Frage zu den Sakramenten

Neu in der orthodoxen Kirche - Wie lebe ich als orthodoxer Christ? Alle allgemeinen Fragen rund um die Orthodoxie.
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Łukasz
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Frage zu den Sakramenten

Beitrag von Łukasz »

Hallo Community,

da die Urlaubszeit nun vorbei ist, will ich gleich mal wieder einen neuen Thread starten. Seit einigen Tagen geistert folgende Frage durch meinen Kopf: Angenommen ein orthodoxer Christ/in verliert eine Zeit lang ihren/seinen orthodoxen Glauben und beschäftigt sich mit anderen Religionen, weil sie/er, aus irgendwelchen Gründen, von christlich-orthodoxen Glauben enttäuscht wurde. Er/Sie konvertiert dann sogar später zu dieser neuen Religion, z.B. Islam oder Buddhismus. Nach einigen Monaten oder Jahren bemerkt er/sie, dass diese Konversion ein Fehler war und möchte zurück in die orthodoxe Kirche. Was muss diese/r orthodoxe/r Christ/in tun, um nun (nach der Konversion zu einer anderen Religion) wieder in voller Gemeinschaft mit der orthodoxen Kirche zu kommen? Gibt es bei den orthodoxen Kirchen für solche Fälle überhaupt irgendwelche Regeln? Mich würde vor allem interessieren, was unsere Priester und Theologen hier im Forum zu diesem Thema zu sagen haben.
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Igor
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Re: Frage zu den Sakramenten

Beitrag von Igor »

Hallo Lukasz,

schau dir mal bitte den folgenden Artikel an: Grundprinzipien der Beziehung der Russischen Orthodoxen Kirche zu Andersglaubenden, da ist so etwas auch tangiert.

Zumeist sind es Buße/Reue/Beichte und ggf. Myronsalbung.

In Christo
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Als der Höchste hernieder fuhr, verwirrte Er die Sprachen, zerteilte Er die Völker, nun, da Er Feuerzungen ausgeteilt, ruft Er alle zur Einheit: Einmütig preisen wir deshalb den Heiligen Geist. (Pfingstkondakion im 8. Ton)
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Stephanie
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Re: Frage zu den Sakramenten

Beitrag von Stephanie »

Kann man denn die Myronsalbung ein zweites Mal empfangen?
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Igor
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Re: Frage zu den Sakramenten

Beitrag von Igor »

Ja, das ist möglich (im Gegensatz zur Taufe), vergl. a. :arrow: hier.
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Stephanie
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Re: Frage zu den Sakramenten

Beitrag von Stephanie »

Ok., das hätte ich so nicht gedacht. Also dass bei einer Konversion IN die Orthodoxie Myronsalbung stattfindet, ist klar, aber wenn man bereits orthodox getauft und gesalbt wurde, dies dennoch wiederholt werden kann, wusste ich nicht.
Wieder etwas schlauer. Danke :smartass:
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MariaM
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Re: Frage zu den Sakramenten

Beitrag von MariaM »

Hallo
soviel ich weiss, gibt es genau in diesen Fällen eben die Myronsalbung. Plus natürlich vorher Metanoia - Umkehr, d.h. man bereut, spricht mit dem gesistl. Vater, beichtet usw. UNd mit der Myronsalbung wird die Rückkehr dann quasi besiegelt.

Ich habe auch als Argument für die Kinder/Babytaufe gehört, dass es eben den Vorteil hat, dass man - auch wenn man später sonstwie auf Abwege gerät - diese eben schon einmal hat und nicht wiederholen muss, und dann eben "nur" die Myronsalbung wiederholt, was aber einen einfacheren Schritt darstellt als alles, was mit einer (Erwachsenen-)Taufe verbunden wäre (also im erwachsenen Alter Jesus Christus und die OK nach allen Irrwegen als das Wahre anerkennen, dann der ganze Prozess von Katechese und Taufe - das ist wohl oft ein grösseres Hindernis)...

GRuss, M.
Nikolaj
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Re: Frage zu den Sakramenten

Beitrag von Nikolaj »

Theoretisch kann die Myronsalbung wiederholt werden, aber ob das praktisch je gemacht wird/wurde ist eine andere Frage.

@MariaM: Ich kenne keinen Fall, bei dem die Myronsalbung jemals wiederholt wurde. Ein großer Teil der Gläubigen in Russland wurde als Kind getauft und hat auch die Myronsalbung empfangen. Sobald er in die Kirche kommt, wird er durch die Buße wieder aufgenommen. Selbst die Katholiken werden in der Russisch-Orthodoxen Kirche (meistens) durch Buße aufgenommen, also ohne die Myronsalbung zu wiederholen. (Vielleicht ist das in den anderen Kirchen aber anders.)
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MariaM
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Re: Frage zu den Sakramenten

Beitrag von MariaM »

Hm, aha... OK, dann ist es vielleicht wirklich unterschiedlich von Fall zu Fall?

Es werden ja auch andere Sachen unterschiedlich gehandhabt - z.B, Protestanten, die zur Orthodoxie kommen, zu taufen (weil sie quasi einst keine "richtige" Taufe hatten) oder eben nicht (weil ja auch christlich und im Namen des Dreeinigen Gottes)...
Loeckchen
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Re: Frage zu den Sakramenten

Beitrag von Loeckchen »

Ein sehr spannendes Thema! Danke euch für eure Antworten!

Lg Loeckchen
PascalBlaise
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Re: Frage zu den Sakramenten

Beitrag von PascalBlaise »

Ein paar Fragen, die vielleicht hier am besten aufgehoben sind:

1) Am Ende der Liturgie der Katechumenen heißt es, alle Katechumenen sollen hinausgehen. Nur tut das keiner, nicht mal Gäste, geschweige denn Katechumenen. Ich bin auch nie gegangen. Hat der Satz heute noch eine Bedeutung, oder wird der nur aus historischen Gründen belassen?

2) Gibt es generell Einschränkungen bzgl der Anwesenheit für Besucher /Gäste? Im Hinblick auf die Mysterien, insbes. Taufe, Hochzeit, Eucharistie? Ich habe gehört, dass das je nach Ort und Priester sehr unterschiedlich rigoros gehandhabt wird: Die Regeln in einem Kloster auf einer griechischen Insel mögen viel strikter sein als bei einer Gemeinde in der Diaspora. Gibt es überhaupt allgemein gültige Richtlinien?
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Igor
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Re: Frage zu den Sakramenten

Beitrag von Igor »

Grüß Gott!
PascalBlaise hat geschrieben:Ein paar Fragen, die vielleicht hier am besten aufgehoben sind:

1) Am Ende der Liturgie der Katechumenen heißt es, alle Katechumenen sollen hinausgehen. Nur tut das keiner, nicht mal Gäste, geschweige denn Katechumenen. Ich bin auch nie gegangen. Hat der Satz heute noch eine Bedeutung, oder wird der nur aus historischen Gründen belassen?
Der Satz bedeutet praktisch den Übergang von dem Wortgottesdienst zum Opfergottesdienst. Die orthodoxen Gemeinden, die ich kenne, handhaben das allesamt so, dass alle im Kirchenraum verbleiben dürften.
PascalBlaise hat geschrieben: 2) Gibt es generell Einschränkungen bzgl der Anwesenheit für Besucher /Gäste? Im Hinblick auf die Mysterien, insbes. Taufe, Hochzeit, Eucharistie? Ich habe gehört, dass das je nach Ort und Priester sehr unterschiedlich rigoros gehandhabt wird: Die Regeln in einem Kloster auf einer griechischen Insel mögen viel strikter sein als bei einer Gemeinde in der Diaspora. Gibt es überhaupt allgemein gültige Richtlinien?
Ja, es scheint durchaus auch strenger gehandhabt zu werden, sicherlich ist man da in einigen Klöstern in dieser Hinsicht strenger. Zumeist wird aber in den Gemeinden auch die Anwesenheit von "Gästen" bei den Mysterien toleriert, solange diese sich nicht störend dabei verhalten.

In Christo
Igor
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PascalBlaise
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Re: Frage zu den Sakramenten

Beitrag von PascalBlaise »

Danke, Igor.
Lazzaro
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Re: Frage zu den Sakramenten

Beitrag von Lazzaro »

Igor hat geschrieben:Grüß Gott!
PascalBlaise hat geschrieben:Ein paar Fragen, die vielleicht hier am besten aufgehoben sind:
1) Am Ende der Liturgie der Katechumenen heißt es, alle Katechumenen sollen hinausgehen. Nur tut das keiner, nicht mal Gäste, geschweige denn Katechumenen. Ich bin auch nie gegangen. Hat der Satz heute noch eine Bedeutung, oder wird der nur aus historischen Gründen belassen?
Der Satz bedeutet praktisch den Übergang von dem Wortgottesdienst zum Opfergottesdienst. Die orthodoxen Gemeinden, die ich kenne, handhaben das allesamt so, dass alle im Kirchenraum verbleiben dürften. ...
In Christo
Igor
Hallo Blaise Pascal!
Da es in unseren (im Exarchat) Gemeinden die Erwachsenentaufen zunehmen, gibt es auch wieder offizielle Katechumenen. In einigen Kirchen werden sie auch nach ihrem Gebet entlassen; aber nur die eingeschriebenen Taufbewerber, die das vorher auch wissen und auch wissen, warum das so gehandhabt wird.
Es geht niemand herum und fragt nach dem status confessionis, um eine Person eventuell vor die Tür zu schicken.
(Die Taufbewerber kochen in der Zwischenzeit übrigens den Kafee für die Trapetza.)
Lazzaro
PascalBlaise
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Re: Frage zu den Sakramenten

Beitrag von PascalBlaise »

Lazzaro hat geschrieben:
Igor hat geschrieben:Grüß Gott!
PascalBlaise hat geschrieben:Ein paar Fragen, die vielleicht hier am besten aufgehoben sind:
1) Am Ende der Liturgie der Katechumenen heißt es, alle Katechumenen sollen hinausgehen. Nur tut das keiner, nicht mal Gäste, geschweige denn Katechumenen. Ich bin auch nie gegangen. Hat der Satz heute noch eine Bedeutung, oder wird der nur aus historischen Gründen belassen?
Der Satz bedeutet praktisch den Übergang von dem Wortgottesdienst zum Opfergottesdienst. Die orthodoxen Gemeinden, die ich kenne, handhaben das allesamt so, dass alle im Kirchenraum verbleiben dürften. ...
In Christo
Igor
Hallo Blaise Pascal!
Da es in unseren (im Exarchat) Gemeinden die Erwachsenentaufen zunehmen, gibt es auch wieder offizielle Katechumenen. In einigen Kirchen werden sie auch nach ihrem Gebet entlassen; aber nur die eingeschriebenen Taufbewerber, die das vorher auch wissen und auch wissen, warum das so gehandhabt wird.
Es geht niemand herum und fragt nach dem status confessionis, um eine Person eventuell vor die Tür zu schicken.
(Die Taufbewerber kochen in der Zwischenzeit übrigens den Kafee für die Trapetza.)
Lazzaro
Danke, Lazzaro, für deine Schilderung. Letztlich wird es offenbar je nach Gemeinde unterschiedlich gehandhabt.
Łukasz
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Rückkehr in die Orthodoxie nach Glaubensabfall?

Beitrag von Łukasz »

Hallo Brüder und Schwestern,

erstmal wünsche ich euch allen nachträglich einen guten Rutsch ins neue Neue und für alle, die erst jetzt im Januar Weihnachten feiern, nochmals frohe Weihnachten. Ich habe schon lange hier nicht mehr geschrieben, aber dafür meist gelesen. So viele neues ist hier im Forum seit Herbst ja auch nicht passiert, deswegen schreibe ich selbst auch nur noch selten hier. Mir ist aber vor kurzem eine interessante Frage zur Orthodoxie eingefallen, auf die ich gerne eine Antwort hätte.

Wenn ein nicht-getaufter Anhänger einer anderen Religion oder ein heterodoxer Christ/in zur orthodoxen Kirche konvertieren will, dann sind die Regelungen dazu in der Orthodoxen Kirche klar festgelegt. Was mich interessieren würde ist, wie geht die Orthodoxe Kirche mit Leuten um, die zuerst orthodox getauft wurden, später dann (aus welchen Gründen auch immer) vom orthodoxen Glauben abgefallen sind und in der Zeit zu einer anderen Religion (z.B. Mormonen, Islam etc.) konvertiert sind.

Was müsste jemand, der als orthodoxer Christ getauft wurde und später z.B. zum Islam konvertiert ist, tun, damit er oder sie wieder ein vollständiges Mitglied der Orthodoxen Kirche werden könnte. Gibt es für solche Fälle überhaupt Regelungen in der Orthodoxie - also von der Apostasie mit Konversion zu einer nicht-christlichen Religion und wieder zurück zur Orthodoxie? Hat die damals vollzoge Taufe, bevor man z.B. zum Islam konvertiert ist, überhaupt noch Bestand in den Augen der Orthodoxie oder müsste man bei so einer Person die komplette Taufe und Myronsalbung wiederholen, damit so jemand wieder in die Gemeinschaft eingegliedert wird?

Mich würde auch interessieren, wie die Orthodoxen Kirchen auf dem Balkan damals damit umgegangen sind. Dabei denke ich vor allem an die Zeit zurück, als fast der gesamte Balkan und auch Griechenland unter der Herrschaft der Osmanen/Türkei und somit unter der Fuchtel des Islam standen. Waren die orthodoxen Christen, die damals zum Islam konvertiert sind, weil sie nicht mehr von den Türken unterdrückt werden wollten, für die Orthodoxie entgültig verloren oder konnten sie wieder in die Orthodoxe Kirche zurückkehren, falls sie wieder zum orthodoxen Glauben gefunden haben?

Liebe Grüße und nochmals frohe Weihnachten euch allen
Lukas
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