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Verfasst: 18.03.2009, 22:55
von Sinaitis
Lieber Anaklet,
ich will mich nicht wiederholen, weil manche Infragestellungen schon längst von mir und von anderen behandelt worden sind, sondern nur ein paar rasche Anmerkungen machen.

Von Sünde habe ich nach meiner Erinnerung im Bezug auf die Zweitehe von Verwitwerten nicht geschrieben. Auch nicht von Schande.

Die Mutterschaft hat sehr wohl eine große Nähe zur Ehe, denn die geistliche Verwandtschaft durch das Sakrament ist gleichgestellt der leiblichen. Beide vergehen nicht. Ein Taufpate kann beispielsweise sein Kind nicht heiraten und auch deren Kinder untereinander nicht. Deshalb habe ich sehr bewußt die Mutterschaft erwähnt, die nach dem Tod bleibt, weil das nicht abwegig und weit hergeholt, sondern sehr nah ist. Im orthodoxen Verständnis jedenfalls. Grund ist die sakramentale Verbindung der Brautleute in Christus, die Ein Leib werden und die im Blut Christi gewissermaßen blutsverwandt werden. Nicht zufällig wird bei der Hochzeit Rotwein gereicht als Andeutung des Bezugs zum Sakrament der Eucharistie.

Schließlich möchte ich doch erhebliche Zweifel an der "Brautmystik als Braut Christi für das erste christliche Jahrhundert anmelden (das Bild der Liebesbeziehung zwischen Christus und Kirche ist noch keine Brautmystik eines einzeln Gläubigen). Ebenso für Vorstellungen von Zölibat. Ziemlich anachronistisch. Wir sollten da etwas sorgfältiger sein.

Verfasst: 19.03.2009, 08:25
von Anaklet
Hm, ich werde darüber nachdenken!

Vielen Dank schon mal für die - in jedem Fall - horizonterweiternden Antworten!

Scheidung erlaubt?

Verfasst: 05.04.2010, 23:40
von Nemanja
Eine Frage bezüglich der Scheidung, also bei mir ist es Gott sei Dank nicht soweit :) , aber ich bin eben durch Zufall auf diese Frage gekommen und dann habe ich gesehen,dass es bei uns Orthodoxen erlaubt ist eine Ehe zu scheiden.Wahrscheinlich nicht einfach so, was für Gründe müssen da gegeben sein?Bei den Katholiken glaube ich , ist es bis heute noch nicht richtig erlaubt.Dann bekam ich ein wenig ein mulmiges Gefühl und fragte mich ob man das wircklich machen dürfte, weil Jesus doch sagte "Was Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden" Matth. 19,6 Wie begründet das unsere Kirche? Für mich ist es ehrlich gesagt ein wenig komisch.Wie darf man etwas machen, was doch in der Bibel von Jesus verboten wurde .Wenn ich da falsch liege, dann bitte aufklären.Hier vielleicht nochmal die ganze Stelle dazu aus der Luther-Bibel im Internet.

1 Und es begab sich, als Jesus diese Reden vollendet hatte, dass er sich aufmachte aus Galiläa und kam in das Gebiet von Judäa jenseits des Jordans;
2 und eine große Menge folgte ihm nach und er heilte sie dort.
3 Da traten Pharisäer zu ihm und versuchten ihn und sprachen: Ist's erlaubt, dass sich ein Mann aus irgendeinem Grund von seiner Frau scheidet?
4 Er aber antwortete und sprach: Habt ihr nicht gelesen: Der im Anfang den Menschen geschaffen hat, schuf sie als Mann und Frau
5 und sprach (1.Mose 2,24): »Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und an seiner Frau hängen, und die zwei werden "ein" Fleisch sein«?
6 So sind sie nun nicht mehr zwei, sondern "ein" Fleisch1. Was nun Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden!
7 Da fragten sie: Warum hat dann Mose geboten, ihr einen Scheidebrief zu geben und sich von ihr zu scheiden?
8 Er sprach zu ihnen: Mose hat euch erlaubt, euch zu scheiden von euren Frauen, eures Herzens Härte wegen; von Anfang an aber ist's nicht so gewesen.
9 Ich aber sage euch: Wer sich von seiner Frau scheidet, es sei denn wegen Ehebruchs, und heiratet eine andere, der bricht die Ehe.
10 Da sprachen seine Jünger zu ihm: Steht die Sache eines Mannes mit seiner Frau so, dann ist's nicht gut zu heiraten.
11 Er sprach aber zu ihnen: Dies Wort fassen nicht alle, sondern nur die, denen es gegeben ist.
12 Denn einige sind von Geburt an zur Ehe unfähig; andere sind von Menschen zur Ehe unfähig gemacht; und wieder andere haben sich selbst zur Ehe unfähig gemacht um des Himmelreichs willen. Wer es fassen kann, der fasse es!

Re: Scheidung erlaubt?

Verfasst: 06.04.2010, 07:32
von Igor
Hallo Nemanja,

grundsätzlich besteht die Ehe nach orthodoxer Auffassung bis über den Tod hinaus. Was die Scheidung betrifft, so ist diese nur in bestimmten Ausnahmefällen zulässig. Heitz schreibt dazu in "Christus in euch: Hoffnung auf Herrlichkeit":
Das eheliche Band, nämlich die Liebe, bleibt über den Tod hinaus eine vereinigende Kraft. Aber in bestimmten Situationen des Lebens kann eine Ehe sündhaft so zerrüttet werden, dass eine Auflösung durch die Kirche kat'oikonomian geboten scheint (z.B. Ehebruch, Abfall vom Glauben, Verschollenheit des einen Ehepartners, Kriminalität, geistiger Umnachtung u. dergl.). Grundsätzlich bleibt dennoch die orthodoxe Ehe auch über den Tod einmalig. Deshalb verlangt die Kirche eine Buße vor jeder neuen Eheschließung, auch wo sie diese kat'oikonomian gewährt und der betroffene Ehepartner 'schuldlos' geschieden sein sollte.
Im Gegensatz z.B. zum Katholizismus ist in der orthodoxen Kirche weniger eine strenge, quasi juristiktive Auslegung der Schrift vorherrschend, als eher das Primat des Gebotes der Liebe, das also letzendlich über allem steht. Denken wir an das Beispiel von Jesus Christus, der auch am Samstag heilte, obwohl das nach den Vorstellungen der Gläubigen und der Hierarchen zu Seiner Zeit undenkbar war.

In Christo
Igor

Re: Scheidung erlaubt?

Verfasst: 06.04.2010, 12:01
von Unbekannt
Ich denke mal auch das Scheidungen in Ausnahmen erlaubt sind.
1Kor 7,15 Wenn sich der ungläubige Partner jedoch scheiden lassen will, mag er es tun. Der gläubige Mann oder die gläubige Frau ist in diesem Fall nicht verpflichtet, an der Ehe festzuhalten. Denkt daran, dass Gott euch zu einem Leben im Frieden berufen hat.

Re: Fragen zur Ehe

Verfasst: 06.04.2010, 23:59
von Nemanja
Hallo Igor, danke dir für deine Antwort.Wie gesagt ,bin ich durch Zufall darauf gekommen und habe mich eben gefragt.Ausnahmen gibt es eben so scheint es mir, vielleicht kann man da auch unterscheiden zwischen , der Mensch "soll" nicht und der Mensch "darf" nicht.Da steht eben "soll" nicht.Der Mensch soll auch grundsätzlich nicht töten, aber wenn ihn einer so angreift wo das eigene Leben, oder das Leben seiner Familie auf dem Spiel steht, und er sich eben wehren muss und dabei auch der Andere deshalb ums Leben kommt, könnte man sagen, dass es doch so eine Ausnahme ist.Oder ? Ich hab da jetzt einfach mal einen Vegleich gebracht, weiß jetzt nicht ob er hier auch zutreffen könnte.

Trotzdem nochmal Danke für die Antwort.Ich kann mir auch irgendwie vorstellen ,dass die Ehe für die Menschen auch vielleicht nicht in jeder Lebenslage zu halten ist.



@Unbekannt

Da ist jedoch die Rede von einem Ungläubigen der sich scheiden lassen will.Für einen Ungläubigen hat dann die Ehe und die Gültigkeit dieser dann wahscheinlich nicht mehr so die Bedeutung.Als Gläubiger ist man sich aber der Heiligkeit der Ehe bewusst.Wichtig ist mir eben wie es die Kirche auslegt, es kam mir aber die Frage auf, wieso sich die Katholiken so Strikt daran halten "wollen" und ich dann eben diese Stelle in der Bibel fand.

Danke auch dir


Gruß Nemanja

Re: Fragen zur Ehe

Verfasst: 07.04.2010, 10:51
von Sofi
ja und wie oft darf man heiraten, wenn man immer unschuldig ist ?

Re: Fragen zur Ehe

Verfasst: 07.04.2010, 15:23
von Djamila71
Hätte zum Thema auch mal eine Frage, die mir gestern einfiel:
Gibt es auch orthodoxe Priester, die freiwillig ehelos leben, obwohl sie heiraten dürfen?



LG
Djamila

Re: Fragen zur Ehe

Verfasst: 07.04.2010, 15:24
von Djamila71
Sofi hat geschrieben:ja und wie oft darf man heiraten, wenn man immer unschuldig ist ?

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt :mrgreen:

Re: Scheidung erlaubt?

Verfasst: 07.04.2010, 15:30
von Djamila71
Igor hat geschrieben:Hallo Nemanja,

grundsätzlich besteht die Ehe nach orthodoxer Auffassung bis über den Tod hinaus. Was die Scheidung betrifft, so ist diese nur in bestimmten Ausnahmefällen zulässig. Heitz schreibt dazu in "Christus in euch: Hoffnung auf Herrlichkeit":
Das eheliche Band, nämlich die Liebe, bleibt über den Tod hinaus eine vereinigende Kraft. Aber in bestimmten Situationen des Lebens kann eine Ehe sündhaft so zerrüttet werden, dass eine Auflösung durch die Kirche kat'oikonomian geboten scheint (z.B. Ehebruch, Abfall vom Glauben, Verschollenheit des einen Ehepartners, Kriminalität, geistiger Umnachtung u. dergl.). Grundsätzlich bleibt dennoch die orthodoxe Ehe auch über den Tod einmalig. Deshalb verlangt die Kirche eine Buße vor jeder neuen Eheschließung, auch wo sie diese kat'oikonomian gewährt und der betroffene Ehepartner 'schuldlos' geschieden sein sollte.
Im Gegensatz z.B. zum Katholizismus ist in der orthodoxen Kirche weniger eine strenge, quasi juristiktive Auslegung der Schrift vorherrschend, als eher das Primat des Gebotes der Liebe, das also letzendlich über allem steht. Denken wir an das Beispiel von Jesus Christus, der auch am Samstag heilte, obwohl das nach den Vorstellungen der Gläubigen und der Hierarchen zu Seiner Zeit undenkbar war.

In Christo
Igor
Dass sich bei den Orthodoxen die Ehe mehr nach der Liebe zwischen den Partnern ausrichtet, finde ich gut.
Habe mich vor einiger Zeit mit dem kath. Eherecht befasst. Da geht es nach allerlei strengen Regelungen, wie z. B. Zeugungsfähigkeit etc.
Oder das Problem Ehe zwischen einem Ungläubigen und einem Gläubigen. Ist theoretisch keine kath. Ehe. So gesehen gibt es ungültige kath. Ehen wie Sand am Meer.
Viele, die nur aus Traditon heiraten oder wegen der schönen Feier in der Kirche etc ...

Auch das Problem, dass manche Menschen in einer qualvollen Ehe (Gewalt etc.) jahrelang ausharren, nur weil der Mensch das nicht trennen darf ... wo es schon lange keine Liebe mehr gibt. Oder Ehen, wo ein Partner ständig Ehebruch begeht und der andere meint, er muss dennoch durchhalten um jeden Preis.

Dass die Ehe über den Tod hinaus gilt, ist für mich auch ein interessanter Aspekt. Bei den Katholiken gilt sie nur bis zum Tod ("bis dass der Tod euch scheidet"). - Die Liebe zum Partner hört doch mit dem Tod nicht auf.

Re: Scheidung erlaubt?

Verfasst: 07.04.2010, 21:13
von Nemanja
Djamila71 hat geschrieben: Dass sich bei den Orthodoxen die Ehe mehr nach der Liebe zwischen den Partnern ausrichtet, finde ich gut.
Habe mich vor einiger Zeit mit dem kath. Eherecht befasst. Da geht es nach allerlei strengen Regelungen, wie z. B. Zeugungsfähigkeit etc.
Oder das Problem Ehe zwischen einem Ungläubigen und einem Gläubigen. Ist theoretisch keine kath. Ehe. So gesehen gibt es ungültige kath. Ehen wie Sand am Meer.
Viele, die nur aus Traditon heiraten oder wegen der schönen Feier in der Kirche etc ...

Auch das Problem, dass manche Menschen in einer qualvollen Ehe (Gewalt etc.) jahrelang ausharren, nur weil der Mensch das nicht trennen darf ... wo es schon lange keine Liebe mehr gibt. Oder Ehen, wo ein Partner ständig Ehebruch begeht und der andere meint, er muss dennoch durchhalten um jeden Preis.

Dass die Ehe über den Tod hinaus gilt, ist für mich auch ein interessanter Aspekt. Bei den Katholiken gilt sie nur bis zum Tod ("bis dass der Tod euch scheidet"). - Die Liebe zum Partner hört doch mit dem Tod nicht auf.

Das mit der Liebe würde ich auch nicht so unterstreichen.Also wenn man da nicht mehr so die Liebe spürt oder vielleicht auch gar nicht mehr spürt , dass man sich dann deswegen trennen soll oder kann.Bei mir geht das gar nicht.Das wäre auch schon wieder zu überlockert und die Ehe ist eignetlich nicht das was sie sein sollte.Gewalt etc und solche Sachen wo man schon um sein Leben fürchten muss, das ist für mich klar.Darum habe ich auch gemeint , dass da nicht vielleicht deswegen eine Gefahr besteht , dass die Leute das zu Locker nehmen und sich wegen jeder Sache schon scheiden.Wie es die Katholiken machen ist wahrscheinlich auch zu streng und übertrieben.

Liebe schön und gut, aber davon darf man meiner Meinung nach nicht den Halt der Ehe ausmachen.Man kann sich auch wieder lieben lernen :)

Nein , über den Tod hinaus , glaub ich auch nicht dass sie geht.Im Himmel gibt es ja keine Heirat mehr.

Re: Fragen zur Ehe

Verfasst: 07.04.2010, 21:36
von Andromachi
Liebe Djamila71,
Djamila71 hat geschrieben:Gibt es auch orthodoxe Priester, die freiwillig ehelos leben, obwohl sie heiraten dürfen?
Jemand, der Priester werden will, muss vorher entscheiden, ob er als verheirateter Priester dienen will oder ob er sich zur ewigen Keuschheit verpflichtet. Zuerst also heiratet man oder wird Mönch und dann kommt die Weihe.

Re: Fragen zur Ehe

Verfasst: 08.04.2010, 11:38
von Djamila71
Andromachi hat geschrieben:Liebe Djamila71,
Djamila71 hat geschrieben:Gibt es auch orthodoxe Priester, die freiwillig ehelos leben, obwohl sie heiraten dürfen?
Jemand, der Priester werden will, muss vorher entscheiden, ob er als verheirateter Priester dienen will oder ob er sich zur ewigen Keuschheit verpflichtet. Zuerst also heiratet man oder wird Mönch und dann kommt die Weihe.
Aha. Danke.

Re: Fragen zur Ehe

Verfasst: 08.04.2010, 23:57
von Nassos
Die Dauer der Ehe über den Tod hinaus ist tatsächlich eine sehr interessante Frage.
Wir kennen "bis dass der Tod Euch scheidet" nicht - bzw. nur aus Filmen (keine Hochzeit dort ohne diesen Spruch, ne?)

Einerseits wird die Bibel zitiert, wonach gesagt wird, dass man im Himmel nicht mehr ehegebunden sondern wie Engel oder Engel sein wird (oder so ähnlich).
Jedoch wird Ehe auch als Kirche in sich betrachtet. Und die Kirche ist nicht beschränkt auf irdische Dauer.

Wovon man sich loslösen sollte, ist die Vorstellung, nach dem Tod erdenähnlich zu funktionieren. Vielen Menschen ein Trost ist es, dass sie ihre Lieben wiedersehen zu hoffen. Jedoch freut sich keiner darauf Gott zu sehen.
Vielleicht werden wir in ihm eins (eigentlich sind wir das jetzt schon - eben Kirche).

Und dann noch eine spontane Abschlussfrage: die Ehe ist ein Mysterium. Hört ein Mysterium nach dem Tod auf? Ist ein Priester nach dem Tod kein Priester mehr? Was ist mit der Taufe nach dem Tod?

Nassos

Re: Fragen zur Ehe

Verfasst: 09.04.2010, 07:28
von Djamila71
Danke, Nassos für diese interessanten Aspekte.
Ja, den lieben Gott will keiner sehen. Vermutlich wegen dem chronisch schlechten Gewissen bezüglich unserer irdischen Verfehlungen ... :wink:

Es wäre mal interessant zu ermitteln, wie die großen Heiligen dieses "Problem" gelöst haben. Ich weiß von einigen, die sich wirklich gefreut haben "zum Herrn heimzugehen".

Das restliche gemeine Volk fürchtet sich wohl eher, vor dem Richterstuhl Gottes zu erscheinen. - Zahnarzt-Feeling ...

Ist es für Sünder eine Anmaßung, sich auf einen freundlichen Emfpang durch Gott einzustellen?
Wer kann vor den Augen Gottes denn bestehen?
Oder ist es ein Beweis übergroßen Gottvertrauens bzw. Vertrauens in Seine Barmherzigkeit?
Oder ist es eher mehr eine pragmatische Einstellung in der Gewissheit, dass wir am lieben Gott eh nicht vorbei kommen und daher diesen "Kelch" hinter uns bringen müssen ...