Antwort vom Athos
Mönchtum und Gesellschaft
Vandenhoeck&Ruprecht Verlag Göttingen 1990
Die Bedeutung des heutigen griechisch-orthodoxen Mönchtums für Kirche und Gesellschaft nach der Schrift
des Athosmönchs Theoklitos Dionysiatis
"Metaxy Ouranou kai Ges"
Zwischen Himmel und Erde"
"Man rieb sich die Augen. So etwas hatte es noch nicht gegeben. Als das Buch erschien, gingen allen Leuten die Augen auf."
Der Mönch Theoklitos geht auf die Vorwürfe gewisser Kreise und modernistischer Theologen ein, nachdem sich das griechische Mönchtum mehr dem Sozialdienst zuwenden sollte. Er geht auch auf gewisse "fremde" Einflüsse in der modernen griechischen Theologie ein - die meist von Theologen kommen die im "Ausland" ihre Bildung erlangten und nun fremde Ansichten in die Hl. Kirche von Hellas einführen (wollen).
Theoklitos tut dies mit so einer Sprachgewalt, dass Menschen in Tränen ausbrechen wenn sie sein Buch lesen. Von überall erhält er Briefe von jungen Menschen, die sich durch sein Buch zum Mönchtum hingezogen fühlen.
Theoklitos Dionysiatis:

In Gesprächen mit Asketen und Mönchen vom Athos, wird das orthodoxe Mönchtum durch die Suche von 3 Freunden (jeder steht für eine andere Herangehensweise) erläutert und dessen Ziel herausgearbeitet.
Auszug aus dem Buch:
Ein Hesychast weiht die drei Freunde in die Heilige Schau Gottes und seiner unaussprechlichen Mysterien ein:
In welchem Verhältnis stehen die geschaffenen Schönheiten (horaiotetes) zu den ungeschaffenen, unsichtbaren göttlichen Schönheiten (kallonai) in Gott?
Der Hesychast weist darauf hin, dass Gott alles sehr gut geschaffen habe, durch die Geschöpfe aber nur sehr schwach seine Weisheit und Liebe und Schönheit offenbare.
"Die Schöpfung ist die natürliche Offenbarung Gottes (physike apokalypsis tou Theou). Aber Gott ist UNGESCHAFFEN - ÜBERSCHÖN.
"Was euch bezaubert, sind nur ganz schwache Bilder des archetypischen Schönen, symbolische Abbildungen des als unzugängliches Licht waltenden Gottes. - Schüttelt den Staub der leidenschaftlichen Sinne von euren Seelen und erhebt euch. Erhebt euren Geist über die Erde. Spaltet in Gedanken die Luft. Druchdringt den Äther. Lasst die astralen Welten und die, die jenseits der fünfzig Millionen Lichtjahre liegen zurück. Übersteigt die himmlischen Hierarchien der Engel und der überkosmischen Gewalten. Verweilt nicht in der Region der Heiligen und Seligen Geister. Euer Geist werde stumm und sprachlos gegenüber allem Wahrnehmbaren und Denkbaren, sei ausserhalb und entfernt von jedem abstrakten Begriff, und seht den erhabenen Gott, den unbeweglichen und das All bewegenden, die unvermengte Einheit und untrennbare Dreiheit, das ERSTE REINSTE und EINFACHSTE SEIN, den Anfang des Anfangs, die Ursache aller Ursachen. Seht Gott nicht allein als Baumeister (demiourgos) und Schöpfer (ktistes).
Betrachtet ihn wie Basilius der Große, als beständige, unwandelbare, unveränderliche, unendliche, führerlose, unzusammengestzte, untrennbare und unsterbliche Kraft, unbegrenzte Größe. Betrachtet ihn als überstrahlende Herrlichkeit, begehrenswerte Güte, unwiderstehliche Schönheit, die mächtig die staunende Seele erfasst und unmöglich mit dem Verstand erklärt werden kann."
Und der Hesychast verstummte. Er befand sich im Zustand der Ekstase, wie wir in der Abenddämmerung sehen konnten.
Auf eine entsprechende Frage antwortet der Hesychast, dass die Geschöpfe durch einen solchen theologischen Höhenflug keineswegs entwertet werden. Sie werden einfach überschritten, während sie bunte, aber stark in ihrer Bedeutung begrenzte Symbole des Schöpfers bleiben. "Alle Geschöpfe, meine Brüder, sind angesichts der unendlichen Ozeane der göttlichen Vollkommenheiten nur ein Tropfen! Wenn Gott noch mehr Schöpfungen geschaffen und mit Schönheiten Seiner Vollkommenheiten und Seiner göttlichen Eigenschaften ausgeschmückt hätte, würden die Menschen vor Erstaunen sterben."
Nach kurzem Schweigen fährt der Hesychast fort:
"Der Geist ist verliebt in die Schau Gottes (theoria tou theou). Er leidet vor Staunen. Das Herz springt vor Freude, und der Geist frohlockt. Der Mensch wird hoch erhoben, die Seele von der Last des Körpers befreit. Dann wird der Geist das, was er sieht. Von der göttlichen Weisheit wird er weise. Von der Heiligkeit wird er heilig, von der Güte gut, von der Einfachheit einfach, vom göttlichen Licht ganz Licht.
Die theologischen Väter sagen, Geist (nous) und Gott seien jeweils Beispiel (paradeigma) füreinander. So weit der Geist als Liebhaber durch die Schau der göttlichen Vollkommenheiten aufsteigt, so weit steigt der liebende Gott gleichzeitig herab von seiner Höhe zu dem Gott liebenden Geist. Und so werden Gott und Mensch mystisch vereinigt. Gott vergöttllicht den Geist und erfüllt ihn mit göttlicher Gnade. Dies ist die glückselige Verbindung des Geistes mit Gott, des Urbildes mit dem Abbild, des unbegrenzten Gottes mit dem begrenzten Geschöpf.
Nun erfährt Theoklitos seine eigene erste mystische Schau - im Anschluss an die Rede des Hesychasten:
"Meine Seele hatte göttliches Licht wahrgenommen. Mein Herz hüpfte vor Freude. Meine Augen waren feucht. Meine Phantasie war erfüllt von heiligen überkosmischen Bildern. Wie soll ich sie beschreiben? Unabbildbare Bilder.
Zum ersten Mal in meinem Leben fühlte ich die Himmel sich teilen für die überraschte Schau meiner vom göttlichen Licht angestrahlten Seele. Das Licht des göttlichen Kosmos erstrahlte noch mächtig in meinem Geist. Schillern, Hauchstöße und himmlische Farbe setzten sich auf meine Seele. Ich fühlte die Schwere des Fleisches ganz leicht. Mir war, als hörte ich Flügelschläge von Engeln um mich und über mir. Ich glaubte die Welten der glückseligen Geister hätten sich mit den unsrigen vereint, und alles sei erfüllt mit Licht, der Himmel und die Erde.
Mein Geist - ob mit dem Leibe, ich weiß es nicht, ob ohne den Leib, Gott weiß es - war in das unkörperliche Land der Königsherrschaft der Himmel eingedrungen.
Fast zwei Stunden hatte uns jener Heilige Hesychast in die höchste Schau eingeführt. Drei Jahrzehnte pneumatischer Erfahrungen wurden ausgegossen an jenem so süßen und göttlichen Abend. Die Einsamkeit des Athos versetzte uns in Heiliges Schaudern. Die Nacht bot uns ihr Mysterium und ihr Schweigen dar. Unsere Seelen sogen die Vermischung (to amalgama) göttlicher und menschlicher Lebensweise ein.
Wir wurden heilig erschüttert und in göttliche Ekstase versetzt.
"Ich schwamm in einem Meer unsagbarer Wonne. Meine Seele war in ein Bad der Gnade genommen worden. Ich hörte auf, empfindungsmäßig zu sehen und zu hören. Ich befand mich nicht mehr auf der Erde. Ich hatte die Grenzen der Natur überschritten. Ich fühlte mich wie auf einer Leiter die unendlichen Zwischenräume zwischen Erde und Himmel hinaufschreiten. Ich verlor das Gefühl, in der materiellen Natur zu leben. All meine Erfahrung verließ mich. Meine Erkenntnis schwand. Das Denken war paradox geworden in seinem Vollzug oder hatte aufgehört. Das Herz war unverbrennbar in Brand geraten-"