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Nassos
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Beitrag von Nassos »

so viel zum aufmerksamen Durchlesen...
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songul
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Beitrag von songul »

Nassos hat geschrieben:so viel zum aufmerksamen Durchlesen...
Genau :mrgreen: : Es soll nicht heissen, ich hätte nichts zum Thema:


Kosmologie und Schöpfung: die orthodoxe Perspektive
18. Dezember 2008

Кирьянов Димитрий, священник

Kann man heutzutage ein gläubiger Christ sein und gleichzeitig neue wissenschaftliche Entdeckungen akzeptieren? Diese Frage zu beantworten versucht Dimitrij Kirjanow, Lehrer des Geistlichen Seminars in der Stadt Tobolsk.

Die Kosmologie als Wissenschaft von der Entstehung und Evolution der großräumigen Struktur des Universums begann ihre Entwicklung erst im 20. Jahrhundert. Vorher waren die kosmologischen Ansichten einzelner Wissenschaftler ausschließlich hypothetisch gewesen und hatten praktisch keine ernsthafte wissenschaftliche Basis. Da die christliche Weltanschauung bis ins 17. Jahrhundert in den Europäischen Ländern dominierend blieb, stützten sich die kosmologischen Konzepte in erste Linie auf die biblische Lehre über die Erschaffung der Welt durch Gott. Im 18. Jahrhundert begannen die Philosophen der Aufklärung jedoch, kosmologische Systeme zu erarbeiten, die sich von der biblischen Auffassung des Weltgebäudes radikal unterschieden. Im 19. Jahrhundert führte dies dazu, dass fast alle Wissenschaftler die Ewigkeit und Unveränderlichkeit des Universums anerkannten. In seinem Werk über die physikalische Kosmologie und die Unendlichkeit Gottes nahm I. Kant an, dass auch das Universum unendlich sei. Er schrieb: „Wenn es nun möglich war, daß Gott den Begriff der Unendlichkeit, der seinem Verstande auf einmal dastehet, in einer aufeinander folgenden Reihe wirklich machen kann, warum sollte derselbe nicht den Begriff einer anderen Unendlichkeit in einem, dem Raume nach, verbundenen Zusammenhange darstellen und dadurch den Umfang der Welt ohne Grenzen machen können?"[1] Aus der Vorstellung von der Unendlichkeit des Universums leitete Kant ein streng mechanisches Model der physikalischen Realität ab. Obwohl Kant sich selbst als einen Theisten bezeichnete, rief er den Agnostizismus des 18. und 19. Jahrhunderts ins Leben. Die Wissenschaft des 19. Jahrhunderts, die versuchte, sich auf materialistische und positivistische Weltanschauungsprämissen zu stützen, stand ebenfalls im krassen Widerspruch zu den zu den Christlichen Weltansichten.

Den Anfang der Kosmologie als seriöses wissenschaftliches Forschungsgebiet machte 1915 Albert Einstein mit der Erschaffung der Allgemeinen Relativitätstheorie (ART). Im Jahre 1929 folgte dann die bahnbrechende Entdeckung der Rotverschiebung durch E.Hubble, die zum Hauptindiz für die Ausdehnung des Universums und des nicht-stationären Modells von Friedmann[2]/Lemaître[3] wurde. 1922 schlug Friedmann eine Lösung vor, die besagte, dass das Universum sich heutzutage ausbreite und es folglich in ferner Vergangenheit ein minimales Volumen mit unendlich großer Materiedichte gehabt habe. Es muss angemerkt werden, dass diese Entdeckung für Friedmann selbst nicht nur eine wissenschaftliche, sondern auch eine metaphysische Bedeutung hatte, denn er wählte als Epigraph seines Buches „Die Welt als Raum und Zeit" die Worte aus dem Buch der Weisheit: „Du hast alles nach Maß und Zahl erschaffen"[4]. Heutzutage können nur die professionellen Wissenschaftshistoriker sich daran erinnern, welch heftige Diskussionen diese Entdeckung hervorbrachte. In einem Gespräch mit Lemaître sagte ihm Einstein: „Ihre Berechnungen sind korrekt, aber ihr Verständnis der Physik ist abscheulich"[5].

Heutzutage wird die Urknall-Theorie von der überwiegenden Mehrheit der Wissenschaftler akzeptiert. In den Augen der wissenschaftlichen Gemeinschaft wurde der Boden der Urknall-Kosmologie durch zwei wichtige Entdeckungen verstärkt. 1965 wurde die kosmische Hintergrundstrahlung entdeckt. Die Homogenität und die sehr niedrige Temperatur der Strahlung wurden als Reste des „primären Ausbruches" des Universums interpretiert. 1992 wurden durch den die Hintergrundstrahlung erforschenden COBE-Satelliten kleine Irregularitäten entdeckt, die, laut Theorie, die Entstehung von Galaxien und Sternen im ursprünglich homogenen Universum erklären[6]. Diese Ergebnisse wurden 2003 dank präziserer Beobachtungen mit Hilfe des WMAP-Satelliten gewonnen[7].

Die meisten Physiker betrachten den Urknall als eine Singularität, also eine ultimative Grenze bzw. einen Rand, „einen Zustand der unendlichen Dichte", in dem Raum und Zeit als Kategorien nicht mehr existieren. So stelle der Urknall die äußerste Grenze dessen dar, was wir über das Universum wissen können. Während alle physikalischen Theorien im Kontext von Raum und Zeit formuliert sind, wäre es - zumindest naturwissenschaftlich - unmöglich, über Phänomene nachzudenken, die außerhalb dieser Kategorien existieren könnten. Selbst die Existenz der Singularität wird von den Kosmologen als Bestätigung der Unvollständigkeit der Urknall-Kosmologie angesehen. Diese regt sie an, solche Varianten der theoretischen Konzepte zu suchen, die es ihnen ermöglichen, die unmittelbar auf den Urknall folgenden Ereignisse adäquat zu beschreiben.

Die Kosmologen meinen, dass die traditionelle Urknall-Kosmologie mit dem Konzept der Singularität einige Schwierigkeiten hat. Diese Überzeugung speist sich daraus, dass die Gleichungen der Allgemeinen Relativität die Quantennatur der Wirklichkeit nicht berücksichtigen. Also geht die Suche nach einer „Theorie von Allem" eben in Richtung der Entwicklung einer adäquaten Theorie der Quantengravitation[8]. Der Zweck dieser theoretischen Modelle ist, den Zustand des Universums im Alter von ca. 10-43 Sekunden zu beschreiben. Bis zu diesem Moment der Zeit (auch als „Planckscher Moment" bezeichnet) ist die Kraft der Gravitationswechselwirkung mit der einer starken nuklearen Wechselwirkung vergleichbar. Unter solchen Bedingungen sollen Quantengravitationseffekte eine wesentliche Rolle spielen. Es wird vermutet, dass die Quantengravitationsprozesse die frühesten Zeiten dominiert hatten, die dem Inflationsstadium vorhergegangen sein müssen.

Die von vielen Kosmologen geteilte Überzeugung, dass die Kosmologie den Beginn des Universums beobachten könne, ruft diverse Spekulationen über diesen primären Zustand des Universums hervor. Die unterschiedlichen Versuche, eine Quantenkosmologie zu erarbeiten, beruhen auf einigen spezifischen Aspekten der Quantentheorie, die verbunden sind mit 1.) der Idee der Wellenfunktion des Universums, 2.) dem Konzept der multidimensionalen Raum-Zeit (die Theorie der Superstrings), 3.) der Schleifenquantengravitation (loop quantum gravity).

Die gegenwärtigen Kosmologen geben die Versuche nicht auf, ein solches Konzept zu entwerfen, das den Beginn des Universums nicht nur nicht ausklammern, sondern auch ohne den Einfluss eines übernatürlichen Prinzips auskommen würde.

1983 nahmen James Hartle[9] und Stephen Hawking an, dass die Funktion der kosmischen Wellen auf das ganze Universum angewendet werden kann, analog zur Anwendung der Wellenfunktion der Quantenmechanik auf die Elementarteilchen[10]. „Laut dieser Methode wird der normale Unterschied zwischen der Zukunft und der Vergangenheit ganz am Anfang des Universums zerstört, und die Richtung der Zeit erwirbt die Eigenschaften der räumlichen Dimension. So wie es keine Raumgrenze gibt, ist auch der Beginn der Zeit unbestimmbar."[11] Die Bezugnahme auf die ursprüngliche Singularität ist für Hawking die Anerkennung einer Niederlage: „Falls die Gesetze der Physik am Anfang des Universums verletzt werden können, wieso dürfen sie nicht irgendwo anders verletzt werden?". Die Ankerkennung der Singularität bedeutet, nach Hawkings Meinung die Verneinung der universellen Vorhersagbarkeit der Physik und, folglich und letztendlich, die Entkräftung die Kompetenz der Wissenschaft zum Verständnis des Universums. Die Kombination der Quantenmechanik und der Allgemeinen Relativitätstheorie führe zu der Möglichkeit, dass Raum und Zeit zusammen einen endlichen, vierdimensionalen Raum ohne Singularitäten oder Grenzen bilden können, der der Erdoberfläche ähnele, jedoch mehr Dimensionen habe. Nach Hawkings gäbe es in einem solchen Model des Universums „keine Singularitäten, in denen die Physikgesetze nicht wirkten, und es gäbe keine Raum-Zeit-Grenze, bei der es nötig würde, sich auf Gott oder ein anderes Gesetz zu beziehen, um die Grenzbedingungen für die Raum-Zeit zu setzen" [12]. Etwas später fügte er hinzu: „Solange wir glauben, dass das Universum einen Beginn hat, könnten wir vermuten, dass es einen Schöpfer habe. Wenn das Universum aber wirklich völlig geschlossen ist und weder eine Grenze noch einen Rand hat, müsste es weder einen Beginn noch ein Ende haben: es bräuchte bloß zu existieren. Bleibt dann noch Platz für einen Schöpfer?"[13]

John Barrow[14], ein anderer Kosmologe, merkte bezüglich des Hawking-Modells an, dass die grenzlose Quantenkosmologie äußerst attraktiv wäre, da sie die Notwendigkeit des Ursprunges vermeide. Barrow postuliert, dass das traditionelle Bild des Urknalls mit seiner anfänglichen unendlich dichten Singularität, „streng gesprochen (...) die Erschaffung aus dem absoluten Nichts ist"[15].

Der Kosmologe Alexander Vilenkin[16] hat ein Konzept der Entstehung des Universums durch quantum tunneling aus dem Nichts vorgeschlagen. So ähnlich, wie die Paare der virtuellen Teilchen entstehen, komme das ganze Universum - zusammen mit der Materie, der Energie, Raum und Zeit und allem - aus dem Nichts zum Sein dank einer gigantischen Quantenfluktuation. Für Vilenkin bedeutet „Nichts" ein „Zustand mit der nicht-klassischen Raum-Zeit, (...) ein Raum der unbeschränkten Quantengravitation, das ist ein ziemlich skurriler Zustand, in welchem alle unsere Begriffe für Raum, Zeit, Energie, Entropie usw. ihre Bedeutung verlieren"[17]. A.Vilenkin und A.Guth[18] extrapolieren die Grundlagen ihrer Variationen der Urknall-Theorie aus der Physik der Hochenergien. Vier fundamentale Wechselwirkungen (starke, schwache, gravitative und elektromagnetische) und elementare subatomare Teilchen (Leptonen und Quarks) sind die „Niedertemperaturphänomene". Bei Temperaturen von ca. 1032 К, die zur Zeit des Urknalls existiert hatten, haben die subatomaren Teilchen noch keine charakteristischen Eigenschaften gehabt. So sollten alle Naturkräfte als eine einzige Wechselwirkung betrachtet werden. Das „Inflationsmodel" besagt, dass zum Zeitpunkt, als das Universum ca. 10-35 sec alt war, eine ultraschnelle Kühlung stattgefunden habe, die eine riesige Menge Energie freigesetzt und einen Teil davon in Materie kondensiert habe. Die von Guth und Vilenkin vorgeschlagene Erklärung des „Inflationären Universums" postuliert folgende Chronologie: erst der ursprüngliche Urknall, eine „Quantenfluktuation aus nichts"; dann eine kurze Phase „der raschen exponentiellen Erweiterung", wobei sich die Energie, die sich während dieser sehr schnellen Erweiterung angesammelt hätte, in Materie und Strahlung verwandelt haben müsste. Es sollte angemerkt werden, dass das Inflationsstadium des frühen Universums das Problem der Entstehung der gegenwärtigen großmaßstäblichen Struktur des beobachtbaren Teils der Raumzeit und ihres Mikrowellen-Hintergrunds gut erklärt[19]. Das Konzept der Inflation hat es ermöglicht, eine Reihe von Problemen der Standardkosmologie von Friedmann/Lemaître zu lösen. Allerdings bedarf das Inflationsmodell selbst ziemlich spezifischer Bedingungen, um zu entstehen. Wie Vilenkin schreibt, ist „der Ursprung der primären Fluktuationen eins der wichtigsten ungelösten kosmologischen Probleme"[20]. In einer anderen Arbeit merkte er an, dass „die Natur des primären Zustandes sehr spekulativ ist, sogar im Bezug auf die kosmologischen Standards"[21].

Die weitere Entwicklung der Theorie führte zum Konzept einer Vielzahl von Universen. A Linde[22], der sich auf die Werke von Guth und Vilenkin stützte, entwickelte das Modell der „chaotischen Inflation", das, seiner Meinung nach, selbst die Existenz des Urknalls erklären solle. „Das Universum kann als chaotischer Schaum aus kausal unverbundenen Blasen behandelt werden, in denen die Primärbedingungen unterschiedlich sind, und die in unterschiedlichen Arten von Universen evolutionieren. Nur eine der Blasen sollte zu unserem Universum werden, und wir werden nie irgendwelche Information über die anderen Universen bekommen können"[23]. Linde sieht in der Suche einer „primären Blase" keinen Sinn, denn jede Blase verdanke ihre Geburt einer anderen Blase. So merkt M. Roos an: „Also haben wir das Glück, in einem Universum zu leben, das ein winziger Teil des sich aufblähenden Meta-Universums eines stabilen Zustandes ist, das kein Ende und, folglich, keinen Anfang hat. Es besteht einfach kein Bedarf, die Frage über die erste Inflation zu behandeln, und die Singularität verschwindet aus der Theorie, sobald die Zeit gleich Null ist"[24]. Linde schreibt: „Dieser Vorgang, den ich als ewige Inflation bezeichnete, verwirklicht sich als eine Kettenreaktion, die fraktal-ähnliche Muster von Universen generiert. In diesem Szenario ist das Universum als Ganzes unsterblich. Jeder einzelne Teil des Universums kann in der Vergangenheit aus einer Singularität entstanden sein, und kann irgendwann in der Zukunft in einer Singularität verschwinden. Allerdings bedeutet dies nicht das Ende der Evolution des Universums. Die volle Menge der Inflationsblasen wächst auf unserem `kosmischen Baum´ exponentiell in der Zeit. Folglich wachsen die meisten Blasen (einschließlich unseres eigenen Teils des Universums) völlig unabhängig von den Wurzeln dieses Baums. Obwohl dieses Szenario die Existenz des Urknalls fast unrealistisch macht, kann aus praktischen Gründen der Moment der Entstehung jeder Inflationsblase als ein neuer Urknall angesehen werden. In dieser Perspektive ist die Inflation kein Bestandteil der Urknalltheorie, wie wir es vor 15 Jahren geglaubt haben. Im Gegenteil, der Urknall ist Teil des Inflationsmodells"[25].

Es muss angemerkt werden, dass das (mit dem Modell der chaotischen Inflation verbundene) Multiuniversum-Konzept ziemlich umstritten ist. So schreibt zum Beispiel P.Vaas[26]: „In der Perspektive der physikalischen Einfachheit, Epistemiologie und Wissenschaftsphilosophie ist es erwünscht, bei der Suche nach der Erklärung die Einzigartigkeit des Universums möglichst zu beachten. Das bedeutet einen Versuch, die `Theorie von Allem´ aufzubauen, die eine einzelne und in sich schlüssige Lösung ist, die unser Universum darstellt (oder vorhersagt). Sicherlich kann immer behauptet werden, dass andere, kausal streng getrennte Universen existieren, aber sie haben generell keine explikative Kraft, und die Behauptung ihrer Existenz kann nicht durch irgendeinen wissenschaftlichen Nutzen motiviert sein"[27].

Das Universum, so wie es von Hawking, Vilenkin, Linde und anderen beschrieben wird - diese Frucht der modernen Kosmologie - ist ein aus sich selbst existierendes Universum, das ausschließlich in den Begriffen physikalischer Gesetze verstanden werden kann und impliziert, dass es durch keine transzendente Kraft entstanden sei. Allerdings sollte noch erwähnt werden, dass selbst die Entstehung der neuen kosmologischen Konzepte, die versuchen, auf die „primäre Singularität" zu verzichten, größtenteils durch die Bestrebung motiviert wurden, sich von jeglichem Hinweis auf teleologische und, um so mehr, theologische Reflexionen über das Weltgebäude zu distanzieren.

Was können wir aus diesen skurill klingenden Theorien herausholen? Stehen wir tatsächlich vor einer wissenschaftlichen Erklärung des absoluten Beginns des Universums? Wissenschaftlich gesehen sind diese Theorien vor allem sehr spekulativ und umstritten. Ihre Grundlagen sind sehr problematisch, denn es gibt bis jetzt keine ausreichend begründete Theorie der Quantengravitation.

Chris Isham[28], der über die philosophischen Ideen der Kosmologie forscht, schrieb: "Die konzeptuellen Probleme der Quantenkosmologie sind dermaßen schwerwiegend, dass mehrere professionelle Physiker der Meinung sind, dass das ganze Programm der Quantenkosmologie völlig falsch sein kann"[29].

Isham widmet seine besondere Aufmerksamkeit der Tatsache, dass es bis jetzt nicht klar ist, wie eine Theorie der Quantengravitation aussehen und auf welche Daten sie sich stützen sollte. Seiner Meinung nach haben die meisten Schwierigkeiten der Quantentheorie der Gravitation ihren Ursprung darin, dass „die allgemeine Relativität nicht einfach die Theorie eines Gravitationsfeldes, sondern in gewissem Sinne auch eine Theorie der Raum-Zeit selbst ist. Folglich sollte die Theorie der Quantengravitation über die Quantennatur der Raum-Zeit etwas aussagen können". Ein konkretes Modell der Quantengravitation hängt in vielerlei Hinsicht von der Antwort auf die Frage ab, worin die Quantennatur der Raum-Zeit besteht und wie sie „aussehen" soll. In diesem Sinne bleibt die Quantenkosmologie ein reich spekulatives Forschungsgebiet, das den Status einer streng wissenschaftlichen Theorie kaum beanspruchen kann, da es den Kriterien von Veri- und Falsifizierbarkeit nicht entspricht. So schreibt K. Rovelli[30] in einer der Geschichte der Quantentheorie gewidmeten Arbeit: „Wo befinden wir uns also nun, nach 70 Jahren Forschung? Es existieren ziemlich weit entwickelte Probetheorien, u.a. jene über strings and loops, und auch einige andere attraktive Ideen. Dennoch gibt es weder Übereinstimmung noch eine allgemein akzeptierte Theorie noch eine Theorie, die wenigstens irgendeine direkte oder indirekte experimentelle Unterstützung bekommen hätte. Im Laufe von 70 Jahren sind viele Ideen entwickelt worden, die in und auch wieder aus der Mode kamen; ab und zu wurde die Entdeckung des Heiligen Grals angekündigt, später aber immer wieder verworfen"[31].

Sicherlich bedeutet dies nicht, dass die Wissenschaft darauf verzichten sollte, eine Theorie der Quantengravitation zu entwickeln. Doch solange es keine zuverlässigen experimentellen Daten zugunsten des einen oder anderen Forschungsprogramms der Quantengravitation gibt, wäre es kaum vernünftig, irgendwelche endgültigen weltanschaulichen Schlüsse zu ziehen.

Für einen Wissenschaftler ist es nur natürlich, den Wunsch zu haben, die Geschichte des Universums so nah wie möglich bis zu dessen Ursprung zu beschreiben. Aber ein echtes Problem entsteht, wenn gelehrte Kosmologen ihren Theorien eine philosophische bzw. ontologische Bedeutung zumessen oder so tun, als ob die Wissenschaft die einzige Methode zur Erkenntnis dieser Materie sei und Philosophie und Religion in diesen Fragen nicht hinreichend kompetent seien. So schreibt z.B. Stephen Hawking: „Die Menschen, die solche Fragen studieren und beurteilen sollen, sind Philosophen, die meist nicht über eine mathematische Ausbildung verfügen, die ausreichend wäre, mit der modernen Entwicklung der theoretischen Physik Schritt zu halten"[32]. Der Sinn dieses Satzes ist klar: nach Hawking müssten Philosophen auch Spezialisten für theoretische Physik sein, denn nur Physiker könnten die aufgeworfenen Fragen beantworten. Diese Haltung führt Physiker in zweierlei Versuchung. Die erste ist, sich vorzustellen, die Physik sei der einzige Weg zur Erkenntnis der Dinge. Akzeptierten wir die Behauptung von Hawking im buchstäblichen Sinne, wäre alles, womit wir zu tun haben, Physik. Kunst und Poesie, Philosophie und Theologie, Literatur und Geschichte - all das ließe sich auf Physik reduzieren. Auch wenn wir es nicht so weit treiben würden, wäre jegliche philosophische Kosmologie unmöglich.

Die zweite Versuchung ist subtiler. Was bedeuten uns die mathematischen Formeln und Konzepte, mit deren Hilfe Wissenschaftler versuchen, den Beginn des Universums zu erklären? Das ist eine philosophische Frage, die den Physiker nicht interessiert. Gleichzeitig ist es eine kritische Frage nach der philosophischen Sichtweise. Z.B. nutzt Hawking diverse mathematische Methoden, um das kosmologische Modell eines grenzenlosen Universums zu entwickeln. Das Problem des Überganges von mathematischen Symbolen zum Universum hat sich mit der Entwicklung der Quantentheorie verschärft. Im letzten Jahrhundert ist die Physik immer mathematischer geworden, und bei der Beschreibung der Quantenkosmologie kommt diese Tendenz immer schärfer zum Ausdruck. Früher nutzte die Mathematik Messungen, um zu versuchen, zu irgendeinem Verständnis der Welt zu kommen. Jetzt aber zwingt uns die Mathematik zur Annahme einer bestimmten Vorstellung über das Universum.

Welcher Schluss folgt also aus dem Ganzen? Die auf ausführlichen mathematischen Konstrukten aufgebauten Quantenkosmologien, die bestimmte metaphysische Prämissen nutzen, dürfen nicht unkritisch angenommen werden. Die mathematischen Konstrukte der gelehrten Kosmologen dürfen nicht unmittelbar auf die Vorstellung dessen übertragen werden, was das Universum seinem Wesen nach sei. Das gesteht selbst Hawking. Er schreibt: „Falls das, was für real zu halten ist, von unserer Theorie abhängig ist, wie können wir dann die Realität zur Grundlage unserer Philosophie machen? Ich akzeptiere eine Ansicht, die arglos und naiv genannt wird, und zwar, dass eine physikalische Theorie nicht einfach ein mathematisches Modell ist, das wir zur Beschreibung der Beobachtungsergebnisse nutzen. Eine Theorie ist gut, wenn das Modell elegant ist, wenn es eine große Beobachtungsklasse beschreibt und die Ergebnisse neuer Beobachtungen vorhersagt. Im anderen Fall ist es sinnlos zu fragen, ob die Theorie der Realität entspricht..."[33].

Während dieses oder jenes Modell der Quantenkosmologie entwickelt wird, sollte nicht vergessen werden, dass eine kosmologische Theorie einen weiteren oder auch einen engeren Fragestellungsbereich abdecken kann. Bei der Entwicklung unserer Theorie wird die metaphysische Grundlage der Kosmologie mehr oder weniger bedeutsam in Anhängigkeit davon, wie anspruchsvoll die explikative Kraft dieser Theorie ist. Dabei ist die Erforschung der Ausbreitung des Universums und der Struktur der Entstehung des Lebens seit der Nukleosynthese bis heute wesentlich. Eine metaphysische Position, die sich auf diese Prinzipien stützt, ist minimal. Das Verständnis der physikalischen Prozesse zu Zeitpunkten, die der Epoche der Quantengravitation nah sind, ist weniger gut begründet. Hier wird die metaphysische Position bedeutsamer. Die Betrachtung der Ära der Quantengravitation ist höchst spekulativ, und die hier angenommene metaphysische Position ist entscheidend, denn es existieren keine experimentellen bzw. beobachtbaren Theorieeinschränkungen.

Es ist möglich, sich einer Erklärung des jetzigen Zustandes des Universums anzunähern, bei der die metaphysischen Prämissen der Erklärung sich ändern würden. Es gibt einige fundamentale Fragen, deren Beantwortung den Rahmen einer rein physikalischen Erklärung sprengen müsste. Wieso existieren überhaupt physikalische Gesetze? Dies bezieht sich auf die ungelösten Fragen nach der Natur dieser physikalischen Gesetze: sind sie deskriptiv oder präskriptiv? Ist die Natur der materiellen Wirklichkeit in gewissem Sinne mathematisch, oder ist es nur so, dass ihr Verhalten mathematisch beschrieben werden kann? In welcher Form existiert überhaupt irgendetwas? Diese tiefe existentielle Frage ist ein Geheimnis, unabhängig von der Methode, die wir wählen. Wieso lässt das Universum die Existenz bewussten Lebens zu? Der Status all dieser Fragen ist philosophisch und metaphysisch, da sie rein wissenschaftlich nicht gelöst werden können. Es stellt sich also die berechtigte Frage, welche Metaphysik heranzuziehen ist, um die Wirklichkeit möglichst vollständig zu erklären. Was verspricht eine vollständigere Erklärung - der metaphysische Naturalismus oder die theistische Metaphysik? Zu Recht weist J. Polkinghorne[34] darauf hin, dass die Trinitäre Metaphysik über eine größere Fähigkeit verfüge, ein ganzheitliches Verständnis der Wirklichkeit zu liefern, als der metaphysische Naturalismus.

Nähern wir uns den mit dem Ursprung des Universums verbundenen Schlüsselproblemen, stellt sich wiederum die Frage, ob die Wissenschaft über den Beginn des Universums auf ihrer Sprache sprechen kann. Ist sie fähig, dieses Thema im Rahmen ihrer Methoden zu erfassen? R. Russell schreibt, es sei „t=0 ein Ereignis, das unmöglich wissenschaftlich zu beschreiben ist, (...) denn es existiert kein ‚vorhergehendes' Ereignis..."[35]. Ein etwaiges absolutes Nichts könne durch unsere Geräte weder ermessen noch beobachtet werden und falle folglich nicht in den Bereich wissenschaftlicher Fragen. „Was die ‚Erschaffung aus Nichts' und die Frage über den zeitlichen Beginn betrifft", schreibt W.Stoeger[36], „werden die moderne Kosmologie und die physikalische Wissenschaft (...) wahrscheinlich nie selbstständig darauf kommen, dass diese Frage nur auf der Grundlage der Kosmologie studiert werden soll, (...) sie sind nicht kompetent genug, um die riesige Lücke zwischen dem absoluten Nicht-Sein und etwas, was erschaffen ist, auszufüllen"[37].

Die Frage nach dem absoluten Nichts geht über den Rahmen der Wissenschaft hinaus und fällt in die Kompetenz der philosophischen und theologischen Kosmologie. Die philosophische Kosmologie beruht auf zwei Fakten, die in der Wissenschaft implizit angenommen werden. Der erste ist, dass das Universum existiert, und der zweite, dass es auf eine bestimmte Weise existiert. Wir leben in einem besonderen Typus von Universum. Selbst die Kosmologen bezeugen, dass unser Universum einzigartig ist, denn wenn nur einige der fundamentalen Parameter, die seine Eigenschaften bestimmten, anders wären, gäbe es im Universum nicht nur keine Lebewesen, sondern auch keine Galaxien und Sterne.

Um diesen einzigartigen Zustand des Universums zu erklären, ist es für uns notwendig, eine Wahl zwischen den möglichen unterschiedlichen Varianten der Quantenkosmologie zu treffen. Wie J. Ellis[38] zu Recht anmerkt, ist dies eine fundamentale Frage: Wieso hat das Universum gerade diese konkrete Form und keine andere, wie es nach den physikalischen Gesetzen ja durchaus möglich wäre?[39] Die Ursache, die die Wahl zwischen den unterschiedlichen und zufälligen Möglichkeiten des Universums bestimmt (wieso das eine existiert und die anderen nicht), kann wissenschaftlich nicht erforscht werden. Die von uns beobachtete Symmetrie und das feine Gleichgewicht bedürfen einer faszinierenden Koordination von Bedingungen und Wechselwirkungen, von Ursachen und Folgen, was impliziert, dass sie zielgerichtet geplant waren. D.h., sie liefern Beweise für eine Absicht, die sowohl im Satz der physikalischen Gesetze als auch in der Wahl der Grenzbedingungen des Universums aufscheint. Dies ist die Sichtweise, die die Grundlage der christlichen Theologie bildet. Im Gegenteil zu anderen Ansätzen impliziert sie, dass der Weltenbau mit all seinem Organisationsniveau Sinn ergibt. Die philosophische Kosmologie ist mit der theologischen Kosmologie unmittelbar verbunden. Die orthodoxe Theologie hat die Heilige Schrift und die Heilige Überlieferung als Quelle. Dabei legt die exegetische Tradition keineswegs einen eindeutigen Akzent darauf, dass das Hexaemeron[40] buchstäblich verstanden werden soll.

Im Gesamtkontext der Bibel ist die Erzählung über die Erschaffung der Welt und des Menschen eng verbunden mit der Offenbarung der Einzigkeit Gottes, der der Schöpfer des Himmels und der Erde ist. Diese Offenbarung ist der Mittelpunkt des gesamten Pentateuchs. Außerdem ist die Erschaffung der Welt das erste Werk Gottes, worin der Mensch die Fürsorge des Schöpfers für die Welt und den Menschen erkennt. Weiterhin ist die Erschaffung Gottes ebenfalls ein Werk Gottes, in dem die Allmächtigkeit Gottes sich dem Menschen besonders machtvoll eröffnet. Eben deshalb spiegelt sich das Hexaemeron auch in den anderen Büchern wider: in Psalmen, im Buch Hiob, im Lied der drei jungen Männer [im Feuerofen von Babel][41], im Buch des Weisheiten Salomos u.a. Die Schöpfung erlegt dem Menschen eine Verantwortung vor dem Schöpfer auf. Gott ist der Schöpfer der sichtbaren und der unsichtbaren Welt. „Für die Welt ist Gott der Ursprung", schreibt der Heilige Hierarch Gregor von Nyssa, „und die Grenze, die Quelle der Existenz und der Zweck aller Bestrebungen."[42]

Daraus, dass die Welt von Gott erschaffen ist, folgt, dass sie nicht ewig ist und einen Anfang hat. Erzpriester Wassilij Zenkovskij[43] merkte an, dass die Erschaffenheit der Welt „die Behauptung ist, dass die Welt an sich selbst keine Wurzel hat, dass die Welt dank irgendeiner überweltlichen Kraft entstanden ist"[44].

Gott hat die Welt aus Nichts erschaffen. Gott, der zur Erschaffung der Welt keines ursprünglichen Materials bedarf, erschafft nicht nur die Form, sondern auch die Materie der Welt. „Er (Gott) dachte auch darüber nach, wie die Welt sein soll, und erschuf die Materie, die der Form der Welt entspricht", schrieb der Heilige Hierarch Basilius der Große[45]. Der Heilige Johannes von Damaskus schrieb, dass die Welt von Gott nicht räumlich, sondern ihrem Wesen nach unendlich weit entfernt ist[46]. Dieser Unterschied im Wesen bedeutet die Absolutheit des Einen (Gottes) und die Bedingtheit des Anderen (der Welt). W.N. Lossky[47] schrieb (wobei er einen ontologischen Dualismus zwischen Gott und der Welt bestätigte), dass „die Erschaffung `aus Nichts´ eben den Akt bedeutet, der etwas außerhalb Gottes erschafft, die Erschaffung eines absoluten neuen Sujets, das weder durch die göttliche Natur noch durch irgendwelche Materie noch durch eine Möglichkeit irgendwelchen Seins außerhalb Gottes bedingt ist"[48]. Die Welt ist ganzheitlich, herrlich und harmonisch erschaffen. Am Ende jedes Tages der Schöpfung beschaute Gott das Geschöpfte und sah, „dass es gut war" (Gen, 1.25). Der Heilige Hierarch Gregor von Nyssa schrieb: „Die Welt ist etwas Ganzheitliches, Wohlgebautes und Konkordantes"[49], und der Heilige Hierarch Basilius der Große bemerkte, indem er die besondere Liebe und Harmonie der Welt betonte: „Bei der gesamten Verschiedenartigkeit ihrer Zusammensetzung ist die Welt etwas Ganzheitliches, denn sie ist von Gott in einem unauflöslichen Bündnis der Liebe in Gemeinschaft und Harmonie verbunden"[50]. Die Schönheit und die Harmonie der Welt gehen auf die Teilhabe am schöpferischen Akt Gottes zurück: „Gott ist nicht nur der Grund der Welt, sondern auch ihr Zeichner."[51] Die Einheitlichkeit und die Harmonie der Welt sind die Grundlage ihrer Erkennbarkeit für den menschlichen Verstand und die Ursache allen wissenschaftlichen Wissens.

Die Welt existiert nach den von Gott aufgestellten Gesetzen. Wir können die Gesamtheit der Gesetze, die das Dasein der Welt bestimmen, als göttliches Konzept der Welt bezeichnen. Die Welt ist von Gott durch göttliche Ideen erschaffen worden. Diese göttlichen Ideen, die „im Akt der Schöpfung das Dasein der Schöpfung besämen, ab diesem Moment untrennbar von der Welt leben... Die in der Welt [lebenden] Ideen stammen von Gott, aber in der Welt sind sie kein Gott, noch machen sie die Welt zu Gott", sagte Erzpriester W. Zenkovskij, „sie verbleiben in der geschaffenen Welt, die in sich selbst keinen Schlüssel zum Verständnis dessen hat, wo die Ideen der Welt herstammen"[52].

Gott ist die Ursache der Welt. Die Ursache der Entstehung der Welt birgt sich im Dasein Gottes und nicht in der Welt selbst. Die Welt kann nicht Ursache ihrer selbst sein. Johannes von Damaskus schreibt: „Der gütige und allgütige Gott hat sich nicht in der Kontemplation seiner selbst genügt, sondern wollte, wegen der Überfülle seiner Güte, dass etwas entstehe, was in Zukunft seine Wohltaten nutzen und an seiner Güte teilhaftig sein könne"[53]. Dies war aber keine Notwendigkeit: „Die Erschaffung ist ein freiwilliger Akt... Für das Göttliche Wesen war sie durch keine innerliche Notwendigkeit bedingt."[54]

Die Herrlichkeit des Schöpfers und die Tatsache, dass seine Natur anders ist als die Natur dieser Welt, sind der wichtigste Bestandteil der Theologie der Genesis. „Die Natur des geschaffenen Seins ist anders als jene Gottes. Dieses Sein ist keine Emanation, also keine Manifestation bzw. Ausstrahlung der Gottheit, wie es im Pantheismus dargestellt wird. Das Göttliche Wesen wurde im Laufe der Erschaffung der Welt weder geteilt noch geändert: weder vermischte es sich mit dem Geschöpfe noch löste es sich in ihm auf."[55]

Indem der Heilige Autor über die Erschaffung der Welt erzählt, spricht er von Gott als einer Person. Nur eine Person kann die erschaffene Wirklichkeit einschätzen - mit den Worten „sehr gut"[56]. Heutzutage ist einer der Mittelpunkte der christlichen Glaubensverkündigung weniger der Fakt der Existenz Gottes als solcher, sondern vielmehr eben seine Existenz als Person. Ein ausschlaggebender Unterschied des Einen, transzendenten und persönlichen Gottes vom Menschen und der anthropomorphen Erzeugungen der menschlichen Spekulationen ist die Allmächtigkeit Gottes, über die der Hexaemeron so lebhaft berichtet. Nur durch ein Wort, durch eine Äußerung seines Willens bringt er die ganze Großartigkeit der Welt zum Sein: „denn er gebot, und sie waren geschaffen" (Ps. 148,5).

Der Heilige Hierarch Basilius der Große rief uns dazu auf, in der Schönheit und Pracht der Geschöpfe die Widerspiegelung der unendlichen Schönheit und Mächtigkeit des Schöpfers zu erkennen: „Mögen wir den allerbesten Zeichner preisen, der die Welt allweise und kunstreich erschaffen hat, und mögen wir aus der Schönheit des Sichtbaren den erkennen, dessen Schönheit über alle emporragt; mögen wir aus der Größe dieser sinnlichen und eingeschränkten Körper Kenntnis über den Unendlichen erlangen, der viel höher als jeder Große ist und in der Vielheit seiner Kraft jegliches Verständnis übersteigt"[57].

Der wichtigste Aspekt der Welt ist, dass sie geschaffen ist. Dies äußert sich in erster Linie durch die Worte, dass Gott im Anfang den Himmel und die Erde erschuf. Wie der Heilige Hierarch Basilius der Große sagt, bezeichnete der Autor des Buches Genesis „mit diesen zwei Extremen das Wesen des Universums, wobei er dem Himmel den zeitlichen Vorrang zuschrieb, und über die Erde sagt, das ihr die zweite Stelle zukommt. Zweifellos, wenn zwischen Himmel und Erde etwas Mittiges existierte, wurde es mit diesen Grenzen zusammen erschaffen"[58]. Einer der Schlüsselaspekte der Offenbarung ist die Verneinung der Vor-Ewigkeit der Materie. Nach der biblischen Erzählung ist nur der Allmächtige ewig, wobei die Schöpfung aus Nichts erschaffen ist - oder, in den Worten des Heiligen Hierarchen Johannes Chrysostomus, „vom Nicht-Sein ins Sein"[59] gebracht worden ist. Die biblische Lehre über den Ursprung des Weltgebäudes unterscheidet sich gravierend von den Vorstellungen anderer Völker, die Zeitgenossen Israels waren. Diese äußerten sich in Gedanken über die Zyklizität des Weltgebäudes sowie über die unendliche Wiederkehr der Weltereignisse. Ebenso populär war die Idee der Unendlichkeit des fassbaren Universums in Raum und Zeit in den neoheidnischen materialistischen Vorstellungen des 19. und 20. Jahrhunderts. Eine lange Zeit hindurch beanspruchten diese den Status wissenschaftlicher Vorstellungen, wurden aber durch die kosmologischen Konzepte widerlegt, die Ende des 20. Jahrhunderts formuliert worden sind. Die durch den Schöpfer festgelegte Harmonie der Welt ist vom menschlichen Standpunkt aus nicht ersichtlich. Uns ist es nur teilweise gegeben, die Schönheit und Perfektion der Göttlichen Schöpfung zu empfinden. Daher ist es für uns so wichtig, dass der Schöpfer von seinem Standpunkt aus die endgültige Perfektion der Welt sieht, wohin zu kommen uns noch bevorsteht.

Die philosophische, die theologische und die wissenschaftliche Kosmologie sprechen mithilfe unterschiedlicher Methoden über ein und dasselbe Universum. Die theologische Kosmologie, den durch Vernunft belichteten Glauben nutzend, betrachtet das Universum im Lichte des persönlichen Gottes, der es in Liebe erschaffen hat. Die philosophische Kosmologie betrachtet das Universum in Bezug auf die Existenz, und die wissenschaftliche Kosmologie betrachtet das Universum als etwas Beobachtbares und Messbares und drückt diese Messungen und Beobachtungen in mathematischen Formeln aus.

Diese drei Methoden widersprechen einander nicht. Ein Gläubiger kann sie gleichzeitig akzeptieren, und wenn wir so handeln, wird es unsere Kenntnisse über das Universum bereichern. Hier gehen Wissenschaft, philosophische Argumentation und Glaube nicht auseinander. Wichtig ist es, den jeweils eigenen Erkenntnisweg zu verstehen.

Möglicherweise fällt es heutzutage einem Wissenschaftler ebenso schwer wie in der Vergangenheit, ein Gläubiger zu sein. Aber es besteht kein Zweifel, dass das Leben eines gläubigen Wissenschaftlers von mehr Sinn und Inhalt erfüllt ist als das eines ungläubigen. Während ein ungläubiger Wissenschaftler - wie etwa Steven Weinberg[60] - sagen kann, dass „Je begreiflicher uns das Universum wird, umso sinnloser erscheint es auch"[61], und dass wir Menschen in ihm als kleine Sandkörnchen verloren seien, heute da, morgen schon durch irgendeinen absurden Zufall verschwunden, kann ein gläubiger Wissenschaftler davon sprechen, dass er nicht allein ist, sondern dass sein Leben vom Arm Gottes begleitet wird, der ihm in seiner nicht einfachen wissenschaftlichen Arbeit hilft und ihn ins ewige Leben führt.

Quelle: http://bogoslov.ru/de/text/253685.html

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Loukia
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Beitrag von Loukia »

Wow, ich habe das gerade ernsthaft durchgelesen. Ich muss das ausdrucken.

Ich muss das wieder und wieder lesen.

Was für ein Zufall, erst heute habe ich auch das Hexaemeron (Schöpfungsbericht) gelesen.



Steven Weinberg:
„Je begreiflicher uns das Universum wird, umso sinnloser erscheint es auch"
Ἡ χάρις τοῦ Κυρίου Ἰησοῦ Χριστοῦ μεθ' ὑμῶν. 1. Korinther 16,23
Leo2
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Re: Expelled \ Ben Stein

Beitrag von Leo2 »

Erzpriester Leonid Tsypin: Das Geheimnis der Schöpfungstage
Das Buch von Vater Leonid lädt zur Entwicklung einer neuen Sicht auf die Erschaffung der Welt, die auf den neusten wissenschaftlichen Daten und der modernen orthodoxen Exegetik beruht. Die Frage nach der Dauer der Schöpfungstage wird in diesem Werk – aufgrundlagen der Väterlehre - faktisch beantwortet und dem Dialog mit der modernen Wissenschaft steht nach diesem Buch nichts mehr im Wege.
http://edition-hagia-sophia.de/de/Erzpr ... pfungstage

sehr gutes Buch! Auch für Katholiken! :wink:
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