Die weibliche Seite Gottes

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Thuja
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Die weibliche Seite Gottes

Beitrag von Thuja »

Ihr Lieben,

vor einigen Tagen hab' ich ein tolles Büchlein gelesen (Weihnachtsgeschenk einer katholischen Freundin), es stammt zwar nicht von einem orthodoxen Autor, sondern einem jüdischen, der aber auch die "christliche" Bibel gut kennt:
Friedrich Weinreb: GottMutter. Die weibliche Seite Gottes, Thauros Verlag, Weiler im Allgäu
Inhaltlich stimmt er völlig mit der orthodoxen Sichtweise überein, hab' vieles darin wiedergefunden, was unser Erzbischof Mark in seinen "Dogmatik"- und sonstigen "Fragestunden" auch schon gesagt hat. Nur dass dieser Autor bei seinen Erklärungen vom Aufbau und den Wortstämmen (und damit der Wort-Verwandtschaft und Wortfeldern) der hebräischen Sprache ausgehend die Zusammenhänge erklärt (also etwas anders als sonst üblich) - für "Sprachfreunde" sowieso hochspannend... und damit auch ganz logisch, warum die Frau ihre Haare im Gottesdienst bedecken soll, und was eigentlich gemeint ist damit, dass frau "in der Kirche schweigen" solle...

Kann ich nur empfehlen!!!!

Liebe Grüße
Thuja
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MariaM
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Re: Die weibliche Seite Gottes

Beitrag von MariaM »

Hallo Thuja,
hm, interessant... Kannst du das näher erklären, z.B. mit dem Haarebedecken? Wobei, das ist doch gar nicht überall so, in Griechenland z.B. nicht... Ich würde sagen, dass es das nur in Teilen der orthodoxen Kirche(n) gibt... oder?
Danke für mehr Info bzw. deine Meinung. Gruss, M.
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Thuja
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Re: Die weibliche Seite Gottes

Beitrag von Thuja »

Liebe Maria,

das ist jetzt kurzgefasst ganz schwer zu erklären, da der Autor von den Wort-Zusammenhängen und -Stämmen und ihren Bedeutungen im Hebräischen ausgeht, deren Genus ja von dem des deutschen Wortes dafür oft unterschiedlich ist. Im Hebräischen sind "bat" (Tochter) und "beit" (Haus) miteinander wortverwandt, vom Wort her aber maskulin, "ben" (Sohn) und "boneh" (bauen) haben den gleichen Stamm, Gebärmutter und Barmherzigkeit heißen beide "rachem", das Wort "imma" heißt Mutter und Elle (Längenmaß), "adon" Herr, Fundament und Schwelle ... auf diesen und weiteren inhaltlichen Zusammenhängen geht der Autor davon aus, dass das Weibliche sich nicht darstellen darf, als ob es alles wäre - das Äußere (Weibliche) ist nur "ganz", wenn sein "Innen" (Männliche) erfüllt ist - umgekehrt natürlich ebensowenig. Das ist in den Bedeutungen im Hebräischen impliziert...
Es heißt, dass der Mensch, wenn er von der Frucht vom Baum der Erkenntnis nimmt, sein Kleid aus Licht verliert... Der Mensch war aber immer vom Licht Gottes umhüllt... er steht nun nackt vor Gott, so gibt ihm Gott Kleidung, Fell, Haar... Das "Scheitel-Auge" haben wir verloren, nur 2/3 unserer Sehkraft blieben übrig. An dieser Stelle wächst nun Haar... Die Schau des Äußeren soll sich nicht hervortun, denn das von außen Gesagte allein ist eine Lüge. Das Äußere danach aufzeigen, mit der Folge, danach auch zu urteilen, ist falsch. Also: Bedecke das!
Wenn Du das Büchlein liest, wirst Du das verstehen, es ist wirklich extrem schwierig, das zu erklären in Kurzfassung, weil der Autor wirklich den ganzen Sprach-Hintergrund gut verständlich ausleuchtet, das kann ich so nicht "mal eben".

Nun, so wie die russisch-orthodoxe Kirche eben auch noch den "alten" Kirchenkalender behalten hat, hat sie die "älteren" Traditionen des Haarebedeckens und Rock-Tragens für Frauen beibehalten, die z. B. bei den Griechen schon "aufgeweichter" wurden und nicht mehr verpflichtend sind... sind halt unterschiedliche Ausprägungen.

Liebe Grüße
Thuja
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Apate Nyisfilia
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Re: Die weibliche Seite Gottes

Beitrag von Apate Nyisfilia »

Hallo,

genau diese Frage hatte ich im ähnlichen Sinne an die EKD gestellt. Sie nannte mir Bibelstellen in denen Gott als Frau zu sehen ist. Diese Biebelstellen sind: Wie eine Bärenmutter wendet sich Gott zornig gegen alle, die ihren Jungen böses antun wollen. Hosena 13,8. oder der auferstandene Jesus Christus wirt mit einer stillenden Mutter verglichen: Gott schreit wie eine gebährende Frau. Jesaja 42, 14. Oder Gott ist wie eine Hebamme, welche neuen Leben zum Durchbruch verhilft: Du hast mich aus meiner Mutter Leibe gezogen. Psalm 22, 10. Ich finde die weibliche Vorstellung von Gott sehr fastzinierend, wobei ich Gott in der Erdgöttin Gaia und der Nachtgottin Nyx gesucht habe, denn aus der Erde enspringt alles was lebt und tot ist wie zum Beispiel Ozeane und Meere, Berge sowie das ganze Leben und aus der Nacht ensteht alles schöne und fruchbare und das Nachtleben vieler Tiere z.B. Eule, Uhu und Fledermäuse. Somit könnte man Gott auch mit Mutter ansprechen. Und nach der Erdgeschichte endstand auch der weite Himmel auf der Erde, wie z.B. die Atmospfähre sowie der Mond, welcher die Nacht erhällt.

Viele Grüße Apate
Und Gott machte zwei große Lichter: ein großes Licht , das den Tag regierte und ein kleines Licht, das die Nacht regierte, dazu auch die Sterne. Genesis 1. 16.
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Thuja
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Re: Die weibliche Seite Gottes

Beitrag von Thuja »

Hallo Apate,

sorry, leider kann ich Dir nicht folgen!
Gott hat Himmel und Erde und alles Weitere geschaffen!!! Bitte lies dazu die Schöpfungsgeschichte, Genesis 1,1 ff!!!
Da steht das alles ganz genau drin!
Bzgl. anderen "Göttern": siehe das 1. Gebot!

Und das alles wäre auch für die Evangelischen von Belang, so dass das, was Du schreibst, nicht der christlichen Auffassung entspricht (weder der evangelischen, noch katholischen, geschweige denn erst recht der orthodoxen Lehre)! Und damit auch nicht vereinbar ist, selbst wenn Du für Dich meinst, Du könntest aus "allen Ecken" incl. Esoterik Dir das, was Dir gefällt, synkretistisch "zusammenbasteln", zu einer Art "Universalreligion" unter "evangelischem Deckmantel" (lt. Deinen Bibelzitaten)...

Und das hat mit der "weiblichen Seite" Gottes, wie sie im o. g. Buch erklärt wird, nichts zu tun!

Liebe Grüße
Thuja
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Apate Nyisfilia
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Re: Die weibliche Seite Gottes

Beitrag von Apate Nyisfilia »

Hallo Thuja,

mir gings bei der Frage an die EKD im grundegenommen datrum, ob man Gott aus Theolagischer Sichtweise ein männliches Geschlecht zuschreiben muß oder ob man ihn auch als Frau sehen kann. Natürlich standen zu den Bibelstellen wo Gott als Frau dagestellt wurde auch Bibelstellen in der e-Mail drin wo Gott sächlich und auch männlich dargestellt wird. Hier fragt man sich aber auch wie man Gott definiert. Mann könnte es als Energie oder auch Materie darstellen, denn dann währe Gott auch die Erde (Gaia) oder die Nacht (Nyx). Sowie auch die Meere und Ozeane oder auch Mensch, Tier und Pflanzen. Die Schöpfungsgeschichte kenne ich sehr wohl. Und der Wissenschaft muß man ihre Theorie auch lassen.

Viele Grüße Apate
Und Gott machte zwei große Lichter: ein großes Licht , das den Tag regierte und ein kleines Licht, das die Nacht regierte, dazu auch die Sterne. Genesis 1. 16.
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Stephanie
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Re: Die weibliche Seite Gottes

Beitrag von Stephanie »

Diese Vorstellung, dass Gott die Natur, Materie etc. sei, gab es bereits und wird Pantheismus genannt.
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Thuja
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Re: Die weibliche Seite Gottes

Beitrag von Thuja »

Hallo Apate,

und schon wieder gehst Du von einer "schrägen" Ausgangsposition aus:
Hier fragt man sich aber auch wie man Gott definiert
Der Mensch wurde nach dem Abbild Gottes erschaffen. Gott ist größer als all seine Schöpfung und daher nicht zu "definieren", denn eine "Definition" ist immer eine "Begrenzung", siehe kurzgefasst die Worterklärung davon bei Wiki:
Eine Definition (lateinisch definitio „Abgrenzung“, aus de „(von etw.) herab/ weg“ und finis „Grenze“) ist je nach der Definitionslehre, der hierbei gefolgt wird, entweder
1.die Bestimmung des Wesens einer zu erklärenden Sache,
2.die Bestimmung eines Begriffs,
3.die Feststellung eines tatsächlich geübten Sprachgebrauchs oder
4.die Festsetzung oder Vereinbarung eines solchen.[1]
Unser menschlicher Verstand ist viel zu klein, um Gott zu "verstehen", geschweige denn zu "definieren"!!!!

Liebe Grüße
Thuja
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Nikolaj
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Re: Die weibliche Seite Gottes

Beitrag von Nikolaj »

Ich habe vor einiger Zeit gelesen, dass auch ein paar hellenische Philosophen ja zu der Ansicht kamen, dass Gott eben nicht Materie ist. Daher können wir ihn nicht definieren (wie Thuja schon schrieb). Die einzige Theologie (wortwörtlich: Wort von Gott) ist die Offenbarung Gottes an uns. Gott hat sich uns geöffnet und sich uns gezeigt. Wir könnten ihn gar nicht erkennen und würden ohne seine Offenbarung und Fleischwerdung in Jesus Christus, immer noch bei den Philosophen stehen bleiben, die zwar erkannten, dass es einen Gott geben muss, aber ihn nicht erkennen konnten.

Gott mit heidnischen Göttern/Göttinen gleichzusetzen ist eine Irrlehre und nicht mit dem Christentum vereinbar. Diese Probleme hat die Kirche in den ersten Jahrhunderten bekämpft und bezwungen - bis heute wieder ein paar Leute die nach Lehren und vom Christentum abweichenden Erklärungen auf die Idee kamen, dies wiederzubeleben. Ich glaube wir müssen nicht weiter nach Definitionen für Gott suchen und uns mit dem befassen, was er den Menschen eröffnet hat. Ist ja auch schon genug Lehrstoff.
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Priester Alexej
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Re: Die weibliche Seite Gottes

Beitrag von Priester Alexej »

Jesus Chistus, die Zweite Hypostase der Hl. Dreiheit, ist als Mann in die Welt gekommen. Aber - wir sagen weder, das Gott männlich oder weiblich ist, noch schreiben wir Ihm irgendein Geschlecht zu. Denn das Geschlecht ist eine Eigenschaft der Geschfenen Lebewesen. Wir sagen aber, das Gott unser Vater ist und die Kirche - unsere Mutter, denn so ist deren Verhältnis zu uns.
Apostolischer Kanon 39 (32): Priester und Diakonen sollen ohne Wissen und Willen des Bischofs Nichts thun: denn dieser ist's, welchem das Volk des Herrn anvertraut worden, und von welchem Rechenschaft über ihre Seelen gefordert werden wird.
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Apate Nyisfilia
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Re: Die weibliche Seite Gottes

Beitrag von Apate Nyisfilia »

Priester Alexej hat geschrieben:Jesus Chistus, die Zweite Hypostase der Hl. Dreiheit, ist als Mann in die Welt gekommen. Aber - wir sagen weder, das Gott männlich oder weiblich ist, noch schreiben wir Ihm irgendein Geschlecht zu. Denn das Geschlecht ist eine Eigenschaft der Geschfenen Lebewesen. Wir sagen aber, das Gott unser Vater ist und die Kirche - unsere Mutter, denn so ist deren Verhältnis zu uns.
Kann ich sehr wohl nachvollziehen und auch mitgehen. Mir ist zwar persönlich die Anrede von Gott mit Mutter lieber, aber das Christentum sagt Vater - muß man hinnehmen. Vieleicht habe ich Gott in Gaia (Erde) und Nyx (Nacht) zusehr eingegrenzt, aber das lag mir nahe, da ich nach der weiblichen Seite Gottes gesucht habe, aber ich habe auch verstanden, daß Gott ungreifbar und undefinierbar ist und keine Geschlechtszugehörigkeit hat. Letzendlich beten alle Relligionen zu Jesus Christus, die römisch katholische Kirche vielleicht auch noch zu Maria.

Aber liebe Thuja, die ISBN deines Buches würde mich interessieren.

Viele Grüße Apate
Und Gott machte zwei große Lichter: ein großes Licht , das den Tag regierte und ein kleines Licht, das die Nacht regierte, dazu auch die Sterne. Genesis 1. 16.
Lazzaro
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Re: Die weibliche Seite Gottes

Beitrag von Lazzaro »

Liebe Apate Nyisfilia,

natürlich kann man Sonne, Mond und Sterne, die Elemente oder auch Berge wie den Fujiyama oder den Bieleboh als göttlich verehren. Das ist aber ein naturreligiöser Ansatz, den wir nicht teilen.
Andere haben sich da besser und ausführlicher geäußert: Der hl Ambrosius von Mailand hat den Unterschied zwischen Schöpfer und Schöpfung in seinen Predigten zur Genesis sehr gut herausgearbeitet.
https://www.unifr.ch/bkv/kapitel504.htm

Im Gegensatz zu einer späteren monotheistischen Religion ist im Christentum ein Bezug zur Natur immer geblieben. Durch die Natur / die Astronomie entstehende Feste werden äußerlich beibehalten, aber sie erfahren eine völlig neue Deutung: Wir feiern nicht das Leben selbst, sondern Christus Gott als den Lebensspender.

Trotz aller sauberen theologischen Reflexion gibt es manchmal eine gewisse Grauzone: eine Kirche, die auf einem alten Heiligtun steht, oder eine, -keiner weiß warum- die die gleichen Maße wie Stonhenge hat. Im russ. Bereich (jetzt komme ich zum weiblichen Ausgangspunkt zurück) sehen sich die Mutter Erde und die Gottesmutter Maria sehr ähnlich, Maria wurde teilweise sogar direkt als Mutter Erde angeredet. In diesem Zusammenhang findest Du zwar nicht die weibliche Seite Gottes, die von der patriarchalischen Tradition sehr verdrängt ist, aber statt dessen die weibliche Seite und auch den naturreligiösen Unterton des Christentumes.

Einen völlig anderen Ansatz benutzt die feministische jüdische Theologie: Ruach, der Geist Gottes ist grammatikalisch weiblich.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ruach

Lazarus
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