Holla!
Verfasst: 15.11.2007, 15:46
Liebe neue Gesprächsteilnehmer!
Ich freue mich sehr, dass dieses Thema wieder Anhang gefunden hat und das auch gleich mit großem Temperament.
So sind wir auch gleich wieder in media res unseres Problems: Was können wir von der Naturwissenschaft lernen und wie interpretieren wir die Bibel als Christen?
Was die Wissenschaft angeht (auch die theologische), so müssen wir natürlich äußerst vorsichtig sein, denn hier wird über Grundlegendes gehandelt, jedoch ohne Glauben. Ein Wissenschaftler ist stets geneigt, seine Theorien ? besonders, wenn sie unter seinen Kollegen Konsens gefunden haben ? als "wissenschaftliche Fakten" und als "bewiesene Tatsachen" hinzustellen, was der Realität nicht entspricht. Die wissenschaftliche Methode ist zutiefst menschlich und fehlbar.
Wie nun aber mit der Heilen Schrift der Bibel umgehen?
"Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde."
Zunächst: Wer spricht hier? Und was will er damit sagen? Und drittens: Was sagt der Text mir bzw uns?
Der "Autor" der Genesis gibt sich nirgends zu erkennen, er will es gar nicht, denn er schreibt hier etwas, das er sich nicht selbst ausgedacht hat. Er kennt es aus alten Überlieferungen und hat sicherlich auch eine göttliche Inspiration erfahren.
Das mag jetzt sehr vereinfacht sein, denn man kann vermuten, dass wir es nicht mit einem einzelnen Autor zu tun haben, der diese so verschiedenen und z.T. sehr alten Überlieferungen schriftlich festhielt und vielleicht hat auch der ein oder andere den Text verbessert, da er die Geschichte etwas anders kannte. Festhalten möchte ich nur, dass wir hier vor einem Werk von Menschen stehen, jedoch von Menschen, die über Generationen Geschichten tradiert haben und sie im Lichte ihres Gottes- und Weltverständnisses gedeutet haben.
Ich glaube dazu noch, dass jene Männer vom Hl. Geist inspiriert waren, bzw. dass sie ihr Gottwissen (und vielleicht auch ihr Weltwissen) aus eigener geistiger Erfahrung empfangen haben.
Was wollten nun diese Menschen, als sie niederschrieben, dass am Anfang Gott Himmel und Erde erschuf, aussagen? Hier hilft uns vielleicht der historische Kontext in dem sie das schrieben. Sie waren nämlich umgeben von Völkern, die an allerlei Göttermythen glaubten und zum Teil glaubten auch ihre eigenen Landsleute an solche alten Geschichten. In den altorientalischen Schöpfungsmythen haben wir immer sehr viele Götter und z.T. sehr grausam-archaische Geschichten über die Entstehung der Welt. Besonders zeigt sich auch an ihnen eine alte Vorstellung, dass alles belebt, alles von gewissen Energien und unsichtbaren Wirkkräften durchdrungen ist. Die Schöpfung ist ein Organismus voller Geister und Leben.
Hier nun lesen wir: Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Alles, die gesamte alte Lebenswelt fällt hier mit einem Schlag wie ein Vorhang weg. "Der Gott", ein Gott erschuf (es heißt einfach "machte") Himmel und Erde.
Hier haben wir ein eindrucksvolles Zeugnis eines Glaubens, der ganz andersartig ist als alles, was Menschen bis dahin gedacht haben.
Was sagt der Text nun uns heute? Ich glaube zunächst, dass es diesen Gott wirklich gibt und dass er wirklich Himmel und Erde geschaffen hat, d.h. er der Urheber alles Sichtbaren und Unsichtbaren ist, das er aus dem Nichts hervorgebracht hat. Ich glaube auch, dass es einen Anfang alles dessen gab, während Gott selbst ohne Anfang ist. Seht ihr, ich habe weitergedacht, bzw. ich stehe bereits in einer christlichen Auslegungstradition, die Fragen an den Text herangetragen hat, die sich die Menschen damals, als er niedergeschrieben wurde, noch gar nicht gestellt haben. Die Schöpfung aus dem Nichts, der Anfang aller Dinge und Gottes Anfanglosigkeit (Ideen, die erst durch die Griechische Metaphysik möglich wurden) sind nur implizit im Text enthalten. Die Hl. Väter haben jedoch auch noch ganz andere Auslegungsmethoden angewandt, je nachdem, was der Text ihnen bedeutete.
Da nun der Text mehr beinhaltet und hergibt, als was jene Menschen, die ihn tradierten, verstehen und wissen konnten ? denn er ist göttlich inspiriert ? ist es auch ganz angebracht, ihn zu "interpretieren".
Ein Beispiel dafür:
"Gott, der Herr, machte Adam und seiner Frau Röcke aus Fellen und bekleidete sie damit."
Die meisten Väter haben diese Stelle so gedeutet, dass Gott den gefallenen Menschen ein gröberes, irdisches und fleischlicheres Gewandt angelegt hat. Vorher waren auch ihre Leiber mehr "geistig" gewesen.
Vielleicht hilft es unserer Diskussion weiter zu verstehen, dass wir nicht immer mit einer "wörtlichen" Interpretation weiterkommen, bzw. nicht bei ihr stehen bleiben sollten.
Alles Gute
Euer Novize Johannes
Ich freue mich sehr, dass dieses Thema wieder Anhang gefunden hat und das auch gleich mit großem Temperament.
So sind wir auch gleich wieder in media res unseres Problems: Was können wir von der Naturwissenschaft lernen und wie interpretieren wir die Bibel als Christen?
Was die Wissenschaft angeht (auch die theologische), so müssen wir natürlich äußerst vorsichtig sein, denn hier wird über Grundlegendes gehandelt, jedoch ohne Glauben. Ein Wissenschaftler ist stets geneigt, seine Theorien ? besonders, wenn sie unter seinen Kollegen Konsens gefunden haben ? als "wissenschaftliche Fakten" und als "bewiesene Tatsachen" hinzustellen, was der Realität nicht entspricht. Die wissenschaftliche Methode ist zutiefst menschlich und fehlbar.
Wie nun aber mit der Heilen Schrift der Bibel umgehen?
"Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde."
Zunächst: Wer spricht hier? Und was will er damit sagen? Und drittens: Was sagt der Text mir bzw uns?
Der "Autor" der Genesis gibt sich nirgends zu erkennen, er will es gar nicht, denn er schreibt hier etwas, das er sich nicht selbst ausgedacht hat. Er kennt es aus alten Überlieferungen und hat sicherlich auch eine göttliche Inspiration erfahren.
Das mag jetzt sehr vereinfacht sein, denn man kann vermuten, dass wir es nicht mit einem einzelnen Autor zu tun haben, der diese so verschiedenen und z.T. sehr alten Überlieferungen schriftlich festhielt und vielleicht hat auch der ein oder andere den Text verbessert, da er die Geschichte etwas anders kannte. Festhalten möchte ich nur, dass wir hier vor einem Werk von Menschen stehen, jedoch von Menschen, die über Generationen Geschichten tradiert haben und sie im Lichte ihres Gottes- und Weltverständnisses gedeutet haben.
Ich glaube dazu noch, dass jene Männer vom Hl. Geist inspiriert waren, bzw. dass sie ihr Gottwissen (und vielleicht auch ihr Weltwissen) aus eigener geistiger Erfahrung empfangen haben.
Was wollten nun diese Menschen, als sie niederschrieben, dass am Anfang Gott Himmel und Erde erschuf, aussagen? Hier hilft uns vielleicht der historische Kontext in dem sie das schrieben. Sie waren nämlich umgeben von Völkern, die an allerlei Göttermythen glaubten und zum Teil glaubten auch ihre eigenen Landsleute an solche alten Geschichten. In den altorientalischen Schöpfungsmythen haben wir immer sehr viele Götter und z.T. sehr grausam-archaische Geschichten über die Entstehung der Welt. Besonders zeigt sich auch an ihnen eine alte Vorstellung, dass alles belebt, alles von gewissen Energien und unsichtbaren Wirkkräften durchdrungen ist. Die Schöpfung ist ein Organismus voller Geister und Leben.
Hier nun lesen wir: Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Alles, die gesamte alte Lebenswelt fällt hier mit einem Schlag wie ein Vorhang weg. "Der Gott", ein Gott erschuf (es heißt einfach "machte") Himmel und Erde.
Hier haben wir ein eindrucksvolles Zeugnis eines Glaubens, der ganz andersartig ist als alles, was Menschen bis dahin gedacht haben.
Was sagt der Text nun uns heute? Ich glaube zunächst, dass es diesen Gott wirklich gibt und dass er wirklich Himmel und Erde geschaffen hat, d.h. er der Urheber alles Sichtbaren und Unsichtbaren ist, das er aus dem Nichts hervorgebracht hat. Ich glaube auch, dass es einen Anfang alles dessen gab, während Gott selbst ohne Anfang ist. Seht ihr, ich habe weitergedacht, bzw. ich stehe bereits in einer christlichen Auslegungstradition, die Fragen an den Text herangetragen hat, die sich die Menschen damals, als er niedergeschrieben wurde, noch gar nicht gestellt haben. Die Schöpfung aus dem Nichts, der Anfang aller Dinge und Gottes Anfanglosigkeit (Ideen, die erst durch die Griechische Metaphysik möglich wurden) sind nur implizit im Text enthalten. Die Hl. Väter haben jedoch auch noch ganz andere Auslegungsmethoden angewandt, je nachdem, was der Text ihnen bedeutete.
Da nun der Text mehr beinhaltet und hergibt, als was jene Menschen, die ihn tradierten, verstehen und wissen konnten ? denn er ist göttlich inspiriert ? ist es auch ganz angebracht, ihn zu "interpretieren".
Ein Beispiel dafür:
"Gott, der Herr, machte Adam und seiner Frau Röcke aus Fellen und bekleidete sie damit."
Die meisten Väter haben diese Stelle so gedeutet, dass Gott den gefallenen Menschen ein gröberes, irdisches und fleischlicheres Gewandt angelegt hat. Vorher waren auch ihre Leiber mehr "geistig" gewesen.
Vielleicht hilft es unserer Diskussion weiter zu verstehen, dass wir nicht immer mit einer "wörtlichen" Interpretation weiterkommen, bzw. nicht bei ihr stehen bleiben sollten.
Alles Gute
Euer Novize Johannes