Inwieweit decken sich Luthers Lehren mit der Orthodoxie

Beziehung zum nichtorthdoxen Christentum
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Sebastian
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Inwieweit decken sich Luthers Lehren mit der Orthodoxie

Beitrag von Sebastian »

Christus ist auferstanden!

Themeneröffung

Liebe Leute !

Blicken wir auf die unterschiedlichen heutigen protestantischen Strömungen, so bietet sich uns kein einheitliches Bild. Als Orthodoxe befremdet uns so manche "Neuerung" die diese Strömungen im Laufe der Zeit vornahmen.

Lasst uns zu diesem Thema doch zum Ursprung dieser Entwicklungen gehen. Alle orthodoxen Geistlichen, die ich kenne haben in Teilen eine durchaus positive Meinung zu Luther. Was verbindet?

Was veranlasste Luther damals zu einem Umdenken?

Was verbindet uns mit ihm, welche Ansichten trennen eindeutig?

Welche Änderungen nahmen spätere protestantischen Glaubensrichtungen vor und in wie weit wichen sie ab von Luther?


EDIT (mir selbst) Auf Anregung Walters habe ich die 95 Thesen wieder entfernt. Sie sind der primären Diskussion noch nicht von großem Nutzen.

Aus momentanen Zeitmangel ist es mir leider nicht möglich euch in meinen Bereich "mit spannenden Themengrundlagen zu füttern". Verzeiht. Ich habe auch vor ein Thema über die "Anglikanische Kirche" zu eröffnen. Das muss aber auf sich warten lassen bis nach nach den Prüfungen. :wink:

Viele Grüsse
Sebastian
Zuletzt geändert von alexandros am 07.11.2006, 21:13, insgesamt 2-mal geändert.
Walter
Beiträge: 443
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Beitrag von Walter »

Lieber Sebastian,

ein sicherlich sehr interessantes und umfangreiches Thema, das Du hier in Zeitnot eröffnest. Den Themennamen finde ich etwas unglücklich, sicher meinst Du sowas wie "Inwieweit decken sich Luthers Lehren mit denen der Orthodoxie?" Luther war sicher nicht orthodox sondern röm.-katholisch (und wollte auch keine neue Religion gründen, jedoch war ein Wechsel zu einer Ostkirche oder auch nur so etwas wie Ökumene nie ein Thema für ihn).
Ebenso sind die 95 Thesen sicher nicht für den Einstieg ins Thema geeignet, weil sie in einem ganz bestimmten historischen Kontext stehen und auch keine Theologie an sich darstellen, sondern Arbeitshypothesen, über die Luther ursprünglich nur mit seinem Bischof debattieren wollte.

Auch hier gilt, was V. Peter zur Slawistik schreibt:
protopeter hat geschrieben:Lieber ausgeschlafener Bruder Sebastian ! :wink:

Eile mit Weile - das Thema sollte ja nicht zu dilettantisch angegangen werden; an dieser Stelle vielleicht ein Literaturhinweis:
Richard Friedenthal: Luther - Sein Leben und seine Zeit (Piper 1967)

Gruß
Walter
γενηθήτω το θέλημά σου·
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Sebastian
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Beitrag von Sebastian »

Hallo Walter,

entschuldige bitte meinen doch konfusen Einstieg. Ja, du hast recht er ist mir diesmal nicht recht gelungen. Vielleicht hilfst du mir?

nochmal Entschuldigung, ich werde mir bei der nächsten Themeneröffnung mehr Mühe geben.

Dein unter Zeitnot stehender, dilettantischer Br.
Sebastian
protopeter
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Orthodoxe Kirche und Reformation

Beitrag von protopeter »

Lieber Br. Sebastian, lieber Br. Walter !

An dieser Stelle sei mir ein kleiner Exkurs zur "Orientierungshilfe" gestattet: Zwar ist bekannt, daß Luther selbst keinen Kontakt zur Orthodoxie hatte und sein Konzept "sola fide - sola scriptura" aufgrund seines ausschließenden Charakters der rechtgläubigen Auffassung durchaus auch entgegenstand; doch ist es auch eine historische Tatsache, daß in der ersten Reformationszeit Kontakte zur Orthodoxen Kirche bestanden - diese wurden zunächst durch Philipp Melanchthon aufrechterhalten, der 1559 einen Brief an den Ökumenischen Patriarchen Joasaph II. richtete, in dem er ein Bekenntnis zur Heiligen Überlieferung ablegte, eine griechische Übersetzung der "Confessio Augustana" beifügte und (zumindest indirekt) einen theologischen Dialog anregte.

Im Gegensatz zu Luther, der als Glaubensgrundlage einzig die Autorität der Heiligen Schrift anerkannte, ansonsten jedoch sämtliche Traditionszeugnisse der Kirche der ersten Jahrhunderte verwarf, da er sie als "papistisch verfälscht" wahrnehmen wollte, berief sich Melanchthon durchaus auch auf die Kirchenväter, betonte ihren Wert und wesenhafte Bedeutung zur Ausformung der Rechtgläubigkeit. Es ist bekannt, daß gerade in diesem Punkt die Differenzen der beiden Reformatoren nur allzu evident waren - Melanchthon vermochte es jedoch nicht, sich mit seiner Auffassung gegen Luther durchzusetzen.

In der nachfolgenden Generation korrespondierten reformierte Theologen aus Tübingen mit dem Patriarchen Jeremias II. von Konstantinopel; allerdings brachen nach 1581 diese Beziehungen aufgrund der offensichtlichen Unvereinbarkeit der Positionen völlig ab. Glaubte man in gewissen reformatorischen Kreisen anfangs noch, eine Annäherung an die Orthodoxe Kirche zu erreichen, so wurden allerspätestens hier alle Hoffnungen, solchermaßen möglicherweise auch eine gemeinsame "Koalition" gegen das Papsttum und den römischen Katholizismus zustande zu bringen, zunichte gemacht. Der wesentlichste Grund für das Scheitern lag im kompromißlosen Beharren auf gewissen protestantischen Lehrgrundsätzen, die in vielerlei Hinsicht nicht mit dem von der Orthodoxen Kirche geprägten Traditionsbegriff in Einklang zu bringen waren.

Zum guten Schluß noch ein Literaturhinweis: Ernst Benz, Wittenberg und Byzanz, München 1971 stellt die Geschichte der Beziehung zwischen Orthodoxer Kirche und reformatorischer Bewegung im 16. Jahrhundert gut dokumentiert dar.

Mit besten Segenswünschen grüßt brüderlich
Erzpr. Peter
Milo
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Beitrag von Milo »

Grüß Gott!

Ist es richtig das Luther einmal gesagt haben soll, nach dem er den "Stein ins rollen" gebracht hat:

Hätte ich gewusst das es zu solch schlimmer Ausartung kommt, hätte ich es nicht in bewegung gesetzt!? (von mir nach Erinnerung frei formulieret)

br.milo
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Sebastian
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Beitrag von Sebastian »

administrator hat geschrieben:Grüß Gott!

Ist es richtig das Luther einmal gesagt haben soll, nach dem er den "Stein ins rollen" gebracht hat:

Hätte ich gewusst das es zu solch schlimmer Ausartung kommt, hätte ich es nicht in bewegung gesetzt!? (von mir nach Erinnerung frei formulieret)

br.milo
Hallo Milo!

weisst du aus dem Kopf noch, an welcher Stelle (historisch gesehen) dieser Ausspruch gefallen sein soll und in welchem konkreten Zusammenhang (95 Thesen?)?

Grüsse und einen gesegneten Sonntag

Dein Br. Sebastian
Milo
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Beitrag von Milo »

Lieber Sebastian,

dies muss wohl geschehen sein nach dem moralischen Abfall der "Protestierenden", als es für Luther sichtbar wurde.

In dem Zusammenhang, in dogmatischen Überlegnungen der protestantischen Auffassung über das persönliche Heil, hat Kaspar Schwenckfeld +1561 auch mal wohl gesagt: Viele sind 10mal schlimmer geworden als sie es zuvor waren!

"Er war darüber enttäuscht, daß die ev. Predigt ungewollt zu sittlichem Verfall beitrug." Quelle

Leider fehlen mir weiter Quellen zu solch Aussagen in der Zeit, daher stellte ich die Frage hier rein, in der Hoffnung das jemand Weiteres noch weis.

Schönen Tag des HErrn Euch wünschend,

br. milo
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