Pr?fe! Aber wie?

Beziehung zum nichtorthdoxen Christentum
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Sebastian
Beiträge: 956
Registriert: 16.12.2008, 13:46
Religionszugehörigkeit: Orthodox (MP)

Prüfe! Aber wie?

Beitrag von Sebastian »

Grüß Gott alle zusammen !

Der Herr ist auferstanden!

wie versprochen wollte ich einen neuen Versuch starten den Fragenkomplex konfessioneller Prüfung, ohne Polemik, sachlich und strukturiert auf den Weg zu bringen.

Da die von mir hoch erwüschten Anregungen (via PN) leider ausblieben, versuche ich es nun alleine :(

Zum Einstieg:

Versetzen wir uns in die Situation eines Suchenden; eines Menschen der zum Ursprung christlicher Ekklesiologie gelangen möchte. Berücksichtigen wir gleichzeitig das undurchsichtige "Angebot" auf dem "Markt der Konfessionen". Es ist wirklich so, dass man einem Menschen nicht übel nehmen kann, wenn Aussagen kommen wie: "Alle behaupten sie seien die Tollsten! Ich glaube keinem."

a) Wie können wir in liebevoller Weise solchen Menschen ein orthodoxes (Glaubens-) Zeugnis bringen?

b) Welche Hilfestellungen/Wegweisung kann der Orthodoxe Christ einem Unentschlossen geben?

c) Sind Vergleiche in Hinsicht auf anderen christliche Glaubensgemeinschaften sinnvoll und produktiv, oder sollte sich auf das Orthodoxe Zeugnis in dieser Welt (ausschließlich ?) bezogen werden?

d) Wie soll ein Mensch prüfen, was wahr ist, wenn dieser die Wahrheit nicht kennt?

Hoffe das ist nicht alles zu verwirrend...

Sebastian
protopeter
Priester
Beiträge: 698
Registriert: 24.07.2006, 21:21
Wohnort: Salzburg

Beitrag von protopeter »

Lieber Sebastian !

Grundsätzlich würde ich sagen, daß der von Dir vorgeschlagene Weg, ein orthodoxes Zeugnis ohne "vergleichende Polemik" abzulegen, nicht nur äußerst konstruktiv ist, sondern wohl auch die einzig wirklich praktikable Methode darstellt, dem Sendungsauftrag unserer Kirche und den damit verbundenen Anliegen in gerechter Weise nachzukommen.

Meine ganz persönliche Kritik an gewissen - in diesem Zusammenhang allerdings durchaus üblichen - Vorgangsweisen verbindet sich mit der von Dir schon genannten Vorstellung eines "Marktes der Konfessionen", bei der man in eine Konkurrenzsituation "um jeden Preis" gedrängt scheint. Wenn wir als Orthodoxe an diesen Fragenkomplex herangehen, so sollte allerdings für uns von vorneherein der absolute Charakter unseres Glaubens Geltung besitzen; von dieser Tatsache ausgehend müßte es schließlich möglich sein, sowohl Andersdenkenden (um hier einen möglichst weitgefaßten Begriff einzuführen) mit Respekt und innerer Souveränität zu begegnen als auch das Wesentliche von unserer Seite mit entsprechender Überzeugungskraft zu vermitteln.

Soweit nur einige wenige einleitende Überlegungen meinerseits; zu den einzelnen Fragen möchte ich erst im weiteren Verlauf der - hoffentlich regen - Diskussion Stellung nehmen.

In der Liebe Christi grüßt brüderlich
Erzpr. Peter
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Alex
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Wohnort: Siegen

Beitrag von Alex »

Hallo Sebastian,

ich möchte meine Herangehensweise schildern, wie ich einem Suchenden begegne.

Als erstes prüfe ich mich selbst: Bin ich ein entschlossener Orthodoxer Christ?
Am Anfang versuche ich herauszufinden was derjenige sucht, hat er schon vorgefertigte Meinungen, die er nur zu bestätigen sucht, oder ist die Suche tatsächlich vorbehaltlos. Hier ist aufrichtiges Beten und Anteilnahme von meiner Seite angesagt. In beiden Fällen muss man sehr viel Geduld und vor allem viel Zeit (Stunden, Tage , Wochen, Monate, Jahre) mitbringen.

Ich übernehme eine gewisse Verantwortung für den Menschen in dieser Zeit des Suchens. Dennoch bereite ich mich von Anfang an darauf vor, dass sich derjenige doch nicht für die Orthodoxie oder gar für Christentum (hier meine ich das Leben mit Gott aus christlicher Sicht) entscheiden könnte.

Als Mensch habe ich jedoch nur begrenzte Möglichkeiten, deswegen überlasse ich Vieles dem GOtt. Ich kann aber sehr wohl die Information, die ich kenne weiter geben. Das beste, was ich machen kann, ist das Vorleben. Dabei schildere ich meine eigenen Erfahrungen mit dem Glauben oder wie sich das liturgische Leben in der Kirche aus meiner Sicht abläuft usw.

Mehr kann ich nicht tun, weil derjenige selbstständig Entscheidungen treffen muss. Meine Aufgabe ist es nur dessen Willen zu stärken und nicht zu zerstören.

Durch diese Herangehensweise kann man sicherlich nicht Hunderte von Menschen erreichen, da muss man eine andere "Strategie" wählen.

Das Thema interessiert mich auch sehr, deswegen wäre ich dankbar dafür, dass sich viele äußern. Was haltet ihr von meiner Einstellung? ich bin für eure Korrekturen auch sehr dankbar!

Ich wünsche allen den Göttlichen Segen
Herzlichst Alex
Ehre sei Dir oh Herr

Beitrag von Ehre sei Dir oh Herr »

Lieber Alex,

ja, ich kann das gut nachvollziehen.
Der Leuchter, den man hinstellt, damit ihn viele sehen ist das Vorleben des Glaubens. Man kann nicht mehr tun, als erstens seinen Glauben zu leben und zweitens sich aber auch nicht seiner Ansichten zu schämen, d.h. sich zu bekennen. Auch wenn es Viele belächeln mögen.

Ich versuche auch gerne auf einige gute Literatur hinzuweisen, das kommt dann vielleicht nicht so direkt rüber und derjenige kann sich selbst eine Meinung bilden, was ja auch dauern kann...
Auftauchende Fragen kann man ja immer besprechen, allerdings muss man auch immer vorsichtuig sein, denjenigen nicht zu verletzen, da sich ja hierzulande eben eine andere Tradition herausgebildet hat, auch wenn diese von vielen Irrlehren begleitet ist, aber das kann man ja keinem Suchenden zum Vorwurf machen und dies so zu formulieren ist auch wie ein vor den Kopf stoßen.
Ich selbst habe da auch schon genügend Fehler gemacht :oops:

herzliche Grüße
D.René
Milo
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Registriert: 19.06.2009, 23:00
Wohnort: Stuttgart

Beitrag von Milo »

Hallo Sebastian,

wie du siehst, lassen wir dich nicht im Stich :wink:
a) Wie können wir in liebevoller Weise solchen Menschen ein orthodoxes (Glaubens-) Zeugnis bringen?
Darauf wurde schon viel gesagt, das leben und vorleben der Orthodoxie ist einfach der Weg.
b) Welche Hilfestellungen/Wegweisung kann der Orthodoxe Christ einem Unentschlossen geben?
Hier würde ich sagen, das man ihm nahe legt das er selbst Erfahrung damit macht. Sei es in der Liturgie, oder in der Literatur, oder im Studium der Kirchengeschichte, usw.
c) Sind Vergleiche in Hinsicht auf anderen christliche Glaubensgemeinschaften sinnvoll und produktiv, oder sollte sich auf das Orthodoxe Zeugnis in dieser Welt (ausschließlich ?) bezogen werden?
Im Sinne der Erniedrigung und Beleidigung sicher nicht, aber im Sinne der Wahrheit muss man offen Sagen "wo der Hund " begraben liegt. Das ist meine Praxis, und damit habe ich gute Erfahrungen gesammelt. "Lauwarm" zu sein ist kein authentisches Zeugnis, vor allem gegenüber einem Suchenden nicht. Ich erinnere auch hier nochmal gerne, das in den ersten Jahrhunderten Unmengen an Blut vergossen wurden, nur um bei der Wahrheit(=Christus) zu bleiben!
d) Wie soll ein Mensch prüfen, was wahr ist, wenn dieser die Wahrheit nicht kennt?
Heb 13.8 Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit.
Folglich: Seine Lehre, Seine Gemeinde (Gemeinschaft) muss vom Wesen her auch die gleiche sein, gestern, heute und morgen. Prüfe!

Alle grüßend,

br.milo
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Sebastian
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Registriert: 16.12.2008, 13:46
Religionszugehörigkeit: Orthodox (MP)

Ein kurzes Zitat zwischendurch

Beitrag von Sebastian »

Wie ein Liebender seiner Frau z.B. den häufigen Besuch beim Friseur auch dann ermögliche, wenn ihm selbst die Wichtigkeit nicht einleuchte, so ist im Umgang z.B. mit Andersgläubigen nicht der Streit angemessen, sondern das geduldige Gespräch und das glaubwürdige Bekenntnis mit dem eigenen Leben.

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In memorian Vater Ambrosius (23.8.1923 ? +3.4.2005)
Erzpriester der ROKA (Prokopij Gemeinde) in Hamburg

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