Re: Verfolgung der Orthodoxen im Islam
Verfasst: 06.08.2014, 22:22
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Lazarus'Die Christen erleiden eine humanitäre Katastrophe'
Der Vormarsch der islamistischen IS-Milizen im Irak zwingt immer mehr Mitglieder religiöser Minderheiten wie Christen und Jesiten zur Flucht. Sanharib Simsek vom Zentralrat der Orientalischen Christen in Deutschland spricht von einer "humanitären Katastrophe" und fordert die Vereinten Nationen dazu auf, kurzfristige und langfristige Lösungen zu finden."
Die Kopfsteuer für Juden und andere im Mittelalter bei uns war dennoch nie in unseren Heiligen Schriften verankert. Oder finde mir einer die Stelle in der Bibel....Stephanie hat geschrieben:Also ich weiß nicht, aber ich finde es problematisch, wenn man sich über die Sondersteuer für Andersgläubige in der Vergangenheit aufregt. Das war damals eine allgemein übliche Sitte. Juden mussten auch im christlichen Abendland eine Sondersteuer bezahlen und durften nicht alle Berufe ausüben. Wenn man so argumentiert, wird das Gegenüber zurecht jetzt im Umkehrschluss damit die ohnehin stets vermutete Barbarei des Christentums anprangern. Andere Zeiten andere Sitten und Vorstellungen. Das man dies in der Gegenwart bizarr findet, ist eine andere Sache. Allerdings gilt dabei immer zu bedenken, dass wir einen modernen, europäisch geprägten Staatsbegriff (und die Vorstellung von Staatsbürgern) als Grundlage nehmen - genau dies zählt aber bedauerlicherweise für ein Kalifat nicht.
Die Massaker und das Abschlachten sind allerdings noch einmal eine ganz andere Hausnummer. Es gibt ja einen Grund, dass sich sogar Al Quaida von dieser Bewegung distanziert - und die waren mir bislang nicht gerade als besonders tolerant oder zimperlich bekannt.
Das hab ich an der Uni anders gelernt. Wenn die Eroberer die dort angetroffene Kultur vernichtet hätten, wäre aus dem Islam mit Verlaub nix geworden. Saudi-Arabien war nicht unbedingt eine antike Hochkultur. Man konnte allerdings geschickt die Zwistigkeiten der Christen untereinander für sich nutzen, die ja damals bereits...ausgesprochen beschämend waren. Manche wollten lieber einer fremden Macht untertänig sein, als sich Konstantinopel unterzuordnen. Manches ändert sich halt nie.songul hat geschrieben: Was wir heute im Irak erleben ist genau dasselbe Muster das zur ersten Islamisierung des Nahen Osten und Afrikas und andere Gebiete im 6. - 8. Jhrh. geführt hat. Die waren deshalb so erfolgreich weil sie so unsagbar grausam waren und ihnen dieser Ruf, ohne FB oder Twitter, voraus geeilt ist und die Völker gleich zum Aufgeben gezwungen hat. Den Rest hat dann das Scharia-Unrechtssystem (das damals schon das war was von heute immer noch so ist) gemacht und peu a peu die Menschen zu Moslems werden lassen....
Es mache sich keiner was vor.
Was ich geschrieben habe und was du schreibst - beides ist richtig. Man muss nicht vergessen dass damals Rom oder Byzanz geschwächt, im Schwinden begriffen oder wie du es eben auch beschreibst. Ansonsten aber war die Spätantike aber auch mit allerlei heidnischen Volksgruppen bevölkert die eben nur die Alternative hatten: konvertieren oder sterben.Stephanie hat geschrieben:Das hab ich an der Uni anders gelernt. Wenn die Eroberer die dort angetroffene Kultur vernichtet hätten, wäre aus dem Islam mit Verlaub nix geworden. Saudi-Arabien war nicht unbedingt eine antike Hochkultur. Man konnte allerdings geschickt die Zwistigkeiten der Christen untereinander für sich nutzen, die ja damals bereits...ausgesprochen beschämend waren. Manche wollten lieber einer fremden Macht untertänig sein, als sich Konstantinopel unterzuordnen. Manches ändert sich halt nie.
Einen wesentlichen Fehler den viele machen in diesen Diskussionen ist, dass sie die Zeitalter miteinander vergleichen, durcheinander bringen oder sie auf eine zeitgleiche Ebene versuchen zu bringen.Stephanie hat geschrieben:Wo genau siehst du denn den großen Unterschied zwischen dem Rechtsystem Europas jener Zeit (!) und der Scharia?
Äh ja nee, darum ging es doch eben. Ich habe die Scharia als damalige Praxis mit der damaligen Rechtspraxis bei uns verglichen. Nicht die Gegenwart. Unser heutiges Rechtsverständnis wurde maßgeblich in der Aufklärung verhandelt und ausbildet (mit entsprechend langer Dauer, bis wir da angekommen sind, wo wir heute stehen). Ich sehe durchaus das Problem der Muslime bzgl. der Reformierung. Die Radikalisierung ist ja auch nicht erst vor 10 Jahren geschehen (wenngleich die Radikalisierung seit den letzten 20 Jahren einen enormen Schub erhalten hat) sondern ist vereinzelt (geografisch wie zeitlich) bereits seit dem 18. Jahrhundert, stärker dann im 19. Jahrhundert erkennbar (z.B. der Mahdi Staat). Dass die muslimischen Reiche vergangener Zeiten dennoch eine etwas andere Einstellung hatten, als die gegenwärtigen Barbaren sieht man daran, welche Gesetze sie erlassen haben...Man bemühte sich stetig und wenig erfolgreich z.B. den Alkoholkonsum doch ein wenig einzuschränken.songul hat geschrieben: Einen wesentlichen Fehler den viele machen in diesen Diskussionen ist, dass sie die Zeitalter miteinander vergleichen, durcheinander bringen oder sie auf eine zeitgleiche Ebene versuchen zu bringen.
Das ist einfach Quatsch.
Wir leben heute in der Jetztzeit und nicht mal dann und mal hier. Die westlichen Völker und auch alle anderen nichtmoslemischen Völker haben das begriffen. Oder findest du noch ähnliche Rückschritte in anderen Kulturen ausserhalb des Westens?
Das gibt es nur im Islam-Bereich.
Das geht doch auch, egal ob man nun Christ, Buddhist, Hindu oder Jude oder anderes ist oder Atheist.
Bei uns hat sich jeder in seiner Zeit eingerichtet und nur wenige monarchistisch-christliche Spinner träumen noch vom 19. Jhrh.
Das ganze Thema ist wirklich sehr komplex um das ich hier alles schreiben möchte oder muss....es gibt in der Presse immer mehr gute Artikel die sich mit dem Auseinandersetzen da man langsam lernt umzudenken.
Fakt ist, dass der Koran das unumstössliche Gesetz Allahs und Mohammeds ist und verbindlich für alle Moslems - egal ob Sunniten oder Schiiten und deren Abzweigungen. Bevor nicht die Moslems selbst den Koran revidieren und reformieren passiert da auch nichts.
Und fakt ist auch dass man sich hier in den westlichen Ländern wirklich überlegen muss ob man nach wie vor allem nachgibt oder mal überlegt endlich mal mehr von der anderen Seite einfordert.
Also, Mädle:Stephanie hat geschrieben:Äh ja nee, darum ging es doch eben. Ich habe die Scharia als damalige Praxis mit der damaligen Rechtspraxis bei uns verglichen. Nicht die Gegenwart. Unser heutiges Rechtsverständnis wurde maßgeblich in der Aufklärung verhandelt und ausbildet (mit entsprechend langer Dauer, bis wir da angekommen sind, wo wir heute stehen). Ich sehe durchaus das Problem der Muslime bzgl. der Reformierung. Die Radikalisierung ist ja auch nicht erst vor 10 Jahren geschehen (wenngleich die Radikalisierung seit den letzten 20 Jahren einen enormen Schub erhalten hat) sondern ist vereinzelt (geografisch wie zeitlich) bereits seit dem 18. Jahrhundert, stärker dann im 19. Jahrhundert erkennbar (z.B. der Mahdi Staat). Dass die muslimischen Reiche vergangener Zeiten dennoch eine etwas andere Einstellung hatten, als die gegenwärtigen Barbaren sieht man daran, welche Gesetze sie erlassen haben...Man bemühte sich stetig und wenig erfolgreich z.B. den Alkoholkonsum doch ein wenig einzuschränken.songul hat geschrieben: Einen wesentlichen Fehler den viele machen in diesen Diskussionen ist, dass sie die Zeitalter miteinander vergleichen, durcheinander bringen oder sie auf eine zeitgleiche Ebene versuchen zu bringen.
Das ist einfach Quatsch.
Wir leben heute in der Jetztzeit und nicht mal dann und mal hier. Die westlichen Völker und auch alle anderen nichtmoslemischen Völker haben das begriffen. Oder findest du noch ähnliche Rückschritte in anderen Kulturen ausserhalb des Westens?
Das gibt es nur im Islam-Bereich.
Das geht doch auch, egal ob man nun Christ, Buddhist, Hindu oder Jude oder anderes ist oder Atheist.
Bei uns hat sich jeder in seiner Zeit eingerichtet und nur wenige monarchistisch-christliche Spinner träumen noch vom 19. Jhrh.
Das ganze Thema ist wirklich sehr komplex um das ich hier alles schreiben möchte oder muss....es gibt in der Presse immer mehr gute Artikel die sich mit dem Auseinandersetzen da man langsam lernt umzudenken.
Fakt ist, dass der Koran das unumstössliche Gesetz Allahs und Mohammeds ist und verbindlich für alle Moslems - egal ob Sunniten oder Schiiten und deren Abzweigungen. Bevor nicht die Moslems selbst den Koran revidieren und reformieren passiert da auch nichts.
Und fakt ist auch dass man sich hier in den westlichen Ländern wirklich überlegen muss ob man nach wie vor allem nachgibt oder mal überlegt endlich mal mehr von der anderen Seite einfordert.
Solange in den muslimischen Ländern keine Zivilgesellschaft entsteht und eine Auseinandersetzung mit Staatslehren/-philosophie, sehe ich wenig Ansätze der Änderung.
Ich würde allerdings behaupten, dass so absolut die Aussage "das gibt es nur im Islam-Bereich" nicht ganz zutrifft: Die Welt der ultra-orthodoxen Juden orientiert sich auch nicht an der Gegenwart, sie liefern nur im Gegensatz zur Siedler Bewegung keine Gewaltexzesse. Und über den Hinduismus in Indien...naja...da würde ich auch lieber ein Mäntelchen des Schweigens ausbreiten: Das Kastenwesen ist immer noch existent und die Behandlung von Frauen allgemein, Witwen und den Armen ist ebenfalls schwer nachvollziehbar. Vorsichtig formuliert. Es fehlt allerdings die Bedrohung uns bzw. allgemein anderen Völkern gegenüber, weil sie auch nicht missionarisch tätig sind.
Natürlich ist das Thema komplex. Wie immer, wenn man über ein so großes Gebiet, so viele Völker und so lange Zeiträume spricht. Deshalb finde ich apodiktische Aussagen eben auch so problematisch.
Aber keine Sorge, ich gehöre nicht zur Käßmann-Fraktion. Ich sehe und betrachte das Thema schon jeher mit Bauchweh und im Augenblick in ganz besonderem Maße.
wörtlich schon verstanden aber eben darauf hingewiesen dass halt gerne die Zeitebenen parallel oder durcheinander gebracht werden) Wird vor allem eben auch gerne von Muslimen und deren Befürworter angewandt.Stephanie hat geschrieben:Wo genau siehst du denn den großen Unterschied zwischen dem Rechtssystem Europas jener Zeit (!) und der Scharia?
Lest bitte weiter auf der Seite des ZentralratesDer Zentralrat Orientalischer Christen in Deutschland unterstützt und beteiligt sich an der Demonstration
Der Zentralrat unterstützt ausdrücklich das Vorhaben der Syrisch-Orthodoxe Erzdiözese in Deutschland.
Sehr geehrte Damen und Herren,
am 23.08.2014 zelebriert die syrisch-orthodoxe Kirche eine ökumenische Andacht, woran sich eine Großdemonstration in Stuttgart anschließen wird. Alle Christen hierzulande sind gebeten, sich mit den verfolgten orientalischen Christen sowie anderen verfolgten ethischen und religiösen Minderheiten im Nahen Osten zu solidarisieren.
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