. Daher bitte ich um Verzeihung, wenn ich da vielleicht eine andere Ansicht vertrete.

@protopeter
Ihr Text hat für mich einen starken Anklang von einer übermässigen Abschottung. Wir leben nunmal nicht nicht im Kloster, wo wir die Heterodoxen hinausweisen können, sondern in einem Land, wo die Mission eine ungemein wichtige Rolle spielt. Diese Mission ist zuallererst eine Heranführung an unseren Gottesdienst, weswegen ich selber durchaus bereits Evangelische und Katholische Freunde in meine Kirche eingeladen habe.
Wichtig ist hierbei, dass sie nicht an den heiligen Mysterien teilnahmen, sondern am Gebet. Und hier ist ganz klar zu sagen: Wir beten zum selben Gott, nur haben wir als Orthodoxe die grösste Erkenntnis. Und gerade in dieser starken Position können wir ganz anders mit den Heterodoxen sprechen. Denn was immer diese meinen mögen, so haben wir diese klare Grenze, die für uns viel wichtiger ist: Nur Mitglieder der Gemeinschaft nehmen an den Mysterien der Gemeinschaft teil. Alles andere arbeitet auf die Mysterien hin und ist daher als nachrangig zu bezeichnen.

@fazit:
Wie oben bereits kurz geschrieben, so halte ich mich an die Meinung meines Bischofs. Auch wenn ich selber sehr rudimentäre Kenntnisse über manche theologischen oder kirchlichen Zusammenhänge habe, so ist er derjenige, der sich den lieben langen Tag mit solchen Problemen rumschlägt und sich viel eher mit den Kirchenvätern und der Dogmatik auskennt, sicherlich so gut, wie einige hier im Forum (denen ich eine hohe Sachkenntnis unterstelle!). Wenn er also zu einem anderen Schluss als die hier Anwesenden kommt, hat das sicherlich Hand und Fuss und ist kein Kotau vor Geldgebern. Dieser Vorwurf übrigens, der bereits einmal kam, ist in meinen Augen ziemlich unverschämt und nicht der Sache dienlich. Ich habe mich bewusst dafür entschieden, dem Bistum des Bischofs Augustinus anzugehören und fühle mich dort sehr wohl. In der grossen Bandbreite der orthodoxen Kirche mag es sicherlich andere Meinungen zu diesem Thema geben, aber da wir eben nicht Römer sind, kann es keinen Zwang zu einer strengeren (oder auch weniger strengen) Auslegung geben.

MfG, Jeremias
Rene

Beitrag von Rene »

Lieber BlackandGold,

es hat ja selbstverständlich ein jeder das Recht auf seine eigene Meinung.

Dennoch, da wir Orthodoxe und die RKK nicht den selben Glauben haben (wir beide unterhielten uns im April 2006 schon einmal über einige Unterschiede :D ) ist dies eben so. Man kann die Kanones auch nicht permanent übergehen. Es ist aber andererseits auch ganz sicher so, dass wir auch für Ungläubige und Andersgläubige beten sollen und dürfen, jedoch nicht zusammen beim Gottesdienst.

Zum Gedenken, "der uns immer ein Vorbild des Glaubens und der Liebe bleibt."
Er, der Papst (er hat übrigens den Titel Patriarch abgelegt, ist also KEINER mehr), ist garantiert nicht ein Vorbild des Glaubens für Orthodoxe, da er, wie schon gesagt, etwas anderes glaubt. Die RKK verbreitet teilweise unbiblische Irrlehren, dazu gibt im Forum schon genug Beiträge, die man nicht unnötig wiederholen muss.
Taufe, dazu wurde auch schon so manches geschrieben.
Wenn dann orthodoxe Christen zu einer r.kath. Messe gehen und dort die gesamte Messe mitbeten, dann zeigt dies auch, dass etwas nicht stimmt.
Wenn ich nicht mit der Vergangenheit breche, wie will ich dann orthodox leben? Das ist auch ein Grund, warum manche auf eine erneute Taufe bestehen (abgesehen von den Kanones). Entweder ich bin orthodox oder r. katholisch, wegen der unterschiedlichen Lehren geht beides zusammen nicht. Das hat nichts mit Abschottung zu tun! Abgesehen von der unseligen Geschichte und dem gegen uns verhängten Bann!
Das heißt natürlich nicht, dass man sich nicht in Respekt und Nächstenliebe einander begegnet.

Das Du zu Deinem Bischof und Patriarchen stehst ist sehr ehrenwert. Dennoch kommt Walters Formulierung nicht von ungefähr, das man teilweise schon vom "Ostpapst" spricht hat wohkl seinen Grund. Es ist aber hier nicht der Sinn, dieses jetzt auszubreiten. Die sachliche Äußerung vom Athos soll für den Anfang genügen.

Zur Ehe, bei Mischehen z.B. sollen die Kinder dann Orthodox erzogen werden, meines Wissens handhaben es die r. Katholiken ebenso...
L.G. Rene
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Jeremias
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Beitrag von Jeremias »

Hallo Rene,
Zum Gedenken, "der uns immer ein Vorbild des Glaubens und der Liebe bleibt."
Er, der Papst (er hat übrigens den Titel Patriarch abgelegt, ist also KEINER mehr), ist garantiert nicht ein Vorbild des Glaubens für Orthodoxe, da er, wie schon gesagt, etwas anderes glaubt.
Meiner Meinung nach glaubt er an denselben Gott wie ich. Ob er den selben Grad an Erkenntnis hat wie wir Orthodoxe, das ist durchaus diskussionswürdig.
Wenn dann orthodoxe Christen zu einer r.kath. Messe gehen und dort die gesamte Messe mitbeten, dann zeigt dies auch, dass etwas nicht stimmt.
Das ist ja genau NICHT das von mir Propagierte! Die gesamte Messe mitzubeten, würde ja bedeuten, dort auch an der Kommunion teilzunehmen und das genau ist meiner bescheidenen Meinung nach der Austritt aus der Kirche. Für mich ist aber explizit das Mysterium der Kommunion der Dreh- und Angelpunkt der Liturgie und dass ist auch der Punkt, an dem ich messe.
Dennoch kommt Walters Formulierung nicht von ungefähr, das man teilweise schon vom "Ostpapst" spricht hat wohkl seinen Grund.
Ich bin bewandert in den menschlichen Schwächen und habe selber zuviele davon, als dass ich jemanden aufgrund dieser Schwächen kritisieren würde... Damit will ich sagen, dass mir diese Problematik durchaus bewusst ist und ich das mit wachem Auge beobachte, aber bisher nichts Übermässiges festgestellt habe.
Wenn ich nicht mit der Vergangenheit breche, wie will ich dann orthodox leben? Das ist auch ein Grund, warum manche auf eine erneute Taufe bestehen (abgesehen von den Kanones).
Nun, wie gesagt, ich bin der Meinung, das geht sehr gut ohne Wiedertaufe. Ich behaupte mal arrogant, dass ich in meiner Kirche meine kleinen Messdiener besser belehren kann, als dies ihre Grossmütter können.
Rene

Beitrag von Rene »

Lieber BlackandGold,

wir reden wohl etwas an einander vorbei, wie ich sehe.
Es geht nicht darum, ob an den selben Gott geglaubt wird, aber ich will mich auch nicht wiederholen. Bitte lies doch meine Beiträge nochmal durch.
L.G. Rene
protopeter
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Beitrag von protopeter »

Lieber Jeremias !

Ich habe den deutlichen Eindruck, daß Sie meine Einwände etwas mißinterpretieren - ich wende mich keineswegs dagegen, daß Nichtorthodoxe an unseren Gottesdiensten teilnehmen; in diesem Sinne verwahre ich mich auch auf das Strengste gegen den von Ihnen in die Diskussion eingebrachten Begriff der "Abschottung" ! Ursprünglicher Diskussionsgegenstand und Kritikpunkt meinerseits war die Teilnahme orthodoxer Vertreter an ökumenischen "Gottesdiensten" - und in diesen Fällen ist es wohl evident, daß solche Manifestationen der kirchlichen Tradition keinesfalls entsprechen und so auch unserer Mission (ich verwende hier lieber den Begriff Sendungsauftrag) nicht unbedingt förderlich sind.

Wir sind vor allem dazu gerufen, ein Zeugnis der Rechtgläubigkeit und der damit korrespondierenden Lebensweise abzulegen - mit aller Offenheit und Dialogbereitschaft, doch auch in den durch die Überlieferung klar aufgezeigten (im Übrigen auch von Ihnen genannten) Grenzen ! Wenn wir als Orthodoxe eben - wie Sie so ganz richtig ausführen - die umfassende Erkenntnis des Glaubens haben, dann sind wir selbstverständlich auch verpflichtet, diese den Heterodoxen mitzuteilen, ihnen die Möglichkeiten zu geben, uns auch im konkreten kirchlichen Leben zu erfahren; dies möge allerdings ohne menschengemachte Kompromißlösungen (denn wie anders sollte Ökumenismus in seinem innersten Wesen sonst bewertet werden), sondern aus Liebe zur offenbarten gottmenschlichen Wahrheit geschehen !

Mit Segenswünschen grüßt
Erzpr. Peter
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Beten im Dialog

Beitrag von peter »

Ave Maria,

mein Priester hat kürzlich festgestellt, wenn ein Muslim, ein Katholik, ein
Baptist öffentlich behauptet, im Besitz der Wahrheit zu sein, dann sollen
wir Orthodoxe zustimmend nicken und hinzufügen: Schön für Sie, aber
leider verhält es sich anders (mehr wäre an dieser Stelle von Übel). Das
führt mitten ins Thema des "Zeugnis(ses) der orthopraxia". Primär scheint
mir, überhaupt beten zu k ö n n e n, einen persönlichen Bezug zu Gott spürbar herzustellen. Und beten kann ich dann bestenfalls f ü r alle, den Feind Wolfgang, den atheistischen Heinz, den Zen-Bruder Hartmann, die
Türkin Ramiye, die Katholikin Barbara, den Freikirchler Peter, und nicht
zuletzt für meine "Glaubensgenossen". Daß die Erstgenannten mit mir
"zusammen" beten wollen, ist quasi ausgeschlossen, mangels Interesse
an Orthodoxie bzw. Glaube überhaupt. Nun kommt es aber in meiner Gemeinde immer wieder vor, daß Evangelische, vor allem Katholiken sich einstellen. Wenn s i e mit u n s beten wollen, hätte ich überhaupt nichts dagegen, ja ich würde vor Ort dafür beten, d a ß sie mit uns beten. Aber m i t ihnen beten, mich sozusagen danebenzustellen, umihnen zu demonstrieren, daß wir genauso beten wie s i e, das würde mir nicht einfallen. Oder auch in ihre Kirchengebäude oder Moscheen oder Zen-Zentren zu laufen und (meinethalben orthodox) mitzubeten, das sei ferne (ehrlicherweise muß ich gestehen, daß ich auch nach meiner Aufnahme in die Heilige Kirche aus Neugier und falscher Sentimentalität
ein protestantischen Rock-Gottesdienst, eine baptistische Andacht sowie eine römisch-katholische Weihnachtsmesse besucht habe). Andererseits
denke ich immer noch, daß Orthodoxe das "christliche" Gesamtgeschehen
aufmerksam beobachten und verfolgen sollten - gerade in diesem weit "gemischten" und aufgemischten Land - um für die "Innere Mission" gerüstet zu bleiben. Aber gemeinsam beten außerhalb unserer Kirchen,
geschweige denn "kommunizieren", das ist und bleibt nach Laodicea
unkanonisch. Und daran müssen wir auch unsere Priester und Bischöfe
messen, bzw. müssen für diese die Kanones Geltung haben. Wieder
etwas anderes scheint mir, auf öffentlicher oder kirchenoffizieller Ebene Begegnungen aller Art zu haben, welche dem Kennenlernen, dem Informationsaustausch usw. dienen. Für uns Orthodoxe muß aber dabei
vorrangig sein, diese Gelegenheiten beim Schopfe zu ergreifen, und
die o r t h o d o x e n Standpunkte darzulegen. Nicht zu "katzbuckeln",
wie es kürzlich hieß, Liebedienerei und Anbiederei zu betreiben. Orthodox
stammt mindestens ebenso von aufrecht und mutig, wie vom rechten
Glauben und Lobpreis Gottes. Das Liebesgebot zu befolgen, indem wir
dialog f ä h i g bleiben, ist etwas anderes, als die Wahrheit einem falsch
verstandenen Liebesdienst unterzuordnen: durch Anpassung in Gebet
und Glaubenspraxis. Für die Mission gelten wiederum noch andere Gesetze: Den Aleuten mußte das Brot als Fisch übersetzt werden, die
Protestanten verstehen vielleicht nur die Sprache Luthers, die Katholiken
die Sprache Benedikts. Wir Orthodoxe sollen "allen alles" werden, aber
das heißt für mich: "Seid nun klug wie die Schlangen, und unverdorben
wie die Tauben" (Matth. 10, 16). Wir bewegen uns in diesem Land unter
Wölfen und Schafspelzen. Und wir brauchen uns fremdes Fell nicht über
die Ohren zu ziehen (bzw. ziehen zu lassen).

Dies soll ein abendliches Gebet für meine Landsleute sein, zur Zeit der Nachtwache, die ich heute wieder verpassen muß wegen Arbeit.

Laboramus et oramus ! Chairete !

Peter
"Selig sind die, die nicht gesehen und doch geglaubt haben" (Joh. 20,31)
Ieromonach
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beten im dialog

Beitrag von Ieromonach »

Lieber Peter, Gott lässt uns in diesem Land leben und leiden. Als in diesem Land Menschen um ihres Glaubens willen in die KZ-lager kamen und gemartert und getötet wurden haben sowohl Protestanten, röm, Katholiken und Orthodoxe gebetet und sich als Opferlamm für Christus gesehen. Alle Menschen in diesem Land als Wölfe im Schafsfell zu sehen ist infam. Haben nicht Millionen von orthodoxen Menschen die aus der SU geflüchtet waren, oder haben nicht viele Serben, Griechen, Bulgaren, Rumänen usw. hier Brot und Arbeit gefunden? Wie ist es mit der Sozialhilfe. Gott lässt uns hier leben weil wir eine Aufgabe haben, nämlich Zeugnis abzulegen für das Evangelium Jesu Christi und seiner Kirche. Dazu gehört auch die Fähigkeit zum Dialog. Das bedeutet aber n icht gemeinsame Gottesdienste zu feiern. Ein ökumenischer Dialog setzt Ehrlichkeit auf beiden Seiten voraus. Aber da müssen wir Orthodoxe aber auch bereit zu sein. Bei Deinem Beitrag empfinde ich so etwas wie "Hass", er zeugt, nach meinem Empfinden, nicht von Orthopraxie die nämlich auch den anderen Menschen als Bruder sieht, vielleicht nicht als Bruder in Christo, wer will das beurteilen?, wohl aber als Bruder in Adam der auch geschaffen ist nach Seinem des HErrn Bilde. + Ieromonach Theodoros
Milo
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Beitrag von Milo »

Liebe Interessierte an diesem Thema,


meinerseits wollte ich noch Folgendes anmerken:

Man übersieht diesbezüglich, die Strenge der Regelung die uns nicht nur die Kanones hergeben, sondern auch die heilige Liturgie(ordnung) selbst!
Die Liturgie setzt sich nähmlich aus zwei Teilen zusammen...
Am Ersten kann jeder Teilnehmen - das Wort hören!
Am Zweiten dürfen nur die Rechtgläubigen bleiben, da nur sie die heilige Gemeinde Gottes konstituieren.

Wenn das nicht eine deutliche Vorgehensweise ist, die geboten ist, dann wies ich auch nicht...
Zusammen beten, bedeutet praktisch der gleichen Gemeinschaft anzugehören...ist es aber so?

Von Anfang an wird liturgisch geregelt wer in der von Gott selbst erwählten Gemeinschaft verharrt, und wer Ehebruch begeht.

Wie schon hier öffter angeregt wurde: beten wir für jene, helfen wir ihnen manches zu verstehen durch Dialog etc, seien wir ein lebendiges Zeugnis...aber hören wir auf selbst die Voraussetzungen zu deffinieren...Einer hat es nähmlich schon für immer getan!
Wer Ohren hat der verstehe...

Mt22.1 Und Jesus fing an und redete abermals in Gleichnissen zu ihnen und sprach: 2Das Himmelreich gleicht einem König, der seinem Sohn die Hochzeit ausrichtete. 3Und er sandte seine Knechte aus, die Gäste zur Hochzeit zu laden; doch sie wollten nicht kommen. 4Abermals sandte er andere Knechte aus und sprach: Sagt den Gästen: Siehe, meine Mahlzeit habe ich bereitet, meine Ochsen und mein Mastvieh ist geschlachtet, und alles ist bereit; kommt zur Hochzeit! 5Aber sie verachteten das und gingen weg, einer auf seinen Acker, der andere an sein Geschäft. 6Einige aber ergriffen seine Knechte, verhöhnten und töteten sie. 7Da wurde der König zornig und schickte seine Heere aus und brachte diese Mörder um und zündete ihre Stadt an. 8Dann sprach er zu seinen Knechten: Die Hochzeit ist zwar bereit, aber die Gäste waren's nicht wert. 9Darum geht hinaus auf die Straßen und ladet zur Hochzeit ein, wen ihr findet. 10Und die Knechte gingen auf die Straßen hinaus und brachten zusammen, wen sie fanden, Böse und Gute; und die Tische wurden alle voll. 11Da ging der König hinein, sich die Gäste anzusehen, und sah da einen Menschen, der hatte kein hochzeitliches Gewand an, 12und sprach zu ihm: Freund, wie bist du hier hereingekommen und hast doch kein hochzeitliches Gewand an? Er aber verstummte. 13Da sprach der König zu seinen Dienern: Bindet ihm die Hände und Füße und werft ihn in die Finsternis hinaus! Da wird Heulen und Zähneklappern sein. 14Denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt.

Gute Nacht!
Rene

Beitrag von Rene »

Ihr Lieben,

ich denke, an jedem Beitrag hier findet sich etwas, über das sich nachzudenken lohnt.
Wir sind aufgerufen, die Traditionen und Überlieferungen möglichst unverfälscht zubewahren. Dazu gehören auch die Kanones, die Beschlüsse der hl. Konzile, wie sie uns von den Vätern überliefert wurden.
Zum Papismus habe ich mich schon geäußert, dennoch denke ich, dass es nicht sein kann, mit Ökumenegerede und Liebelei die Irrlehren und menschlichen Überhebungen einfach hinzunehmen, die sogar gegen die hl.Schrift selbst sprechen. Natürlich verurteilen wir die Sünde und nicht den Sünder.

Wir sind allerdings auch aufgerufen, orthodox zu leben, dazu gehört sicher auch, wie uns die Narren in Christo vorgelebt haben, für unsere Feinde, für Ungläubige und Andersgläubige und natürlich auch unsere Mitbrüder und Mitschwestern zu beten.

Ich glaube nicht, dass Br. Peter etwas wie Hass empfindet. Nein, es ist m.E. nichts weiter wie das Vorhaben, eine klare Linie zu ziehen, bis hierher und nicht weiter. Man kann sich eben mancherorts des Eindruckes nicht erwähren, als würde die Orthodoxie förmlich unterwandert.
Wenn man sich aber an die Konzilsbeschlüsse und Kanones hält, wird dem genügend entgegengewirkt.

Wer sich für die OK entscheidet, dem sind auch die Türen geöffnet.
Meine Meinung.
L.G. Rene
protopeter
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Beitrag von protopeter »

Lieber Br. Milo, liebe Mitdiskutierende !
Die Liturgie setzt sich nähmlich aus zwei Teilen zusammen...
Am Ersten kann jeder Teilnehmen - das Wort hören!
Am Zweiten dürfen nur die Rechtgläubigen bleiben, da nur sie die heilige Gemeinde Gottes konstituieren.


Bei aller kanonischen Strenge stellt sich hier eine wesentliche Frage - wem ist die Teilnahme an der Gläubigenliturgie nun definitiv nicht zu gestatten ? Es ist bekannt, daß in der Liturgieordnung der Ruf: "Katechumenen geht hinaus...keiner der Katechumenen bleibe" ertönt, um dann eben zum zweiten Teil der Göttlichen Liturgie überzuleiten. "Katechumenen" sind im kirchlichen Sprachgebrauch eben Taufbewerber - also grundsätzlich Ungetaufte; fraglos muß für diese die Aufforderung zum Verlassen des Gotteshauses gelten. In der pastoralen Praxis stellt sich darüberhinaus jedoch die Frage, wie dies gegenüber heterodoxen Christen zu handhaben ist.

Aus persönlicher Erfahrung - sowohl als Augenzeuge als auch als selbst Handelnder - habe ich es bis heute nie erlebt (weder in orthodoxen Gemeinden in Mittel-, und Westeuropa noch in den als "traditionell orthodox" apostrophierten Ländern wie Griechenland, Serbien, Bulgarien, Rumänien oder auch Rußland), daß heterodoxe Christen veranlaßt worden wären, den liturgischen Gottesdienst zu verlassen. Es ist kein Geheimnis, daß es bezüglich der Umsetzung dieser Vorschrift innerhalb unserer Kirche durchaus geteilte Meinungen gibt; aus diversen Gründen scheint es mir dennoch angebracht, hierbei dem Prinzip der oikonomia den gebührenden Platz einzuräumen.

Mit Segenswünschen grüßt
Erzpr. Peter
Zuletzt geändert von Anonymous am 24.07.2007, 16:58, insgesamt 1-mal geändert.
Ieromonach
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Beitrag von Ieromonach »

Hochwürdiger Pater Peter, lieber Milo, auch ich habe noch nie erlebt das ein nichtorthodoxer nach dem aufruf die kirche verlassen hat oder aufgefordert wurde zu gehen. Gerade durch die schönheit der göttlichen liturgie ist manch einer zur orthodoxie gekommen. Heute hat die göttliche liturgie auch eine missionsaufgabe zu erfüllen. Wenn wir ehrlich zu uns selbst sind sollte manch einer von uns einmal überlegen wie er (sie) zur orthodoxie gefunden hat. IC+XC NIKA + P. Theodoros/Athikia
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Beitrag von Walter »

Liebe Väter, Brüder und Schwestern,

ich hab es in der Tat wie schon oben erwähnt in einem Kloster bei Volos erlebt, dass Nicht-Orthodoxe auch schon an der Liturgie der Katechumenen nicht teilnehmen durften. Auch auf dem Berg Athos dürfen in manchen der Großklöster Nicht-Orthodoxe der Liturgie nur vom Narthex aus beiwohnen, und wenn es heißt »... keiner der Katechumenen bleibe«, werden die schweren Türen zwischen Narthex und Kirchenschiff geschlossen, sodass man weder sehen noch hören kann, wie die Liturgie weiter gefeiert wird.

Die Bezeichnung »heterodoxen Christen« ist für die Väter und Mönche dort übrigens auch ein Widerspruch in sich: Entweder ist einer (orthodox) getaufter Christ oder gar keiner. Allerdings sind die Mönche durchaus bereit, einen »Heterodoxen« auf Wunsch binnen 24 Stunden orthodox zu taufen ? andernorts dauert das Katechumenat oft erheblich länger. :roll:
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retro24
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Beitrag von retro24 »

Ich verstehe dennoch nicht, was so verwerflich und schlimm daran sein soll, einen Gottesdienst oder eine Andacht einer anderen als der orthodoxen christlichen Kirche (oder Gemeinschaft, wenn man wie der Papst den Protestanten das Recht absprechen will, sich Kirche nennen zu dürfen). Habt ihr alle Angst, euch mit einer schlimmen Krankheit anzustecken? Man kann in einem katholischen Gottesdienst z.B. auch sitzen, ohne das Abendmahl einzunehmen...

Mit jemandem Gemeinschaft zu haben bedeutet doch nicht, in allem mit ihm/ihr einer Meinung zu sein. Letztlich beten wir Christen aber doch zum selben Gott, wie Jeremias schon schrieb (und ich bin auch sonst größtenteils seiner Meinung), wir sind also desselben Gottes Kinder, nur erkennen manche Ihn so und manche anders. Wenn schon Christus mit Sündern an einem Tisch saß und mit ihnen nicht nur gegessen, sondern sicher auch gesprochen und womöglich sogar (vor dem Essen) gebetet hat, obwohl sie nicht die Erkenntnis hatten, so sind doch auch wir dazu aufgerufen. Wo ist die Liebe, an der andere uns Christen erkennen sollen? Ich bitte schon vorab um Vergebung, ich will niemandem zu nahe treten, aber manche Orthodoxe scheinen sich für etwas Besseres zu halten und wie der Pharisäer zu denken, der sich von den "weniger Erkennenden" und Sündern fernhielt und Gott dankte, dass er nicht so ist wie dieser - er hätte sich ja verunreinigen können.
Господи, сподоби мя любити Тя от всея души моея...
protopeter
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Beitrag von protopeter »

Lieber Vater Theodor, Mitbruder im priesterlichen Dienst !
Heute hat die göttliche liturgie auch eine missionsaufgabe zu erfüllen.
Genau dieser Aspekt ist es, der für orthodoxe Existenz in mehrheitlich nichtorthodoxen Gesellschaften von ausschlaggebender Bedeutung sein sollte und im Laufe der Geschichte unserer Kirche es offensichtlich auch schon war - man denke etwa an den in der altrussischen Nestorchronik enthaltenen Bericht über die Gesandtschaft des Kiever Fürsten Vladimir, die in Konstantinopel an der Göttlichen Liturgie teilnahm und so den endgültigen Impuls zur Annahme des Christentums erhielt.

Brüderlich grüßt
Erzpr. Peter
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