PascalBlaise hat geschrieben:
Einige Probleme sind mit gutem Willen womöglich leicht zu lösen. So könnte man als ersten Schritt (Vorsicht Privatmeinung!)
statt des Apostolicums generell das Credo von Nizäa sprechen und einfach das vieldiskutierte Wort ohne größeren Verlust weglassen.
In der Liturgiereform hat man teilweise größere Veränderungen auch durchführen können.
Den Papst hingegen kann man nicht einfach "weglassen". Und viele andere Dinge mehr, die nicht einmal theologischer Natur sind.
Ich denke, es gibt Stand heute keine Lösung.
- über das vieldiskutierte Wort könnte man sich sogar einigen, wenn genau definiert wird, WAS es bedeutet, nämlich nur Sendung des Hl. Geistes vom Vater her, durch den Sohn in der Zeit, jedoch nicht der Sohn als Ursprung des Hl. Geistes. Und man könnte die Byzantiner kaum zwingen, es mitzubeten.
- Liturgie: Da gibt es schon heute einen westlichen Ritus der Liturgie, also kein grösseres Problem. Schon jetzt werden ja in orthodoxen Kirchen verschiedene Liturgien parallel verwendet. Da könnten die Römer wohl bei ihrer Liturgie bleiben.
- Papst: Denkbar wäre ein Ehrenprimat Roms wie in den ersten Jahrhunderten. Der wäre jedoch mit keinerlei Jurisdiktionsgewalt ausgestattet. So wie heute der ökumenische Patriarch nur für seine eigene Kirche "das Sagen hat".
- nicht theologische Dinge: Kein wirkliches Problem. Die einzelnen Kirchen - auch Rom - haben grosse Kompetenz zur Regelung der inneren Angelegenheiten.
Was für mich viel stärker ins Gewicht fällt:
Das "orthodox mindset", der "orthodoxe Weg" ist sehr verschieden vom so stark reglementierten und juristisch durchgedachten Weg des Westens. Diese Entwicklung hat wohl schon vor der Trennung eingesetzt und ist nach dem Schisma nur verstärkt worden. Die Kirchen der Reformation haben solches Denken auch übernommen.
Mit dem vermehrten Blick auf die Väter seit Vatikanum II hat zwar die lateinische Kirche auch neue Gedankenansätze gewagt. Oder eigentlich alte. Aber leider ist das Wort und Handeln zu oft noch sehr verschieden, wenigstens so weit ich da noch reinblicken kann.
Das zeigt sich auch daran, auf welchem Weg die Einheit angestrebt wird.... überspitzt formuliert:
Rom: "Da müssen wir drüber reden, das muss geregelt werden, wir finden einen Kompromiss."
Byzanz: "Kommt, Brüder, wir haben Euch lieb, wir sind euch in Christus verbunden... lasst uns einen Weg finden..."
Wird das so ein wenig klar?
Noch ganz zuletzt:
Ich hatte Dich gefragt, was denn die Orthodoxie aufgeben müsste.
Du hast mir geantwortet, dass die orthodoxen Kirchen viel Neues akzeptieren müssten. Und ich denke schon, dass die Neuerungen vor allem im Westen geschehen sind.....und insofern können wir gar nichts aufgeben, mit dem besten Willen nicht.
lg Maria
Let Your mercy, O Lord, be upon us, as we hope in You.