Die Autorität des Vaters als das geistliche Zentrum der Fami

Neu in der orthodoxen Kirche - Wie lebe ich als orthodoxer Christ? Alle allgemeinen Fragen rund um die Orthodoxie.
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Mops
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Re: Die Autorität des Vaters als das geistliche Zentrum der Fami

Beitrag von Mops »

Nun ist jeder über jeden enttäuscht, und? Ich bins auch, und?

Christos anesti!

Nassos
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Re: Die Autorität des Vaters als das geistliche Zentrum der Fami

Beitrag von Nassos »

Hallo Mirjanin,

ich hatte gestern den Thread kurzzeitig gesperrt und ich sage mal warum
Ich habe mir die Beiträge durchgelesen und mir hat sich der Eindruck gegeben, dass da mehr hineininterpretierbar ist, als der Verfasser sich evtl. vorstellt.
Zeitweise hatte ich auch den Eindruck bei Deinem Beitrag, dass hier Phallokratie mit reinkommt. Achtung: ich werfe das nicht vor, sondern es war ein temporärer Eindruck.

Mir gab sich das Gefühl, dass hier gänzlich mißverstanden wurde. Da es spät war, konnte ich keine genügend klare Gedanken mehr verfassen. Mir war es jedoch wichtig, einen entsprechenden Impuls zu geben, bevor das Thema in etwas ausarten konnte, was eigentlich nicht Intention war.

Vielleich bin ich aber auch zu sensibel...

So. Ich denke mir, was in Deinem Beitrag fehlt ist die Definition von Gleichberechtigung - und zwar aus Deiner Sicht. Ich bin nicht unbedingt der Meinung, dass das Gender Mainstreaming DIE Gleichberechtigungssichtweise des Heute ist. Die Welt ist nicht schwarz-weiß (und das weißt Du natürlich auch) und nicht alle unterliegen dem vorgegaukelten Bild der Androgyne. So, wie nicht alle wissen, wie die Orthodoxie die Rollen der Frau und des Mannes sieht. Beides sind keine Extrema, aber man kann sie sehr schnell als solche missverstehen.

Ich fand die Antwort Vater Martinos auch etwas hart, aber ich glaube, er versuchte seiner Empörung Ausdruck zu verleihen, weil er die Beiträge wohl so aufgefasst hatte, wie man sie durchaus auffassen könnte.

Vergesst nicht, wie schnell und leicht das geht in einem Forum.

Ich bin mir sicher, ein Konsens betreffen der Gleichberechtigung, der Rolle der Geschlechter in der Kirche und in der Familie wäre schon mal ein guter Ausgangspunkt für eine fruchtbare Diskussion, denke ich.

Was denkt ihr darüber?

Lieben Gruß,
Nassos

P.S.: Ich bin von niemandem enttäuscht, bisher. Und darüber freue ich mich sehr! :D
Loukia
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Re: Die Autorität des Vaters als das geistliche Zentrum der Fami

Beitrag von Loukia »

Fazit: Es gibt so viele Aufassungen von diesem Text wie Leser.
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Igor
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Re: Die Autorität des Vaters als das geistliche Zentrum der Fami

Beitrag von Igor »

Hallo zusammen,

vielleicht hilft uns die folgende Stelle aus dem m.E. sehr guten Buch über die Orthodoxie von Erzpriester Sergius Heitz "Christus in euch: Hoffnung auf Herrlichkeit " (s.a. Orthpedia-Artikel: http://www.orthpedia.de/index.php/Chris ... rrlichkeit) etwas weiter. Dort lesen wir in der Antwort auf die Frage „Wie sieht die Orthodoxe Kirche die Ehe?“ folgendes:
„Die Ehe als Gemeinschaft, in welcher Liebe gewachsen ist, überdauert den Tod. In diesem Sinne wird die Ehe auch als Abbild des Verhältnisses von Christus und Kirche verstanden, gemäß der Apostellesung der Synaxis der Ehekrönung, wo es u.a. heisst: ‚Ihr Männer, liebet eure Frauen, wie auch Christus die Kirche geliebt und sich für sie dahingegeben hat’ und ‚Wie nun aber die Kirche Christus untertan ist, so sollen es auch die Frauen ihren Männern sein’ (Eph 5, 25.24).
Man muss nun allerdings diesen Text recht verstehen. Er will nicht die Überordnung des Mannes über die Frau lehren – die ist in der damaligen Gesellschaft selbstverständlich -, sondern er schärft die gegenseitige Selbsthingabe füreinander ein und bricht gerade damit die patriarchalische Weltanschauung, in der der Mann sich durchsetzt und die Frau die Lasten trägt. Wenn wir daher heute viele Ehen zerbrechen sehen, weil jeder Teil, Frau und Mann, rücksichtslos sich selbst zu verwirklichen sucht, dann liegt das Heil nicht darin, dass wir zu den vergangenen partriachalistischen Strukturen zurückzufinden uns bemühen, sondern vielmehr darin, dass wir uns in den heute gegebenen gesellschaftlichen Strukturen in gegenseitiger Achtung und Selbsthingabe üben und darin dem Vorbild von Christus und der Kirche nacheifern.“
Sehr zu empfehlen sind aus meiner Sicht auch die Bücher des Theologen Diakon Andrej Kuraev, der in diesen vor allem auch Stellung zu Fragen des orthodoxen Glaubens und Lebens in der heutigen modernen Gesellschaft bezieht. Leider sind diese Werke bislang nur in Russisch erschienen. Gerade in einem seiner jüngeren Werke «Церковь в мире людей» („Die Kirche in der Welt der Menschen“, ISBN 978-5-7533-0270-0) ist ein ganzes Kapitel der Rolle bzw. Bedeutung der Frau in Gesellschaft und Kirche gewidmet.

In Christo
Igor
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Als der Höchste hernieder fuhr, verwirrte Er die Sprachen, zerteilte Er die Völker, nun, da Er Feuerzungen ausgeteilt, ruft Er alle zur Einheit: Einmütig preisen wir deshalb den Heiligen Geist. (Pfingstkondakion im 8. Ton)
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Mirjanin
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Re: Die Autorität des Vaters als das geistliche Zentrum der Fami

Beitrag von Mirjanin »

Danke Nassos für die Erklärung. In der Tat ist es oft besser einfach eine Nacht über Dinge zu schlafen und sie sich dann noch einmal anzusehen. :) Ich war einfach nur ziemlich überrascht über die "harten Worte", aber bin absolut nicht nachtragend - Haken wir es einfach als Mißverständnis ab. In der Tat ist non-verbale Kommunikation besonders anfällig dafür und das passiert schon einmal.

Da du es angesprochen hast an dieser Stelle noch einmal eine Antwort auf die Frage, was ich in meinen Beiträgen herausstellen wollte: Ich habe die "Feminismus-Industrie" angesprochen, die sich - im Gleichschritt mit "fortschrittlichen" Parteien - um die Schaffung des neuen Einheitsmenschen mittels Gender Mainstreaming bemüht. "Gleichberechtigung" ist lediglich ein klug gewähltes Surrogat, ein Ersatzwort, dafür. Denn wer sollte schon etwas gegen Gleichberechtigung haben?

Dagegen lässt sich schwer argumentieren, ohne als grenzdebiler Chauvinist (siehe Thread) abgetan zu werden. Kein Vorwurf impliziert, dass ist ein üblicher Reflex. Ähnlich verhält es sich übrigens auch mit Diskussionen zu anderen Worthülsen wie "Sozialer Gerechtigkeit" oder "Toleranz"… 8)

Ich sprach von der Schaffung des neuen Menschen. August Bebel war einer der Begründer der deutschen Sozialdemokratie - damals sprach man in diesen Kreisen noch Tacheles ohne derartige Wortattrappen. Zu seinem Frauen- und Weltbild empfehle ich die Lektüre "Die Frau und der Sozialismus", bevorzugt eine antiquarische Ausgabe ohne spätere "Korrekturen". Man sollte allerdings die Hypnotika bereithalten, denn Bebel war einer der größten antichristlichen Hetzer des 19. Jahrhunderts. Man lese einfach mal seine Polemik im Briefwechsel mit Kaplan Hohoff, sicherlich auch irgendwo im Internet abrufbar. Zu gern sprach er immer vom (Zitat) "Christen- und Heuchlertum", dass er mit einer modernen, antichristlichen Kultur ersetzen wollte. Wer mir nicht glaubt, der befrage Freund Google - in 30 Sekunden finden sich passende Ergebnisse.

Genau die Umsetzung dieser Poltiik sehen wir nun seit Jahrzehnten. Die Geschlechterrollen, die Frau als Mutter und Kern der Familie und damit letztlich auch die Familien als Ganzes will man auflösen. Die Frau soll im Hosenanzug arbeiten gehen und Stahlwerke bauen, der verweiblichte Mann bleibt Zuhause und hütet den Nachwuchs (so man noch welchen hat) oder sorgt zumindest dafür, dass dieser pünktlich in der staatlichen Kindergrippe abgegeben wird. Jene ehemals christlichen (protestantischen) Länder mit den stärksten atheitischen Anteilen an der Bevölkerung sind hierbei bereits besonders fortgeschritten. Wir haben es also eindeutig mit einer antichristlichen Bewegung zu tun.

Klar ist doch eines: Es kann doch nicht nur schwarz und weiß geben - Frauen entweder als Haussklaven oder aber als Mannweib, sondern es geht darum der Frau ihr Frausein zu erlauben. Wo schließen sich Selbstbewusstsein und Weiblichkeit denn aus? Muss eine Frau wirklich auf der Baustelle arbeiten, um akzeptiert zu werden? Die Bibel kennt einige starke Frauen, das leuchtendste Beispiel ist wohl die Gottesmutter selbst. Aber dürften wir nach heutigen Maßstäben die Gottesmutter Maria überhaupt noch verehren oder würde man sie nicht als Dummchen bezeichnen, wo sie doch "nur" Mutter und Hausfrau war?

Wir sehen - an dieser Stelle gehen für mein (!) Verständnis Christentum und moderne Gesellschaftsklempnerei sauber getrennte Wege. Sie sind schlichtweg inkompatibel und lösen keine Probleme im menschlichen Zusammenleben, sondern schaffen nur Verwirrung, Orientierungslosigkeit und weitere Probleme.

Worum es geht es also im Kern der Sache? Um die Ablehnung des politischen Eingriffs in die Gesellschaft. Es gibt seriöse soziologische Studien neueren Datums, die darauf hinweisen, dass sich Jungen und Mädchen sehr wohl unterschiedlich voneinander entwickeln und nicht erst gemäß herrschender Lehre durch die Gesellschaft geformt werden. Und zwar entwickeln sie sich in Richtung der klassischen Geschlechterrollen, auch ohne externe Beeinflussung. Als Christ kann man nur nicken - natürlich, denn Gott hat uns so geschaffen!
Was sie nicht verstehen können, ist das wir keine politische Partei bekämpfen, sondern die Mörder der spirituellen Kultur.
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Jeremias
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Re: Die Autorität des Vaters als das geistliche Zentrum der Fami

Beitrag von Jeremias »

Die Frau soll im Hosenanzug arbeiten gehen und Stahlwerke bauen, der verweiblichte Mann bleibt Zuhause und hütet den Nachwuchs
Und zwar entwickeln sie sich in Richtung der klassischen Geschlechterrollen, auch ohne externe Beeinflussung. Als Christ kann man nur nicken - natürlich, denn Gott hat uns so geschaffen!
Quatsch. Sprich für dich selber.

Das ist überhaupt etwas, was sich einige Leute hier ganz massiv einhämmern sollten. Das, was hier von sich gegeben wird, kann man gerne bei sich oder in seiner Gemeinde verwirklichen. Das wird dann eine Gemeinde sein, zu der ich nicht gehe. Aber da wir dankenswerterweise nicht in einer Gesetzesreligion wie Islam oder Judentum leben, sollte man hier auch allseits sehr still mit Forderungen an die Gesamtorthodoxie sein. Macht ihr eure Sache, ich mache meine Sache. Und so wie ihr kanonische Bischöfe findet, die eure Positionen finden, finde ich kanonische Bischöfe und Priester (siehe Vater Martinos), die meinen Standpunkt vertreten. Und der fordert eine Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau. Der fordert eine Abkehr von irgendwelchen irrealen Vorstellungen, wie Männer und Frauen sind (der Mann gefühlsarmer, was für ein Blödsinn). Der fordert, dass Frauen genauso selbstbestimmt sind wie alle Menschen. Der fordert die Freiheit. "Orthodoxie ist Freiheit", so wurde Bischof Augoustinos in diesem Forum bereits zitiert.

Und genauso wie bisher kann ich mit den hier getätigten Äusserungen nichts anfangen und bin froh, dass so mancher Schreiber hier in meiner Gemeinde nicht predigen wird. Aber die Toleranz, ihn trotzdem weiter orthodox zu nennen, bringe ich auf. Tun das auch alle anderen hier? Oder will mir wieder jemand vorschreiben, wie was zu sein hat?
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Mirjanin
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Re: Die Autorität des Vaters als das geistliche Zentrum der Fami

Beitrag von Mirjanin »

Lieber Jeremias,

ich glaube niemand will dir hier irgendetwas vorschreiben, was du zu tun oder zu denken hast. Das Christentum zeichnet sich durch einen hohen Grad an Individualismus aus, letztlich bist du alleine für das was du tust bzw. nicht tust allein vor Gott verantwortlich. Ergo: Niemand sollte jemand anderen etwas vorschreiben, was zu tun und zu denken ist.

Genau das ist meine Überzeugung - und genau darum will ich keine staatliche "Gleichstellungspolitik", kein gesellschaftlich vorgeschriebenes "Gender Mainstreaming" und keine staatlichen Kinderverwahrungsanstalten.

Ich schätze viele deiner Beiträge hier, weil du manche Dinge recht entspannt und auch mal aus einer anderen Perspektive siehst. Hier liegt du meines Erachtens aber einfach falsch und ich finds schade, dass du meine Argumentation nicht teilst - aber wie gesagt, allein deine Sache. Der Spalt geht ja durch die gesamte Gesellschaft, wie man an den Gegensätzen Eva Hermans und Alice Schwarzers sieht :)
Was sie nicht verstehen können, ist das wir keine politische Partei bekämpfen, sondern die Mörder der spirituellen Kultur.
Mops
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Re: Die Autorität des Vaters als das geistliche Zentrum der Fami

Beitrag von Mops »

Jeremias hat geschrieben: Das ist überhaupt etwas, was sich einige Leute hier ganz massiv einhämmern sollten. Das, was hier von sich gegeben wird, kann man gerne bei sich oder in seiner Gemeinde verwirklichen. Das wird dann eine Gemeinde sein, zu der ich nicht gehe. Aber da wir dankenswerterweise nicht in einer Gesetzesreligion wie Islam oder Judentum leben, sollte man hier auch allseits sehr still mit Forderungen an die Gesamtorthodoxie sein. Macht ihr eure Sache, ich mache meine Sache. Und so wie ihr kanonische Bischöfe findet, die eure Positionen finden, finde ich kanonische Bischöfe und Priester (siehe Vater Martinos), die meinen Standpunkt vertreten. Und der fordert eine Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau. Der fordert eine Abkehr von irgendwelchen irrealen Vorstellungen, wie Männer und Frauen sind (der Mann gefühlsarmer, was für ein Blödsinn). Der fordert, dass Frauen genauso selbstbestimmt sind wie alle Menschen. Der fordert die Freiheit. "Orthodoxie ist Freiheit", so wurde Bischof Augoustinos in diesem Forum bereits zitiert.

Und genauso wie bisher kann ich mit den hier getätigten Äusserungen nichts anfangen und bin froh, dass so mancher Schreiber hier in meiner Gemeinde nicht predigen wird. Aber die Toleranz, ihn trotzdem weiter orthodox zu nennen, bringe ich auf. Tun das auch alle anderen hier? Oder will mir wieder jemand vorschreiben, wie was zu sein hat?
wenn ich deine Worte lese, wird mir aber auch nicht besser. Demut wird nur bei den anderen vorausgesetzt, man selbst darf sich da natürlich zurückhalten! Ein Unrecht wird durch ein anderes nicht besser.
Überhaupt scheint mir, als nimmt so mancher das Forum hier viel zu ernst. Es ist eine Kommunikationsplattform, nicht mehr! Der Respekt dem anderen gegenüber darf da selbstverständlich gewahrt bleiben, von jedem.
Nassos
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Re: Die Autorität des Vaters als das geistliche Zentrum der Fami

Beitrag von Nassos »

Also, ich habe Mirjanin bisher so verstanden, dass nieman in eine Extremrolle gedrückt werden soll, um einer anderen zu entfliehen.
Und genau da kommt ja der Spielraum rein, den die Orthodoxie anbietet, und die auch mit Vater Martinos konform geht.

Und ich sage das nicht, um der Harmonie willen!

Gruß,
Nassos
Mops
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Re: Die Autorität des Vaters als das geistliche Zentrum der Fami

Beitrag von Mops »

Extrem ist eine Ansichtssache. ich sage auch z.B. das Homosexualität Sünde ist, ein Betroffener wird das als extrem bezeichnen, für mich ist es nur eine Feststellung.

Naja, aber der ganze Strang hier hat mir wieder deutlich vor Augen geführt, dass ich nicht so viel Zeit im Internet verschwenden sollte.

Internet besteht aus ständigen Missverständnissen. Wenn ich jemanden in die Augen sehen kann, dann sehe ich schon oftmals wie etwas gemeint ist...
L.G.
Nassos
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Re: Die Autorität des Vaters als das geistliche Zentrum der

Beitrag von Nassos »

Lieber Mops,

das ganze Leben besteht aus Missverständnissen. Und hoffentlich gibt es Stränge, die einen motivieren, doch etwas Zeit in der Internetkommune zu verbringen.

Gruß,
Nassos
Lisa
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Re: Die Autorität des Vaters als das geistliche Zentrum der

Beitrag von Lisa »

Liebe Mitchristen,

lange habe ich nichts mehr geschrieben. Aber seit dem es das Forum gibt lese ich eifrig mit.

Mmmhhh - Frauen sind liebevoll, zart und feinfühlig? Männer sind hart, wenig gefühlvoll und grob?

Nun ja - mein Mann hat es hervorragend (und ganz unweibisch) geschafft unsere Kinder mit viel Liebe und Engagement (ohne Kinderkrippe) für die heutige Welt und innerhalb unseres Glaubens großzuziehen. Dafür gebührt ihm der Dank der ganzen Familie.

Es stimmt, ich habe die Kinder geboren und es gibt eine feste Bindung. Trotzdem arbeite ich (unmännlich, aber manchmal in Hosen) ganztags in einer Technischen Abteilung.

Wir waren der Meinung, dass unsere Kinder das Anrecht auf ein Elterteil mit viel Liebe und Muße hatten und haben. Wer von uns beiden dies macht, war eigentlich egal. Zum Glück wurde ich dadurch noch nicht in meiner Gemeninde ausgegrenzt.

Meine erwachsenen Kinder stehen fest im Leben und im Glauben. Und sie stehen in reger Diskussion auch über das orthodoxes Leben mit ihrem Vater. Einem Mann mit einem fast unendlichen Wissen.

Nebenbei bemerkt, wir sind 31 Jahre verheiratet und haben viele Höhen und Tiefen erlebt. Mit Gottes Hilfe haben wir es geschafft immer wieder zueinander zu finden.

Was haben wir falsch gemacht? Sind wir nicht orthodox? Wer möchte über uns richten und behaupten er weiss es besser?

Beten wir alle darum, die Meinungen der anderen zu aktzeptieren und keine Allgemeinplätze aufzustellen. Jeder muss sich im Endeffekt vor unserem HERRN verantworten. Vor Gott sind wir alle gleich. Da sind auch nicht die Männer gleicher als die Frauen oder umgekehrt. Ob mir einer die Tür aufhält oder nicht, ist mir nicht wichtig. Das man mich aktzeptiert so wie ich bin - und wie Gott mich geschaffen hat - aber schon sehr.

Leider habe ich nie so viel Zeit um regelmäßig mit zu diskutieren. Aber dieser Beitrag war mir ein Herzensbedürfniss.

Im Verständnis um der Liebe Gottes

Lisa
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Priester Alexej
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Re: Die Autorität des Vaters als das geistliche Zentrum der

Beitrag von Priester Alexej »

Lieber Väter, Brüder und Schwestern, liebe Lisa.

Ich mag es ehrlich gesagt nicht, über mich selbst zu schreiben, aber heute mache ich eine Ausnahme. Es waren im Forum und privat viele Beschuldigungen in meine Richtung zu hören. Eigentlich gehört eine solche Diskussion ins Interne Forum, aber heute erzählte mir ein Bekannter, dass ein Mensch sich über mich erkundigt hätte. Er fragte: "Kennst du so einen Extremisten Alexej?" Da die Diskussion um meine Person schon weit außerhalb des Forums stattfindet, möchte ich nun ganz öffentlich darauf eingehen.

1) Es wird mir vorgeworfen, dass ich keine Meinung außer meiner eigenen akzeptiere. Vor diesem Beitrag habe ich meine letzten 100 Beiträge aufgerufen und alle geschrieben PN's. Ich habe keine einzige Stelle gesehen, die eine der Behauptungen bestätigen würde. Es gab niemals so etwas wie "Das stimmt nicht", "Wie kannst du so etwas schreiben", "Das darf im Forum nicht stehen", "Diese Ansichtsweise ist nicht orthodox und darf im Forum nicht stehen", "Du bist nicht orthodox".

2) "Extrem-Orthodoxer". Ich glaube tatsächlich, dass es nur eine Wahrheit gibt. Man kann verschiedene Kirchenmusik haben, verschiedene Form der Kirchen, der Bekleidung, verschiedene Fastenregeln. Das alles sind Dinge, welche die jeweilige Kirche für die konkreten Gläubigen und konkrete Verhältnisse bestimmt. Aber die Gebote des Herren, die Moral, sind überall und für alle Menschen auf dieser Welt dieselben. In jeder Kirche oder Gemeinde ist stehlen eine Sünde.

Wenn es Gemeinden gibt, in den rauchen erlaubt wird, es aber auch Gemeinden gibt, in den Rauchen als eine Sünde angesehen wird, heißt das nicht, dass es egal ist, ob man raucht oder nicht. Es wird dadurch nicht zu etwas relativem. In einem solchen Fall muss entschieden werden, ob rauchen denn eine Sünde ist, oder nicht. Wenn es um Tradition geht, kann man sagen, "sprich für deine eigene Gemeinde" oder "bei uns wird es so uns so gemacht." Nicht aber, wenn es um Moral oder um Glaubensfragen geht - da gibt es nur eine Wahrheit.

Wie jeder andere auch, versuche ich, meine Einstellung zu vermitteln und gehe von ihr aus, wenn ich etwas schreibe. Jedoch zwinge ich meine Einstellung niemandem auf, auch verurteile ich niemanden, der es anders handhabt.

3) Nie soll man ja nicht sagen. Aber ich versuche zumindest, nie etwas von mir aus zu sagen. Deshalb findet man in meinen Beiträgen auch selten so etwas wie "Ich denke, dass ..." Das, was ich sage, weiß ich entweder von meinem Geistlichen Vater, geistlich oder theologischen erfahrenen Menschen oder von meinen Professoren am Geistlichen Seminar. Wenn ich etwas nicht weiß, schreibe ich es auch nicht, und stelle keine Vermutungen an. Natürlich sind diese Menschen nicht perfekt und können mir auch falsches vermitteln. Auch kann ich etwas falsch verstehen. Vielleicht hilft es aber jemandem, meine Einstellung zu kennen, um meine Beiträge besser einordnen zu können.

4) Separat muss auf das hier diskutierte Thema eingegangen werden.

Als erstes muss man bedenken, dass das hier eine theologische und polemische Diskussion war. Es wurde hier niemand verurteilt, wie er seine Ehe lebt, oder seine Kinder erzieht. Niemandem wurde gesagt, er sei nicht orthodox. Denn dann müsste beispielsweise entschieden werden, ob Mirjanin oder Jeremias orthodox sind. Aber das wäre ein Unsinn, denn wir alle kommunizieren von dem einen Kelch.

Tatsächlich sind hier zwei sehr unterschiedliche, sogar gegensätzliche Auffassungen aufeinander gestoßen. Daraus entstand eine heftige Diskussion.In einer solchen Diskussion, bei einem Thema, dass jeden Menschen hier mit seinem privaten Leben konfrontiert, bleibt man nicht ganz kühn. Dazu kommt der "Eifer des Gefechts".

Dann gibt es noch etwas - den Kontext. Immer, wenn man polemisch schreibt, schafft man Gegensätze. Und gleitet dabei oft ins andere Extrem. Das haben selbst Heilige getan. Deshalb muss man beim lesen von polemischer Literatur immer bedenken, gegen wen und in welchem Kontext der jeweilige Text geschrieben ist. Würde ich einen Artikel oder ein Buch schreiben, würde ich mich natürlich anders ausdrücken, als es hier der Fall war. Und ich glaube, alle anderen hier auch.

Natürlich ist das hier kein unwesentliches Thema, jeder sollte sich damit gründlichst auseinandersetzen. Aber verschiedene Meinungen, selbst wenn eine von Ihnen falsch sein sollte, trennt uns hier nicht von der Orthodoxen Kirche und voneinander. Es gab Heilige, die sogar häretische Ansichten vertraten - der Hl. Justin der Philosoph, der selige Augustinus. Trotzdem stehen sie alle im Kalender. Es gibt Heilige, die einander verschiedenster Dinge angeklagt haben und polemisierten, ein Beispiel aus Russland sind der Hl. Nil und der Hl. Joseph.

Ich glaube nicht, dass jemand, der sich an dieser Diskussion beteiligt hat, in den nächsten Jahren seine Einstellung ändert. Zu stark sind die Unterschiede im Verständnis. Aber das ist kein Grund, sich menschlich und brüderlich nicht zu akzeptieren und nicht zu lieben. Wir sind orthodoxe Christen, wir kommunizieren aus dem selben Kelch und vom selben Brot. Welche Zukunft der Orthodoxie sollen unsere Kinder in diesem Land vorfinden, wenn wir von Anfang an gespalten sind?

Jemand sagte sogar, er würde nicht in eine Gemeinde gehen, in der ich predigen würde (ein Lektor darf nämlich während der Liturgie vom Ambo predigen.) Selbst das kann ich akzeptieren, jeder darf sich seine Gemeinde selbst aussuchen. Aber sich bei einem Treffen nicht brüderlich die Hand zu reichen, das ist wirklich nicht orthodox.

By the way - noch etwas zum Thema. Ich habe auch eine Frau und Familie. Und in meiner Familie bin ich kein Despot, meine Frau entscheidet selbst, was sie tut, und was sie lässt, ging vor Ihrer Schwangerschaft einem Vollzeitjob nach, während ich am Seminar war und zuhause meine Prüfungen gelernt habe. Auch über die Realität von Frau Hayes habe ich geschrieben.

5) Im Forum bin ich Administrator, und die Aufgabe, die mir übergeben wurde, ist eben, das Forum zu administrieren. Dazu gehört als erstes Konflikte zu lösen und darauf zu achten, dass alle miteinander auskommen. Die Betonung liegt auf alle, ob orthodox oder nicht, ob Kleriker, Mönch oder Leie, ob Mann oder Frau. Es kann keinen Grund geben, jemanden auf irgend eine Weise zu beleidigen, anzufahren, herabzusetzen oder aggressiv zu sein. Das ist die Grundbedingung für Kommunikation zwischen Menschen, ob im Forum oder in der realen Welt. Und das ist das einzige, was für jeden beim Schreiben im Forum obligatorisch ist.

Manchmal muss ein Beitrag gelöscht oder gesperrt werden. Das passiert meistens, wenn dort etwas beleidigendes steht, oder wenn es dort etwas gibt, was zum Streit führen könnte. Versteht es bitte nicht als Zensur oder der Verwehren einer Meinung, es ist in den meisten Foren eine gängige Praxis. Wenn 10 Menschen an einem Tisch sitzen und ein heikles Thema ansprechen, kann einer von ihnen, um Streit zu vermeiden, sagen: "Ok Leute, lasst uns nicht weiter drüber reden", und das Thema ist "gegessen". Im Forum funktioniert das nicht - es gibt immer jemanden, der sich an diese Aufforderung nicht hält. Man sagt ja im Internet grundsätzlich mehr, als man es in der realen Welt tut. Ich persönlich habe bis jetzt nur einen Beitrag gelöscht und nur wenige User ermahnt. Aber immer, wenn ich es mache, spreche ich es mit dem Forumsteam ab, oder zumindest mit einem Teil von diesem.

Wahrscheinlich gibt es andere Wege, ein Forum zu moderieren und zu administrieren. Aber das zählt zur "Tradition" und kann von Ort zu Ort unterschiedlich sein. Nicht aber unser Glaube und unsere Liebe in Chisto



Wen ich mit meiner Art oder meinen Äußerungen verletzt habe, bitte ich um Verzeihung, und hoffe, dass es im Forum nach den Versuchungen der Fastenzeit wieder ruhig und liebevoll wird.

In Christo,

Euer L. Alexej
Apostolischer Kanon 39 (32): Priester und Diakonen sollen ohne Wissen und Willen des Bischofs Nichts thun: denn dieser ist's, welchem das Volk des Herrn anvertraut worden, und von welchem Rechenschaft über ihre Seelen gefordert werden wird.
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Mirjanin
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Registriert: 04.07.2009, 11:38

Re: Die Autorität des Vaters als das geistliche Zentrum der

Beitrag von Mirjanin »

Alexej hat geschrieben: Wie jeder andere auch, versuche ich, meine Einstellung zu vermitteln und gehe von ihr aus, wenn ich etwas schreibe. Jedoch zwinge ich meine Einstellung niemandem auf, auch verurteile ich niemanden, der es anders handhabt.
Wie wahr, Alexej. Ich kann nur von mir sprechen, aber ich habe niemals den Eindruck, dass du deine Meinung anderen aufzwingst oder gar ausfällig wirst. Ich finde im übrigen, dass die Admin-Arbeit hier sehr gut erledigt wird und man im Gegensatz zu anderen christlichen Foren relativ wenig eingreift und Diskussionen und Gespräche erfreulich laufen lässt.

Losgelöst von Einzel- und Detailfragen sollte uns doch immer immer immer das Gemeinsame verbinden. Als Christ hat man da draußen in der "realen Welt" genug Gegner und Feinde, da müssen wir uns nicht noch untereinander aufspießen. Auch, wenn man in manch einer Frage (wie dieser hier) mal völlig konträrer Auffassung ist. In diesem Zusammenhang möchte ich auch noch einmal betonen, dass es mir mit meinen Beiträgen nicht darum ging irgendjemanden zu verurteilen oder zu richten.
Was sie nicht verstehen können, ist das wir keine politische Partei bekämpfen, sondern die Mörder der spirituellen Kultur.
Michael
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Re: Die Autorität des Vaters als das geistliche Zentrum der

Beitrag von Michael »

Ich schließe mich Mirjanin an, ich hatte nie den Eindruck, dass du deine Meinungen jemanden aufzwingen willst.

Liebe Grüße
Michael
Zuletzt geändert von Michael am 12.05.2010, 20:07, insgesamt 1-mal geändert.
„Heilig, heilig, heilig, furchtbar und groß, hoch(erhaben),
bewundernswert und verherrlicht ist der Herr in die Äonen der
Äonen!“
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