Dem komme ich gerne nach!Nassos hat geschrieben:... Zur Philokalie kann ich nicht viel sagen, da ich das Buch nicht kenne. Da Du, lieber Evagrios, aber sehr angetan zu sein scheinst, bitte ich Dich hier oder im Strang "Bücher" doch nochmal die Daten zum Buch zu geben. Schön wäre auch eine kurze Inhaltsangabe.
Die Philokalie ist eine Sammlung von Auszügen verschiedener asketischer Schriftsteller der hesychastischen Tradition vom 4. bis 15. Jahrhundert. Sie beginnt mit einer Belehrung, die dem Heiligen Antonios dem Großen (Begründer des Eremitentums, ca. 251-356) zugeschrieben wird. Weitere bedeutende Autoren sind z.B. Evagrios Pontikos , Johannes Cassianus, Gregor der Sinait, Symeon der Neue Theologe, Johannes von Damaskus, Makarius der Große von Ägypten, Isaak von Ninive und Ephraem der Syrer, Johannes Klimakos, Gregor Palamas.
Die Philokalie könnte als Väterantologie des Hesychasmus bezeichnet werden. Für die Tradition des Jesusgebets ist sie von größter Bedeutung, alleine schon, wenn man sich ihre Entstehung und dann Übersetzungsgeschichte ansieht:
Die Philokalie wurde als Anthologie vom Athos-Mönch Nikodemos Hagioreites zusammengestellt und erschien 1782 erstmals in Venedig. 1793 erschien die kirchenslawische Übersetzung, die der Archimandrit und Starez Paissij Welitschowski erstellt hatte. Das russische Panteleimon-Kloster auf dem Athos gab 1877 eine erweiterte Übersetzung in modernem Russisch heraus, die Bischof Theophan der Klausner erstellt hatte. Bischof Theophan wird in der russischen Kirche aufs höchste verehrt und geschätzt.
Im deutschen Sprachraum gab es die Philokalie lange Zeit nur als Auswahlbändchen (in zwei unterschiedlichen Versionen) in der Reihe "Klassiker der Meditation". Seit ein paar Jahren nun liegt endlich eine vollständige deutsche Übersetzung der Philokalie in 6 Bänden vor (5 Bände und ein Registerband). Sie wurde von einem deutschen Eremitenmönch erstellt, der unbekannt bleiben will. Die Übersetzung gilt als kongeniales Werk, die in dieser Weise nur von einem aus der Stille lebenden Mönch erstellt werden konnte. Auch ich muss sagen, dass sie sich hervorragend liest. Besonders die dortige Einführung mit dem Hinweis auf die Übersetzungsprinzipien finde ich sehr gut. Die deutsche Ausgabe der Philokalie wird vom Verlag "Der christliche Osten" herausgegeben (http://www.christlicher-osten.de). Auf einer eigenen Webseite (http://www.philokalie.de) wird die Ausgabe ausführlicher vorgestellt, unter anderem auch mit einer Wiedergabe des vollständigen Inhaltsverzeichnisses. Anzumerken ist noch, dass diese Ausgabe auch von der Gestaltung her (Einband, Format, Schriftbild und -größe, einführende Texte zu den Autoren etc.) eine wahre Freude ist. Bei mir hat sie einen Ehrenplatz bekommen. Der Preis von derzeit 250 Euro ist zwar auf den ersten Blick hoch, aber angemessen, wenn man bedenkt, dass vernünftig gedruckte und gebundene Bücher in relativ kleiner Auflage oft erheblich mehr kosten.
Auch in anderen (europäischen) Sprachen gehen Übersetzer daran, die Philokalie ihren Landsleuten in vollständiger Ausgabe zugänglich zu machen. So übersetzte Bischof Kallistos Ware die Philokalie ins Englische (ich weiß nicht, ob sie schon vollständig vorliegt). In Rumänischer Sprache erscheint derzeit auch nach und nach eine erweiterte Übersetzung der Philokalie.
Die Philokalie ist nicht leicht zu lesen, vor allem, wenn man es als Theologe gewohnt ist, etwa eine Dogmatik relativ zügig zu lesen. Manche Texte sprechen einen an, man liest sie wieder und wieder. Manche Texte bleiben einem verschlossen. Da bleibt einem nur, mit Luther den Hut zu lupfen und weiterzugehen. Ich habe mir die deutsche Ausgabe vor vielleicht eineinhalb Jahren gekauft. Relativ regelmäßig (täglich) lese ich darin. Dann bleibt sie vielleicht auch einmal ein paar Wochen unbenutzt liegen. So bin ich inzwischen am Ende des ersten Bandes angelangt. Manche Texte lese ich immer wieder einmal, weil sie mich so sehr angesprochen haben (z.B. von Evagrios Pontikos oder von Johannes Cassianus).
Auf der Startseite von www.philokalie.de schreibt der Herausgeber, Pater Dr. Georg Hohmann OSA, in sehr persönlicher Weise von der Philokalie. Ich kann seine Sätze gut nachempfinden. Dort findet der interessierte Leser auch weitere Infos über die Entstehung der Philokalie sowie über die deutsche Übersetzung im Verlag "Der christliche Osten".