Aus dem Zeitlichen in die Ewigkeit

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Nassos
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Re: Aus dem Zeitlichen in die Ewigkeit

Beitrag von Nassos »

Lieber Igor,

sei herzlich gedankt für das feedback.

Ich möchte hier gerne nochmal auf die Stelle eingehen, die mich sehr zum Nachdenken gebracht hat. Dass die Leidenschaften nach dem Tod 1000fach stärker wirken.

Es geht mir hierbei nicht um das Elemnet der Strafe, sondern der Punkt ist, dass hier versucht wird zu erklären, was für schreckliche Krankheiten Leidenschaften und ihre Folgen sind. Wir alle haben unsere Leidenschaften. Manchen widerstehen wir leichter und manchen erscheint es schon kaum möglich. Sie haben uns fest in ihrer Hand. Der ortodoxe Weg ist ein Weg, eine Anstrengung, ein sehr schwieriger Kampf, diese Leidenschaften ... loszuwerden. Leidenschaftlos zu werden. Das ist für den normalerweise sehr egoistischen Menschen schon fast ein Ding der Unmöglichkeit.
Ohne Gottes Hilfe besteht sowieso keine Chance - denn ohne Ihn ist nichts.

Es ist klar, dass wir im irdischen Leben die Möglichkeit haben, unseren Willen zu "trainieren", die Leidenschaften in uns zu töten. Wir haben den freien Willen hierzu.

Gemäß Prof. Osipov haben wir im nächsten Leben diesen freien Willen nicht mehr. Wir sind den Leidenschaften, die nun - je nach unserem erreichten "Level" im irdischen Leben - komplett schutzlos ausgeliefert und diese wirken auch noch 1000-fach stärker.
Eingedenk dessen, dass man seine Leidenschaften im nächsten Leben nie und nimmer befriedigen kann, ist das ein Gedanke, der einen umpustet.

Es gehe mal jeder in sich und überlege sich mal, welche Leidenschaft ihn am meisten zu schaffen macht. So und jetzt tausendmal stärker machen. Oder einen Million. Huah.

Hier versteht man sehr gut (und in meinem Falle endlcih mal richtig), was gefallene Natur des Menschen bedeutet, welch üble Krankheiten in unser Leben eingedrungen sind. Was für ein verzweigtes System die Sünden in einer Seele schlagen - ähnlich einem bösen Baum, mit Wurzel und allem drum und dran.

Ich kann die Lektüre auch wärmstens empfehlen (ihc hatte die englische DOC-Datei gelesen). Es geht nicht darum, Angst einzujagen, sondern ein besseres Verständnis dessen, was Leidenschaft wirklich ist. Sie wird hier entlarvt und unverhüllt zur Schau gestellt.
Und was man sieht, wenn man sich damit in Gedanken beschäftigt, ist häßlich.

Wenn das Leben in Christo, der orthodoxe Weg, die Chance ist, dieses Geflecht des Bösen zu zerreißen, zu vernichten und zu verbrennen, dann ist das chistliche Leben keine Einschnürung, sondern eine Befreiung. Was unserer leidenschaftlichen Natur sehr schwierig nachzuvollziehen ist.

Hab nochmal vielen Dank für Deine Impressionen.

Und morgen ein gesegnetes Fest der Christgeburt.
Nassos
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Igor
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Re: Aus dem Zeitlichen in die Ewigkeit

Beitrag von Igor »

Grüß Gott!

Anbei ein kleiner Auszug aus dem Kapitel „Fragen zur Ewigkeit“ des Buchs, da in einem anderen Strang das Thema angeschnitten wurde.

In Christo
Igor
Handelt es sich bei «Gehenna» und dem «Fegefeuer» um identische Begriffe?

Nein, es sind grundverschiedene Begriffe. Das Fegefeuer stellt eine reine Erfindung der katholischen Theologen und eine der größten Irrmeinungen der Katholischen Kirche dar. Nach der katholischen Glaubenslehre bedarf es für einen Menschen zu dessen Läuterung von der Sünde nicht allein der Buße, sondern der Betreffende muss auch noch eine sogenannte Satisfaktion (zu Deutsch: Genugtuung) erbringen, d.h.: die göttliche Justiz befriedigen. Erreicht wird dies durch Almosengeben, Gebets-Verbeugungen, durch das Lesen besonderer Gebete und Ähnliches. Aber durch die Einführung dieser Forderung nach «Satisfaktion» (Genugtuung) brachten sich die katholischen Theologen selber in eine schwierige Lage. Denn hat ein Mensch einmal bereut, es aber nicht geschafft, irgendwelche Werke der Genugtuung zu vollbringen, dann kommt es zu einer eigentlich unlösbaren Interessenskollision: Weder kann man ihn ins Paradies schicken - denn er hat ja keine «Genugtuung» erbracht! - noch kann er in die Hölle befördert werden, da er ja bereits nachweislich Buße getan hat. Und so erfanden die «genialen» abendländischen Theologenköpfe das sogenannte «Fegefeuer» (Purgatorium), wo ein reuiger Sünder durch seine Qualen für die begangenen Sünden angeblich der göttlichen Gerechtigkeit eine entsprechende Genugtuung erweisen muss, wonach er erst ins Paradies «versetzt» werden kann. Solcherart ist das Purgatorium/Fegefeuer im katholischen Begriffsverständnis.

Die Orthodoxie kennt solchen - mit Verlaub - Unsinn nicht einmal ansatzweise. Bei den «Zollübergängen» mit ihren quälenden Seelenprüfungen und in der Hölle/im Hades erfahrt der Mensch seine Bestrafung nicht durch Gott, sondern durch seine eigenen Leidenschaften, und hat auch keinerlei «Genugtuung für das göttliche Rechtsempfinden» zu erbringen. Dort spielt sich ein anderer Vorgang ab, nämlich ein geistiger Prozess in der Seele selbst, der im immer tiefer werdenden bewussten Erkennen der Verderblichkeit ihrer Leidenschaften und ihrer Entfremdung von Gott besteht. Mithilfe der Gebete der Kirche bewirkt dieses Bewusstsein, dass die Präsenz der Leidenschaften verblässt, ihr Toben abflaut, entsprechend auch die Anfechtungen seitens der dämonischen Quälgeister zurückgehen, was schließlich zu einer vollständigen Befreiung von ihnen und zu einer Rückkehr zu Gott führen kann. In der Orthodoxie war niemals von irgendeiner «Genugtuung» für den sogenannten «Gerechtigkeitssinn Gottes» bzw. von irgendwelchen «Fegefeuer»- Phantastereien die Rede gewesen.
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Als der Höchste hernieder fuhr, verwirrte Er die Sprachen, zerteilte Er die Völker, nun, da Er Feuerzungen ausgeteilt, ruft Er alle zur Einheit: Einmütig preisen wir deshalb den Heiligen Geist. (Pfingstkondakion im 8. Ton)
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Re: Aus dem Zeitlichen in die Ewigkeit

Beitrag von holzi »

Ich fürchte, Prof. Osipov schreibt hier gegen ein Zerrbild des Purgatoriums an. Leider muss ich jetzt weg, ich werde später dazu noch meine Anmerkungen schreiben.
Das Christentum nimmt den Menschen, wie er ist, und macht ihn zu dem, was er sein soll. (Adolph Kolping 1813-1865)
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Igor
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Re: Aus dem Zeitlichen in die Ewigkeit

Beitrag von Igor »

Grüß Gott!

Das Buch kann jetzt auch von der Webseite Prof. Osipovs geladen werden: als :arrow: PDF und als :arrow: DOC.

Mehr zu seinen Publikationen :book:
http://alexey-osipov.ru/books-and-publications/

In Christo
Igor
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Re: Aus dem Zeitlichen in die Ewigkeit

Beitrag von Igor »

Am 01.10.2018 wird Prof. Alexej Osipov in Krefeld sein.

Mehr dazu:
http://www.rok-krefeld.de/de/index.php/ ... in-krefeld
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Re: Aus dem Zeitlichen in die Ewigkeit

Beitrag von Igor »

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Am 1. Oktober fand in unserer Kirche ein Treffen des berühmten Theologen, Professor der Moskauer Theologischen Akademie, Alexej Iljitsch Osipov, mit Gläubigen aus den Pfarreien des Dekanats West statt. Das Treffen wurde von Erzbischof Tichon, Leiter der Berliner Diözese, eröffnet. In seiner Rede dankte Erzbischof Tichon dem Vortragenden für die Möglichkeit eines solchen Treffens und ermutigte die Anwesenden, aufmerksam auf die spirituellen Anweisungen des angesehenen Professors zu hören.

Vor Beginn des Treffens mit dem Publikum gab Prof. Osipov dem deutschsprachigen orthodoxen Herausgeber des Verlags Hagia Sophia ein Interview. Chefredakteur Gregor Fernbach sprach mit dem berühmten Theologen über die Einstellung gegenüber Ungläubigen, die Gefahren der Globalisierung und der Ökumene. An diesem Tag fand auch die Präsentation des Buches von A.I. Osipov mit dem Titel "Auf dem Weg zum Gott" statt.

Während des Treffens beantwortete Aleksej Osipov zahlreiche Fragen von Anwesenden über das Leben in der Diaspora, der Erziehung von Kindern und den Aufbau einer Familie in einer nicht-orthodoxen, säkularen Gesellschaft, über spirituelles Leben und Askese. Das Treffen wurde von Simultanübersetzungen ins Deutsche begleitet.


Quelle: http://www.rok-krefeld.de/de/index.php/ ... in-krefeld
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